Hoffnungen der Jakobiten
Den Jakobiten war dieser neue Verbündete sehr willkommen, denn sie beschäftigten sich gerade mit Plänen, bei denen sie der Hülfe eines alten erfahrenen Verschwörers dringend bedurften. Von dem Tage, an welchem bekannt gemacht worden war, daß Wilhelm beschlossen habe, das Commando in Irland zu übernehmen, war eine große Bewegung unter ihnen entstanden und sie sahen seiner Abreise mit ungeduldiger Hoffnung entgegen. Er war ein Fürst, gegen den man es nicht leicht wagte, die Fahne der Empörung aufzupflanzen. Sein Muth, sein Scharfblick, die Verschwiegenheit seiner Räthe, der Erfolg, der bis dahin alle seine Unternehmungen gekrönt hatte, imponirten der Menge, und selbst seine erbittertsten Feinde fürchteten ihn mindestens eben so sehr als sie ihn haßten. So lange er noch in Kensington war, bereit, jeden Augenblick zu Pferde zu steigen, begnügten sich die Uebelgesinnten, denen ihr Kopf und ihr Vermögen lieb war, damit, ihrem Hasse dadurch Luft zu machen, daß sie auf den Untergang seiner Habichtsnase tranken und mit bedeutungsvoller Energie die Orange, das Emblem seines Hauses, zusammendrückten. Aber ihr Muth stieg bei dem Gedanken, daß nun bald das Meer zwischen ihm und unsrer Insel liegen würde. Bei den militärischen und politischen Berechnungen der damaligen Zeit hatten dreißig Meilen Wasser ebenso viel zu bedeuten wie jetzt dreihundert Meilen. Wind und Wellen unterbrachen häufig alle Communication zwischen England und Irland. Es geschah zuweilen, daß zwei bis drei Wochen lang keine Nachricht von London nach Dublin gelangte. Zwanzig englische Grafschaften konnten unter den Waffen stehen, bevor man in Ulster nur erfuhr, daß ein Aufstand befürchtet werde. Zu Anfang des Frühjahrs versammelten sich daher die dirigirenden Mißvergnügten in London, um einen umfassenden Operationsplan zu entwerfen, und correspondirten eifrig sowohl mit Frankreich als mit Irland.
Zusammentritt des neuen Parlaments
So war die Stimmung der englischen Parteien, als das neue Parlament am 20. März seine Sitzungen eröffnete. Das erste Geschäft welches die Gemeinen vorzunehmen hatten, war die Wahl eines Sprechers. Lowther schlug Trevor vor, der auch ohne Opposition gewählt und mit dem herkömmlichen Ceremoniell vorgestellt und bestätigt wurde. Hierauf hielt der König eine Rede, in der er den beiden Häusern ganz besonders zwei wichtige Gegenstände zur Berathung anempfahl: die Feststellung der Staatseinkünfte und die Bewilligung einer Amnestie. Er hob nachdrücklich die Nothwendigkeit der Beschleunigung hervor. Jeder Tag sei kostbar, der Augenblick zum Handeln rücke heran. „Lassen Sie uns nicht,” sagte er, „die Zeit mit Debatten hinbringen, während unsere Feinde im Felde stehen.”79
Feststellung des Staatseinkommens
Der erste Gegenstand, den die Gemeinen in Berathung nahmen, war der Stand des Staatseinkommens. Ein großer Theil der Steuern war seit der Thronbesteigung Wilhelm’s und Mariens unter der Autorität von auf kurze Zeit erlassenen Acten erhoben worden, und es war jetzt Zeit, endgültige Anordnungen zu treffen. Es wurde dem Hause ein Verzeichniß der Besoldungen und Pensionen vorgelegt, für welche Deckung zu beschaffen war, und der Betrag der dafür ausgeworfenen Summen rief wohlbegründete Klagen seitens der unabhängigen Mitglieder hervor, unter denen sich Sir Karl Sedley durch seinen sarkastischen Humor auszeichnete. Eine geistreiche Rede, die er gegen die Stelleninhaber hielt, wurde heimlich gedruckt und weit verbreitet; sie ist seitdem oft neu aufgelegt worden und beweist, daß seine Zeitgenossen sich nicht irrten, indem sie ihn für einen Mann von Talent und lebendigem Geiste hielten, was man bei Lesung seiner Gedichte und Schauspiele versucht wird zu bezweifeln. Leider verpuffte die üble Laune, welche der Anblick der Civilliste erregte, in Späßen und Invectiven, ohne irgend eine Reform herbeizuführen.
