Von Bagdad nach Stambul. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Von Bagdad nach Stambul - Karl May страница 4

Название: Von Bagdad nach Stambul

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Khan schickte mich ab, um zu erfahren, was für Männer sich hier befinden.«

      »Wohin gehet ihr?«

      »Wir gehen nach dem Süden.«

      »Welcher Ort ist euer Ziel?«

      »Wir wollen in die Gegend von Sinna.«

      »Das ist ja persisch!«

      »Ja. Unsere Freunde dort geben ein großes Fest, zu welchem wir geladen sind.«

      Das fiel mir auf. Diese Bejat hatten ihren Wohnsitz an den Ufern des Kuru-Tschai und bei den Ruinen von Kizzel-Karaba, also in der Nähe von Kifri; diese Stadt aber lag weit im Südwesten von unserem heutigen Lagerplatz, während Sinna zwei Dritteile derselben Entfernung im Südosten von uns lag. Warum waren die Bejat nicht direkt von Kifri nach Sinna gegangen? Warum hatten sie einen so bedeutenden Umweg gemacht?

      »Was tut ihr hier oben?« fragte ich daher. »Warum habt ihr euren Weg um das Doppelte verlängert?«

      »Weil wir durch das Gebiet des Pascha von Sulimania hätten ziehen müssen, und er ist unser Feind.«

      »Aber ihr befindet euch hier doch ebenso auf seinem Gebiete!«

      »Hier oben sucht er uns nicht. Er weiß, daß wir ausgezogen sind, und glaubt, uns im Süden von seiner Residenz zu finden.«

      Dies klang wahrscheinlich, obgleich ich noch immer kein rechtes Vertrauen zu dem Manne hatte. Ich sagte mir jedoch, daß die Anwesenheit dieser Bejat uns nur von Vorteil sein könne. Unter ihrem Schutze konnten wir unangefochten bis nach Sinna kommen, und dann war für uns keine Gefahr mehr zu befürchten. Der Turkomane kam meiner darauf bezüglichen Frage entgegen:

      »Herr, du wirst mich wieder freilassen? Ich habe euch ja nichts getan!«

      »Du hast nur getan, was dir befohlen war; du bist frei.«

      Er atmete erleichtert auf.

      »Ich danke dir, Herr! Wohin sind die Köpfe eurer Pferde gerichtet?«

      »Nach Süden.«

      »Ihr kommt von Mitternacht herunter?«

      »Ja. Wir kommen aus dem Lande der Tijari, Berwari und Chaldani.«

      »So seid ihr sehr mutige und tapfere Männer. Welchem Stamme gehört ihr an?«

      »Dieser Mann und ich, wir sind Emire aus Frankhistan, und die andern sind unsere Freunde.«

      »Aus Frankhistan! – Herr, wollt ihr mit uns ziehen?«

      »Wird dein Khan mir seine Hand öffnen?«

      »Er wird es. Wir wissen, daß die Franken große Krieger sind. Soll ich gehen und ihm von euch sagen?«

      »Geh, und frag ihn, ob er uns empfangen will!«

      Er stand auf und eilte davon. Die Andern zeigten sich mit dem, was ich getan hatte, einverstanden, und besonders Mohammed Emin freute sich darüber.

      »Effendi,« sagte er, »ich habe von den Bejat oft gehört. Sie leben mit den Dscherboa, Obeïde und Beni-Lam in immerwährendem Unfrieden, und darum werden sie uns nützlich sein. Dennoch aber wollen wir nicht sagen, daß wir Haddedihn sind; es ist besser, sie wissen es nicht.«

      »Auch jetzt müssen wir vorsichtig sein, denn noch wissen wir nicht, ob der Khan uns freundlich aufnehmen wird. Holt die Pferde herbei, und legt euch die Waffen bereit, um für alle Fälle gerüstet zu sein!«

      Die Bejat schienen unsertwegen eine ungewöhnlich lange Beratung zu halten, denn ehe sie ein Lebenszeichen von sich gaben, war unser Lamm gebraten und auch verzehrt. Endlich hörten wir Schritte. Der Turkomane, welcher bei uns gewesen war, erschien mit noch drei Kameraden.

