Название: Robert Blum
Автор: Blum Hans
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Die Zeit, in der wir leben, ist eine der schönsten und größten, die es je gegeben. Eine gewaltige Bewegung hat sich der ganzen Welt bemächtigt, Alles will mit Kraft vorwärts, und auch unser herrliches Vaterland hat sich dem neuen Streben der Völker angeschlossen. Jeder Bürger ist bei diesem Ringen zwischen Altem und Neuem betheiligt, die Kräfte jedes Einzelnen werden in Anspruch genommen, jeder Staatsangehörige hat die Pflicht, den großen Ereignissen des Tages, die auch sein Wohl oder Wehe entscheiden, seine Aufmerksamkeit zu schenken und sich für oder wider auszusprechen.
Eine ruhige Prüfung der gewichtigen Fragen, die auf die Gestaltung unseres öffentlichen Lebens von entscheidendem Einflusse sind, thut daher vor allem Noth. Keine Leidenschaft, kein Irrthum, am wenigsten absichtliche Lüge, dürfen sich in die Erörterung der Formen und Einrichtungen, die für das Staatsleben die passendsten sind, mischen, sollen wir anders unsere Entscheidung richtig abgeben. Zu dieser Entscheidung sind aber Alle berufen und berechtigt, Arme wie Reiche, Mächtige wie Schwache, Hohe wie Niedere, denn das Vaterland umschlingt alle Staatsbürger mit gleichem Bande, und was ihm widerfährt, Gutes oder Böses, das hat auch jeder Einzelne mitzuempfinden.
Die jetzige Zeit ist zu einer ruhigen Prüfung wohl vorzugsweise geeignet. Ein tiefer Friede umfängt das ganze Vaterland von der Eider bis zur Donau, vom Rhein bis zur Weichsel, und es hat nicht den Anschein, als ob der Bürger und der Landmann durch Kriegsruf sobald wieder aus ihrer Ruhe aufgescheucht werden sollten. Im Innern herrscht dieselbe gedeihliche Ruhe, mit einer glücklichen Betriebsamkeit gepaart. Alle Hände sind rüstig am Werk, die Künste des Friedens zu pflegen, und Recht und Gesetze finden die Wartung, welche diese wichtigsten Stützen des Staats in Anspruch nehmen dürfen. Vorzüglich ist es aber das Verfassungswesen, dem die meiste Theilnahme, der Regierungen wie des Volkes, sich zuwendet, und das zugleich im entschiedensten Sinne, bald mit theilnehmender Liebe, bald mit erbitterter Abneigung, besprochen wird.
Dieses Verfassungswesen und Alles, was daran sich knüpft, näher zu beleuchten, ist der Zweck unseres „Verfassungsfreundes.“ In den Kreis unserer Besprechung gehören daher sämmtliche wichtige Zeitfragen, z. B. über constitutionelles Princip überhaupt, über Preßfreiheit, Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, deutsche Einheit, Gemeindeverfassung u. s. w. u. s. w. Wir werden alle diese Gegenstände nach der Reihe besprechen und uns dabei bemühen, mit Ausscheidung alles Ungehörigen und namentlich alles gelehrten Krames, das einfache Verhältniß jeder Sache so darzulegen, wie es dem gesunden Verstande des schlichten Bürgers sich darstellen muß. Denn nicht etwa eine besonders hoch-, vielleicht auch verbildete Classe von Staatsangehörigen haben wir bei unserm Werke im Auge, sondern wünschen vielmehr die Gesammtheit aller denkenden Bürger zu Lesern zu haben, um uns mit ihnen über die wichtigsten Zeitinteressen zu verständigen.
Das Gefühl unserer Einheit als großes Volk der Deutschen ist lebendiger erwacht, denn je. Gott sei gelobt, daß dem so ist, denn unsere Einheit ist unsere Kraft und unser Glück. Es genügt aber nicht, daß wir uns als Deutsche zusammenstellen, wenn der Franzose über den Rhein schreit oder der Russe von seinen Steppen aus den Kantschu zeigt; wollen wir wahrhaft ein eines Volk sein, so müssen wir auch einig sein. Diese Einigkeit wird bedeutend vorbereitet werden, wenn wir uns selbst kennen lernen, wenn wir uns genau Rechenschaft darüber ablegen, was uns in unsern Verhältnissen Noth thut, und welche Staatseinrichtungen und Gesetze unsern Bedürfnissen am anpassendsten sind.
