In den Schluchten des Balkan. Karl May
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Название: In den Schluchten des Balkan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Ausrufen meinerseits kam sie doch wieder zum Vorschein. Sie hielt den Boden eines zerbrochenen Korbes vor ihr Gesicht. Durch die Ritzen des alten Weidengeflechtes konnte sie uns sehen, ohne daß es uns möglich war, uns an ihrer Schönheit zu weiden.

      »Was wollt ihr?« fragte sie.

      »Hier wohnt der Bekdschi?« mußte ich abermals fragen.

      »Ja.«

      »Du bist sein Weib?«

      »Ich bin sein einziges Weib,« antwortete sie stolz, um anzudeuten, daß sie das Herz ihres mitternächtlichen Paschas ganz allein besitze.

      »Ist er daheim?«

      »Nein!«

      »Wo befindet er sich?«

      »Er ist ausgegangen.«

      »Wohin?«

      »Auf die Wege seines Amtes.«

      »Es ist ja doch jetzt nicht Nacht!«

      »Er wacht nicht nur des Nachts, sondern auch am Tage über die Untertanen des Padischah. Er ist nicht bloß Bekdschi, sondern auch Diener des Kiaja, dessen Befehle er auszuführen hat.«

      Kiaja ist Ortsvorsteher. Da fiel mir der Mann ein, mit dem wir vorhin gesprochen hatten. Ich drehte mich um, und richtig, da kam er langsam und stolz auf uns zugeschritten.

      Das war mir denn doch zu viel. Ich schnitt die finsterste Miene und trat ihm einige Schritte entgegen.

      »Du selbst bist der Bekdschi?« fragte ich ihn.

      »Ja,« antwortete er in einem höchst selbstbewußten Tone.

      Hadschi Halef Omar bemerkte, daß ich nicht mehr guter Laune sei, und lenkte sein Pferd hart an den Wächter der Nacht und des Tages heran, mich fest dabei im Auge haltend. Ich wußte, was er wollte, und nickte ihm bejahend zu.

      »Warum sagtest du das nicht gleich, als ich vorhin mit dir sprach?« fragte ich.

      »Ich habe es nicht nötig. Hast du noch Geld?«

      »Genug für dich. Da, ich will dich für alle weiteren Fragen gleich vorausbezahlen.«

      Ein Wink von mir, und die Peitsche des kleinen Hadschi klatschte auf den Rücken des Wächters der Untertanen des Padischah hernieder. Er wollte zurückspringen, aber der kleine Hadschi hatte sein Pferd so sicher zwischen den Schenkeln, daß er den Mann an die Wand drängte und immer neue Hiebe fallen ließ.

      Der Gezüchtigte dachte gar nicht daran, von seinem Sarras oder Knüttel Gebrauch zu machen. Er schrie in allen möglichen Tonarten und sein »einziges« Weib stimmte ein. Dabei vergaß sie, den Boden des Korbes vor dem Gesicht zu behalten; sie warf vielmehr diesen Bewahrer ihrer weiblichen Würde weit von sich, sprang zum Pferde des Hadschi, faßte dieses am Schwanz, zerrte aus Leibeskräften und schrie dabei:

      »Wai baschina, Wai baschina! Wehe dir, wehe dir! Wie kannst du den Diener und Liebling des Padischah beleidigen? Zurück, zurück! Bre bre, he he – zu Hilfe, zu Hilfe!«

      Auf diese mit kreischender Stimme ausgestoßenen Rufe wurde es vor den Türen der Häuser und Hütten lebendig. Männer, Frauen und Kinder eilten heraus und herbei, um nach der Ursache dieses Geschreies zu forschen.