      »Herr,« sagte er, »der Khan sendet mich. Ihr sollt zu ihm kommen und uns willkommen sein.«

      »So geht voran, und führt uns!«

      Wir stiegen zu Pferde und folgten ihnen, die Gewehre in der Hand. Als wir die Waldecke hinter uns hatten, war von keinem Lagerplatze etwas zu bemerken; nachdem wir aber einen dichten Gebüschstreifen durchschnitten hatten, erreichten wir einen rings von Sträuchern eingefaßten Platz, auf dem ein mächtiges Feuer brannte. Dieser Lagerort war sehr gut gewählt, da er von außen her nicht leicht bemerkt werden konnte.

      Das Feuer diente nicht zum Erwärmen der Leute, sondern zur Bereitung des Nachtmahles. Zweihundert dunkle Gestalten lagen im Grase umher, und etwas abseits der flackernden Flamme saß der Khan, welcher sich bei unserm Erscheinen langsam erhob. Wir ritten hart an ihn heran und sprangen von den Pferden.

      »Friede sei mit dir!« grüßte ich ihn.

      »Mi newahet kjerdem – ich mache mein Kompliment!« antwortete er, indem er sich verbeugte.

      Das war persisch. Vielleicht wollte er mir damit beweisen, daß er wirklich ein Bejat sei, dessen Hauptstamm man in Khorassan suchen müsse. Der Perser ist der orientalische Franzose. Seine Sprache ist biegsam und wohlklingend, weshalb sie auch die Hofsprache der meisten asiatischen Fürsten geworden ist. Aber das höfliche, schmeichelnde und oft kriechende Wesen des Persers hat nie einen vorteilhaften Eindruck auf mich gemacht; die gerade, rauhe Ehrlichkeit des Arabers tat mir viel wohler.

      Auch die Andern waren aufgesprungen, und alle Hände streckten sich dienstfertig aus, um sich unserer Pferde zu bemächtigen; doch hielten wir die Zügel fest, da wir noch keineswegs wußten, ob dies gastfreundlich oder hinterlistig gemeint sei.

      »Gib ihnen immerhin die Pferde! Sie sollen für dieselben sorgen,« sagte der Khan.

      Ich wollte mir gleich Gewißheit verschaffen; darum fragte ich, nun auch in persischer Sprache:

      »Hesti irschad engiz – gewährst du uns Sicherheit?[8]«

      Er verneigte sich zustimmend und erhob die Hand.

      »Mi saukend chordem – ich beschwöre es! Setzt euch zu mir, und laßt uns reden!«

      Die Bejat nahmen die Pferde; nur das meinige blieb in der Hand Halefs, der recht gut wußte, was mir lieb und angenehm war. Wir Andern nahmen bei dem Khan Platz. Die Flamme leuchtete hell auf uns herüber, so daß wir einander ganz genau erkennen konnten. Der Bejat war ein in den mittleren Jahren stehender Mann von sehr kriegerischem Aussehen. Seine Züge waren offen und Vertrauen erweckend, und die achtungsvolle Entfernung, in welcher sich seine Untergebenen von ihm hielten, ließ auf einen ehrliebenden und selbstbewußten Charakter schließen.

      »Kennst du bereits meinen Namen?« erkundigte er sich.

      »Nein,« antwortete ich.

      »Ich bin Heider Mirlam[9], der Neffe des berühmten Hassan Kerkusch-Bey. Hast du von ihm gehört?«

      »Ja. Er residierte in der Nähe des Dorfes Dschenijah, welches an der Poststraße von Bagdad nach Tauk liegt. Er war ein sehr tapferer Krieger, aber er liebte dennoch den Frieden, und jeder Verlassene fand guten Schutz bei ihm.«

      Er hatte mir seinen Namen gesagt, und nun erforderte es natürlich die Höflichkeit, ihm auch den meinigen zu nennen. Darum fuhr ich fort:

      »Dein Kundschafter wird СКАЧАТЬ



<p>8</p>

Wörtlich: Bist du Sicherheit gewährend?

<p>9</p>

Löwe Mirlam.