Eine Spur von Tod . Блейк Пирс
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Читать онлайн книгу Eine Spur von Tod - Блейк Пирс страница 12

СКАЧАТЬ Durch ein Loch im Dach fiel etwas Licht in den Schuppen. Ashley war nicht dort, nur jede Menge alte Farbdosen, Werkzeuge und anderes Gerümpel. Sie wollte gerade wieder zum Haus gehen, als ihr ein ganzer Stapel von KFZ-Kennzeichen auf einem Regal auffiel. Sie beschloss, ihn aus der Nähe anzusehen. Der Stapel bestand aus sechs Nummernschildern, alle hatten aktuelle Plaketten.

      Was hat er damit vor? Wir müssen sie untersuchen lassen.

      Sie drehte sich um und wollte gehen, als ein Windstoß die Tür zuschlug.

      Jetzt war es etwas dunkler im Schuppen. Die plötzliche Dunkelheit verursachte einen Anflug von Klaustrophobie bei Keri. Sie atmete ein paarmal tief durch und riss die Tür wieder auf.

      So muss es für Evie gewesen sein. Alleine in der Dunkelheit ohne zu wissen, was mit ihr geschieht. Ob mein kleines Mädchen das durchmachen musste? Es musste ein Albtraum sein.

      Sie spürte einen Kloß im Hals, als sie sich zum hundertsten Mal vorstellte, wie Evie an einem Ort wie diesem eingesperrt wurde. Nächste Woche war die Entführung fünf Jahre her. Das würde ein schwerer Tag werden.

      Seitdem war viel geschehen – sie hatte lange um ihre Ehe gekämpft. Doch mit der Hoffnung, Evie zu finden, schwanden auch ihre Chancen auf ein gemeinsames Leben. Nachdem sie und Stephen sich scheiden ließen, hatte er ein Sabbatjahr von seiner Professur für Kriminologie und Psychologie an der Loyola Marymount University genommen, mit der offiziellen Begründung unabhängige Recherchen durchzuführen. In Wahrheit hatte ihn die Verwaltung dazu gezwungen, weil seine Alkoholexzesse und seine Affären mit verschiedenen Studentinnen aufgefallen waren. Ihr Leben lag in Scherben, wohin sie auch sah. Schließlich musste sie ihrer größten Niederlage in die Augen blicken: man hatte ihre Tochter gestohlen und sie konnte ihr nicht helfen.

      Keri wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und ärgerte sich über sich selbst.

      Okay, ich habe meine eigene Tochter aufgegeben, aber Ashley werde ich retten! Reiß dich zusammen, Keri!

      Dann fiel ihr Ashleys Handy wieder ein. Sie aktivierte es direkt hier im Schuppen. Das Passwort Honey war richtig. Wenigstens damit hatte Denton sie nicht angelogen.

      Sie ging zu ihren Fotos. Ashley hatte hunderte von Fotos gespeichert, die meisten davon hübsche kleine Selfies mit ihren Freunden oder mit Denton Rivers, sogar ein paar mit ihrer Mutter. Doch Keri fand auch ein paar privatere Bilder.

      Ein paar Fotos waren in einer Bar aufgenommen worden, offensichtlich nach Ladenschluss. Sie zeigten Ashley und ihre Freunde halb besinnungslos, wie sie sich gegenseitig Alkohol einflößten und ihre Röcke hoben um ihre Tangas in die Kamera zu halten. Auf ein paar Fotos wurden auch Bongs geraucht und Joints gedreht. Auf dem Tisch standen Schnapsflaschen.

      Wen kannte Ashley, der ihr Zugang zu diesem Ort verschaffte? Wann wurden diese Fotos gemacht? Wieso wussten ihre Eltern nichts davon?

      Dann erstarrte Keri. Auf zwei Fotos lag im Hintergrund eine 9mm Pistole. Einmal neben einem Päckchen Zigaretten auf dem Tisch, einmal auf dem Sofa neben einer Tüte Chips. Die nächsten Bilder zeigten Ashley irgendwo im Wald, wie sie auf eine Dose Cola zielte.

      Was hat das zu bedeuten? War das Ashleys Art, Spaß zu haben? Wollte sie lernen, sich selbst zu verteidigen? Vor wem?

      Keri bemerkte, dass Denton Rivers in den letzten drei Monaten immer seltener auf ihren Fotos zu sehen war. Dafür war immer öfter ein extrem gutaussehender junger Mann mit einer langen, blonden Mähne zu sehen. Auf vielen Bildern trug er kein T-Shirt und zeigte seinen durchtrainierten Oberkörper. Er schien sehr stolz auf seinen Sixpack zu sein. Aber er ging nicht mehr auf die Schule, so viel stand fest. Keri schätzte ihn auf Anfang zwanzig.

