Durch die Wuste. Karl May
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Название: Durch die Wuste

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ welchem Stamme seid ihr?«

      Ich deutete auf Halef und antwortete:

      »Dieser hier stammt aus der Ebene Admar, und ich gehöre zu den Beni-Sachsa. Wer seid ihr?«

      »Wir sind von dem berühmten Stamme der Uëlad Hamalek.«

      »Die Uëlad Hamalek sind gute Reiter und tapfere Krieger. Wo kommt ihr her?«

      »Von Gafsa.«

      »Da habt ihr eine weite Reise hinter euch. Wohin wollt ihr?«

      »Nach dem Bir[9] Sauidi, wo wir Freunde haben.«

      Beides, daß sie von Gafsa kamen und nach dem Brunnen Sauidi wollten, war eine Lüge, doch tat ich, als ob ich ihren Worten glaubte, und fragte:

      »Erlaubt ihr uns, bei euch zu rasten?«

      »Wir bleiben hier bis zum frühen Morgen,« lautete die Antwort, welche also für meine Frage weder ein Ja noch ein Nein enthielt.

      »Auch wir gedenken, bis zum Aufgang der nächsten Sonne hier auszuruhen. Ihr habt genug Wasser für uns alle und auch für unsere Pferde. Dürfen wir bei euch bleiben?«

      »Die Wüste gehört allen. Marhaba, du sollst uns willkommen sein!«

      Es war ihnen trotz dieses Bescheides leicht anzusehen, daß ihnen unser Gehen lieber gewesen wäre, als unser Bleiben; wir aber ließen unsere Pferde den Abhang hinunter klettern und stiegen an dem Wasser ab, wo wir sofort ungeniert Platz nahmen.

      Die beiden Physiognomien, welche ich nun studieren konnte, waren keineswegs Vertrauen erweckend. Der ältere, welcher bisher das Wort geführt hatte, war lang und hager gebaut. Der Burnus hing ihm am Leibe wie an einer Vogelscheuche. Unter dem schmutzig blauen Turban blickten zwei kleine, stechende Augen unheimlich hervor; über den schmalen, blutleeren Lippen fristete ein dünner Bart ein kümmerliches Dasein; das spitze Kinn zeigte eine auffallende Neigung, nach oben zu steigen, und die Nase, ja, diese Nase erinnerte mich lebhaft an die Geier, welche ich vor kurzer Zeit von der Leiche des Ermordeten vertrieben hatte. Das war keine Adler— und auch keine Habichtsnase; sie hatte wirklich die Form eines Geierschnabels.

      Der andere war ein junger Mann von auffallender Schönheit; aber die Leidenschaften hatten sein Auge umflort, seine Nerven entkräftet und seine Stirn und Wangen zu früh gefurcht. Man konnte unmöglich Vertrauen zu ihm haben.

      Der ältere sprach das Arabische mit jenem Akzente, wie man es am Euphrat spricht, und der jüngere ließ mich vermuten, daß er kein Orientale sondern ein Europäer sei. Ihre Pferde, welche in der Nähe standen, waren schlecht und sichtlich abgetrieben; ihre Kleidung hatte ein sehr mitgenommenes Aussehen, aber ihre Waffen waren ausgezeichnet. Da, wo sie vorhin gesessen, lagen verschiedene Gegenstände, welche sonst in der Wüste selten sind und wohl nur deshalb liegen geblieben waren, weil die beiden keine Zeit gefunden hatten, sie zu verbergen: ein seidenes Taschentuch, eine goldene Uhr nebst Kette, ein Kompaß, ein prachtvoller Revolver und ein in Maroquin gebundenes Taschenbuch.

      Ich tat, als ob ich diese Gegenstände gar nicht bemerkt hätte, nahm aus der Satteltasche eine Handvoll Datteln und begann, dieselben mit gleichgültiger und zufriedener Miene zu verzehren.

      »Was wollt ihr in Seddada?« fragte mich der Lange.

      »Nichts. Wir gehen weiter.«

      »Wohin?«

      »Ueber den Schott Dscherid nach Fetnassa und Kbilli.«

      Ein unbewachter Blick, den er auf seinen Gefährten warf, sagte mir, daß ihr Weg der nämliche sei. Dann fragte er weiter:

      »Hast du Geschäfte in Fetnassa oder Kbilli?«

      »Ja.«

      »Du willst deine Herden dort verkaufen?«

      »Nein.«

      »Oder deine Sklaven?«

      »Nein.«

      »Oder vielleicht die Waren, die du aus dem Sudan kommen lässest?«

      »Nein.«

      »Was sonst?«

      »Nichts. Ein Sohn meines Stammes treibt mit Fetnassa keinen Handel.«

      »Oder willst du dir ein Weib dort holen?«

      Ich improvisierte eine sehr zornige Miene.

      »Weißt du nicht, daß es eine Beleidigung ist, zu einem Manne von seinem Weibe zu sprechen! Oder bist du ein Giaur, daß du dieses nicht erfahren hast?«

      Wahrhaftig, der Mann erschrak förmlich, und ich begann, infolgedessen die Vermutung zu hegen, daß ich mit meinen Worten das Richtige getroffen hatte. Er hatte ganz und gar nicht die Physiognomie eines Beduinen; Gesichter, wie das seinige, waren mir vielmehr bei Männern von armenischer Herkunft aufgefallen und – ah, war es nicht ein armenischer Händler, der den Kaufmann in Blidah ermordet hatte und dessen Steckbrief ich in der Tasche trug? Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, den Steckbrief, wenigstens das Signalement, aufmerksam durchzulesen. Während mir diese Gedanken blitzschnell durch den Kopf gingen, fiel mein Blick nochmals auf den Revolver. An seinem Griff befand sich eine silberne Platte, in welche ein Name eingraviert war.

      »Erlaube mir!«

      Zu gleicher Zeit mit dieser Bitte griff ich nach der Waffe und las: »Paul Galingré, Marseille.« Das war ganz sicher nicht der Name der Fabrik, sondern des Besitzers. Ich verriet aber mein Interesse durch keine Miene, sondern fragte leichthin:

      »Was ist das für eine Waffe?«

      »Ein – ein – — ein Drehgewehr.«

      »Magst du mir zeigen, wie man mit ihm schießt?«

      Er erklärte es mir. Ich hörte ihm sehr aufmerksam zu und meinte dann:

      »Du bist kein Uëlad Hamalek, sondern ein Giaur.«

      »Warum?«

      »Siehe, daß ich recht geraten habe! Wärest du ein Sohn des Propheten, so würdest du mich niederschießen, weil ich dich einen Giaur nannte. Nur die Ungläubigen haben Drehgewehre. Wie soll diese Waffe in die Hände eines Uëlad Hamalek gekommen sein! Ist sie ein Geschenk?«

      »Nein.«

      »So hast du sie gekauft?«

      »Nein.«

      »Dann war sie eine Beute?«

      »Ja.«

      »Von wem?«

      »Von einem Franken.«

      »Mit dem du kämpftest?«

      »Ja.«

      »Wo?«

      »Auf dem Schlachtfelde.«

      »Auf welchem?«

      »Bei El Guerara.«

      »Du lügst!«

      Jetzt riß СКАЧАТЬ



<p>9</p>

Brunnen.