Название: Zielobjekt Null
Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Agent Null Spionage-Thriller
isbn: 9781094310275
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„Cheval.“ Einer der syrischen Männer nickte Adrian fast ehrfürchtig zu. „Nach vorne? Erzähl uns.“ Er sprach in extrem gebrochenem Französisch.
„Nach vorne?“, wiederholte Adrian verwirrt.
„Er fragt nach deinem Fortschritt“, sagte Claudette sanft.
Adrian grinste. „Sein Französisch ist schrecklich.“
„So wie dein Arabisch“, erwiderte Claudette.
Guter Punkt, dachte Adrian. „Sag ihm, dass der Vorgang Zeit braucht. Er ist akribisch und fordert Geduld. Aber die Arbeit läuft gut.“
Claudette gab die Nachricht auf Arabisch weiter und die beiden Araber nickten zustimmend.
„Kleines Stück?“, fragte der zweite Mann. Es schien so, als wollten sie ihr Französisch an ihm üben.
„Sie sind wegen der Probe hier“, erklärte Claudette Adrian, obwohl er so viel auch schon aus dem Kontext verstanden hatte. „Gehst du sie holen?“ Es war ihm klar, dass Claudette kein Interesse daran hatte, den Behälter für biologische Gefahrenstoffe selbst zu berühren, egal ob er versiegelt war oder nicht.
Adrian nickte, bewegte sich aber nicht.
„Frag sie, wieso Khalil nicht selbst gekommen ist.“
Claudette biss sich auf die Lippe und berührte ihn sanft am Arm. „Liebling“, sagte sie leise, „ich bin mir sicher, dass er woanders beschäftigt ist –“
„Was könnte wichtiger sein, als das hier?“, beharrte Adrian. Er hatte voll und ganz erwartet, dass der Imam vorbeikommen würde.
Claudette stellte die Frage auf Arabisch. Die beiden Syrer runzelten die Stirn und sahen sich an, bevor sie antworteten.
„Sie sagen, dass er heute Abend die Kranken besucht“, sagte Claudette zu Adrian auf Französisch. „Er betet für ihre Befreiung aus der physischen Welt.“
Adrians Gedanken wanderten zu seiner Mutter, die wenige Tage vor ihrem Tod, mit offenen Augen auf dem Bett lag, ohne dass sie jedoch noch irgendetwas merkte. Sie war durch die Medikamente kaum mehr bei Bewusstsein gewesen; ohne sie hätte sie unter ständigem Schmerz gelitten, aber mit ihnen war sie praktisch komatös. In den Wochen vor ihrem Ableben hatte sie kein Konzept mehr von der Welt um sich herum. Er hatte oft für ihre Genesung gebetet und dort an ihrem Bett gesessen, doch als sie sich dem Ende näherte, veränderten sich seine Gebete und er wünschte ihr nur noch einen schnellen und schmerzfreien Tod.
„Was wird er damit tun?“, fragte Adrian. „Mit der Probe.“
„Er wird sicherstellen, dass deine Mutation funktioniert“, sagte Claudette einfach. „Das weißt du doch.“
„Ja, aber …“, Adrian hielt inne. Er wusste, dass es nicht seine Aufgabe war, die Absicht des Imams in Frage zu stellen, aber plötzlich hatte er einen starken Drang, es zu wissen. „Wird er es privat testen? Irgendwo außerhalb? Es ist wichtig, unsere Karten nicht zu früh zu spielen. Der Rest der Proben ist noch nicht fertig …“
Claudette sagte schnell etwas zu den syrischen Männern, dann nahm sie Adrian an der Hand und führte ihn in die Küche. „Mein Schatz“, sagte sie leise, „hast du etwa Zweifel? Sag es mir.“
Adrian seufzte. „Ja“, gab er zu. „Dies ist nur eine sehr winzige Probe, nicht ganz so beständig, wie es die anderen sein werden. Was, wenn es nicht funktioniert?“
„Das wird es.“ Claudette schlang ihre Arme um ihn. „Ich habe vollstes Vertrauen in dich und Imam Khalil auch. Dir wurde diese Gelegenheit aus gutem Grund geschenkt. Du bist gesegnet, Adrian.“
Du bist gesegnet. Das waren die gleichen Worte, die Imam Khalil benutzt hatte, als sie sich trafen. Vor drei Monaten hatte Claudette Adrian auf eine Reise mit nach Griechenland genommen. Khalil, wie so viele andere Syrer, war ein Flüchtling – allerdings weder ein politischer, noch ein Nebenprodukt der vom Krieg zerrissenen Nation. Er war ein religiöser Flüchtling, der von den Sunniten und Schiiten wegen seiner idealistischen Vorstellungen vertrieben worden war. Khalils Spiritualität war ein Zusammenschluss islamischer Grundsätze und der esoterisch-philosophischen Einflüsse von Druze, wie beispielsweise Wahrhaftigkeit und Seelenwanderung.
