Название: König Heinrich der vierte. Der Erste Theil
Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Public Domain
Жанр: Драматургия
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Die Umstände in Ueberlegung gezogen, Gnädigster Herr, so könnte alles was Harry Percy damals zu so einer Person, an so einem Ort, und in so einer Zeit gesagt haben möchte, billiger Maassen für todt und abgethan gehalten, und nimmer zu seinem Nachtheil wieder erwähnt werden. Denn was er damals sagte, dem entsagt er ja izo wieder, wie ihr seht.
Wie, und doch weigert er sich seine Gefangnen auszuliefern, ausser mit der Bedingung, daß wir seinen Schwager, den närrischen Mortimer, unverzüglich auf unsre eigne Unkosten auslösen sollen; ihn, der geflissentlich das Leben aller derjenigen aufgeopfert hat, die er gegen diesen Zauberer, diesen verdammten Glendower anführte, dessen Tochter, wie wir hören, Mortimer kürzlich geheurathet hat. Sollen unsre Kisten etwann ausgeleert werden, um einen Verräther heimzukauffen? Nein, auf den nakten Wallischen Bergen laßt ihn verhungern; nimmer werd' ich den Mann für meinen Freund halten, dessen Zunge von mir nur den Aufwand eines Pfennigs verlangt, den aufrührischen Mortimer auszulösen.
Den aufrührischen Mortimer? Das veränderliche Glük des Kriegs, nicht sein Wille, hat ihn in die Hände der Feinde fallen lassen, Gnädigster Herr; und zum Beweiß daß dieses die Wahrheit sey, braucht es keine andre Zeugen, als alle diese Wunden, die er empfieng, da er an dem beschilften Strande des anmuthigen Severns, in einzelnem Kampf, Stirne gegen Stirne, den grösten Theil einer Stunde lang den furchtbaren Glendower aufhielt. Dreymal ruhten sie, um wieder zu Athem zu kommen, dreymal tranken sie, auf Verabredung, vom Wasser des schnellen Severns, der, von ihren blutigen Bliken erschrekt, angstvoll zwischen seinem zitternden Schilfrohr fortrann und sein krauses Haupt im holen Ufer verbarg, vom Blut dieser muthigen Kämpfer beflekt. Niemals hat unedle heuchlerische Verrätherey ihren Anschlägen mit so tödtlichen Wunden eine Farbe angestrichen; so großmüthig verschwendet kein Verräther sein Blut. Gestattet also nicht, Gnädigster Herr, daß der edle Mortimer durch eine so unverdiente Beschuldigung entehrt werde.
Du lügst zu seinem Vortheil, Percy, du lügst; Niemals ist er mit Glendower ins Handgemeng gekommen; er hätte eben so viel Muth gehabt, es mit dem Teufel aufzunehmen, als mit Owen Glendower. Schämst du dich nicht, solche Dinge vorzugeben? Aber, beym Himmel! von dieser Stund an laßt mich nicht mehr von Mortimer reden hören. Schikt mir eure Gefangnen durch die schleunigste Veranstaltung, oder ihr sollt Nachrichten von mir bekommen, die euch nicht gefallen werden – Milord Northumland, wir erlauben euch mit euerm Sohn abzureisen. Eure Gefangnen, oder ihr sollt mehr von mir hören.
(König Heinrich geht ab.)
Und wenn der Teufel käme und sie mir abheulen wollte, so schik' ich sie nicht. Ich will ihm nach, und ihm das sagen; ich muß meinem Herzen Luft machen, und wenn es mit Gefahr meines Kopfs wäre.
Wie? von Zorn trunken? Verziehe noch einen Augenblik, hier kommt dein Oheim. (Worcester zu den Vorigen.)
Nicht mehr von Mortimer reden? Aber ich will von ihm reden, und möge meine Seele keine Gnade im Himmel finden, wenn ich mich nicht zu ihm schlage. Entweder will ich alle diese Adern ausleeren, und mein Herzensblut, Tropfen für Tropfen in den Staub hingiessen, oder ich will den zu Boden getretnen Mortimer so hoch in die Luft emporheben als diesen König, diesen undankbaren gefühllosen übermüthigen Bolingbroke.
