Im Lande des Mahdi I. Karl May
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Название: Im Lande des Mahdi I

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Unschuld.

      »Als mir nur die Brieftasche abnehmen zu lassen?« fuhr ich fort.

      »Brieftasche?« wiederholte er erstaunt. »Was geht mich denn deine Brieftasche an!«

      »Nichts, gar nichts; das ist wahr. Und dennoch hast du sie bei dir! Gieb sie heraus!«

      Da richtete sich seine Gestalt möglichst hoch auf, und er fuhr mich an:

      »Effendi, ich bin ein Moslem, und du bist ein Christ. Weißt du, was das hier in diesem Lande zu bedeuten hat? Ferner, ich bin der Reïs, und du bist mein Passagier. Weißt du, was auch das zu bedeuten hat, hier an Bord?«

      »Und endlich,« ergänzte ich seine Rede, »bin ich ein ehrlicher Mann; du aber bist ein Schurke. Weißt du, was daraus folgt? Wir befinden uns nicht im Sudan, sondern hier in Giseh, wo es einen Mudir giebt und wo nach deinen eigenen Worten unsere Konsuls eine Macht besitzen, welche du zu fürchten hast. Der Muza‘bir ist entkommen und – —«

      »Der Muza‘bir!« schrie der Steuermann auf. »Er weiß alles, alles, sogar das!«

      »Ja, ich weiß freilich alles. Dieser Reïs hat sich über mich lustig gemacht, indem er meinte, ich sei zu dumm, um etwas zu merken. Er sagte, ein wahrer Gläubiger hätte sofort geahnt, daß eine Gefahr für ihn im Anzuge sei. Nun, ihr wahren Moslemin, wer ist denn klüger gewesen, ihr oder ich? Hundert Kerle von eurer Sorte bringen zwar genug Verschlagenheit und Bosheit, aber nicht so viel Weisheit und wahre Klugheit zusammen, wie ein einziger guter Christ besitzt. Ihr frommen Anhänger der heiligen Kadirine wollt mich bestehlen, verderben, töten. Ich aber verlache euch. Ich habe gewußt, daß der Muza‘bir kommen werde; ich habe mir die Brieftasche nehmen lassen, aber die drei Unterschriften vorher versteckt. Hier sind sie!«

      Ich zog die Papiere hervor, hielt sie ihnen hin, steckte sie wieder ein und fuhr dann fort:

      »Dort bei den Tabaksballen stand der Dieb; er fand die Papiere nicht und warf die Brieftasche fort, um zu entfliehen, als ich kam. Du, Reïs, hast sie eingesteckt; ich habe es gesehen. Gieb sie heraus!«

      »Ich habe sie nicht!« knirschte der Mann.

      »Nicht? Siehe dir einmal die Nase dieses Gespenstes Nummer Drei an! Willst du auch eine solche haben? Willst du meine Hand kennen lernen? Heraus, oder ich nehme sie dir!«

      Ich trat drohend auf ihn zu. Er wich zurück, griff unter sein Gewand und rief höhnisch:

      »Ich habe eine Brieftasche, ja; aber sie gehört nicht dir, sondern dem Nile. Da, schau!«

      Er zog die Brieftasche hervor und wollte sie in das Wasser schleudern. Ich war darauf gefaßt gewesen – ein rascher Sprung auf den Kerl zu, ein Griff, und ich hatte sie in meiner Hand. Er stand einen Augenblick wie starr; dann ballte er die Fäuste und fuhr auf mich los. Ich hob den Fuß und stieß ihm denselben gegen den Unterleib, so daß er seitwärts taumelte und hinstürzte.

      »O Allah, o Reïs, o Jammer, o Unglückseligkeit, o Niederlage!« wehklagte der Steuermann, indem er zu seinem Vorgesetzten eilte, um demselben beim Aufstehen behilflich zu sein, während der liebenswürdige Kajütendiener wie ein Schulknabe dastand und sich nicht rührte.

