Im Lande des Mahdi I. Karl May
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Название: Im Lande des Mahdi I

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ist ein hochinteressantes Thema. Hoffentlich wirst du diesen guten Vorsatz zur Ausführung bringen?«

      »Ganz gewiß! Es fehlt mir eins, nur eins. Der Titel! Denn schau, der Titel ist der Kopf eines Buches, und wenn der Kopf nichts taugt, so ist der ganze Körper dumm. Aber wo nehme ich einen klugen Titel her! Du bist Fachmann. Vielleicht kannst du mir einen guten Rat erteilen.«

      »Nun, es giebt Schriftsteller, welche sehr gute Bücher schreiben, ohne dazu gute Titel zu finden, und umgekehrt giebt es andere, deren Kopf voller vortrefflicher Titel steckt, ohne daß sie eine gescheite Seite fertig bringen.«

      »Das mag sein. Wie ist‘s denn bei dir?«

      »Wir haben in Deutschland eine Redensart, welche lautet: Rede, wie dir der Schnabel gewachsen ist! Verstehst du das?«

      »Ja. Man soll offen und natürlich sprechen.«

      »Gerade so schreibe ich.«

      »Welchen Titel würdest du mir da raten?«

      »Nun zum Beispiel: ›Die Sklavenpest des Sudan‹ oder ›Sklavenmarkt und Menschlichkeit‹.«

      Ein anderer wäre über diese Ausdrucksweise wohl stutzig geworden; er aber schlug sich mit der Hand aufs Knie und rief ganz entzückt:

      »Ich hab‘s, ich hab‘s! Zwei Titel auf einmal! Und gerade die beiden, die ich auch hatte, die mir nur nicht einfallen wollten. Nun fehlt mir aber noch die Vorrede.«

      »Sollte dir nicht auch die Einleitung noch fehlen?«

      »Allerdings, denn man kann doch nicht sofort nach der Vorrede beginnen. Und dann die Sklaverei selbst. Was und wie soll ich über sie schreiben?«

      »Und dann der Schluß!« bemerkte ich mit großem Ernste.

      »Ja. der Schluß ist die Hauptsache, denn wenn der nicht gut ist, so sieht das Buch aus wie ein Pferd ohne Schwanz. Und endlich, wenn ich fertig bin, wer wird es drucken? Weißt du das?«

      »Jetzt noch nicht. Wenn wir öfters darüber sprechen könnten, so wäre es möglich, daß mir das Richtige einfiele.«

      Wie sonderbar! Vor kurzem noch in Lebensgefahr, saß ich jetzt an derselben Stelle in einer Unterhaltung, welche gar nicht komischer sein konnte. Als dieser Mann bei seiner Ankunft an Bord den Reïs förmlich niederschmetterte, erschien er mir wie ein Pascha mit der höchsten Zahl von Roßschweifen, und nun hörte ich, daß er ein Buch schreiben wolle, zu welchem ihm nicht weniger und nicht mehr als alles fehlte. Sein Auftreten gegen den Reïs hatte mich eine Katastrophe erwarten lassen, und jetzt plauderte er mit mir, als ob es gar keinen Kapitän hier gäbe. Und wie kam dieser Moslem dazu, sich mit der Sklavenfrage beschäftigen zu wollen? Ich hatte nur Scherz getrieben und meine letzten Worte auch nicht im Ernst gemeint; er aber ging sofort auf dieselben ein, indem er ausrief:

      »Wer sagt dir denn, daß wir nicht darüber sprechen werden? Du willst nach Siut, und ich muß auch dorthin.«

      »Ja, das ist etwas anderes!« meinte ich.

      »Wir werden zusammen fahren. Du bleibst nicht auf dieser Dahabijeh.«

      »Ich will auch nicht, aber der Reïs weigert sich, mir mein Geld herauszugeben. Ich habe nämlich schon bis Siut bezahlt.«

      »Du hast es zurückverlangt? Weshalb? Hast du einen Grund gehabt, dieses Schiff zu verlassen?«

      »Hm! Die Rücksicht auf mich verbietet mir, davon zu sprechen!,«

      »Warum?«

      »Weil ich sonst gezwungen sein würde, hier in Giseh lange zu bleiben, und dazu habe ich keine Zeit.«

