Winnetou 4. Karl May
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Название: Winnetou 4

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ seinen billigen Witz, belachte ihn eine ganze Weile und fuhr dann fort:

      »Mr. Pappermann hat verkauft, hat verkaufen müssen! Sein unglückseliger Name ist schuld!«

      Damit ging der Mann, noch immer lachend, von dannen. Das Hotel verdiente nicht, so genannt zu werden. Ein deutscher Dorfgasthof pflegt einladender und besser auszusehen; aber wir waren nun einmal hierhergewiesen, und außerdem wäre ich schon um meines alten Kameraden willen in kein anderes Haus gegangen. Wir bekamen zwei nebeneinander liegende Stuben, die zwar klein und fast ärmlich ausgestattet, aber sauber waren. Diese sogenannten »Zimmer« hatten, wie man ganz besonders hervorhob, den großen Vorzug, daß ihre beiden Fenster hinaus nach dem »Garten« gingen. Als wir nach diesem Garten schauten, sahen wir ein von vier halb verfallenen Mauern eingefaßtes Quadrat, auf dem sich folgende Gegenstände befanden: zwei alte Tische mit je drei noch älteren Stühlen; ein fast ganz blätterloser Baum, der sich die allergrößte Mühe gab, entweder eine Linde oder eine Pappel zu sein; vier Sträucher, die mir völlig unbekannt waren, zumal sie ihre eigenen Namen wahrscheinlich selbst nicht wußten; zuletzt und endlich einige Dutzend Grashalme, denen man wohl schon seit Jahren vergeblich zugemutet hatte, irgendeine Art von Rasen zu werden. An dem einen Tisch saß ein Mann, und an dem andern Tisch saß auch ein Mann, beide so, daß wir ihre Gesichter von der Seite sahen. Der Eine hatte ein Bierglas in der Hand; aber er trank nicht, denn es war leer. Der Andere hatte eine Zigarre in der Hand; aber er rauchte nicht, denn sie war ausgegangen. Beide sahen einander nicht an, sondern sie kehrten einander die Rücken zu. Beide waren Wirte. Der mit dem leeren Glas war, wie wir später erfuhren, der neue Wirt. Und der mit der ausgelöschten Zigarre war, wie wir sogleich dachten, der alte Wirt. Beide sahen nicht sehr glücklich aus, sondern sie machten den Eindruck, als ob beide bereuten, der Eine, das Hotel ver-, der Andere, das Hotel gekauft zu haben und nun sehr eifrig darüber nachdachten, in welcher Weise aus diesem Handel noch etwas herauszuschlagen sei.

      »Du«, sagte das Herzle, »der, welcher rechts sitzt, scheint dein Freund Pappermann zu sein. Soeben drehte er sich einmal halb um, und da sah ich die linke Seite seines Gesichtes; sie ist blau.«

      »Ja, er ist es«, antwortete ich. »Alt geworden, alt und grau! Sieht aber noch ziemlich kräftig aus. Paß einmal auf! Ich bringe ihn in Trab, aber wie! Nur laß dich nicht sehen!«

      Ich näherte mich dem Fenster noch mehr, doch so, daß ich im Schutz der Wand verblieb, steckte den Zeigefinger in den Mund und ahmte das gellende Kriegsgeschrei der Sioux nach. Die Wirkung war eine sofortige. Beide Wirte schnellten augenblicklich aus ihren Stühlen auf, und der »blaue Maksch« rief aus:

      »Halloo, halloo, die Sioux kommen, die Sioux!«

      Beide schauten sich nach allen Seiten um, und weil sie keinen einzigen Menschen oder gar Feind entdeckten, sahen sie einander selber an.

      »Die Sioux?« fragte der neue Wirt. »Möchte doch wissen, wo die hier herkommen sollten, mitten in der Stadt! Und so viele Tagereisen von der Gegend entfernt, in der es noch welche gibt!«

      »Es war einer!« behauptete Pappermann.

      »Unsinn!«

      »Oho! Ich mache keinen Unsinn! Ich kenne es! Ich weiß sogar, von welcher besonderen Nationalität! Es war ein Siou Ogallallah!«

      »Laß dich nicht auslachen! Wenn so ein – — —«

      Er sprach nicht weiter, denn ich ließ das Geheul zum zweitenmal hören.

