Die Ahnen. Gustav Freytag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 19

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ auf der Tenne drischt wie du, dem wachsen Schwielen in die Hand.«

      Diese Reden hörten die Hofleute, und als am anderen Morgen Berthar mit seinen Mannen zu dem Speicher kam, um für die nächsten Tage den Rossen Hafer zu holen, da weigerte ihm Hildebrand, der in der Wirtschaft Ausgeber war, den gedroschenen Hafer, und er sprach: »Habt ihr die schwieligen Hände unserer Knaben geschmäht, so mögt ihr die Garben auch selbst ausstampfen mit euren Füßen oder mit denen eurer Rosse, wie es euch gefällt; meine Gesellen weigern sich der Arbeit für euch, da ihr so gröblich redet. Nehmt den Hafer in Garben und nicht in Säcken.«

      Begütigend antwortete Berthar: »Unrecht war es von meinem Gesellen, den Landesbrauch der Wirte zu verachten. Aber du selbst bist ein bewanderter Mann und weißt, daß die Bräuche auf Erden verschieden sind. Anderswo heben die Bankgenossen eines Herrn nur die Garben in den Bansen, sie schneiden und schwingen das Futter, und auf dem Felde reiten sie mit der Egge, aber es gilt ihnen für unrühmlich, den Pflugsterz und den Flegel zu halten. Darum übe Nachsicht mit meinem Gefährten, weil ihn als fremden Mann eure Sitte wundert.«

      Aber Hildebrand versetzte unwirsch: »Wer unser Brot ißt, soll sich unserem Brauch fügen; darum nimm nur die Garben, denn fortan erhältst du nur diese.«

      Da mußten die Vandalen mit Garben bepackt zu ihrem Stalle ziehen, und Berthar befahl grimmig: »Werft die Garben in die Futterbank und schneidet, bis das Eisen bricht.«

      Seit jener unweisen Rede des Radgais gab es manchen Streit unter den Mannen, aber beide Teile waren bemüht, ihn vor den Herren zu bergen. Beim Kampfspiel hatten sie anfänglich in denselben Reihen gestanden und einer des anderen Kampfweise nachgeahmt, wie die Fürsten ihnen geraten, jetzt traten sie gesondert in den Wettkampf, so daß der Fürst vor dem Reiterspiel mit Schild und Stange zu Theodulf sagte: »Warum halten die Gäste abseit auf ihren Rossen, gern schauten wir, wer das beste Lob verdient.« Da antwortete Theodulf: »Sie selbst wollen den Wettkampf nicht leiden, zu hart schellen die Stäbe der Thüringe auf ihre Schilde.« Und der Fürst ritt zu Berthar: »Wohlauf, Held, mische deine Reihen mit unserem Volk.« Da antwortete auch der Alte: »Nur um des Friedens willen halte ich unsere Knaben gesondert, damit nicht in der Hitze des Kampfes ein falsch geworfener Stab Streit errege.« Und der Fürst mußte schweigend dem getrennten Ritt zuschauen. Er mußte auch hören, wie seine Hofmannen spöttisch lachten, wenn die Fremden mit ihren Keulen warfen; dann rief aus den Reihen der Thüringe wohl ein kecker Gesell das peinliche Scheltwort: »Hundeschläger.« Und wieder, wenn die Hofleute beim Steinwurf sprangen und einem der Schwung mißglückte, dann zogen die Vandalen ihre Mienen kraus und summten ein höhnendes Wort, das sie erfunden hatten, weil die Thüringe bei ihren Mahlzeiten runde Ballen aus Teig von Weizenmehl vor vielem anderen hochachteten.

      Und als nach dem Spiel der Reigentanz begann, da konnte man sehen, daß die Mägde vom Hofe sich nur zu ihren Landgenossen gesellten, und wenn die Fremden nicht ein Dorfkind fanden, das mit ihnen zum Reigen antreten wollte, so mußten sie zusehen. Darüber wurde der Fürst unwillig, und er rief zu den Vandalen: »Warum verachten meine Gäste das Hofgesinde?« Und wieder antwortete Berthar: »Die Mädchen des Hofes klagen, daß unsere Sprünge ihnen die Knöchel renken.« Da trat die kecke Frida hervor, neigte sich gegen den Alten und sagte: »Wenig kümmere ich mich darum, ob ich anderen mißfalle, wenn ich die Hand eines Fremden ergreife. Denn ich kenne einen vom Hofe, der die Mädchen bedräut hat, wenn sie sich mit den Gästen schwingen. Gefällt dir‘s, Held Berthar, und achtest du mich nicht zu gering, so führe du mich zum Tanze.« Berthar lachte und mit ihm die Herren, der Alte faßte die Hand der Jungfrau, sprang wie ein Jüngling und schwenkte sie rüstig über den Rasen, daß alle auf ihn sahen und Beifall riefen.