Das ordentliche Einkommen, welches der Regierung vor der Revolution zur Verfügung gestanden hatte, war theils erblich gewesen, theils aus Steuern gezogen worden, welche jedem Souverain auf Lebenszeit bewilligt waren. Das erbliche Einkommen war mit der Krone auf Wilhelm und Marien übergegangen. Es floß aus den Erträgnissen der königlichen Domainen, aus Sporteln, Geldbußen und Weinlicenzen, aus den Erstlingen und Zehnten der Pfründen, aus den Einnahmen des Postamts und aus demjenigen Theile der Accise, welcher unmittelbar nach der Restauration Karl II. an Stelle der unseren früheren Königen schuldigen Lehndienste für alle Zeiten bewilligt worden war. Das Einkommen aus allen diesen Quellen wurde auf vier- bis fünfhunderttausend Pfund geschätzt.80
Die Accis- und Zolleinnahmen, welche Jakob auf Lebenszeit bewilligt worden waren, hatten am Schlusse seiner Regierung die Summe von ungefähr neunhunderttausend Pfund erreicht. Wilhelm wünschte natürlich dieses Einkommen in derselben Weise zu beziehen, wie sein Oheim es genossen hatte, und seine Minister thaten ihr Möglichstes, um seine Wünsche zu befriedigen. Lowther beantragte, daß die Bewilligung für des Königs und der Königin gemeinschaftliche und für jedes Einzelnen Lebenszeit gelten solle, und er sprach wiederholt und nachdrücklich zur Vertheidigung dieses Antrags. Er hob Wilhelm’s Ansprüche auf die öffentliche Dankbarkeit und das öffentliche Vertrauen hervor, die Befreiung der Nation von Papismus und Willkürherrschaft, die Befreiung der Kirche von Verfolgung und die der Verfassung gegebene feste Grundlage. Könnten die Gemeinen einem Fürsten gegenüber knausern, der mehr für England gethan habe, als irgend einer seiner Vorgänger in so kurzer Zeit für dasselbe gethan, mit einem Fürsten, der jetzt im Begriff stehe, sich feindlichen Waffen und einem ungesunden Klima auszusetzen, um die englische Colonie in Irland zu erhalten, mit einem Fürsten, für den man in jedem Winkel der Welt bete, wo sich eine protestantische Gemeinde zum Gottesdienste versammeln dürfe?81 Doch über diesen Gegenstand sprach Lowther umsonst. Sowohl Whigs als Tories waren der festen Meinung, daß die Freigebigkeit der Parlamente die Hauptursache des Unheils der letzten dreißig Jahre sei; daß der Freigebigkeit des Parlaments von 1660 die schlechte Verwaltung der Cabale, der Freigebigkeit des Parlaments von 1685 die Indulgenzerklärung zugeschrieben werden müsse und daß es unverantwortlich von dem Parlamente von 1690 sein würde, wenn es eine lange, schmerzliche und unveränderliche Erfahrung nicht benutzte. Nach langer Discussion kam ein Vergleich zu Stande. Der Theil der Accise, welcher Jakob auf Lebenszeit bewilligt gewesen war und den man auf dreihunderttausend Pfund jährlich schätzte, wurden Wilhelm und Marien auf gemeinschaftliche und auf jedes Einzelnen Lebenszeit bewilligt. Man nahm an, daß Ihre Majestäten mit dem erblichen Einkommen und mit den dreihunderttausend Pfund aus der Accise, unabhängig von parlamentarischer Controle zwischen sieben- und achthunderttausend Pfund jährlich haben würden. Von diesem Einkommen waren die Kosten des königlichen Haushaltes und diejenigen Civilämter zu bestreiten, von denen dem Hause eine Liste vorgelegt worden war. Daher wurde dieses Einkommen die Civilliste genannt. Jetzt ist der Aufwand für den königlichen Haushalt von den Kosten der Civilverwaltung völlig getrennt; aber durch eine sonderbare Sinnverdrehung ist der Name Civilliste dem zur Bestreitung des königlichen Haushalts bestimmten Theile der Einkünfte geblieben. Noch sonderbarer ist es, daß mehrere Nachbarvölker diesen unpassendsten Namen von der Welt der Entlehnung werth gehalten haben. Diejenigen Zollgebühren, welche Karl und Jakob nach einander auf Lebenszeit zuerkannt worden waren und die sich in dem Jahre vor der Revolution auf sechshunderttausend Pfund belaufen hatten, wurden der Krone nur auf vier Jahre bewilligt.82
Wilhelm СКАЧАТЬ
79
Commons Journals’, March 20, 21, 22. 1689/90.
80
Commons Journals’, March 28. 1690, March 1, 20. 1688/89.
81
Grey’s Debates, March 27, 28. 1690.
82
Commons’ Journals, March 28. 1690. Einen sehr klaren und genauen Bericht über die Art und Weise, wie das Einkommen festgestellt wurde, übersandte Van Citters unterm 7, (17.) April 1690 den Generalstaaten.