Adrian hatte den Heiligen in einem Hotel in Athen getroffen. Imam Khalil war ein freundlicher Mann mit einem angenehmen Lächeln. Er trug einen braunen Anzug, hatte dunkles, gekämmtes und ordentliches Haar und einen Bart. Der junge Franzose war überrascht gewesen, als ihn der Imam bei ihrem ersten Treffen bat, mit ihm zu beten. Zusammen saßen sie auf einem Teppich nach Mekka ausgerichtet und beteten stillschweigend. In der Luft um den Imam herum hing eine Stille, wie eine Aura, eine Behaglichkeit, die Adrian nicht mehr gespürt hatte, seit er als kleiner Junge in den Armen seiner damals noch gesunden Mutter gelegen hatte.
Nach dem Gebet rauchten die beiden Männer eine Shisha und tranken Tee, während Khalil von seiner Weltanschauung sprach. Sie unterhielten sich darüber, wie wichtig es war, sich selbst treu zu bleiben; Khalil glaubte, dass der einzige Weg für die Menschheit, sich ihrer Sünden freizusprechen, die absolute Wahrhaftigkeit sei, die es der Seele erlaubte, als reines Wesen wiedergeboren zu werden. Er stellte Adrian viele Fragen über die Wissenschaft und über Spiritualität. Er fragte nach Adrians Mutter und versprach ihm, dass sie irgendwo auf diesem Planeten wiedergeboren worden sei, rein, wunderschön und gesund. Der junge Franzose fand großen Trost darin.
Khalil sprach dann von Imam Mahdi, dem Erlöser und dem letzten Imam, einem Heiligen. Mahdi würde derjenige sein, der den Tag des letzten Gerichts herbeiführen und die Welt von allem Bösen befreien würde. Khalil glaubte, dass dies sehr bald geschehen würde und nach der Erlösung Mahdis würde Utopie folgen; jedes Wesen im Universum wäre dann fehlerfrei, aufrichtig und makellos.
Die beiden Männer hatten für mehrere Stunden bis weit in die Nacht hinein beisammengesessen und als Adrians Kopf so nebelig war, wie die dicke, rauchige Luft, die sie umgab, stellte er schließlich die Frage, die ihn beschäftigte.
„Bist du es, Khalil?“, fragte er den Heiligen. „Bist du Mahdi?“
Imam Khalil hatte deshalb breit gelächelt. Er nahm Adrians Hand und sagte sanft: „Nein, mein Junge. Du bist es. Du bist gesegnet. Ich kann es so klar und deutlich wie dein Gesicht vor mir sehen.“
Ich bin gesegnet. In der Küche ihrer Wohnung in Marseille drückte Adrian seine Lippen auf Claudettes Stirn. Sie hatte recht; sie hatten Khalil ein Versprechen gegeben und mussten es halten. Er nahm die stählerne Box für biologische Gefahrenstoffe von der Arbeitsplatte und trug sie zu den wartenden Arabern. Er öffnete den Deckel und hob die obere Hälfte des Schaumstoffwürfels, um ihnen das winzig kleine, luftdicht verschlossene Glasröhrchen zu zeigen.
Das Röhrchen schien leer zu sein – was eine der Eigenschaften der Substanz darstellte, die eine der giftigsten auf der Welt war.
„Liebling“, sagte Adrian, als er den Schaumstoff wieder zurücklegte und den Deckel fest verschloss. „Ich möchte, dass du ihnen sagst, dass sie dieses Glasröhrchen unter keinen Umständen anfassen sollten. Es muss mit äußerster Vorsicht behandelt werden.“
Claudette СКАЧАТЬ