Stilleben. Иван Тургенев
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Название: Stilleben

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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      Stilleben

      I

      In einem ziemlich geräumigen, vor Kurzem frisch getünchten Zimmer eines herrschaftlichen Nebengebäudes im Dorfe Ssassowo, das im . . . schen Kreise des T. . . schen Gouvernements liegt, saß an einem alten krummgeworfenen Tischchen auf einem hölzernen schmalen Stuhle ein junger Mann im Paletot und war augenscheinlich mit dem Durchsehen von Rechnungen beschäftigt. Zwei Stearinkerzen in silberplattirten Reiseleuchtern brannten vor ihm; in einer Ecke stand auf einer Bank ein offener Flaschenkeller, in einer anderen schlug ein Diener ein eisernes Feldbett auf. Hinter einem niedrigen Verschlage summte und zischte ein Samowar, auf eben hereingebrachtem Heu raschelte ein Hund. In der Thür stand ein Bauer in neuem Wamse, mit einem rothen Gurte um den Leib, großem Barte und klugem Gesichte, allen Anzeichen nach der Dorfälteste; sein Blick war aufmerksam auf den sitzenden jungen Mann gerichtet. An einer der Wände stand ein sehr altes und kleines Klavier neben einer ebenso alten Commodes an deren Schlüssellöchern die Schilder fehlten. Zwischen den Fenstern war ein kleiner blinder Spiegel angebracht. An dem Verschlage hing ein altes, fast ganz abgeblättertes Portrait einer gepuderten Dame im Reifrocke mit einem schwarzen Bändchen um den seinen Hals. Der auffallenden Krümmung der Decke und der Senkung des spaltenreichen Fußbodens nach zu schließen, hatte das kleine Nebengebäude, in welches wir den Leser geführt, ein hübsches Alter; es war Niemandes beständiger Wohnsitz und diente nur der Gutsherrschaft als Absteigequartier. Der junge Mann, der am Tische saß, war nun eben der Besitzer des Ssassow’schen Dorfes. Erst am vergangenen Abende war er von seinem Hauptgute, das hundert Werst weiter lag, angekommen und beabsichtigte schon am folgenden Tage, nach Beendigung der Wirthschaftsangelegenheiten und nachdem er die Anliegen der Bauern angehört und alle Papiere in Ordnung gebracht haben würde, wieder abzureisen.

      – Nun, genug damit, sagte er, sich aufrichtend – ich bin schon müde. Du kannst jetzt gehen, setzte er, zum Aeltesten gewendet, hinzu – morgen aber komm früher her und mache bei Zeiten den Bauern die Anzeige, sich zu versammeln, hörst Du?

      – Zu Befehl!

      – Und dem Gemeindeschreiber bedeute, er solle mir den verflossenen Monatsbericht einreichen. Du hast ganz gut gethan, setzte der Gutsherr, sich umschauend, hinzu die Wände weißen zu lassen. Es sieht doch reinlicher aus.

      Der Dorfälteste ließ schweigend den Blick über die Wände gleiten.

      – Nun, jetzt kannst du gehen.

      Der Aelteste verneigte sich und ging. Der Gutsherr streckte die Glieder.

      – He! rief er – gebt mir Thee . . . Es ist Zeit zu Bett zu gehen.

      Der Diener begab sich hinter den Verschlag und kehrte bald mit einem Glase Thee, einem Bündel kleiner städtischer Kringel und einem Kännchen mit Sahne auf einem Theebrette von Eisenblech, zurück. Der Gutsherr begann seinen Thee zu trinken hatte jedoch kaum zwei Schlucke davon genommen, als im Nebenzimmer Tritte hereintretender Personen sich hören ließen und Jemand mit kreischender Stimme fragte:

      – Ist Wladimir Sergeïtsch Astachow zu Hause und kann man ihn sprechen?

      Wladimir Sergeïtsch, so hieß der junge Mann im Paletot, blickte seinen Diener befremdet an und flüsterte ihm hastig zu:

      – Geh’, sieh wer da ist! Der Diener ging hinaus und warf die schlecht schließende Thiir hinter sich zu.

      – Melde Wladimir Sergeïtsch, ließ sich wieder die kreischende Stimme vernehmen, – es sei sein Nachbar Ipatow, der ihn zu sehen wünsche, wenn es ihn nicht stört. Auch sei mit mir noch ein anderer Nachbar, Bodräkow, Iwan Iljitsch, hergekommen, der ihm gleichfalls seine Aufwartung zu machen wünscht.

      Ein unwillkürlicher Ausruf von Aerger entfuhr Astachow, dennoch sagte er zu dem wiederkehrenden Diener:

      – Bitte die Herren einzutreten.

      In Erwartung der Gäste erhob er sich von seinem Sitze.

