Ein Thron für Schwestern . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Ein Thron für Schwestern - Морган Райс страница 3

СКАЧАТЬ geschlagen? Weil sie etwas Falsches oder weil sie etwas nicht schnell genug getan hatte? Weil sie schön genug war, dass man es als Sünde an und für sich bezeichnen konnte? Weil sie das flammend rote Haar einer Unruhestifterin hatte?

      Wenn sie nur ihre Begabung kennen würden. Sie schauderte bei dem Gedanken daran. Für das, würden sie sie totschlagen.

      “Ignorierst du mich, du dummes Mädchen?”, fragte die Nonne. Sie schlug immer und immer wieder.

      “Mit den Knien an die Wand, alle!”

      Das war das Schlimmste: es machte nichts, ob du alles richtig machst. Die Schwestern würden jeden schlagen, für das Scheitern eines einzigen Mädchens.

      “Ihr müsst daran erinnert werden”, spie Schwester O’Venn, als Sophia ein Mädchen laut aufschreien hörte, “wer ihr seid. Wo ihr herkommt.” Ein weiteres Mädchen wimmerte, als die Lederriemen auf Fleisch trafen. “Ihr seid die Kinder, die niemand wollte. Ihr seid Eigentum der maskierten Göttin, die euch durch ihre Gnade ein Zuhause gibt.”

      Sie machte ihre Runde durch das Zimmer und Sophia wusste, dass sie die Letzte sein würde. Der Gedanke dahinter war, sie sich schuldig fühlen zu lassen für den Schmerz der anderen und ihnen Zeit zu geben, sie dafür zu hassen, dass sie ihnen das hier angetan hatte, ehe sie ihre Schläge bekam.

      Die Schläge, auf die sie kniend wartete.

      Wenn sie nur gehen könnte.

      Der Gedanke kam Sophia, so unverhofft, dass sie überprüfen musste, ob es keine Art Nachricht von ihrer jüngeren Schwester war oder dass sie es nicht von anderen aufgeschnappt hatte. Das war das Problem mit ihrer Gabe; sie kam, wann sie wollte, nicht wenn man sie rief. Trotzdem schien es, dass der Gedanke ihrer war und mehr als das, er war wahr.

      Lieber den Tod riskieren, als hier noch einen Tag länger bleiben.

      Natürlich, wenn sie sich traute wegzugehen, wäre die Strafe noch schlimmer. Sie fanden immer einen Weg, es noch schlimmer zu machen. Sophia hatte Mädchen gesehen, die gestohlen hatten oder tagelang ausgehungert wurden. Wie sie tagelang hungerten, gezwungen auf den Knien zu bleiben und geschlagen wurden, wenn sie versuchten zu schlafen.

      Aber das war ihr egal. Etwas in ihr hatte eine Linie überschritten. Die Angst berührte sie nicht, sie wurde überschwemmt von der Angst darüber, was sowieso bald passieren würde.

      Immerhin wurde sie heute siebzehn.

      Sie war jetzt alt genug, um ihre Schulden der jahrelangen “Pflege” durch die Nonnen zurückzuzahlen – sie würde verpflichtet und verkauft werden wie Vieh. Sophia wusste, was mit Waisen passierte, die alt genug waren. Im Vergleich dazu, spielte das Schlagen keine Rolle.

      Sie hatte tatsächlich bereits seit Wochen darüber nachgedacht. Sie hatte den Tag gefürchtet, ihren Geburtstag.

      Und jetzt war er da.

      Zu ihrem eigenen Schreck handelte Sophia. Sie stand ruhig auf und sah sich um. Die Aufmerksamkeit der Nonne lag auf einem anderen Mädchen, das sie brutal auspeitschte, sie konnte also ruhig zur Tür gleiten. Wahrscheinlich merkten es die anderen Mädchen gar nicht oder wenn sie es taten, hatten sie zu viel Angst etwas zu sagen.

      Sophia trat auf einen der schlichten, weißen Korridore des Waisenhauses, sie bewegte sich ruhig und ging vom Arbeitsraum weg. Es gab noch andere Nonnen da draußen, aber solange sie sich mit einem Ziel bewegte, reichte es vielleicht, dass sie sie nicht davon abhielten, weiterzugehen.

      Was hatte sie gerade getan?