Bruder, der König hat euern Neffen unsinnig gemacht.
Wer brachte ihn denn in Hize, wie ich fortgegangen war?
Er will mit Gewalt meine Gefangnen haben, und wie ich darauf bestund, daß er meinen Schwager auslösen sollte, da erblaßt' er wie eine Leiche, indem er mich ansah, und zitterte vor dem blossen Namen Mortimer.
Ich kan's ihm nicht verdenken. Wurde nicht Mortimer von Richarden, der nun todt ist, als der nächste Thronfolger erklärt?
Das wurde er; ich war bey der Ausruffung zugegen, es geschah zu eben der Zeit, da der unglükliche König (dessen erlidtnes Unrecht uns Gott verzeihen wolle!) gegen die Irländischen Rebellen auszog; von denen er, durch Englands Aufstand abgeruffen, zurük kehrte, um abgesezt, und bald hernach ermordet zu werden.
Eine That, die uns in den Augen der ganzen Welt entehrt, und zum Abscheu gemacht hat.
Aber sachte, ich bitte euch – König Richard erklärte also meinen Bruder Mortimer zum Thronfolger?
Er that es, meine eigne Ohren haben es gehört.
Nun, so kan ich den König, seinen Vetter, nicht verdenken, daß er ihn auf den kahlen Bergen verhungert zu sehen wünschte. Aber soll es dann seyn, daß ihr, welche die Crone auf den Kopf dieses undankbaren Mannes seztet, und um seinetwillen den verhaßten Fleken der Verrätherey und des Meuchelmords tragt; soll es seyn, daß ihr eine Welt voll Flüche auf euch nehmen wollt, um die Werkzeuge, die verächtlichen Werkzeuge, die Strike, die Leiter und der Henker eines Bolingbroks zu seyn? (O! vergebet mir, daß ich so schändliche Benennungen gebrauchen muß, um den Mißbrauch anzuzeigen, den dieser listige König von euch macht.) Und soll es, o Schande! soll in unsern Tagen gesagt, und in Jahrbücher auf künftige Zeiten gebracht werden, daß Männer von eurer Geburt und Macht sich, (wie ihr beyde, Gott vergeb' es euch! gethan habt,) zu einer so ungerechten Sache verbunden haben, als diese war, Richarden, diese anmuthige liebliche Rose, zu Boden zu treten, und diesen Dornbusch, Bolingbrok, an seine Stelle zu pflanzen? Soll es zu eurer noch grössern Schande gesagt werden, daß ihr von demjenigen, für welchen ihr dieser Schande euch unterzogen, zur Belohnung mißhandelt, geäffet und verächtlich auf die Seite geworffen worden? Nein, es ist noch Zeit, eure verbannte Ehre wieder zu lösen, und euch in die gute Meynung der Welt wieder einzusezen. Rächet euch, rächet die Beleidigungen dieses übermüthigen Königs, der Tag und Nacht nur darauf denkt, wie er die Schuld, die er euch eingestehen muß, mit euerm Tod bezahlen wolle. Ich sage also —
Nein, Vetter, saget nichts mehr. Es ist nun an mir, euch Geheimnisse von tiefem und gefahrvollem Inhalt zu entfalten, so gefährlich, und verwegen als es wäre, auf der schwachen Brüke eines Speers über einen lautheulenden Waldstrom zu gehen.
Fällt er hinein, gute Nacht. Entweder schwimmen oder untergehen – Sendet Gefahr von Osten gegen Westen, so soll Ehre von Norden gegen Süden sie durchkreuzen, und dann laßt sie sich mit einander herumbalgen – O! das Blut wallt feuriger einen Löwen aufzuweken, als den Lauf einer Hindin zu СКАЧАТЬ