Название: Oblomow
Автор: Иван Гончаров
Издательство: Public Domain
Жанр: Русская классика
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»Gott, ach Gott!« sagte er aus der Fülle seines Glückes heraus und erwachte. Vom Hof ertönte es fünfstimmig herein: »Kartoffeln! Sand, brauchen Sie keinen Sand? Kohlen! Kohlen! Steuern Sie, gütige Herrschaften, zur Erbauung eines Gotteshauses bei!« Aus dem benachbarten Neubau drang das Klopfen der Hacken und das Schreien der Arbeiter herüber, und auf der Straße hörte man die Wagen rasseln. Überall Stimmen und Bewegung!
»Ach!« seufzte Ilja Iljitsch schmerzlich auf. Was das für ein Leben ist! Wie abscheulich dieser Großstadtlärm ist! Wann wird denn das ersehnte paradiesische Leben beginnen? Wann komme ich in die Felder und die vertrauten Wälder? dachte er. Jetzt würde er gern unter einem Baum auf dem Gras liegen, durch die Äste hindurch auf die Sonne blicken und zählen, wieviel Vögel sich auf die Zweige setzen. Und dann bringt irgendein rotbackiges Dienstmädchen mit nackten, runden und weichen Ellbogen und einem sonnengebräunten Hals bald das Mittagessen und bald das Frühstück herein; die Schelmin senkt die Augen und lächelt . . . Wann denn diese Zeit? . . . Und der Plan, der Dorfschulze und die Wohnung? tauchte es in seinem Gedächtnis auf.
»Ja, ja!« sagte Ilja Iljitsch, »gleich, sofort!«
Oblomow erhob sich rasch und richtete sich auf dem Sofa auf, ließ dann die Füße vom Sofa herabgleiten, schlüpfte auf einmal in beide Pantoffeln hinein und blieb eine Weile so sitzen; dann erhob er sich endgültig und blieb ein paar Minuten lang sinnend stehen.
– Sachar, Sachar! – schrie er laut, auf den Tisch und das Tintenfaß blickend.
– Was ist denn? – hörte man mit dem Sprunge zugleich. – Wie mich nur meine Beine tragen! – Sachar! – wiederholte Ilja Iljitsch sinnend, ohne den Blick vom Tisch zu wenden. – Höre einmal, Bruder . . . – begann er, auf das Tintenfaß hinweisend, versank aber, ohne den Satz zu vollenden, in seine Gedanken. Jetzt streckten sich seine Arme nach oben aus, die Knie sanken ein, er begann sich zu strecken, zu gähnen . . . – Wir hatten dort noch – begann er langsam, sich noch immer streckend, – ein Stück Käse, und . . . gib mir Madeira; es ist noch weit bis zum Mittagessen, und ich werde jetzt ein wenig frühstücken . . . – Wo hatten wir einen? – sagte Sachar. – Es ist nichts geblieben . . . – Wieso ist nichts geblieben? – unterbrach ihn Ilja Iljitsch. – Ich erinnere mich ganz genau; es war noch ein so großes Stück da . . . – Nein, nein! Es ist gar nichts zurückgeblieben! – wiederholte Sachar beharrlich.
– Es war noch etwas da! – sagte Ilja Iljitsch.
– Nein! – antwortete Sachar.
– Nun, dann kaufe Käse. – Geben Sie mir Geld. – Dort liegt kleines Geld, nimm es! – Hier ist nur ein Rubel vierzig, und ich brauche einen Rubel sechzig Kopeken. – Dort waren noch Kupfermünzen! – Ich habe keine gesehen! – sagte Sachar, von einem Fuß auf den anderen tretend. – Es war Silber da, das liegt hier noch, es waren aber keine Kupfermünzen dabei! – Es waren welche dabei; gestern hat sie der Hausierer mir selbst in die Hand gegeben. – Ich war dabei – sagte Sachar, – ich habe gesehen, daß er Kleingeld gegeben hat, ich habe aber keine Kupfermünzen gesehen . . . Vielleicht hat Tarantjew sie genommen? dachte Ilja Iljitsch unschlüssig, aber nein, der hätte auch das Kleingeld genommen.
– Was gibt es also sonst noch? – fragte er.
