Название: Durch das Land der Skipetaren
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Ja,« antwortete er, nachdem er einige Augenblicke lang mit sich zu Rate gegangen war.
»Wer ist er?«
»Der alte Mübarek.«
»Du kennst auch seinen wirklichen Namen?«
»Nein.«
»Er und deine beiden Gefährten kennen sich auch gegenseitig?«
»Ja. Manach el Barscha ist sehr oft bei ihm gewesen.«
»Ich sollte in Menlik ermordet werden?«
»Ja.«
»Und heute wurde derselbe Beschluß gefaßt? Man wollte mich im Gefängnis töten?«
»So ist es.«
»Und nun noch eins. Während du mit Ibarek und seinen Leuten Karten spieltest, haben die beiden andern ihn bestohlen.«
»Ich nicht, sondern sie waren es.«
»Schon gut! Du bist ebenso dabei beteiligt, wie sie; denn du hast durch deine Kunststücke dazu beigetragen, daß der Diebstahl gelang. Ich habe genug gehört.«
Und mich an den Kodscha Bascha wendend, fragte ich:
»Nun, habe ich nicht recht gehabt? Sind die Diebe nicht hier in der Ruine?«
»Herr, du hattest sie bereits gefunden, als du mit mir von ihnen sprachst.«
»Allerdings! Aber daß ich sie so rechtzeitig, so schnell gefunden habe, das mag dir ein Beweis sein, wie leicht es für dich gewesen wäre, deine Pflicht zu tun. Diese drei Menschen werden in das Gefängnis geführt und gut bewacht. Gleich morgen früh wirst du dem Makredsch den Bericht senden, welchem ich auch den meinigen beilegen werde. Er wird dann bestimmen, was geschehen soll. Ibarek, sieh hier auf den Boden nieder. Ich glaube, das sind die Gegenstände, welche dir gestohlen worden sind.«
Der Inhalt der Taschen der drei Gefangenen war von uns in drei Häufchen niedergelegt worden. Ibarek freute sich königlich, daß er sein Eigentum wieder sah. Er wollte es an sich nehmen; da aber sagte der Kodscha Bascha:
»Halt! So schnell geht das nicht. Alle diese Gegenstände muß ich mit mir nehmen. Sie haben als Beweis bei der Verhandlung zu dienen und bei der Bestimmung des Strafmaßes als Richtschnur.«
Ich kannte die Gepflogenheit dieser Leute. Wer weiß, ob Ibarek jemals etwas wiederbekommen hätte! Darum antwortete ich an seiner Stelle:
»Das ist nicht nötig. Ich selbst werde ein Verzeichnis dieser Gegenstände anfertigen und sie auch auf ihren Wert taxieren. Dieses Verzeichnis leistet dir ganz dieselben Dienste, wie die Sachen selbst.«
»Herr, du bist kein Beamter!«
»Mann, ich habe dir heute erwiesen, daß ich ein besserer Beamter sein würde, als du! Wenn du meinen Vorschlag von dir weisest, so werde ich dem Makredsch viel ausführlicher schreiben, als dir lieb sein kann. Also schweig! Das liegt in deinem eigenen Interesse.«
Ich sah es ihm an, daß er mir mit einer Grobheit antworten wollte; aber er hielt sie doch zurück. Er mußte sich sagen, daß dies nur zu seinem Schaden sein würde. Aber er erhob nun gleich andere Ansprüche:
»So mag er seine Sachen behalten; aber alles Andere, was sie bei sich gehabt haben, konfisziere ich.«
Er wollte sich bücken, um die Geldbeutel und anderen Gegenstände aufzuheben.
»Halt!« sagte ich. »Diese Sachen sind bereits konfisziert.«
»Von wem?«
»Von mir.«
»Hast du das Recht dazu?«
»Gewiß! Ich werde auch über sie ein Verzeichnis ausstellen, wobei du ja als Zeuge dienen kannst, daß ich nichts unterschlage. Dann sende ich beides, die Liste und die Sachen, dem Makredsch ein.«
»Das gehört alles in meine Hände!«
»Du sollst auch zu deinem Recht kommen. Konfisziere du die Pferde, und was zu ihnen gehört, so hast du deinen Willen. Das Andere aber gehört mir. Halef, stecke alles ein!«
Der kleine Hadschi war so schnell bei der Hand, daß in Zeit von drei Sekunden alles in seiner Tasche verschwunden war.
»Diebe!« brummte der Mübarek.
Der Lohn wurde ihm auf der Stelle. Halefs Peitsche gab ihm eine überaus deutliche und auch sehr fühlbare Antwort.
Jetzt wurden die Gefangenen durch die Ruine hinaus auf die Lichtung transportiert. Dort stand das neugierige Publikum, welches sich herbei drängte, um sich die Drei zu betrachten.
Ibarek erzählte mit lauter Stimme, daß er glücklich zu seinem Eigentum gelangt sei. Er war des Lobes voll.
Nun nahmen die Kawassen die vier Arrestanten in die Mitte und setzten sich mit ihnen in Bewegung. Die Menge folgte, das gelungene Abenteuer besprechend. Der Abzug wurde viel lauter bewerkstelligt, als der Aufmarsch.
Auch die Herren von der Obrigkeit schlossen sich dem Zug an. Ich blieb mit Halef zurück. Er hatte mir einen Wink gegeben.
»Sihdi, ich habe noch die halbe Fackel,« sagte er; »sie ist zwar verlöscht, aber wir können sie ja wieder anbrennen. Wollen wir uns nicht die Hütte des Alten ansehen?«
»Ja, wir wollen es wenigstens versuchen.«
»Hast du den Schlüssel noch? Ich habe gesehen, daß du ihn einstecktest, als du dem Schurken in der Gerichtsverhandlung die Taschen leertest.«
»Ich habe ihn noch, weiß aber nicht, ob es der Hüttenschlüssel ist.«
»Er wird es schon sein. Welche Schlüssel sollte der Alte sonst noch haben!«
Wir warteten, bis die Anderen sämtlich verschwunden waren, und schlossen dann die Türe auf. Mit Hilfe eines Zündholzes und eines Stückes Papier wurde die Fackel wieder in Brand gesteckt, dann traten wir ein.
Das armselige Gebäude lehnte, wie bereits erwähnt, an einer Mauer. Es schien, von außen betrachtet, nur einen einzigen kleinen Raum zu enthalten; aber als wir uns jetzt im Innern befanden, sahen wir, daß mehrere Stuben hintereinander lagen. Die inneren Räume gehörten zu dem alten Schloß, und die Hütte war in schlauer Weise an die Oeffnung gesetzt worden.
Die vordere Stube war fast leer. Man sah es ihr an, daß sie nur dazu diente, Besuche abzufertigen.
Als wir das zweite Gelaß betreten wollten, bemerkte ich mehrere Fäden, welche oben, unten und in der Mitte quer über den Eingang liefen. Ich berührte den einen vorsichtig mit dem Griff meiner Peitsche, und sofort ertönte das Krachen eines Schusses. Katzen miauten, ein Hund bellte, Raben krächzten und allerlei andere Stimmen wurden hörbar.
»O Allah!« lachte Halef. »Wir befinden uns wahrscheinlich in der Arche des Erzvaters Noah. Aber, Sihdi, ich schlage vor, daß wir nicht weiter eindringen. Warten wir lieber, bis es Tag ist.«
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