      »Na, horch! Wenn das kein wirklicher Ogallallah ist, so soll man mir am Marterpfahl die Haut zu Riemen schneiden!«

      »So sag mir doch, wo er steckt!«

      »Weiß ich es! Es kam, wie es scheint, von oben, hoch über uns!«

      »Ja, von unten, tief unter uns, kann es nicht gut kommen, das ist sehr richtig! Es ist ein Schabernak, weiter nichts!«

      »Nein, es ist Ernst! Zwar kein Kriegsruf, sondern ein Zeichen, ein wirkliches Zeichen!«

      Ich wiederholte den Schrei noch einmal.

      »Horst du!« rief Pappermann. »Das ist kein alberner Scherz! Der Mann ist entweder wirklich ein Siou Ogallallah oder ein alter Westläufer meines Schlages, der es versteht, das Schlachtgeheul der Roten nachzuahmen, um sie selbst zu täuschen. Das ist ein alter Kamerad, der mich hier sitzen sah und mir sagen will, daß – — —«

      Er wurde unterbrochen, denn von der Hintertür des Hauses her ertönte eine Frauenstimme:

      »Schnell herein, herein! Ich weiß nicht, was ich kochen soll!«

      »Kochen? Man will nicht bloß trinken?«

      »Nein! Auch essen! Und sogar logieren!«

      »So ist ein Fremder da?«

      »Sogar zwei!«

      »Gott sei Dank! Endlich, endlich wieder einmal! Wo sind sie denn?«

      »In Nummer drei und vier! Ein Ehepaar!«

      Da fiel Pappermann schnell ein:

      »Nummer drei und vier? Die liegen nach hinten! Nach hier heraus! Die Fenster stehen offen! Jetzt weiß ich, wo geheult worden ist!«

      »Abermals Unsinn!« widersprach der neue Wirt. »Seit wann hört man denn Ehepaare heulen?!«

      »Sehr oft! Aber hier hat natürlich nicht die Frau geheult, sondern der Mann! Er ist ein Kamerad von mir! Dabei muß es bleiben, oder man soll mich teeren, federn, lynchen und – — —«

      »So kommt doch nur endlich herein!« wurde er von der weiblichen Stimme unterbrochen. »Die Fremden wollen essen, und ich habe doch kein Fleisch und auch kein Geld!«

      Sie verschwanden unten im Haus. Das Herzle aber sagte mit lachendem Mund:

      »Du, da sind wir in eine äußerst glänzende Wirtschaft geraten! Dein alter Pappermann aber ist kein dummer und auch kein übler Kerl! Er beginnt schon jetzt, mir zu gefallen, und ich – — —«

      Da klopfte es laut und kräftig an die Tür.

      »Herein!« rief sie, indem sie sich selbst unterbrach.

      Wer trat herein? Natürlich Pappermann!

      »Pardon!« entschuldigte er sich. »Ich hörte da unten den Kriegsschrei der Sioux Ogallallah und wollte – — – und da dachte – — – und da schien es mir – — – und – — – und – — – Mr. Shatterhand, Mr. Shatterhand – — – halloo, welcome, welcome!«

      Er hatte seine Rede in fließender Weise begonnen, dann aber, als er mich erblickte, gestockt und wieder gestockt, bis er mich erkannte und jubelnd auf mich losstürzte. Er breitete die Arme aus, als ob er mich umfassen und küssen wolle, besann sich aber, daß dies wohl nicht angängig sei, und faßte nur meine Hände. Die aber drückte er in Einem fort, zog sie an sein Herz, an seine Lippen, erging sich in allen möglichen Ausrufungen der wahrsten, herzlichsten Freude, betrachtete mich dazwischen mit tränenden Augen wieder und immer wieder; kurz, es war, als ob er sich vor Entzücken nicht lassen könne. Man sagt, daß man einen Menschen nicht mit einem Tier vergleichen solle; hier aber war es wirklich wie die Liebe und unsägliche Freude eines treuen Hundes, der seinen Herrn wiedersieht, ihn jauchzend umspringt und gar nicht weiß, was er vor lauter Wonne tun und angeben soll. Dem Herzle traten vor Rührung die Tränen in die Augen, und auch ich mußte mich zusammennehmen, um scheinbar ruhig zu bleiben.

      »Nicht СКАЧАТЬ