      »Wie konntest du es wagen, die Hände gegen mich zu erheben!« zürnte ich dem Kapitän. »Du, ein bejahrter, elender Schiffer gegen einen jungen Franken! Du hast es nur deinem Alter zu verdanken, daß ich dich nicht anders strafte, und deiner Bosheit, daß ich dich nicht der Berührung meiner Hand für wert hielt, sondern dich mit dem Fuße empfing. Führt ihn hin zu dem Tabak! Er mag sich auf einen Ballen setzen und dort vernehmen, was ich von ihm fordere.«

      Dieses Gebot war an die beiden anderen gerichtet, welche demselben gleich gehorchten. Der Reïs war übel angekommen, und mein Fußtritt hatte ihn zur Erkenntnis seiner Schwäche gebracht. Rechts und links geführt und beide Hände an den Leib haltend, hinkte er ächzend und nach Luft schnappend nach dem nächsten Ballen, auf welchen er sich wie halb tot niederließ. Ich ging ihm nach. Der Greis dauerte mich doch. Man soll den Menschen nicht nach dem beurteilen, was er ist, sondern darnach, wie er es geworden ist, dann wird manche Härte sich in Milde verwandeln, aber auch leider ebenso oft die Hochachtung sich in ihr Gegenteil verkehren. Er war wie gebrochen. Was keins meiner Worte, was alle meine vorgebrachten Beweise nicht vermocht hatten, das war meinem Stiefel gelungen. Der Mann saß jetzt in sich zusammengesunken da und wagte nicht, mich anzusehen. Darum klang es unwillkürlich fast teilnehmend, als ich ihm nun sagte:

      »Du wirst einsehen, daß ich jetzt nichts mehr mit dir zu thun haben mag. Ich fahre nicht weiter mit dir.«

      »Fahr‘ mit dem Teufel und zur Hölle!« fauchte er mich katzenartig an.

      »Wie viel hat Murad Nassyr Passage für mich bezahlt?«

      »Nur hundert Piaster,« antwortete er, das Folgende ahnend.

      »Lüge nicht! Zweihundert für mich und hundert für die beiden Schwarzen. Er hat es mif gesagt, bevor ich an Bord ging, und ihm glaube ich mehr als dir.«

      »Hundert!« behauptete er starr.

      »Dreihundert! Die wirst du mir wiedergeben, denn ich verlasse deine Dahabijeh.«

      »Er hat nur hundert gegeben. Es soll mir eine Wonne sein, dich nicht mehr zu sehen. Mache dich also fort! Aber du bist mit mir von Bulak nach Giseh gefahren; das macht fünfzig Piaster; also werde ich dir nur die übrigen fünfzig zahlen.«

      »Für diese kurze Strecke fünfzig Piaster ? Nun, meinetwegen; rechne, wie du willst; ich habe nichts dagegen. Ich werde also nicht gehen, sondern bleiben, bis die hiesige Polizei über den Fall entschieden hat.«

      »Das kann mehrere Wochen dauern!«

      »Ich weiß es; aber ich habe Zeit.«

      »Ich auch!«

      »Und dabei wird natürlich auch zur Sprache kommen, warum ich nicht weiter mit dir fahre. Ich werde den Bescheid in der Freiheit erwarten, während ihr indessen im Gefängnis darüber nachdenken könnt, ob es geraten ist, einen Christen nicht nur für einen Giaur, sondern auch noch für einen Dummkopf zu halten.«

      Ich trat von der unglückseligen Gruppe weg und schritt an dem nach dem Ufer zu gelegenen Borde auf und ab. Nach demselben hinüberblickend, sah ich drei Männer stehen, deren Gestalten von dem Scheine unserer Pechfeuer hell beleuchtet wurden. Der Muza‘bir war nicht bei ihnen. Um uns her lag die Stille des Abends, und wir hatten laut gesprochen; ja, es war sogar geschrieen worden. Man hatte uns also vom nahen Ufer aus hören können. Die Stelle, an welcher wir lagen, schien freilich eine einsame zu sein.

      Als ich stehen blieb, um die drei Personen zu betrachten, trat die eine näher heran und fragte:

      »Ist das nicht die Dahabijeh es Semek?«

      »Ja,« antwortete ich.

      »Und du bist Passagier?«

      »So ist es.«

      »Woher?«

      »Ich bin ein Franke aus Almanja. [Deutschland]«

      »Aus Almanja!« rief der Mann in einem Tone, welchem man es anhörte, daß es ihn freute, einen Deutschen vor sich zu haben. »Nimm es mir nicht übel, wenn ich dich frage, wohin du willst!«

      »Nach Siut.«

      »Mit diesem Schiffe? Nimm dich in acht!«

      »Vor СКАЧАТЬ