– Gar nichts! Ich muß Anissja fragen, ob der gestrige Schinken noch da ist – sagte Sachar. – Soll ich ihn bringen? – Bringe, was da ist. Wieso ist denn sonst nichts geblieben? – Nun, es ist eben nichts geblieben! – sagte Sachar und ging.
Und Ilja Iljitsch spazierte langsam und sinnend im Zimmer herum.
– Ja, ich habe viel Sorgen – sagte er leise. – Zum Beispiel der Plan – wieviel Arbeit er noch erfordert! . . . Und es ist doch ein Stück Käse übriggeblieben – fügte er sinnend hinzu, – Sachar hat ihn aufgegessen und sagt, daß keiner da war! Und wo sind die Kupfermünzen hingekommen? – sagte er, mit der Hand auf dem Tisch herumtastend.
Nach einer Viertelstunde stieß Sachar die Thür mit dem Präsentierbrett auf, das er in beiden Händen hielt, und wollte, als er im Zimmer war, die Thür mit dem Fuß zuschlagen, doch er hatte falsch gezielt und traf den leeren Raum; das Weinglas fiel herab, ihm folgte der Pfropfen der Karaffe und eine Semmel.
– Du kannst keinen Schritt machen, ohne daß so etwas vorkommt! – sagte Ilja Iljitsch. – Nun, so hebe doch das, was du fallen gelassen hast, auf; er steht noch da und bewundert es! Sachar beugte sich mit dem Präsentierteller herab, um die Semmel aufzuheben, bemerkte aber, als er sich niedergekauert hatte, daß seine beiden Hände beschäftigt waren und er nichts hatte, womit er die Semmel aufheben konnte.
– Nun, hebe es einmal auf! – sagte Ilja Iljitsch spöttisch. – Nun also? Warum tust du es denn nicht? – Oh, daß euch der Teufel hole, ihr verfluchten – wandte sich Sachar wütend an die herabgeworfenen Gegenstände, – wo kommt es denn vor, daß knapp vor dem Mittagessen gefrühstückt wird? Er stellte das Präsentierbrett hin und hob alles, was ihm heruntergefallen war, vom Fußboden auf; er nahm die Semmel, blies sie ab und legte sie auf den Tisch.
Ilja Iljitsch begann zu frühstücken, und Sachar blieb in einiger Entfernung stehen und blickte ihn von der Seite an, als hätte er vor, etwas zu sagen. Aber Oblomow frühstückte, ohne ihm die geringste Beachtung zu schenken. Sachar räusperte sich zweimal. Oblomow sah sich noch immer nicht um.
– Der Verwalter hat soeben wieder herübergeschickt – begann Sachar endlich schüchtern, – er sagt, der Baumeister war bei ihm, er fragt, ob er unsere Wohnung anschauen darf? Es ist alles des Umbaues wegen . . . Ilja Iljitsch aß, ohne ein Wort zu erwidern.
– Ilja Iljitsch! – sagte Sachar nach einer Weile noch leiser.
Ilja Iljitsch gab sich den Anschein, als hörte er nichts.
– Man fordert, daß wir nächste Woche ausziehen – krächzte Sachar.
Oblomow trank ein Glas Wein und schwieg.
– Was sollen wir denn anfangen, Ilja Iljitsch? – fragte Sachar fast flüsternd.
– Habe ich dir denn nicht verboten, mir davon zu sprechen! – sagte Ilja Iljitsch streng, erhob sich und kam auf Sachar zu. Dieser wich vor ihm zurück.
– Was du für ein giftiger Mensch bist, Sachar! – fügte Oblomow überzeugt hinzu.
Sachar fühlte sich verletzt.
– Aber – sagte er, – ich bin giftig! Warum bin ich denn giftig? Ich habe niemand umgebracht. – Natürlich bist du giftig! – wiederholte Ilja Iljitsch, – du vergiftest mir das Leben. – Ich bin nicht giftig! – sagte Sachar.
– Warum gibst Du mir mit der Wohnung keine Ruhʼ?
– Was soll ich denn thun?
– Und was soll ich thun?
– Sie wollten ja dem Hausherrn schreiben!
– Ich werde ihm auch schreiben; warte; das geht doch nicht so schnell!
– Sie sollten ihm jetzt gleich schreiben!
– Jetzt, jetzt! Ich habe noch Wichtigeres zu thun. Du glaubst das ist wie Holzhacken? Eins, zwei, drei? Da, – sagte СКАЧАТЬ