Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.. Томас Бабингтон Маколей
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СКАЧАТЬ wurden auch die Statthalterschaftsposten im ganzen Königreiche revidirt. Die Tories beklagten sich seit einem Jahre, daß ihr Antheil an der Verwaltung der Districte, die sie bewohnten, in keinem Verhältniß zu ihrer Anzahl, zu ihrem Reichthum und zu dem Ansehen stehe, dessen sie in der Gesellschaft genössen. Zu ihrer großen Freude erlangten sie jetzt ihre frühere Stellung in ihren Grafschaften wieder. Die Whigs schrieen, der König sei schändlich hintergangen und durch schlechte Rathgeber bewogen worden, das Schwert Männern in die Hand zu geben, die es, sobald sich eine günstige Gelegenheit darböte, gegen ihn selbst kehren würden. In einem Dialoge, für dessen Autor man den neu creirten Earl von Warrington hielt und welcher damals sehr verbreitet war, der aber schon längst vergessen ist, sprach der redend eingeführte Lordlieutenant einer Grafschaft die Besorgniß aus, daß die Mehrzahl seiner Untergebenen im Herzen Verräther seien.73 Nirgends aber war die durch die neue Vertheilung der Gewalt erregte Unzufriedenheit so groß als in der Hauptstadt. Durch eine unmittelbar nach der Revolution veröffentlichte Commission of Lieutenancy waren die Milizen der City unter das Commando entschiedener Whigs gestellt worden. Die mächtigen und reichen Bürger, welche übergangen waren, klagten, daß die Liste mit Aeltesten puritanischer Congregationen, mit Shaftesbury’s Feuerköpfen, und mit Ryehouseverschwörern angefüllt sei und daß es kaum möglich sei, unter dieser Masse von Fanatikern und Gleichmachern (Levellers) einen einzigen der Monarchie und der Staatskirche aufrichtig ergebenen Mann zu finden. Jetzt erschien eine neue, von Caermarthen und Nottingham zusammengestellte Liste. Sie hatten Compton, den Bischof der Diöcese, zu Rathe gezogen, und Compton war eben kein sehr vorsichtiger Rathgeber. Er war ursprünglich ein Hochkirchlicher und ein Tory gewesen, die Härte, mit der man ihm unter der vorigen Regierung begegnet war, hatte ihn in einen Latitudinarier und Rebellen verwandelt, und jetzt war er aus Eifersucht auf Tillotson wieder Hochkirchlicher und Tory geworden. Die Whigs beklagten sich, daß sie undankbarerweise von einer Regierung, die ihnen ihre Existenz verdanke, proscribirt, daß einige von den besten Freunden König Wilhelm’s mit Schimpf und Schande entlassen worden seien, um einigen seiner schlimmsten Feinde Platz zu machen, Männern, die des Vertrauens eben so unwürdig seien wie ein irischer Rapparee, Männern, welche den Freibrief und die uralten Privilegien der City einem Tyrannen überliefert hätten, Männern, die sich durch die Grausamkeit hervorgethan hätten, mit der sie die Strafgesetze gegen die protestantischen Dissenters zur Anwendung gebracht, Männern, welche Mitglieder der Juries gewesen seien, die Russell und Cornish schuldig befunden hatten.74 Die Mißstimmung war so groß, daß sie eine kurze Zeit lang dem Staate Geldverlegenheit zu bereiten drohte. Die von dem vorigen Parlamente bewilligten Steuern gingen langsam ein, und die Bedürfnisse des öffentlichen Dienstes waren dringend. Unter solchen Umständen wendete sich die Regierung immer an die Bürger London’s um Beistand, und Wilhelm’s Regierung hatte sich bisher vorzugsweise an diejenigen Bürger gewendet, welche whiggistischen Ansichten huldigten. Jetzt sah es anders aus. Einige angesehene Whigs weigerten sich in ihrem ersten Unmuth kurz und mürrisch, Geld vorzustrecken; ja ein paar zogen sogar ganz unerwartet bedeutende Summen aus der Schatzkammer zurück.75 Die finanziellen Verlegenheiten hätten leicht sehr ernsthaft werden können, hätten nicht einige reiche Tories, die, wenn Sacheverell’s Klausel zum Gesetz erhoben worden wäre, von allen municipalen Ehrenstellen ausgeschlossen worden sein würden, dem Schatze hunderttausend Pfund vorgestreckt und versprochen, noch eine größere Summe herbeizuschaffen.76

