Matisse / Матисс. Книга для чтения на немецком языке. Александр Иличевский
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Читать онлайн книгу Matisse / Матисс. Книга для чтения на немецком языке - Александр Иличевский страница 23

СКАЧАТЬ in den kleinen Straßen um die Petrowka, im Derbenjowka- Viertel inspizierte er verwaiste Baracken, auf der Leninskaja Sloboda flohen sie vor der Eisenbahnmiliz. Sie zogen umher auf der Suche nach Stellen, an denen unterirdische Parkhäuser, Unterführungen, Straßentunnel gebaut, Rohre verlegt, Fundamente freigeschaufelt wurden. Hatten sie einen solchen Ort gefunden, warteten sie, bis gegen drei Uhr morgens die Nachtschicht zu Ende war.

      Nadja gefiel an der Schatzsuche, dass sie draußen übernachteten. Draußen brüllte sie niemand an, draußen war es interessanter. Wadja ließ sie Schmiere stehen, er selbst kletterte über die Stahlpalisade, die aus der Betonschalung emporragte, stieg umständlich in die Baugrube hinunter, über Vorsprünge und Metallleitern, hielt sich an Kabeln fest, die in gewundenen Bündeln aus den Kompressoren quollen.

      Blicklos sah sich Nadja nach allen Seiten um, wie ihr Wadja aufgetragen hatte, doch dann vergaß sie es und schaute mit offenem Mund zu, wie er auf dem Grund der Abraumhalde mit einem Brett Erdklumpen zerhaute, hier und dort herumstocherte. Dann wurde sie von einer laufenden Pumpe abgelenkt, die schepperte und schmatzte und durch einen zerlöcherten, prustenden Riffelschlauch lehmiges Wasser aus der klaffenden Grube schlürfte.

      Gestern schließlich hatten sie in einem Seitensträßchen des Pokrowski-Boulevard einen frischen Erdhügel entdeckt, heiß ersehnt wie ein Getreidehaufen: Hier wurde eine Grünanlage aufgegraben, weil eine Tiefgarage gebaut werden sollte. Über den Hügel kletterte schon ein Sammler mit Stirnlampe und Schüssel. Hob mit einer Pionierschaufel Erde an, drückte, schüttete, rieb sie durch ein Sieb; Interessantes legte er auf eine Zeitung, Steinchen schleuderte er zur Seite. Von Zeit zu Zeit griff er zum Metalldetektor, klemmte einen Kopfhörer zwischen Schulter und Ohr, führte das Gerät auf dem Hang hin und her und verzog, wenn es summte, das Gesicht.

      Wadja ließ er nicht auf den Hügel.

      Gab ihm wortlos einen heftigen Schubs. Wadja flog runter, und als er sich von der anderen Seite nähern wollte, kam der Mann angeschossen und stieß ihn wieder runter, machte einen Satz und stand schwer atmend, mit den Armen fuchtelnd neben ihm, fasste ihn aber nicht an.

      Wadja stand stur ein wenig abseits. Nadja ging zu ihm.

      Morgen würde die Erde abtransportiert. Geschickt zerlegte der Mann die Halde. Wortlos. Schnaubte und spuckte vor Eifer.

      Wadja konnte stehen wie ein Fels. So bat er auch um milde Gaben: reglos. Er bettelte nie, sondern kniete sich vor eine Mauer, legte seine Mütze hin, wagte nicht, den Blick zu heben. Nickte nur, wenn jemand etwas gab. Seine großen Hände hingen herab, als gehörten sie nicht zu seinem Körper, er zog sie zu sich heran und legte sie sorgfältig auf den Knien zusammen wie Krebsscheren. Nadja lief währenddessen mit einer Plastiktüte herum, deren Rand sie wie einen Strumpf aufgekrempelt hatte. Sie bekam beim Betteln immer nur wenig. Einmal hatten sie ein ergiebiges Plätzchen aufgespürt – das Hotel Marriott auf der Twerskaja. Hier ließen Übernachtungsgäste, wenn sie von einem Spaziergang zurückkehrten, durchaus mal einen oder gar zehn Dollar springen. Man erzählte sogar von hundert Dollar, die Katjuscha, die Eule, eingeheimst hatte.

      Mit starrem Blick kniete sich Wadja um die Ecke vor eine Mauer. Allerlei Volk trieb sich da herum in der Hoffnung auf Beute: Alte Weiblein rasselten mit Kleingeld in Plastiknäpfchen vor teuer bemäntelten Passanten herum, Soldaten tummelten sich an den Eisständen und schickten einen eifrigen Schnorrer los. Dieser lief einen Häuserblock zurück, spähte in der Menge einen Geldgeber aus, hängte sich an ihn heran, schloss im Gleichschritt zu ihm auf und bat in schmeichlerischem Ton um Geld. Der Ausländer begriff nicht, warum ein Soldat ihn so liebevoll ansprach, beschleunigte den Schritt, und vielleicht, nur um klarzustellen, dass er nichts mit dem Soldaten zu tun haben wollte, kramte er Kleingeld aus der Tasche und warf es in Wadjas Mütze. Der Soldat fiel dann aus dem Gleichschritt, machte kehrt, gab Wadja wortlos einen Tritt mit dem Stiefel und hinterließ auf Flanke, Bauch oder Schulter einen weiteren Fußabdruck.

      Der Bolschoi Trjochswjatitelski Pereulok ragte empor wie ein Treppchen aus parkenden Autos, bergauf hin zum Boulevard, bergab und nach links zum Fluss, wo sich funkelnd zerzauste Laternennester entlangzogen, wo rote Bremsleuchten auf der Uferstraße dahinflossen und ein geflügeltes Riesenhochhaus* blau über der Weite des Flusses schimmerte, ähnlich einem in den Himmel auffliegenden Vogel. Die Fenster der Häuser verschwammen vor Nadjas Augen, zitterten wie gelbe Kaviarspiegel, in denen sie sich selbst zu erblicken bemühte, doch die ließen es nicht zu und verwandelten sich in grelle, dampfende Stücke Maisgrütze, schwammen satt dahin, zogen sie mit, aber sie sträubte sich, sie musste bei Wadja bleiben, wohin käme sie ohne ihn?

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      Примечания

      1

      Здесь и далее прим. перев.

      2

      in Gegenwart einer Dame – в присутствии дамы, женщны

      3

      j-n platt machen (фам.) – убить кого-либо, прикончить

      4

      j-n verdreschen (разг.) – дать кому-либо взбучку

      5

      in Beschlag nehmen (в т. ч. юр., эк.) – конфисковать, забрать в пользование

      6

      den Tee in Plastikbechern ausschenken – наливать (разливать) чай в пластиковые стаканчики

      7

      j-n zur Vernunft bringen – образумить кого-либо

      8

      nach Luft schnappen – ловить (хватать) ртом воздух

      9

      gegen j-n / etwas (Akk) zu Felde ziehen (высок.) – энергично СКАЧАТЬ