Die Ahnen. Gustav Freytag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 73

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ feierlich, »denn ich will ihm helfen, daß er lebe, wenn ich‘s vermag. Gelobe mir, mich morgen an dieser Stelle zu erwarten, bevor du zu dem Baume wandelst, damit ich dir überbringe, was deinem Herrn nützen mag.«

      Wolfram überlegte. »Ich weiß, daß du ihm wohlgesinnt bist, und du wirst ihn nicht seinen Feinden verraten.«

      »Niemals«, rief Walburg.

      »Wohlan, so erwarte ich dich hier, wenn die Sonne morgen früh über den Waldrand steigt.«

      Die Mädchen eilten zum Hofe, denn vom Dorfwege nahte ein Reitertrupp, in seiner Mitte der Bischof. Ihn begrüßte Heilruf der harrenden Menge und der Hofgenossen. Wie ein Häuptling schritt er durch das Volk in die Halle, welche ihm errichtet war, und empfing dort nach der Reihe die Gesandten und die Flehenden. Zuletzt sprengte auf seinem Kriegsrosse Herr Gerold selbst in den Hof, ihm trat der Bischof auf der Schwelle entgegen, bot den Friedensgruß und geleitete ihn zu dem Herdsitz.

      »Den Raben von drüben habe ich verscheucht,« begann der Graf, »du bist an ihm gerächt.«

      »Ich danke dir nicht dafür, Gerold, du weißt, wie ich für ihn gebeten habe.«

      »Nicht mein Vorteil war es,« versetzte der Franke unwillig, »das beste Schwert der Thüringe zu zerbrechen. Daß ich das Urteil gefordert habe, geschah nur darum, weil mir von meinem Herrn dein Heil auf die Seele gelegt ist. Denn du vermochtest nicht im Volke zu dauern, wenn der erste Mann ungestraft blieb, der gegen dein Haupt das Schwert gezückt hat. Verächtlich wurdest du vor jedermann, und von allen Seiten wären die Heidenmesser in dich gedrungen. Willst du den Thüringen deine Botschaft ferner verkünden, so mußt du ihnen erweisen, daß deine Feinde ausgetilgt werden.«

      »Hast du jenen Mann ausgetilgt,« sprach Winfried, »weil er zuchtlos den Frieden des Volkes brach, so darf ich dir nicht widerstehen. Begehrtest du aber Rache für mich, so hast du mir wehe getan. Auch du kennst das hohe Gebot, welches geschrieben steht, daß wir unseren Feinden Gutes tun sollen.«

      »Steht es geschrieben, so siehe du zu, ob die Männer hier dir‘s glauben,« rief Gerold unzufrieden, »ich aber hoffe, daß du nicht gekommen bist, um diesem Volke den Männermut zu nehmen, sondern zu stärken, denn hier tut nicht Geduld und Lammessinn not, sondern Krieg und scharfes Gefecht, dazu bin ich in dies Land gesandt, und ich erkenne, der Wille des erlauchten Helden Karl ist, daß du mir dabei hilfst. Als wir miteinander aus dem Angesicht des Frankenherrn schieden, da legten wir unsere Hände ineinander und gelobten, treue Gesellen in dem Volk der Thüringe zu sein, ich für meinen Herrn, du für den Christengott, denn verfallen lag dies Grenzland, und feste Führer waren ihm nötig.«

      »Treu hast du bisher unseren Vertrag erfüllt«, versetzte Winfried herzlich. »Und gern gebe ich das Zeugnis, daß ich vor anderen Menschen dir dankbar bin, wenn es mir gelingt, die harten Nacken am Taufstein zu beugen. Denn die Furcht vor deinen Bewaffneten ist mein einziger irdischer Schutz, und glaube mir, kein Tag vergeht, wo nicht hier im Hofe von meinen Getreuen für dein Wohl gebetet wird.«

      Herr Gerold neigte ein wenig das Haupt. »Ganz willkommen ist mir, wenn du mir im Himmel gutes Gemach bereitest, denn ich selbst habe wenig Geschick dazu. Aber nicht weniger lieb wäre mir, wenn du mir auch auf anderen Wegen deine Treue bewährtest; und daß ich dir‘s geradeheraus sage: mir gefällt nicht, daß du den Boten des Ratiz freies Geleit zu dem Helden Karl ausgewirkt hast, und daß du über die Grenze bis in das Wendenland geschorene Boten laufen läßt, denn du handelst gegen meinen Vorteil und wohl auch gegen den eigenen.«

      »Erwäge auch,« versetzte Winfried ruhig, »daß ich nichts getan habe ohne dein Wissen. Mein Beruf ist, auf der Männererde den Frieden Gottes zu verkünden, wie durfte ich mich weigern, dem Helden Karl den friedfertigen Wunsch des Ratiz zu melden. Wir vernahmen, daß der Räuber mit manchem von seinem eigenen Volke verfeindet ist, und dem großen Frankenherrn selbst war willkommen, auch über die Slawen an der Grenze seine Herrschaft zu breiten.«

      »War es ihm willkommen,« versetzte Gerold zornig, »mir und anderen, die an der Grenze gebieten, wäre es verhaßt und unleidlich. Meinst du, daß wir den Ratiz als Grenzgrafen neben uns dulden werden, zu unserem Schaden an Land und an Zehnten? Und heut sage ich dir, mich freut‘s, daß es mir und meinen Fürsprechern gelungen ist, ihn bei Herrn Karl zu hindern. Ohne günstigen Bescheid kehren die Sorben zurück, und dem Ratiz ist befohlen, über die Saale zurückzuweichen.«

      »Und wenn er es nicht tut?« fragte Winfried.

