Die Ahnen. Gustav Freytag
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Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 14

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Mann, der über die Heide zieht.«

      »Wolfgang ist dein Name,« versetzte der Sänger, »und wie der Wolf gehst du selbst lauernd über die Heide; übel geziemt an der Bank des Königs dein neidvoller Blick auf der Herrin Geschenk.«

      Er nahm sein Saitenspiel zur Hand, rührte die Saiten und sang die Weise des Reigens. Da zuckte es den Männern in den Gliedern, sie schwenkten die Arme im Takte auf die Tafel und pochten mit den Füßen den Tritt; auch der König schlug mit der Hand auf den Deckel des Weinkrugs und nickte weinselig mit dem Haupte. Beim zweiten Vers aber erhoben sich die metgefüllten Knaben, nur die Alten widerstanden und umklammerten mit der Hand fest das Trinkhorn, die anderen aber traten je zwei den Reigen in langer Kette um die Bänke herum, daß der Saal laut ertönte. Der König lachte. »Du weißt sie zu zwingen,« rief er dem Sänger zu, »komm näher, Volkmar, du schlauzüngiger Mann, sitz‘ neben mir, daß ich dir vertraulich meine Meinung künde. Ich war heut unwirsch, es war nicht böse gemeint, mir lag deine Botschaft schwer auf der Seele. Was aber den goldenen Becher betrifft, den die Königin dir gespendet, so war nicht unrecht, was mein alter Knabe dir sagte. Gold ist Herrenmetall und paßt nicht für den Reisesack eines mäßigen Mannes; du selbst singst ja, daß es den Männern der Erde Unheil bereitet. Weise würdest du handeln, wenn du ganz in der Stille diese Beute mir aus gutem Herzen zurück in das Schatzhaus stelltest.«

      Gern hätte der Sänger sich das Prachtstück bewahrt und er antwortete: »Was das Auge des Herrn begehrt, schafft dem Diener kein Glück; doch bedenke, Herr, auch in des Königs Schatz wird zum Unsegen das Stück, an welchem Trauer und Neid der Menschen hängen, die es verloren.«

      »Darum sei außer Sorgen,« versetzte der König schmeichelnd, »mir tut das nichts.«

      »Doch wenn die Herrin erfährt, daß ich ihr Geschenk so gering geachtet, mit Recht wird sie mir zürnen«, sagte der Sänger.

      »Sie kennt es kaum, Volkmar, glaube mir«, fuhr der König überredend fort. »Ihr ist im Herzen ganz gleich, ob es Gold oder Kupfer ist. Wenn die Waldleute im Herbst ihre Pferde an meinen Hof senden, magst du dir ein gutes Roß aussuchen mit runden Hufen, und mein Kämmerer gibt dir ein schönes Gewand aus den Truhen, das wird dich stattlicher machen im Volk als das runde Blech. Denn ich meine es gut mit dir, Volkmar, ich fürchte für dich den Neid meiner Knappen.«

      »Zuchtlose Worte hörte ich am Herd des Königs«, versetzte der Sänger gekränkt.

      »Trag sie nicht schwer, Volkmar,« riet der König begütigend, »es ist wahr, ihre Rede ist zuweilen wild und ich bändige mühsam ihre Gewalttat; aber des Königs Kunst ist, jeden zu gebrauchen in seiner Weise, sie tun als schnelle Königsboten um Gold und einen warmen Sitz an meiner Bank alles, was ich will, und fragen nicht, ob die Tat blutig sei oder nicht. Wie kann ein König walten im Volk ohne solche Diener? Denn hochfahrend ist der Männer Sinn, jeder will nur tun, was ihm beliebt, jeder trotzt auf sein Recht und sucht sich Rache, und keiner fügt sich fremdem Willen. Jeder begehrt Kampf und Wunden zu eigenem Ruhm und ist eilig, zu den Göttern hinaufzufahren. Ich meine auch zuletzt einmal einen Sitz zu fordern in der Götterhalle, jetzt aber möchte ich lieber auf der Männererde über gefügige Nacken blicken; und muß auch ich Männer wegschaffen aus dem Licht, weil sie schädlich sind, so sind es doch nur wenige; die anderen aber auf ihrem Erbe zu erhalten, ist mein Vorteil und mein Ruhm, daran denke, Volkmar, weil du ein sinnvoller Mann bist. Trotzig ist das Volk und geschwollen sein Sinn, des Königs Sorge aber ist, für alle zu bedenken, was dem Lande frommt. Darum schilt mir nicht meine Getreuen. Es ist besser, sie üben zuweilen eine Nottat, als daß alle anderen Gewalt gegeneinander sinnen und das Volk der Thüringe einem fremden Geschlecht Frondienst leiste.«