      »Aber die Rücksicht auf mich gebietet dir, es mir mitzuteilen. Ich habe dich vor dieser Dahabijeh gewarnt, ohne noch zu wissen, daß du schon entschlossen warst, von Bord zu gehen. Ich bin so unhöflich gewesen, dich auszufragen, ohne dir zu sagen, wer und was ich bin. Das muß ich jetzt nachholen. Oder hast du es vielleicht schon selbst erraten?«

      Er sah mich von der Seite so gutmütig pfiffig an, daß ich fühlte, ich müsse ihn rasch lieb haben können. Er war kein bigotter Moslem; er besaß Lebhaftigkeit, Energie und Wohlwollen, wie ich beobachtet hatte. Das war kein träger, stumpfsinniger Orientale, der sein Nichts für etwas hält und nichts von Etwas wissen will. Ich wünschte wohl, die Reise mit ihm machen zu können.

      »Du bist ein Offizier,« antwortete ich.

      »Hm!« brummte er lächelnd. »Nicht eigentlich, und doch hast du nicht übel geraten. Mein Name ist Achmed Abd el Insaf.«

      Das heißt: Achmed, Diener der Gerechtigkeit. Hatte er diesen Namen stets getragen oder ihn infolge seines jetzigen Berufes erhalten? Ich nannte ihm den meinigen, und darauf erklärte er mir:

      »Ich bin nämlich auch Reïs, und du sollst zu mir auf mein Schiff kommen.«

      ich konnte nicht anders, ich mußte ihn ungläubig anblikken. Dieser Mann, der Kapitän einer Dahabijeh, welche Sennesblätter und Gummi vom obern Nile holt? Nein!

      »Du bezweifelst es?« fragte er. »So will ich dir sagen, das ich den Titel Reïs Effendina [Kapitän]unseres Herrn führe und der einzige bin, dem es gestattet ist, denselben zu tragen.«

      »Der Kapitän des Vizekönigs? Das muß eine ganz besondere Bewandtnis haben!«

      »Allerdings. Und diese Bewandtnis hängt sehr eng mit dem Buche, welches ich schreiben will, zusammen. Ich will es dir erklären. Ich liebe die Deutschen, und du gefällst mir ganz besonders. Der Sklavenhandel ist verboten, wird aber noch immer betrieben. Du hast gar keine Ahnung, wie viel Menschen jährlich an demselben zu Grunde gehen!«

      »Ob ich es weiß, das sollst du sogleich erfahren. Sprechen wir nur von Ägypten, wo doch der Sklavenhandel aufgehoben ist. Vom obern Nil werden jährlich 40 000 Sklaven über das rote Meer geführt. Davon gehen 16 000 in andere Gegenden, 24 000 aber nach Ägypten. Dazu kommen 46 000, welche auf dem Nile und auf Landwegen nach Nubien und Ägypten geführt werden. Dieses Land erhält also über 4 Hafenplätze und auf 14 Landrouten jährlich 70 000 Sklaven. Nun muß man rechnen, daß auf einen verkauften Sklaven vier andere kommen, welche während der Sklavenjagd getötet werden oder während des Transportes umkommen. Das ergiebt den fürchterlichen Schluß, daß die Sudanländer allein für Ägypten jährlich 350 000 Menschen einbüßen. Soll ich weiter sprechen, nicht bloß von Ägypten allein?«

      Er sah mich mit weit geöffneten Augen an und antwortete nicht.

      »Soll ich dir sagen, daß die Harems von Konstantinopel von zehn- bis vierzehnjährigen tscherkessischen Sklavinnen wimmeln, für welche man pro Stück zwanzig Thaler zahlt, während sie noch vor kurzem achtmal teurer waren? Wie viele Neger und Negerinnen wird es da erst geben? Und dabei versichern uns die Gesandtschaften der hohen Pforte, daß der Sklavenhandel nicht mehr existiere!«

      »Effendi, du weißt es, du weißt es sogar noch viel, viel besser und genauer als ich!« gestand er. »Ihr Deutschen wißt wirklich alles!«

      »Nun, wenigstens wissen wir, daß es noch viel zu niedrig gegriffen ist, wenn man annimmt, daß in den Sudanländern jährlich über eine Million Menschen an den Sklavenjagden zu Grunde gehen. Solche Zahlen mußt du in deinem Buche bringen!«

      »Ich bringe sie; bei Allah, ich bringe sie! Vergiß diese Ziffern nicht, denn du sollst sie mir bei Gelegenheit diktieren. Aber ich habe mich vorhin selbst unterbrochen, als ich sagte, daß der Sklavenhandel СКАЧАТЬ