      Während die City in diesem aufgeregten Zustande war, kam ein durch königliche Proklamation angeordneter allgemeiner Fasttag. Die zur Motivirung dieses feierlichen Andachtsactes angeführten Gründe waren der beklagenswerthe Zustand Irland’s und die bevorstehende Abreise des Königs. Es wurden Gebete für das persönliche Wohl Sr. Majestät und für den Erfolg seiner Waffen zum Himmel emporgesandt. Die Kirchen London’s waren gedrängt voll, und die ausgezeichnetsten Kanzelredner der Hauptstadt, welche fast ohne Ausnahme entweder gemäßigte Tories oder gemäßigte Whigs waren, bemühten sich, das Volk zu beschwichtigen und ermahnten ihre Heerden in diesem kritischen Zeitpunkte dem Fürsten, mit dessen Geschick das Geschick der ganzen Nation verkettet sei, eine herzliche Unterstützung nicht vorzuenthalten. Burnet erzählte einer zahlreichen Gemeinde von der Kanzel herab, wie die Griechen, als der Großtürke Anstalt machte, Constantinopel zu belagern, nicht bewogen werden konnten, einen Theil ihres Reichthums der gemeinsamen Vertheidigung zum Opfer zu bringen und wie bitter sie nachher ihren Geiz bereueten, als sie gezwungen wurden, den siegreichen Ungläubigen die Schätze auszuliefern, die sie den Bitten des letzten christlichen Kaisers abgeschlagen hatten.77

      Stimmung der Whigs

      Die Whigs in ihrer Gesammtheit bedurften jedoch einer solchen Mahnung nicht, denn bei all’ ihrem Aerger und Unmuth erkannten sie doch sehr wohl, daß von der Stabilität des Thrones Wilhelm’s Alles abhing, was ihnen am höchsten galt. Wozu einige von ihnen sich vielleicht hätten verleiten lassen, wenn sie einen andren Führer hätten finden können, wenn zum Beispiel ihr protestantischer Herzog, ihr König Monmouth noch am Leben gewesen wäre, mag dahin gestellt bleiben. Jetzt hatten sie keine andre Wahl als zwischen dem Fürsten, den sie auf den Thron gesetzt, und dem Fürsten, den sie vom Throne gestoßen hatten. Es wäre wahrhaftig sehr sonderbar gewesen, wenn sie für Jakob Partei genommen hätten, um Wilhelm zu bestrafen, dem sie keinen schlimmeren Fehler zur Last legen konnten, als daß er die rachsüchtigen Gefühle nicht theilte, mit denen sie der Tyrannei Jakob’s gedachten. So sehr ihnen die Amnestiebill mißfiel, sie hatten die blutigen Assisen nicht vergessen. Sie blieben daher trotz ihrer Verstimmung ihrem eigenen Könige treu und waren, obgleich sie über ihn murrten, bereit, ihm mit Gut und Blut wider seinen Gegner beizustehen.78

