Название: Frühlings Erwachen
Автор: Франк Ведекинд
Издательство: Public Domain
Жанр: Драматургия
isbn:
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Das glaube ich entschieden, Moritz! – Die Frage ist nur, wenn die Mädchen Kinder bekommen, was dann?
Wie so Kinder bekommen?
Ich glaube in dieser Hinsicht nämlich an einen gewissen Instinkt. Ich glaube, wenn man einen Kater zum Beispiel mit einer Katze von Jugend auf zusammensperrt und beide von jedem Verkehr mit der Außenwelt fernhält, d. h. sie ganz nur ihren eigenen Trieben überläßt – daß die Katze früher oder später doch einmal trächtig wird, obgleich sie sowohl wie der Kater niemand hatten, dessen Beispiel ihnen hätte die Augen öffnen können.
Bei Tieren muß sich das ja schließlich von selbst ergeben.
Bei Menschen glaube ich erst recht! Ich bitte dich, Moritz, wenn deine Knaben mit den Mädchen auf ein und demselben Lager schlafen und es kommen ihnen nun unversehens die ersten männlichen Regungen – ich möchte mit jedermann eine Wette eingehen....
Darin magst du ja recht haben. – Aber immerhin …
Und bei deinen Mädchen wäre es im entsprechenden Alter vollkommen das nämliche! Nicht daß das Mädchen gerade … man kann das ja freilich so genau nicht beurteilen … jedenfalls wäre vorauszusetzen ...... und die Neugierde würde das Ihrige zu tun auch nicht verabsäumen!
Eine Frage beiläufig —
Nun?
Aber du antwortest?
Natürlich!
Wahr?!
Meine Hand darauf. – — Nun, Moritz?
Hast du den Aufsatz schon??
So sprich doch frisch von der Leber weg! – Hier hört und sieht uns ja niemand.
Selbstverständlich müßten meine Kinder nämlich tagsüber arbeiten, in Hof und Garten, oder sich durch Spiele zerstreuen, die mit körperlicher Anstrengung verbunden sind. Sie müßten reiten, turnen, klettern und vor allen Dingen nachts nicht so weich schlafen wie wir. Wir sind schrecklich verweichlicht. – Ich glaube, man träumt gar nicht, wenn man hart schläft.
Ich schlafe von jetzt bis nach der Weinlese überhaupt nur in meiner Hängematte. Ich habe mein Bett hinter den Ofen gestellt. Es ist zum Zusammenklappen. – Vergangenen Winter träumte mir einmal, ich hätte unsern Lolo so lange gepeitscht, bis er kein Glied mehr rührte. Das war das Grauenhafteste, was ich je geträumt habe. – Was siehst du mich so sonderbar an?
Hast du sie schon empfunden?
Was?
Wie sagtest du?
Männliche Regungen?
M—hm.
– Allerdings!
Ich auch. – — – — – — – — – — – — – — – — —
Ich kenne das nämlich schon lange! – schon bald ein Jahr.
Ich war wie vom Blitz gerührt.
Du hattest geträumt?
Aber nur ganz kurz ....... von Beinen im himmelblauem Trikot, die über das Katheder steigen – um aufrichtig zu sein, ich dachte, sie wollten hinüber. – Ich habe sie nur flüchtig gesehen.
Georg Zirschnitz träumte von seiner Mutter.
Hat er dir das erzählt?
Draußen am Galgensteg!
Wenn du wüßtest, was ich ausgestanden seit jener Nacht!
Gewissensbisse?
Gewissensbisse?? – — – Todesangst!
Herrgott …
Ich hielt mich für unheilbar. Ich glaubte, ich litte an einem inneren Schaden. – Schließlich wurde ich nur dadurch wieder ruhiger, daß ich meine Lebenserinnerungen aufzuzeichnen begann. Ja ja, lieber Melchior, die letzten drei Wochen waren ein Gethsemane für mich.
Ich war seinerzeit mehr oder weniger darauf gefaßt gewesen. Ich schämte mich ein wenig. – Das war aber auch alles.
Und dabei bist du noch fast um ein ganzes Jahr jünger als ich!
Darüber, Moritz, würd′ ich mir keine Gedanken machen. All′ meinen Erfahrungen nach besteht für das erste Auftauchen dieser Phantome keine bestimmte Altersstufe. Kennst du den großen Lämmermeier mit dem strohgelben Haar und der Adlernase? Drei Jahre ist der älter als ich. Hänschen Rilow sagt, der träume noch bis heute von nichts als Sandtorten und Aprikosengelee.
Ich bitte dich, wie kann Hänschen Rilow darüber urteilen!
Er hat ihn gefragt.
Er hat ihn gefragt? – Ich hätte mich nicht getraut, jemanden zu fragen.
Du hast mich doch auch gefragt.
Weiß Gott ja! – Möglicherweise hatte Hänschen auch schon sein Testament gemacht. – Wahrlich ein sonderbares Spiel, das man mit uns treibt. Und dafür sollen wir uns dankbar erweisen! Ich erinnere mich nicht, je eine Sehnsucht nach dieser Art Aufregungen verspürt zu haben. Warum hat man mich nicht ruhig schlafen lassen, bis alles wieder still gewesen wäre. Meine lieben Eltern hätten hundert bessere Kinder haben können. So bin ich nun hergekommen, ich weiß nicht wie, und soll mich dafür verantworten, daß ich nicht weggeblieben bin. – Hast du nicht auch schon darüber nachgedacht, Melchior, auf welche Art und Weise wir eigentlich in diesen Strudel hineingeraten?
Du weißt das also noch nicht, Moritz?
Wie sollt′ ich es wissen? – Ich sehe, wie die Hühner Eier legen, und höre, daß mich Mama unter dem Herzen getragen haben will. Aber genügt denn das? – Ich erinnere mich auch, als fünfjähriges Kind schon befangen worden zu sein, wenn einer die dekolletierte Coeurdame aufschlug. Dieses Gefühl hat sich verloren. Indessen kann ich heute kaum mehr mit irgend einem Mädchen sprechen, ohne etwas Verabscheuenswürdiges dabei zu denken, und – ich schwöre dir, Melchior – ich weiß nicht was.
Ich sage dir alles. – Ich habe es teils aus Büchern, teils aus Illustrationen, teils СКАЧАТЬ