Название: Maaß für Maaß
Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Public Domain
Жанр: Драматургия
isbn:
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2. Edelmann. Du sollt nicht stehlen —
Lucio.
Eben das.
1. Edelmann. Hatte er nicht Ursache? Das ist ein Gebott, das seine Leute von ihrer Schuldigkeit abgehalten hätte; denn sie schiften sich ein, um zu stehlen. Es ist nicht einer unter uns Soldaten, dem in dem Gebet vor dem Essen, die Bitte für den Frieden gefiele.
2. Edelmann. Ich habe doch nie keinen Soldaten gehört, der sie mißbilligt hätte.
Lucio. Das glaub ich dir; du bist vermuthlich nie dabey gewesen, wenn man das Tischgebet gesprochen hat.
2. Edelmann. Nie? wenigstens ein duzendmal.
1. Edelmann. Wie? In Reimen?
Lucio.
In allen Reim-Arten und in allen Sprachen.
1. Edelmann. Und auch in allen Religionen denk' ich.
Lucio.
Warum das nicht? – Aber seht, seht, hier kommt Madam Gutherzigkeit.
1. Edelmann. Wahrhaftig, die Krankheiten, die ich unter ihrem Dach aufgelesen habe, kommen mich —
2. Edelmann. Wie hoch, wenn ich bitten darf?
1. Edelmann. Rathet?
2. Edelmann. Dreytausend Thaler jährlich?
1. Edelmann. Ja, und mehr.
Lucio.
Eine französische Crone mehr.
Vierte Scene
(Die Kupplerin, die Vorigen.)
1. Edelmann. Wie gehts, Mutter, auf welcher Seite habt ihr das Hüftweh am nachdrüklichsten?
Kupplerin. Gut, gut, dort wird einer ins Gefängniß geführt, der fünftausend wie ihr seyd werth ist.
1. Edelmann. Wer ist das, ich bitte dich?
Kupplerin.
Zum Henker, Junker, es ist Claudio; Signor Claudio.
1. Edelmann. Claudio ins Gefängniß? das kan nicht seyn.
Kupplerin. Ich weiß aber daß es ist; ich sah, wie er angehalten wurde; ich sah ihn wegführen, und was noch mehr ist, in den nächsten drey Tagen wird ihm der Kopf abgeschlagen werden.
Lucio.
Das stünde mir gar nicht an; bist du dessen gewiß?
Kupplerin.
Nur allzugewiß; und das alles, weil er der Fräulein Juliette ein Kind gemacht hat.
Lucio. Glaubt mir, es kan seyn; er versprach mir, vor zwey Stunden mich hier anzutreffen, und er war immer genau sein Wort zu halten.
1. Edelmann. Und überdas stimmt dieser Bericht mit dem öffentlichen Ausruf ein.
Lucio.
Kommt, wir wollen sehen, was an der Sache ist.
Fünfte Scene
(Die Kupplerin, Harlequin.)
Kupplerin.
Was bringst du neues?
Harlequin.
Seht ihr nicht den Mann dort, den man ins Gefängniß führt?
Kupplerin.
Was hat er denn gemacht?
Harlequin.
Eine Frau.
Kupplerin.
Ich frage, was ist sein Verbrechen?
Harlequin.
Daß er in einem fremden Bache Dreuschen gefangen hat.
Kupplerin.
Wie? geht ein Mädchen mit einem Kind von ihm?
Harlequin.
Nein, aber ein Weib geht mit einem Mädchen von ihm. Ihr habt den Ausruf nicht gehört, habt ihr?
Kupplerin.
Was für einen Ausruf, Mann?
Harlequin.
Alle Häuser in den Vorstädten von Wien sollen niedergerissen werden.
Kupplerin.
Und was soll aus denen in der Stadt werden?
Harlequin. Die läßt man zum Saamen stehen; sie hätten auch weg sollen, aber einige weise Bürger haben sich für sie ins Mittel geschlagen.
Kupplerin.
So sollen also alle unsre Schenk- und Spiel-Häuser in den Vorstädten niedergerissen werden?
Harlequin.
Bis auf den Grund, Madam.
Kupplerin. Wahrhaftig, es geht eine grosse Veränderung im gemeinen Wesen vor; was wird aus mir werden?
Harlequin. O, dafür macht euch keine Sorgen: gute Rathgeber haben nie Mangel an Clienten; wenn ihr schon euern Plaz ändert, so braucht ihr deßwegen nicht euer Gewerbe zu ändern; ich will immer euer treuer Diener bleiben. Habt nur gut Herz, man wird Mitleiden mit euch haben; ihr, die ihr eure Augen im Dienst des gemeinen Wesens beynahe aufgebraucht habt, ihr werdet in Betrachtung gezogen werden.
Kupplerin.
Was giebts hier, Thomas, wir wollen uns zurük ziehen.
(Sie gehen ab.)
Sechste Scene
(Der Kerkermeister, Claudio, Juliette, und Stadtbediente.)
(Lucio, und zwey Edelleute.)
Claudio. Guter Freund, warum führst du mich so zur Schau herum? führe mich in das Gefängniß, wohin ich verurtheilet bin.
Kerkermeister. Ich thu es nicht aus bösem Willen, sondern auf ausdrüklichen Befehl des Herrn Stadthalters.
Claudio. So kan der Halbgott, Authorität, uns das volle Gewicht unsrer Uebertretungen bezahlen machen. So sind die Urtheile des Himmels; wem er verzeihen will, dem will er; wem er nicht will, will er nicht, und ist doch immer gerecht.
Lucio.
Wie, was ist dieses, Claudio? Warum befindet ihr euch in solchen Umständen? Was ist euer Verbrechen?
Claudio.
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