      Ob er ihnen Zugang zu der Bar verschafft hatte?

      Ashley hatte zu dieser Zeit auch einige erotische Fotos von sich selbst gemacht. Einige zeigten sie in Unterwäsche, andere oben ohne, wie sie sich verführerisch streichelte. Auch wenn ihr Gesicht auf den Bildern nicht zu sehen war, war Keri dennoch sicher, dass es Ashley war. Keri erkannte ihr Zimmer. Ein Bild zeigte sogar das Mathematikbuch, in dem sie ihren gefälschten Führerschein versteckt hatte. Auf einem anderen war ein Teil ihres Stofftieres sichtbar, das mit abgewandtem Kopf auf ihrem Kissen saß, als könne es den Anblick nicht ertragen. Keri wurde blass.

      Sie beschloss, sich als nächstes die gesendeten SMS anzusehen. Ashley hatte die erotischen Fotos an einen Typen namens Walker gesendet, vermutlich der Typ mit dem Sixpack. Die zugehörigen Mitteilungen waren eindeutig. Trotz Mia Penns inniger Beziehung zu ihrer Tochter, schien Stafford Penn den realistischeren Eindruck von Ashleys Privatleben zu haben.

      Eine Mitteilung an Walker vor vier Tagen lautete: Ich habe Denton offiziell abserviert. Könnte Probleme geben. Ich sag Bescheid.

      Keri schaltete das Handy aus und saß nachdenklich in dem dunklen Schuppen. Sie schloss die Augen und ließ ihre Gedanken wandern. Plötzlich spielte sich vor ihrem inneren Auge eine Szene ab, so lebendig, als hätte sie genau hier stattgefunden.

      Es war Sonntag, ein schöner, sonniger Septembermorgen mit blauem Himmel. Sie war mit Evie auf dem Spielplatz. Stephen kam an diesem Tag von einem Ausflug in den Bergen zurück. Evie trug ein lilafarbenes T-Shirt, weiße Shorts, weiße Spitzensocken und Sportschuhe.

      Sie lächelte über das ganze Gesicht. Ihre grünen Augen leuchteten und ihre blond gelockten Zöpfchen wippten in der Sonne. An einem ihrer Schneidezähne war ein kleines Eck abgebrochen. Da es kein Milchzahn mehr war, mussten sie ihn irgendwann richten lassen. Doch immer, wenn Keri es erwähnte, geriet Evie in Panik, deswegen schoben sie es immer wieder auf.

      Keri saß barfuß im Gras, um sie herum lagen Papiere verstreut. Sie bereitete sich auf ihren Vortrag auf der Kriminologen-Konferenz am nächsten Tag vor. Sie hatte sogar einen Gastredner eingeladen, einen Detective vom LAPD namens Raymond Sands, der sie in der Vergangenheit ein paarmal kontaktiert hatte.

      „Mami, kaufst du mir ein Eis?“

      Keri sah auf die Uhr. Sie war fast fertig und der Laden lag auf dem Heimweg. „Gib mir fünf Minuten.“

      „Heißt das Ja?“

      Sie lächelte. „Ja! Großartige Idee.“

      „Darf ich mir auch Soße oder Streusel aussuchen?“

      „Kommt darauf an… Wie sieht Feenstaub aus?“

      „Ich weiß nicht.“

      „So bunt wie Streusel! Verstehst du?“

      „Klar verstehe ich! Ich bin doch kein Baby mehr!“

      „Natürlich nicht, mein Schatz, entschuldige. Gib Mir noch fünf Minuten.“

      Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Vortrag. Eine Minute später ging jemand an ihr vorbei. Sein Schatten fiel kurz auf ihre Papiere. Sie ärgerte sich über die Ablenkung und versuchte sich wieder zu konzentrieren.

      Plötzlich wurde die Stille von einem entsetzlichen Schrei zerrissen. Keri blickte erschrocken auf. Ein Mann in Windjacke und Baseball-Mütze rannte davon. Sie konnte ihn nur von hinten sehen, bemerkte aber, dass er irgendetwas in den Armen trug.

      Keri stand auf und sah sich unruhig nach Evie um, aber sie konnte sie nirgendwo entdecken. Ohne nachzudenken rannte sie dem Mann hinterher. In diesem Moment sah СКАЧАТЬ