      Die Fremden merkten wohl, daß die Fürstin ihnen gar nicht gewogen war, selten nur redete sie die edelsten unter ihnen an, selbst den Helden Berthar nicht, obgleich er von erlauchtem Geschlecht stammte. Aber auch die Fürstin fand Grund zur Klage, denn zwei von den Vandalen, die Brüder Alebrand und Walbrand, hatten mit zwei Mägden der Fürstin scharfe Worte gewechselt und hatten diesen am Abend aufgelauert und die Widerwilligen geküßt und ihr Gewand verschoben. Darauf trat die Fürstin im Hofe zu Ingo und erhob laute Klage über die Unzucht seiner Mannen, und Ingo, tief gekränkt durch die harten Worte der Fürstin und durch die Missetat seines Gesindes, hielt Gericht über die Schuldigen in der Gastherberge. Und obwohl sich bei der Prüfung ergab, daß es mehr Übermut als arger Frevel gewesen war, so strafte er sie doch hart mit Worten und setzte sie zu sichtlichem Schimpf herab in die unterste Stelle an seiner Bank. Traurig saßen seitdem die Übeltäter im Kreise der Genossen. Aber die Gnade der Fürstin erwarben die Fremden darum doch nicht. Als Ingo einst früher denn sonst vom Herde des Fürsten in seine Herberge kehrte, vernahm er in dem neuen Anbau daneben das scharfe Knirschen der Mühlsteine, und er fragte Berthar erstaunt: »Drehen die Mägde den Mühlstein im Schlafhause der Männer?« Da antwortete der Alte: »Weil du selbst fragst, sollst du es wissen. Nicht die Dirnen drehen, deine Knaben müssen die ruhmlose Arbeit unfreier Weiber vollenden, wenn sie ihr Brot essen wollen; denn die Mägde weigern sich, noch weiter für uns das Mehl zu mahlen, und die Wirtin gibt ihnen recht. Bitter ist solche Arbeit für die Helden eines Königs. Gern hätten wir dir verborgen, was deinem Gastfreund zur Unehre gereicht.«

      Ingo trat hinter einen Pfeiler und bedeckte sein Gesicht mit der Hand.

      Draußen heulte der Nordsturm um das Dach und warf eine graue Decke von Schnee und Eiswasser über den Hof. »An die Hausbalken tobt ein ungefüger Gesell,« fuhr Berthar fort, »er ist jetzt Gebieter auf Landstraße und Feld und möchte meinem König die Ausfahrt aus diesem Hofe verwehren. Dennoch ahne ich, daß du darauf denkst. Darum höre noch eins, was mir Held Isanbart, mein alter Kriegsgeselle, vertraute, den ich gestern heimsuchte. Der römische Krämer Tertullus war mit seinen Packpferden im Gau; von Westen kam er und zog nach der Burg des Königs. Du kennst den Mann, bei den Alemannen galt er für den schlauesten Späher des Cäsars. Jetzt hat er den Hof, in dem wir einliegen, vermieden, obgleich hier für einen Kaufmann der beste Markt wäre. Im Gau aber hat er überall nach dir und uns geforscht und hat feindliche Reden geführt, daß der Cäsar dich suche und daß er hohen Preis zahlen würde, wenn er deinen Leib oder dein Haupt unter seinem Banner erblickte, damit die üble Ahnung getilgt werde, welche seit deinem Drachenraube den Römerkriegern das Herz beschwert. Fährt der römische Krämer zum König Bisino, so birgt er in seinem Kasten eher Geschenke an den König als Waren, denn er war gar nicht eilig, die Bündel aufzuschnüren, wie sonst doch die Art dieser Leute ist. Darum saß Isanbart, der Held, sorgenvoll, und er läßt dich warnen, daß du einer Botschaft des Königs weniger trauest als ehedem.«

      Ingo legte dem Getreuen die Hand auf die Schulter: »Auch du, Held, willst lieber in die Falle reiten, die uns der König stellt, als noch länger dies Knarren der Mühlsteine hören, womit ein feindliches Weib uns die Ehre kränkt. Dennoch hält es mich hier fest wie in Eisenbanden. Für diese Kränkung erbitte ich bei dem Fürsten Abhilfe, den Gau verlasse ich nicht, bevor ich eins weiß, was ich mit heißem Wunsch hoffe.«

      Als Herr Answald am nächsten Morgen mit den Bankgenossen beim Frühstück saß ohne die Fremden, da öffnete sich die Tür, und Irmgard trat auf die Schwelle, hinter ihr trug Frida einen Sack mit Mehl. »Verzeih, Herr,« begann Irmgard, »daß ich dir anzubieten wage, was die Hand deiner Tochter auf dem Mühlstein mahlen half.« Die Jungfrauen stellten den Sack an die Füße des Fürsten. Verwundert sah der Fürst auf den Sack. »Was bedeutet die gestäubte Gabe, soll sie zu einem Opferkuchen für die Götter, weil die Hände freier Jungfrauen den Stein gedreht haben?«

      »Nicht zum Opfer,« versetzte Irmgard, »sondern zur Sühne für verletzte Gastpflicht haben freie Hände das Korn gemahlen. Ich flehe, daß du, Herr, wenn es dir recht dünkt, dies Mehl deinen Gästen sendest. Denn ich höre, deine Hofleute weigern ihnen bereits das Mehl zu Brei und Brot, und die edlen Gäste müssen unter deinem Dache selbst die Arbeit unfreier Weiber verrichten.«

      Da schwollen dem Fürsten die Stirnadern, und er rief, sich mächtig erhebend: »Wer hat mir diese Schmach angetan? Sprich, Hildebrand, denn dein ist die Sorge für die Mahlzeiten der Gäste.«

      Hildebrand СКАЧАТЬ