Frühlings Erwachen. Франк Ведекинд
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frühlings Erwachen - Франк Ведекинд страница 4

Название: Frühlings Erwachen

Автор: Франк Ведекинд

Издательство: Public Domain

Жанр: Драматургия

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Ich glaube immer, sie haben doch ihre Freude – wenn sie auch nichts davon sagen. – Wenn ich einmal Kinder habe, ich lasse sie aufwachsen wie das Unkraut in unserem Blumengarten. Um das kümmert sich niemand, und es steht so hoch, so dicht – während die Rosen in den Beeten an ihren Stöcken mit jedem Sommer kümmerlicher blühn.

Thea

      Wenn ich Kinder habe, kleid′ ich sie ganz in Rosa. Rosahüte, Rosakleidchen, Rosaschuhe. Nur die Strümpfe – die Strümpfe schwarz wie die Nacht! Wenn ich dann spazieren gehe, laß ich sie vor mir hermarschieren. – Und du, Wendla?

Wendla

      Wißt ihr denn, ob ihr welche bekommt?

Thea

      Warum sollten wir keine bekommen?

Martha

      Tante Euphemia hat allerdings auch keine.

Thea

      Gänschen! – weil sie nicht verheiratet ist.

Wendla

      Tante Bauer war dreimal verheiratet und hat nicht ein einziges.

Martha

      – Wenn du welche bekommst, Wendla, was möchtest du lieber, Knaben oder Mädchen?

Wendla

      Jungens! Jungens!

Thea

      Ich auch Jungens!

Martha

      Ich auch. Lieber zwanzig Jungens als drei Mädchen.

Thea

      Mädchen sind langweilig!

Martha

      Wenn ich nicht schon ein Mädchen geworden wäre, ich würde es heute gewiß nicht mehr.

Wendla

      Das ist, glaube ich, Geschmacksache, Martha! Ich freue mich jeden Tag, daß ich Mädchen bin. Glaub′ mir, ich wollte mit keinem Königssohn tauschen. – Darum möchte ich aber doch nur Buben!

Thea

      Das ist doch Unsinn, lauter Unsinn, Wendla!

Wendla

      Aber ich bitte dich, Kind, es muß doch tausendmal erhebender sein, von einem Manne geliebt zu werden, als von einem Mädchen!

Thea

      Du wirst doch nicht behaupten wollen, Forstreferendar Pfälle liebe Melitta mehr als sie ihn!

Wendla

      Das will ich wohl, Thea! – Pfälle ist stolz. Pfälle ist stolz darauf, daß er Forstreferendar ist – denn Pfälle hat nichts. – Melitta ist selig, weil sie zehntausendmal mehr bekommt, als sie ist.

Martha

      Bist du nicht stolz auf dich, Wendla?

Wendla

      Das wäre doch einfältig.

Martha

      Wie wollt′ ich stolz sein an deiner Stelle.

Thea

      Sieh′ doch nur, wie sie die Füße setzt – wie sie geradaus schaut – wie sie sich hält, Martha! – Wenn das nicht Stolz ist!

Wendla

      Wozu nur?! Ich bin so glücklich, Mädchen zu sein; wenn ich kein Mädchen wär′, brächt′ ich mich um, um das nächste Mal …

Melchior

      (geht vorüber und grüßt)

Thea

      Er hat einen wundervollen Kopf.

Martha

      So denke ich mir den jungen Alexander, als er zu Aristoteles in die Schule ging.

Thea

      Du lieber Gott, die griechische Geschichte! – Ich weiß nur noch, wie Sokrates in der Tonne lag, als ihm Alexander den Eselsschatten verkaufte.

Wendla

      Er soll der Drittbeste in seiner Klasse sein.

Thea

      Professor Knochenbruch sagt, wenn er wollte, könnte er Primus sein.

Martha

      Er hat eine schöne Stirne, aber sein Freund hat einen seelenvolleren Blick.

Thea

      Moritz Stiefel? – Ist das eine Schlafmütze!

Martha

      Ich habe mich immer ganz gut mit ihm unterhalten.

Thea

      Er blamiert einen, wo man ihn trifft. Auf dem Kinderball bei Rilows bot er mir Pralinees an. Denke dir, Wendla, die waren weich und warm. Ist das nicht …? – Er sagte, er habe sie zu lang in der Hosentasche gehabt.

Wendla

      Denke dir, Melchi Gabor sagte mir damals, er glaube an nichts – nicht an Gott, nicht an ein Jenseits – an gar nichts mehr in dieser Welt.

      Vierte Szene

      Parkanlagen vor dem Gymnasium – Melchior, Otto, Georg, Robert, Hänschen Rilow, Lämmermeier

Melchior

      Kann mir einer von euch sagen, wo Moritz Stiefel steckt?

Georg

      Dem kann′s schlecht gehn! – O dem kann′s schlecht gehn!

Otto

      Der treibts so lange, bis er noch mal ganz gehörig ′reinfliegt!

Lämmermeier

      Weiß der Kuckuck, ich möchte in diesem Moment nicht in seiner Haut stecken!

Robert

      Eine Frechheit! – Eine Unverschämtheit!

Melchior

      Wa – wa – was wißt ihr denn?

Georg

      Was wir wissen? – Na, ich sage dir …

Lämmermeier

      Ich möchte nichts gesagt haben!

Otto

      Ich auch nicht – weiß Gott nicht!

Melchior

      Wenn ihr jetzt nicht sofort …

Robert

      Kurz und gut, Moritz Stiefel ist ins Konferenzzimmer gedrungen.

Melchior

      Ins Konferenzzimmer …?

Otto

      Ins Konferenzzimmer! – Gleich nach Schluß der Lateinstunde.

Georg

      Er war der letzte; er blieb absichtlich zurück.

Lämmermeier

      Als ich um die Korridorecke bog, sah ich ihn die Tür öffnen.

Melchior

      Hol dich der …!

Lämmermeier

      Wenn nur ihn nicht der Teufel holt!

Georg

      Vermutlich hatte das Rektorat den Schlüssel nicht abgezogen.

Robert

      Oder Moritz Stiefel führt einen Dietrich.

Otto

      Ihm wäre das zuzutrauen.

Lämmermeier

      Wenn′s gut geht, bekommt er einen Sonntagnachmittag.

Robert

      Nebst einer Bemerkung ins Zeugnis!

Otto

      Wenn er bei dieser Zensur nicht ohnehin СКАЧАТЬ