In den Schluchten des Balkan. Karl May
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Название: In den Schluchten des Balkan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Denke nach!«

      »Ja, ich habe von ihm gehört,« bekannte der Kiaja in heller Angst.

      »Etwa nur einmal?«

      »Nein, sehr viele, viele Male!«

      »Das ist dein Glück, Kiaja! Ich hätte dich gefangen genommen und nach Stambul geschickt, um dich im Bosporus ersäufen zu lassen! Nun aber höre, was dieser erhabene Effendi und Emir dir zu sagen hat!«

      Bei diesen Worten drängte er sein Pferd von dem Bedrohten zurück. Seine Augen blitzten noch immer in scheinbarem Zorn, aber um seine Lippen zuckte es verräterisch. Der brave Hadschi mußte sich alle Mühe geben, um nicht in ein lautes Lachen auszubrechen.

      Aller Augen hingen jetzt an meinem Munde. Ich sagte zu dem Kiaja in beruhigendem Tone:

      »Ich bin nicht gekommen, euch Uebles zu erweisen; aber ich bin gewöhnt, meine Fragen gehorsam und augenblicklich beantwortet zu sehen. Dieser Mann weigerte sich, mir freiwillig Auskunft zu erteilen; er wollte Geld erpressen; darum habe ich ihn züchtigen lassen. Es soll auf ihn selbst ankommen, ob er vielleicht gar noch die Bastonade empfängt!«

      Während ich mich dem Nachtwächter zuwendete, gab der Ortsvorsteher diesem ein hastiges Zeichen und raunte ihm zu:

      »Um Allahs willen, antworte schnell!«

      Der nächtliche Beschützer der Untertanen des Padischah warf sich in eine so stramme Haltung, als ob er in mir den Beherrscher der Gläubigen vor sich sehe.

      »Effendi, frage mich!« sagte er.

      »Hast du während der letzten Nacht gewacht?« fragte ich.

      »Ja«

      »Wie lange?«

      »Vom Abend bis zum Morgen.«

      »Kamen Fremde in das Dorf?«

      »Nein.«

      »Sind keine Fremden durch das Dorf geritten?«

      »Nein.«

      Aber bevor er diese Antwort gab, glitt aus seinem Auge ein fragender Blick hinüber zu dem Kiaja, dessen Gesicht ich zwar nicht beobachten konnte, aber ich hatte genug gesehen und konnte dieser Antwort keinen Glauben schenken. Darum sagte ich in strengem Tone:

      »Du lügst!«

      »Herr, ich rede die Wahrheit!«

      In diesem Augenblick drehte ich mich schnell nach dem Kiaja um und sah, daß dieser den Finger warnend an den Mund gelegt hatte. Erst hatte er dem Wächter zugeraunt, schnell zu antworten, und nun veranlaßte er ihn, zu schweigen. Das war natürlich auffällig. Ich fragte den Wächter:

      »Du hast auch mit keinem Fremden gesprochen?«

      »Nein.«

      »Gut! Kiaja, wo ist deine Wohnung?«

      »Das Haus da drüben,« antwortete der Gefragte.

      »Du und der Bekdschi, ihr werdet mich dort hinüber begleiten, ihr beide allein. Ich habe mit euch zu sprechen.«

      Ohne mich nach ihnen umzusehen, schritt ich nach dem mir bezeichneten Hause und trat in die Türe.

      Es war ganz auf bulgarische Weise gebaut und bestand nur aus einem Raum, der aber durch Weidengeflecht in mehrere Abteilungen geschieden war. In dem vorderen Gelaß fand ich eine Art von Stuhl, auf den ich mich setzte.

      Die beiden Genannten hatten nicht gewagt, mir zu widerstreben; sie traten daher fast unmittelbar hinter mir ein. Und durch das Mauerloch, welches als Fenster diente, bemerkte ich, daß sich draußen noch immer die Bewohner des Ortes zusammenhielten, jedoch in respektvoller Entfernung von meinen Begleitern.

      Der Kiaja und sein Untergebener befanden sich sichtlich in einer nicht beneidenswerten Lage. Beide hatten Angst, und das mußte ich benützen.

      »Bekdschi, bleibst du auch jetzt noch bei dem, was du mir vorhin gesagt hast?« fragte ich.

      »Ja,« antwortete er.

      »Trotzdem du mich belogen hast?«

      »Ich habe nicht gelogen!«

      »Du hast gelogen, und zwar nur deshalb, weil es der Kiaja so haben wollte.«

      Das Ortsoberhaupt fuhr erschrocken auf:

      »Effendi!«

      »Was? Was willst du sagen?«

      »Ich habe ja zu diesem Mann kein Wort gesagt!«

      »Nein, aber gewinkt hast du ihm!«

      »Nein!«

      »Ich sage euch, daß ihr beide lügt. Kennt ihr das Sprichwort von dem Juden, welcher ertrank, weil er sich in den Brunnen schlafen gelegt hatte?«

      »Ja.«

      »Wie jenem Juden wird es auch euch ergehen. Ihr begebt euch in eine Gefahr, welche wie das Wasser des Brunnens über euch zusammenfließen und euch ersticken wird. Ich aber will euer Unglück nicht; ich will euch warnen. Ich rede hier mit euch, damit eure Untergebenen und Freunde nicht erfahren sollen, daß ihr dennoch die Unwahrheit gesagt habt. Ihr seht, daß ich mild und freundlich mit euch bin. Nun aber verlange ich auch, von euch die Wahrheit zu hören!«

      »Wir haben sie bereits gesagt,« beteuerte hierauf der Kiaja.

      »Es sind also während dieser Nacht nicht Fremde durch diesen Ort geritten?«

      »Nein.«

      »Drei Reiter?«

      »Nein.«

      »Auf zwei Schimmeln und einem dunklen Pferd?«

      »Nein.«

      »Sie haben nicht mit euch gesprochen?«

      »Wie können sie mit uns gesprochen haben, wenn sie gar nicht hier gewesen sind! Wir haben keinen Fremden gesehen.«

      »Gut! Ich habe es gut mit euch gemeint, ihr aber meint es desto schlimmer mit euch selbst. Da ihr mich belügt, so werde ich euch nach Edreneh schaffen lassen, und zwar zum Wehli[2] selbst. Ich habe deshalb die drei Kawassen mitgebracht. Man wird euch dort schnell den Prozeß machen. Nehmt Abschied von den Eurigen!«

      Ich sah, daß beide heftig erschraken.

      »Effendi, du scherzest!« sagte der Ortsvorsteher.

      »Was fällt dir ein?« antwortete ich, von meinem Sitz aufstehend. »Ich habe euch weiter nichts zu sagen und werde jetzt die Kawassen rufen.«

      »Aber wir sind unschuldig!«

      »Man wird euch beweisen, daß ihr schuldig seid. Dann aber seid ihr verloren. Ich hatte die Absicht, euch zu retten. Ihr aber wollt es nicht. Nun möget ihr auch die Folgen eures Starrsinnes tragen!«

      Ich schritt der Türe zu, als ob ich die Polizisten rufen wollte; da aber trat der Kiaja mir schnell in den Weg und fragte:

      »Effendi, СКАЧАТЬ



<p>2</p>

Vizekönig.