      Ich gab Halef einen Wink, abzulassen, und er gehorchte. Der Nachtwächter mochte zehn bis zwölf kräftige Streiche erhalten haben. Er ließ den Knüttel aus der Rechten fallen, zog den Säbel aus der Scheide und rief, indem er sich mit der Linken den Rücken rieb:

      »Mensch! Was hast du gewagt! Soll ich dich um ein Haupt kürzer machen? Ich werde die ganze Gemeinde gegen dich hetzen und dich von ihr zerreißen lassen!«

      Halef nickte lachend. Er wollte etwas antworten, kam aber nicht dazu, denn ein Mann drängte sich durch das Publikum und wendete sich mit der barschen Frage an mich:

      »Was geht hier vor? Wer seid ihr?«

      Jedenfalls hatte ich den hohen Herrn Ortsvorsteher vor mir, dennoch fragte ich:

      »Wer bist denn du?«

      »Ich bin der Kiaja dieses Dorfes. Wer gibt euch das Recht, euch an meinem Kawassen zu vergreifen?«

      »Sein Verhalten gibt uns das Recht.«

      »Wie so?«

      »Ich forderte Auskunft von ihm, und er verweigerte sie mir. Er verlangt, daß ich ihm eine jede Antwort einzeln bezahle.«

      »Er kann seine Antworten verkaufen, so teuer er nur immer will.«

      »Und ich kann sie bezahlen, so hoch es mir beliebt. Jetzt hat er den Lohn voraus, und nun wird er mir antworten müssen.«

      »Kein Wort!« rief der Wächter.

      »Kein Wort wird er antworten,« bestätigte der Kiaja. »Ihr habt euch an meinem Diener vergriffen. Folgt mir augenblicklich! Ich werde die Sache untersuchen, und ihr sollt eure Strafe finden!«

      Da zeigte der kleine Hadschi die Peitsche und fragte:

      »Effendi, soll ich diesem Kiaja von Bu-kiöj diese schöne Haut des Nilpferdes auch zu kosten geben?«

      »Jetzt nicht, vielleicht aber später,« antwortete ich.

      »Was, Hund, mich willst du peitschen lassen?« schrie der Ortsvorsteher.

      »Vielleicht ja,« antwortete ich ruhig. »Du bist der Kiaja dieses Dorfes; aber weißt du denn, wer und was ich bin?«

      Er antwortete nicht. Meine Frage schien ihm höchst ungelegen zu kommen. Ich fuhr fort:

      »Du hast diesen Mann deinen Kawassen genannt?«

      »Ja, er ist es.«

      »Nein, er ist es nicht. Wo ist er geboren?«

      »Hier.«

      »Ah so! Von wem ist er zu dir abkommandiert worden? Er ist ein Einwohner dieses Ortes, und du hast ihn zu deinem Diener gemacht; aber ein Polizeisoldat ist er nicht. Da, siehe dir einmal diese drei Reiter an, welche die Uniform des Großherrn tragen! Du hast einen Nachtwächter; ich aber habe drei wirkliche Kawassen bei mir. Ahnst du nun, daß ich ein ganz andrer Mann bin, als du?«

      Um meinen Worten mehr Nachdruck zu geben, fuchtelte Halef ihm so vor dem Gesicht herum, daß er aus Angst zurückwich. Auch die hinter ihm stehenden Personen zogen sich zurück. Ich merkte diesen vielen Gesichtern an, daß sie begannen, mich für einen hohen Herrn zu halten.

      »Nun, antworte!« befahl ich.

      »Herr, sage zuvor, wer du bist!« bat er.

      Da fuhr Halef ihn an:

      »Mensch! Wurm! Wie kannst du verlangen, daß ein solcher Herr dir sage, wer er ist? Aber ich will dir in Gnaden mitteilen, daß du vor dem hohen und edlen Hadschi Effendi Kara Ben Nemsi Bey stehst, dem Allah noch viele tausend Sommer geben möge, die Winter gar nicht mitgezählt. Ich hoffe, daß du schon von ihm gehört hast!«

      »Nein, nie!« beteuerte der eingeschüchterte Mann sehr der Wahrheit gemäß.

      »Was? СКАЧАТЬ