Nach unserer besten, innersten Ueberzeugung können wir nur Eines finden, das uns in Deutschland zur Einheit und zur Einigkeit zu führen vermag – die Durchbildung eines freien deutschen Verfassungslebens. Nur das allen freien Männern inwohnende Gefühl der Selbstachtung kann dem Deutschen die Würde geben, die er in den schweren Kämpfen mit dem Auslande, welche vielleicht bald bevorstehen, so nöthig hat, und nur die unter constitutionellen Regierungsformen so innige Verschmelzung von Staat und Volk, wie die hier stattfindende fortwährende Betheiligung der Bürger an allen Staatsangelegenheiten, vermögen uns das Selbstbewußtsein zu verleihen, das uns lehrt, für jede, selbst die entfernteste Provinz wie ein Mann einzustehen, und für die Ehre des deutschen Namens, für die Wohlfahrt des Gesammtvaterlandes jeden Augenblick Blut und Leben zu opfern.
Es ist daher der constitutionelle Standpunkt, von dem wir in diesen Blättern ausgehen. Nur für Bürger constitutioneller Staaten und Freunde freier deutscher Verfassungen überhaupt schreiben wir, nicht für Leute, die dem Staatsbürger blos Pflichten zuerkennen und von keinen Rechten desselben wissen wollen. Leidenschaftliches Parteinehmen ist jedoch unsere Sache nicht. Wir sind zu sehr Freunde des deutschen Volkscharakters, um nicht zwei seiner schönsten Eigenschaften – Mäßigung und unparteiische Gerechtigkeit – ihrem vollen Werthe nach anzuerkennen.
Der Leipziger Censor scheint kein Freund der „zwei schönsten Eigenschaften des deutschen Volkscharakters, Mäßigung und unparteiischer Gerechtigkeit,“ gewesen zu sein oder aber diese Eigenschaften in dem Verfassungsfreund nicht gefunden zu haben, denn nur zwei von Steger bearbeitete Hefte ließ er passiren. Als 1843 das dritte Heft, das erste aus Blum’s Feder, über das Wesen der Presse, erscheinen sollte, wurde das Unternehmen durch die Censur unterdrückt.
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Namentlich ist das Ungenügende der bisherigen Biographieen handgreiflich. Ich übergehe die Aufzählung der kleineren biographischen Arbeiten über Blum, die sich in Zeitschriften, Lexicons &c. zerstreut finden. Aber auch die größeren Versuche dieser Art leiden an zwei Hauptfehlern. Sie sind sämmtlich unmittelbar nach der Revolution und insgesammt vom radicalsten, parteiischsten Standpunkt aus geschrieben. Und sie sind geschrieben, ohne daß den Verfassern – mit Ausnahme der Wiener Briefe Blum’s an seine Frau, einiger seiner Gedichte, Zeitungsartikel, Broschüren und Reden, – eine einzige Mittheilung oder Aeußerung Blum’s über sich selbst oder Mittheilungen seiner Angehörigen über ihn zur Verfügung gestanden hätten. Der reiche Schatz handschriftlicher Aufzeichnungen, den Blum hinterlassen, und der zwar keine Selbstbiographie, wohl aber überall die wichtigsten Fingerzeige für die Geschichte seines Lebens enthält, der überaus interessante Briefwechsel Blum’s mit den Seinen, den Freunden u. s. w. wurde von jenen früheren Biographen völlig unbenützt gelassen. Selbst die historischen Quellen, welche uns heute über die wichtigsten Jahre in Blum’s Leben, namentlich über das Jahr 1848 zu Gebote stehen, waren damals zum großen Theil unerschlossen. Die Titel jener früheren biographischen Versuche sind:
„Das Buch von Robert Blum. Ein Denkmal seines Lebens und Wirkens von Eduard Sparfeld, eingeführt durch Franz Rauch, Pfarrer der christ-kathol. Gemeinde zu Leipzig. Leipzig, 1849. Im Selbstverlag des Verfassers und in Commission bei H. Matthes,“ 96 Seiten. Völlig werthlos. – „Robert Blum als СКАЧАТЬ