      Der Sänger schwieg. Der König fuhr schlau fort: »Der Wein hat mir das Herz geöffnet, und ich will zu dir reden wie zu einem Freunde. Sage an, wie man zu einem Bruder spricht, welcher Art ist der Fremdling? Ich möchte ihm gern trauen, aber er ist noch von der ungefügen Art, die sich rühmt, daß einst ein Gott in dem Ehebett ihrer Großmütter gelagert habe. Die Art ist wenig nütze auf der Männererde, ihr Blut ist schwarz geworden, wie alter Met im verpichten Kruge, sie schaffen schweren Rausch im Volke, sie gebärden sich, als ob sie die Vettern des Kriegsgotts wären und betrachten aller anderen Schicksal wie Spreu, die sie vor sich her blasen. Ist der Fremde ein solcher Gesell?«

      »Mich dünkt, sein Mut ist fröhlich und sorglos seine Art, nur daß ein schweres Schicksal auf ihm liegt«, versetzte Volkmar.

      »Wie hält er sich beim Becher?« fragte der König, »ich lobe mir einen rotwangigen Knaben, dem der Trunk die Kehle öffnet.«

      »Er weiß fröhlich Bescheid zu geben bei Trank und Rede«, versetzte der Sänger.

      »Dann soll er mir willkommen sein auf meiner Bank«, rief der König und schlug auf seinen Trinkkrug. »Dich aber habe ich gewählt zum vertrauten Boten, daß du mir den Fremdling aus den Waldlauben in meine Burg schaffst; führe ihn vor mein Angesicht.«

      Volkmar erhob sich und stand überlegend: »Ich will dem Fremden deine Botschaft künden. Doch damit er den gewogenen Sinn meines Herrn erkenne, so flehe ich, daß mein König ihm zuvor Frieden gelobe und sicheres Geleit zum Hofe und vom Hofe, mein König und seine Knaben in der Halle.«

      »Was fällt dir ein, Sänger?« rief der König mit ausbrechendem Unwillen, »wie kann ich ein Gelöbnis geben dem Wildfremden, dessen Sinn ich nicht kenne!«

      »Du willst doch, o Herr, daß er sich in deine Hand gebe. Leicht ist es, von einem einzelnen den Schwur zu fordern. Mein Herr würde selbst den Fremdling für einen Toren halten, wenn er sich unter die Knaben hierher wagte ohne Frieden.«

      »Was braucht mein König den fahrenden Mann zu solcher Botschaft?« rief Wolfgang, »er sende uns, wir bringen den Fremden auf seinen Füßen oder in seinem Schild, längst steht uns der Sinn nach einer Reise in die Dörfer der frechen Bauern.«

      »Still,« sagte der König, »eure grobe Zunge gebrauche ich jetzt nicht, wenn ich mit meinen Waldleuten handeln will. Volkmar soll mein Bote sein, denn heut ist der Tag guter Worte, kommt der Tag für harte Tat, dann rufe ich euch. – Du meinst also, er wird kein solcher Narr sein?« fragte er lauernd, und aus den schwimmenden Augen brach ein heißer Blick, wie der Feuerstrahl aus einer Dampfwolke, aber er bezwang sich und fuhr gemütlich fort:

      »Wohlan, ich will ihm alles geloben. Und ihr schweigt dort!« rief er, seine Stimme erhebend, in den Lärm seiner Mannen. »Tretet heran und gelobt in meine Hand Frieden für Ingo, Ingberts Sohn, zum Hofe, am Hofe und vom Hofe.« Die Männer taten den Schwur. »Und jetzt, Sänger,« schloß der König drohend, »lege ich dir auf deine Seele, daß du ihn herführst ohne Verzug.«

      »Ich bin nur dein Bote, Herr, nicht vermag ich ihn zu zwingen.«

      »Bedenke dein eigenes Heil, Volkmar«, rief der König und hob die Faust in die Höhe. »Leid wäre dir, wenn du in Zukunft die Vatererde meiden müßtest.«

      »Ich will mich halten als ein treuer Bote«, versetzte der Sänger ernst.

      »So ist es recht, Volkmar«, schloß der König besänftigt und erhob sich. »Geendet sei der Trunk, brecht auf von den Sitzen, und du, Volkmar, sollst mir heut anstatt Kämmerer sein, geleite mich.« Der König stützte sich schwer auf Volkmars Schulter und schritt mit ihm über den Hof zum Schlafhaus der Königin. Unterwegs sagte er ihm lustig ins Ohr: »Nun, Schelm, wo bleibt der Becher?«

      Volkmar öffnete den Beutel, den er an seinem Gurt trug und bot das Goldgefäß dem König dar. »Stecke mir‘s ins Gewand,« sagte der König, »ich will um deinetwillen sorgen, daß Frau Gisela das Ding nicht erblickt.«

      Am nächsten Morgen verließ der Sänger die Burg. Der König sah seinem Boten mißtrauisch nach und dachte in seinem Sinn: meine СКАЧАТЬ