      Sophia ging weiter wie betäubt durch das Haus der Herrenlosen, kaum glaubend, dass sie das gerade tat. Es gab Gründe, warum die Vordertüren geschlossen waren. Die Stadt dahinter, direkt außerhalb der Türen, war ein rauer Ort – und noch härter für diejenigen, die ihr Leben schon als Waisen begonnen hatten. Ashton hatte wie jede andere Stadt, Diebe und Schlägertypen – dennoch gab es auch die Jäger, welche die fliehenden Abhängigen zurückholten und das freie Volk, das auf sie spucken würde, einfach weil sie war, was sie war.

      Dann war da ihre Schwester. Kate war erst fünfzehn. Sophia wollte sie nicht in Probleme bringen. Kate war stark, stärker als sie, dennoch war sie trotzdem noch Sophias kleine Schwester.

      Sophia ging in Richtung des Klosters und des Hofes, wo sie sich mit den Jungen aus dem Waisenhaus von nebenan trafen, sie versuchte herauszufinden, wo ihre Schwester sein könnte. Sie könnte nicht ohne sie gehen.

      Sie war schon fast da, als sie ein Mädchen aufschreien hörte.

      Sophia lief in Richtung des Geräuschs und erwartete fast, dass ihre kleine Schwester in irgendeine Art Kampf geraten war. Als sie den Hof erreichte, konnte sie Kate im Zentrum der schlagenden Pöbel nicht finden, aber dafür ein anderes Mädchen. Diese hier war noch jünger, vielleicht dreizehn und sie wurde von drei Jungen geschubst und geschlagen, die schon fast alt genug sein müssten, um in Lehrstellen oder in die Armee zu gehen.

      “Hört auf!”, schrie Sophia und überraschte sich selbst genauso sehr wie die Jungen. Normalerweise war die Regel, dass man einfach vorbeiging, egal was im Waisenhaus passierte. Du bleibst ruhig und denkst an deine Stellung. Jetzt trat sie dennoch nach vorne.

      “Lasst sie in Ruhe.”

      Die Jungs hörten auf und starrten sie an.

      Der Älteste schaute sie mit einem bösartigen Grinsen an.

      “Sieh an, sieh an, Männer”, sagte er, “sieht aus, als wenn wir hier noch jemanden haben, der nicht da ist, wo er sein sollte.”

      Er hatte stumpfe Züge und die Art von totem Blick in seinen Augen, den man nur von den Jahren im Haus der Herrenlosen bekam.

      Er trat vorwärts, und ehe sie noch reagieren konnte, griff er Sophias Arm. Sie schlug nach ihm, aber er war zu schnell und schubste sie auf den Boden. In solchen Momenten wünschte Sophia sich, dass sie die Kampffähigkeiten ihrer jüngeren Schwester hätte, ihre Fähigkeit, sofortige Brutalität heraufzubeschwören, deren Sophia trotz all ihrer List nicht fähig war.

      Die wird eh als Hure verkauft … da kann ich sie auch schon vorher rannehmen.

      Sophia war erschrocken von seinen Gedanken. Diese hatten ein fast schlüpfriges Gefühl dabei und sie wusste, dass es seine Gedanken waren. Ihre Panik wurde noch stärker.

      Sie begann zu kämpfen, aber er hielt ihre Arme leicht fest.

      Es gab nur eins, was sie tun konnte. Sie sammelte ihre ganze Konzentration und berief sich auf ihre Begabung, hoffte, dass es dieses Mal funktionieren würde.

      Kate, rief sie in Gedanken, der Hof. Hilf mir!

      *

      “Eleganter, Kate!”, rief die Nonne. “Noch eleganter!”

      Kate hatte keine Zeit für Eleganz, aber dennoch gab sie sich Mühe, als sie Wasser in einen Kelch füllte, der von der Schwester gehalten wurde. Schwester Yvaine betrachtete sie kritisch unter ihrer Maske.

      “Nein, du hast es immer noch nicht verstanden. Und ich weiß, dass du kein ungeschicktes Mädchen bist. Ich habe gesehen, wie du die Räder im Hof gedreht hast.”

      Sie hatte Kate nicht dafür bestraft, was zeigte, dass Schwester Yvaine nicht СКАЧАТЬ