      »Dann soll er der erste sein, den wir fällen, damit Furcht das Slawenvolk bändige.«

      »Wenn aber seine Landsleute ihm helfen?«

      »Das gerade ist, was ich will«, rief Gerold. »Meinst du, ich habe Lust, diesen Sommer mein Schwert müßig in der Scheide zu tragen?«

      »Und neu erhebt sich Mord und Brand und die Greuel des Grenzkrieges,« rief Winfried traurig, »zerstörte Höfe sehe ich, erschlagene Wirte, und die Wehrlosen gleich dem Vieh getrieben, verwildert auch die Herzen der Sieger.«

      »Ich habe dich weise gefunden auch in weltlichen Dingen,« versetzte Gerold, »diese Rede aber dünkt mir töricht. Ob du die Thüringe deiner Lehre unterwirfst, das hängt jetzt nicht allein von den Gebeten ab, die du ihnen vorsprichst, sondern von den Schlägen, welche ich mit einem Volksheer den Wenden zuteile. Denn die Heiden werden dir nur dann ihre Hälse zuneigen, wenn sie unter dem Christenbanner Sieg erhalten. Und wenn du einst die Ostvölker bekehren willst, so werden auch diese erst auf deine Worte hören, wenn sie erkennen, daß ihre Götzen nicht mehr Sieg spenden.«

      »Mein Werk ist es, den Völkern der Erde den Frieden des Gottesreiches zu verkünden,« antwortete Winfried, »dein Amt ist, die Feinde des Frankenherrn niederzuwerfen. Durch viele Jahre habe ich erfahren, daß die heilige Lehre nicht plötzlich Sinn und Gedanken der Männer wandelt, und manches Menschenalter mag vergehen, bevor die Christen selbst die Worte der Liebe und des Erbarmens begreifen. Ich weiß auch, daß nur ein Volk, welches den Heiden siegreich widersteht, sich den Christenglauben bewahrt, darum will ich, daß die Herrschaft der Franken sich so weit breite, als es mir gelingt, meinem Himmelsherrn Bekenner zu gewinnen. Mit dem hohen Fürsten Karl habe ich dies vereinbart, daß er der einzige weltliche Herr sein soll über alles bekehrte Heidenland, wie der Bischof zu Rom der einzige Vogt des Himmelsherrn. So weit wünsche ich dir Sieg, und ich darf zu dem Allwaltenden flehen, daß er ihn deiner Heldenkraft gewähre. Aber wenn du den Kampf begehrst aus Begierde nach Kriegsruhm und Beute, dann hüte dich, daß nicht auch dich die Strafe treffe, wenn du aus diesem kurzen Leben in das ewige hinübergehst.«

      »Meine Sorge um das Himmelreich habe ich in deine Hände gelegt, Bischof,« versetzte der Graf mit geheimem Bangen, »und ich vertraue, du wirst meinen Vorteil dort wahrnehmen, wie auch ich hier für den deinen kämpfen will, obgleich du mir zuweilen widerstehst. Und so laß uns wieder gute Gesellen sein; ich reite an die Grenze, und bald mag deine Fürbitte mir heilsam werden.«

      Er schritt klirrend aus der Tür, und Winfried sagte hinter ihm still zu sich selbst: »Ich hole mir bessere Freude bei meinen kleinen Pfleglingen.« Er wandelte in das Arbeitshaus, grüßte die Frauen und Kinder, schritt mit Walburg durch alle Räume, ließ sich berichten, was in seiner Abwesenheit getan war, und betrachtete die Werke des Webstuhls und die Schätze der Vorratskammer. Lächelnd rührte er an das Schleiertuch der Jungfrau, welches die eine Hälfte ihres Gesichtes deckte. »Ich muß die Kunst des Arztes rühmen, denn gut hat er dir die Wunde geheilt, und der Schade wird noch durch die Zeit gebessert. Bald kommt wohl einer und der andere und begehrt dich zur Hausfrau. Wir aber werden dich ungern missen, denn dein Sinn ist fest, und was deine Hand berührt, gedeiht. Du bist zur Hälfte geschleiert, vielleicht gibt Gott dir die Gnade, daß du dein ganzes Leben seinem Dienste weihst.«

      Da errötete Walburg, aber sie sah dem Bischof offenherzig in das Gesicht, als sie СКАЧАТЬ