      Die Thür ging auf und sie erschienen. Der eine derselben, ein kleiner, wohlbeleibter, grauhaariger Alter, mit rundem Kopfe und hellen Augen, ging voraus; der Andere, ein langer, magerer Mann, von dreißig und einigen Jahren, mit langgezogenem, bräunlichem Gesichte und unordentlichen, schwarzen Haaren, kam wackeligen Ganges hinterdrein. Der Alte hatte einen sauberen grauen Ueberrock mit großen Perlmutterknöpfen an; ein rosenfarbenes Halstüchelchen, zur Hälfte unter dem zurückgeschlagenen Kragen des weißen Hemdes versteckt, war leicht um den Hals geschlungen und Gamaschen bedeckten zierlich die Füße. Angenehm fielen die bunten Würfel seines schottischen Beinkleides in die Augen; mit einem Worte, der ganze Mann machte einen wohlgefälligen Eindruck. Sein Gefährte hingegen flößte dem Beschauer eine nicht so günstige Meinung ein: er hatte einen schwarzen bis oben zugeknöpften Frack an, seine Beinkleider, aus dickem Winterstoff, waren in der Farbe dem Frack ähnlich. Aber weder am Halse noch an den Handgelenken war etwas von Wäsche zu sehen. Das alte Männchen ging zuerst auf Astachow zu, verbeugte sich freundlich und redete ihn mit demselben quiekenden Stimmchen an:

      – Habe die Ehre, Ihnen meine Aufwartung zu machen – Ihr nächster Nachbar und sogar Verwandten Ipatow, Michail Nikolaitsch. Habe schon längst gewünscht, mich des Vergnügens zu erfreuen, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe, ich störe doch nicht?

      Astachow entgegnete, er sei auch sehr erfreut und habe gleichfalls den Wunsch gehabt . . . von Stören sei keine Rede, und ob es nicht gefällig wäre Platz zu nehmen und Thee zu trinken.

      – Und dieser Edelmann, fuhr der Alte, nachdem er mit zuvorkommendem Lächeln die nicht zu Ende gesprochene Rede Astachow’s angehört hatte, indem er mit der Hand auf den Herrn im Frack deutete, fort: – auch Ihr Nachbar . . . und ein Freund von mir, Bodräkow, Iwan Iljitsch, hegt ebenfalls den Wunsch , Ihre Bekanntschaft zu machen.

      Der Herr im Frack, nach dessen Aussehen zu urtheilen, wohl Niemand vermuthet hätte, er habe jemals in seinem Leben einen Wunsch hegen können, – so zerstreut und zugleich schläfrig war der Ausdruck dieses Gesichtes, – der Herr im Frack machte eine unbeholfene und träge Verbeugung Astachow erwiderte dieselbe und bat nochmals die Gäste, Platz zu nehmen.

      Die Gäste ließen sich nieder.

      – Es freut mich sehr, freut mich sehr, begann der Alte, wohlgefällig die Arme spreizend, während sein Gefährte mit halbgeöffnetem Munde den Blick an der Decke umherschweifen ließ, – freut mich sehr, daß mir endlich die Ehre zu Theil wird, Sie persönlich kennen zu lernen. Obschon der Ort, in welchem Sie sich aufzuhalten pflegen, ziemlich weit von hier entfernt liegt, so halten wir Sie doch auch, so zu sagen, für einen unserer Urgrundbesitzer.

      – Sehr schmeichelhaft für mich, erwiderte Astachow.

      – Schmeichelhaft oder nicht, es ist aber so. Sie müssen es uns, Wladimir Sergeïtsch, schon zu Gute halten, – wir, im . . .schen Kreise hier, sind ein gerades Volk von einfacher Lebensart und sprechen frisch von der Leber weg. Bei uns, will ich Ihnen sagen, fährt Einer zum Anderen sogar an seinem Namenstage nicht anders als im Ueberrock. Wahrhaftig! So ist es schon einmal bei uns Sitte! In den benachbarten Kreisen nennt man uns daher »die Ueberöcke«, und sogar Leute von schlechtem Ton; wir kehren uns aber nicht daran! Das fehlte noch, daß wir auf dem Lande uns Zwang auferlegen sollten!

      – Gewiß, was kann es Besseres geben . . . auf dem Lande, als Ungezwungenheit des Benehmens, bemerkte Astachow.

      – Und dabei, fuhr der Alte fort – giebt es in unserem Kreise, kann man wohl sagen, überaus kluge Köpfe, Leute von europäischer Bildung, obgleich sie keinen Frack tragen. So zum Beispiel Jewtückow, Stepan Stepanitsch, unser Geschichtsschreiber, er beschäftigt sich mit der urältesten russischen Geschichte, ist in Petersburg bekannt, ein außerordentlich gelehrter Kopf! Wir haben in unserer Stadt eine alte schwedische Kanonenkugel, müssen Sie wissen . . sie liegt dort auf dem Platze СКАЧАТЬ