Die Ahnen. Gustav Freytag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 53

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Winfried, »wo ich den Becher empfing.«

      Aber wieder fuhr ein dunkler Schatten über das Gesicht des jungen Kriegers, und das Gefäß stolz zurückgebend rief er: »Fahre hin mit deinem Becher, du schlauer Fremdling«, und wandte sich den Rossen zu.

      Doch Winfried hielt seinen Arm. »Meine nicht, Ingram, daß ich deine Gunst erkaufen will durch Silber und Gold. Du hast dich ja selbst geweigert, Führerlohn zu empfangen. Wärest du von den Kindern des großen Gottes, dann dürfte ich dir das Schmiedewerk zu christlicher Tat schenken. Du aber hast deine wilde Begier mir verraten. Nicht als deine Sklavin darfst du das Frankenweib heimführen in dein Haus, ihr selbst und ihrem Geschlechte schenke ich den Becher, und rettet er sie aus der Gefangenschaft, so kehrt sie wieder als eine Freie, sie und andere, die du zu lösen vermagst. So ist meine Meinung. Dich aber bitte ich um der Gebundenen willen, daß du für sie alle den Handel vollendest und sie darauf herführst in den Schutz, den sie sich selbst begehren.«

      »Dein soll die Ehre sein, und nicht mein«, rief Ingram heftig.

      »Nicht du, nicht ich spenden den Kaufpreis, ich selbst besitze weniger als der ärmste deiner Landgenossen, ich bin nur ein Bote des Christengottes und seinem Schatz gehört dies Silber.«

      Scheu sah der Krieger auf das blinkende Metall. »Birg es in seinem Holze, denn sehr fürchte ich, daß ein übler Zauber in solcher Gabe sei.«

      »Auch rate ich nicht, daß du selbst diesen Kaufpreis trägst,« fuhr Winfried fort, »denn auch ich habe einen Boten zum Ratiz zu senden in Geschäften des Frankenkönigs, meinen jungen Bruder Gottfried. Du aber wirst der Sprecher sein um den Loskauf, und ich bitte dich, daß du dem Jüngling gestattest, mit dir zu reiten, und daß du selbst mir gelobst, treu um ihn zu sorgen.«

      »Rauh ist der Weg zu dem Dorfe des Ratiz, schnell muß die Fahrt sein, und nicht gefahrlos ist rascher Botenlauf in den Bergen, wie mag ich den Knaben davor bewahren?«

      »Du hast seine Kraft versucht, und du hast ihn nicht schwach gefunden.« Der Krieger sah auf Gottfried hinüber, der das Roß des Bischofs am Zügel hielt, und sein Antlitz wurde freundlicher. Er überlegte. »Ich erkenne,« sagte er endlich, »daß du wie ein Herr meinen Willen richten willst. Nicht weiß ich, ob es zu meinem Heil ist, wenn ich nach deinem Verlangen tue, und wäre es um meinetwillen, ich täte es nicht. Aber ein Weib sehe ich sitzen mit gerungenen Händen in der Sklaverei.« Er fuhr heftig auf und rief: »Ich gelobe den Knaben zu halten wie einen aus meiner Freundschaft«, und legte seine Hand in die des Bischofes, dann eilte er zu seiner Koppel, gab seinen Männern Befehle und ließ die ledigen Rosse nach dem Hofe zurückführen. Unterdes sprach Winfried leise zu dem Jüngling, faltete die Hände über dem Haupte, und tiefer Schmerz zuckte in seinem Gesicht, als er den Reisesegen über ihn sprach.

      »Heran, Jüngling,« rief Ingram, seinen Wurfspeer schwingend, »viel Zeit ward verloren in dem Streit der Worte, laß den Hufschlag klingen zur Reise ins Slawenland.« Prüfend sah er noch einmal auf das Roß und den friedlichen Reiter, ihm gefiel, daß der Jüngling fest im Sattel saß, und er nickte ihm grüßend zu. Laut rief er sein Hara, und Rosse und Reiter stoben abwärts dem Waldweg zu. Winfried sah den Flüchtigen nach und hob die Hände zum Himmel.

      In der Hütte stand Memmo lange Zeit vor dem Ledersack, bekreuzte und verneigte sich und trug ihn in eine Ecke, er legte sorgfältig Stroh darüber und setzte sich in tiefen Gedanken davor. Zuweilen schüttelte er den Kopf: »Wer soll die Kirche bauen? er und ich. Und wer soll den Taufstein aus dem Felsen hauen? wieder ich. Viele Hammerschläge werden diese Arme tun, und der Rücken wird sich beugen unter der Last der Balken. Wer aber wird eingehen in den Hof der Täuflinge? Niemand als die Schwalben aus der Luft und die Mäuse vom Felde; bis an einem wilden Tage das Heidenvolk heranspringt und mit seinen Schwertern die Kreuze auf unsere Schädel schlägt. Von heut bin ich ein fremder Gast in meinem Hause; aber es steht geschrieben: eures Bleibens ist nicht hienieden, und der Mensch ist wie Heu.« Da knarrte das Hoftor, und ein rotes Gesicht sah zum Fenster herein. »Alle guten Geister! das ist Frau Godelind. Hinweg, Weib«, rief er heftig, ohne sich von seinem Platze zu bewegen. »Ich kenne dich nicht!«