      Verkehr einiger Whigs mit Saint-Germains. Shrewsbury; Ferguson

      Es gab allerdings Ausnahmen, aber es waren ihrer nur sehr wenige und sie kamen fast nur in zwei Klassen vor, deren gesellschaftliche Stellung zwar weit von einander verschieden war, die sich aber in Lauheit der Grundsätze sehr ähnelten. Alle die Whigs, von denen man weiß, daß sie mit Saint-Germains in Unterhandlung standen, gehörten nicht dem Hauptkörper der Partei, sondern entweder dem Kopfe oder dem Schweife derselben an. Es waren entweder Patrizier von hohem Range und hoher amtlicher Stellung, oder Lumpe, die schon seit langer Zeit zu den unsaubersten Parteizwecken benutzt wurden. Zur ersteren Klasse gehörte Shrewsbury, die hervorragendste Persönlichkeit der letzteren war Robert Ferguson. Von dem Tage, an welchem das Conventionsparlament aufgelöst wurde, fing Shrewsbury an in seiner Treue zu wanken; im Publikum aber bekam man davon erst lange nachher eine Ahnung. Daß Ferguson wenige Monate nach der Revolution ein wüthender Jakobit geworden, war Niemandem ein Geheimniß und konnte eigentlich auch Niemanden Wunder nehmen. Er konnte für seinen Abfall nicht einmal den erbärmlichen Entschuldigungsgrund anführen, daß er zurückgesetzt worden sei. Die schmachvollen Dienste, die er früher seiner Partei als Spion, als Anstifter von Unruhen, als Vertheiler von Bestechungen, als Verfasser von Libellen, als Einbläser falscher Zeugen geleistet hatte, waren für die Ehre der neuen Regierung nur zu freigebig belohnt worden. Ein hohes Amt konnte er daher unmöglich bekleiden. Aber es war für ihn eine Sinekure mit fünfhundert Pfund jährlichem Gehalte im Departement der Accise creirt worden. Er besaß daher was nach seinen Begriffen Reichthum war; aber Reichthum befriedigte ihn nicht. Zwar hatte er nie Bedenken getragen, für Geld Betrügereien, welche durch Heuchelei noch erschwert wurden, zu verüben; doch war die Liebe zum Gelde nicht seine stärkste Leidenschaft. Lange Gewohnheit hatte in ihm einen moralischen Krankheitszustand entwickelt, von dem Leute, welche die politische Agitation zu ihrem Lebensberufe erwählt haben, selten ganz frei sind. Er konnte nicht Ruhe halten. Das Aufwiegeln, das ursprünglich sein Geschäft gewesen, war dadurch auch sein Vergnügen geworden. Er konnte eben so wenig leben, ohne Unheil zu stiften, wie ein alter Branntweintrinker oder ein alter Opiumesser ohne seine tägliche Portion Gift leben kann. Gerade die Unbequemlichkeiten und Gefahren eines gesetzwidrigen Lebens hatten einen unwiderstehlichen Reiz für ihn. Er konnte eben so wenig in einen friedlichen und loyalen Unterthan verwandelt werden, wie der Fuchs in einen Schäferhund verwandelt werden oder wie die СКАЧАТЬ



<p>73</p>

Dieser Dialogue between a Lord Lieutenant and his Deputies findet sich nicht in der Sammlung von Warrington’s Schriften, welche im Jahre 1694 wie es scheint mit Genehmigung seiner Familie erschien.

<p>74</p>

Van Citters an die Generalstaaten 18. (28.) März, 4. (14.) April 1690; Narcissus Luttrell’s Diary; Burnet II. 72.; The Triennial Mayor, or the Rapparees, a Poem, 1691. Der Dichter sagt von einem der neuen Civilbeamten:

Sein Anspruch auf Gewissen muß wohl schwinden,Da seinen Namen wir in einer blut’gen Jury findenDie einen Publius erwürgt wie einen Schurken.
<p>75</p>

Treasury Minute Book, Feb. 5. 1689/90.

<p>76</p>

Van Citters, 11. (21.) Febr., 14. (24.) März, 18. (28.) März 1690.

<p>77</p>

Van Citters, 14. (24.) März; 1690. Die Predigt ist noch vorhanden. Sie wurde in der Bowkirche vor dem Collegium der Aldermen gehalten.

<p>78</p>

Welwood’s Mercurius Reformatus, Febr. 12. 1690.