      »Übel seid Ihr verwandelt,« rief das Weib zornig hinein, »welcher Zauber hat Euch den Sinn betört?«

      »Hinweg, Godelind!« rief Memmo mit strengem Ton, »wenn dich der Bischof sieht, bist du verloren; du stehst unter dem Kreuz, und er hat Macht über dich.«

      »So viel gebe ich auf euren Bischof,« rief Godelind, einen Strohhalm nach dem Priester werfend, »und so viel auf Euch, der Ihr nichts seid als ein Feigling. Ist das mein Lohn für treue Pflege und für alle Dienste, die ich Euch bei Tag und Nacht getan, daß Ihr mich von einem Fremden aus dem Hause weisen laßt?«

      »Wenig nutzt es, über Vergangenes zu klagen,« versetzte Memmo aus seiner Tiefe, »ich sage mich los von dir für alle Zukunft. Suche Obdach bei deiner Base und behalte das Slawenmädchen, nur höre, daß du das arme Ding nicht mißhandelst; nimm meinetwegen auch das Ferkel im Stall, es muß dahingehen mit dem anderen, aber schweige und entferne dich, denn ich bin in tiefer Betrachtung, und lästig ist mir dein Geschwätz. Verwandelt hat mich diese Nacht, und mich reut‘s, daß dein Fuß je meine Schwelle betrat.«

      »Du feiger Mann,« rief Godelind in hellem Zorn, »manchmal noch soll dich reuen, daß du die Dienerin von dir weisest, und ich will lachen, wenn ich an den Toren denke, der am kalten Herde Wasser vom Bache trinkt und ungekochte Bohnen kaut.« Ihr Gesicht verschwand aus der Öffnung, und gleich nachher erscholl mißtönendes Gequiek aus dem Stalle. »Da führt sie hin,« seufzte Memmo, »was der Schatz meines Hauses war«, und er senkte ergeben das Haupt, bis sich der Stieglitz darauf setzte und von dem kahlen Scheitel fröhlich sein Lied zwitscherte. Memmo hob leise die Hand, der Vogel flatterte herab, und der Mönch küßte ihm seinen roten Kopf.

      3. Im Sorbendorf

      Auf der Sorbenfahrt hielten die Reiter Abendrast, die Pferde standen im festen Gehege, Ingram und Gottfried lagen unter einem Baum, und Wolfram, der Knecht, bereitete am großen Feuer die Nachtkost. Er trug eine Lederflasche, die einem Schlauch ähnlich war, herzu. »Das Bier ist am Quellwasser gekühlt, wohl möge es euch munden.« Da Gottfried die Flasche dankend von sich wies, sprach Ingram gutherzig: »Als ein wackerer Reisegesell hast du dich seither erwiesen, verschmähe nicht unsere Kost, wenn wir auch nicht von deinem Glauben sind. Denn ich merke, in vielem hadern die Menschen miteinander, aber Speise und Trank ehren sie alle.«

      »Zürne nicht, mein Genosse, ungewohnt ist mir der starke Trank und das Fleisch der springenden Tiere. Doch weil es dir lieb ist, will ich dein Mahl teilen«, und er legte seinen Brotkuchen beiseite, aß ein wenig von dem Fleisch und trank von dem Bier.

      »Sage mir, wenn es dir nicht lästig dünkt,« fuhr Ingram fort, »bist du auch von denen, welche für unrecht halten, ein Weib zu umhalsen?«

      »Es ist so, wie du sagst«, antwortete Gottfried errötend.

      »Bei meinem Schwert, wunderliche Bräuche habt ihr«, spottete Ingram. »Zwei Sklavinnen halte ich, und wenn mir‘s gefällt, umschlingen sie mich mit ihren Armen, aber beide gebe ich hin und jedes andere Weib der Erde, wenn ich die Jungfrau gewinne, um derenwillen wir reiten. Gern erfreut sich der Mann seines Lebens; wir anderen sind wie die Vögel, welche lustig singen und ihr Nest bauen, du aber bist wie ein grauer Kauz, der im Baumloch sitzt, und alle Vögel schreien ihn an.«

      »Auch meinem Leben fehlt die Freude nicht,« versetzte Gottfried lächelnd, »froh bin ich, daß ich mit dir reise, wenn du mich auch gering achtest; denn ich möchte dir helfen bei einem guten Werke.«

      »Was hast du davon, wenn es uns gelingt, die Gefangenen loszukaufen?«

      »Ich tue nach dem Gebot Gottes, des allmächtigen Himmelsherrn.«

      »Ist СКАЧАТЬ