Durch das Land der Skipetaren. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Durch das Land der Skipetaren - Karl May страница 34

Название: Durch das Land der Skipetaren

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ längst hatte mein Knopf gewirkt: das Pferd Halefs war unruhig geworden – es schnaubte und schlug um sich.

      »Was ist denn das mit deinem Pferd?« wurde ich gefragt.

      »O, nichts!« antwortete ich gleichmütig.

      »Nichts soll das sein? Es kann uns verraten!«

      »Wie so?«

      »Wenn es so fort macht, wie jetzt, so steht zu erwarten, daß die hier versteckten Skipetaren den Lärm hören; dann sind wir verloren.«

      Er meinte aber, daß die erwarteten vier Fremden den Lärm hören und dadurch zur Vorsicht gemahnt werden könnten.

      »Es wird noch schlimmer werden,« sagte ich.

      »Warum denn?«

      »Mein Gaul kann‘s nicht leiden, in der Nähe anderer Pferde angebunden zu sein. Das ist so eine Mucke von ihm, die ich ihm nicht abgewöhnen kann. Ich muß ihn immer eine große Strecke von andern entfernt halten.«

      »So schaffe ihn fort!«

      Ich stand auf.

      »Halt! Laß deine Decke und dein langes Messer da. Auch dein Turbantuch.«

      »Aber warum denn nur?«

      »Damit wir wissen, daß du wiederkommst. Setze den Turban ab!«

      Das hätte eine schöne Geschichte gegeben! Sie hätten gesehen. daß ich mein volles Haar trug und also kein guter Moslem, viel weniger ein Scherif sein könne. Darum antwortete ich mit erzwungener Ruhe:

      »Was fällt dir ein! Kann ein Scherif jemals sein Haupt entblößen? Ich bin ein Kenner des Mukteka el Ebhur[8], des Mischkat al Masabih[9] und der berühmten Fetavi von Alem Ghiri und von Hamadan. Ich weiß sehr wohl, was dem Gläubigen verboten ist, und jetzt soll ich meine Seele den Lüften übergeben, daß der Sturm sie von dannen treibe?«

      »So mag es bei dem Messer und bei der Decke bleiben. Gehe nun!«

      Ich band das Pferd los und führte es eine Strecke weit fort. Dort band ich es zunächst nur flüchtig an, dann aber rannte ich in höchster Eile fort, durch Busch und Strauch, bald springend, bald kriechend, bis ich die vorhin zurückgelegte Krümmung des Weges erreichte und nun die Straße betreten konnte, ohne von den beiden Räubern gesehen zu werden. Dort riß ich ein Blatt meines Notizbuches heraus und schrieb darauf:

      »Ajry ajry hazyrlamyn. Osko, Omar jawaschly, Halef böjück dört nal gitir, ileri icki bin ademler tahminen – reitet einzeln vorüber. Osko und Omar langsam, Halef in stärkster Karriere, ungefähr zweitausend Schritte weit.«

      Diesen Zettel befestigte ich mittels eines Holzpflöckchens, welches ich schnitzte, und des Taschenmessers an den Stamm eines hart am Wege stehenden Baumes, so daß er unbedingt gesehen werden mußte. Freilich konnten auch andere Leute vorher des Weges kommen, aber das war nicht zu ändern; vielleicht ließen sie den Zettel hängen. Uebrigens war Halefs Kommen in jedem Augenblick zu erwarten.

      Das hatte kaum zwei Minuten gedauert, und nun rannte ich ebenso schnell wieder zu dem Pferd zurück, um es jetzt fester anzubinden und von dem Knopf zu befreien. Ich war noch nicht ganz fertig damit, so hörte ich schon Schritte. Der eine Skipetar kam, um mich zu suchen.

      »Wo bist du so lange?« fragte er in strengem Ton.

      »Hier bei dem Pferd,« antwortete ich geistreich, indem ich ihn ganz verdutzt anschaute.

      »Das sehe ich! Aber muß das so lange dauern?«

      »Nun, bin ich denn nicht mein eigener Herr?«

      »Nein, jetzt nicht mehr; jetzt gehörst du zu uns und hast dich nach uns zu richten.«

      »Habt ihr mir etwa gesagt, wie lange ich fortbleiben darf?«

      »Frage nicht so albern, Esel! Packe dich fort, dahin, wo wir sitzen.«

      »Wenn es mir gefällig ist,« erwiderte ich, da mir sein Verhalten trotz meiner Rolle als Scherif zu unausstehlich wurde.

      »Dir hat gar nichts gefällig zu sein, verstanden? Wenn du nicht augenblicklich kommst, so helfe ich nach!«

      Da trat ich zu ihm heran und sagte:

      »Höre, treibe es nicht zu arg! Du nennst mich einen Esel. Wenn du keine Ehrfurcht vor der Abstammung eines Scherif hast, so verlange ich wenigstens Achtung für meine Person. Und wenn du mir sie verweigerst, so werde ich sie mir zu verschaffen wissen.«

      Das hatte er mir nicht zugetraut.

      »Welch eine Frechheit!« rief er aus. »Mensch, ich Achtung vor deiner lächerlichen Person! Ich brauche dich ja nur anzurühren, so fällst du vor Schreck zu Boden.«

      Er faßte mich am linken Arm und drückte mir denselben so derb, daß ein weniger Kräftiger als ich wohl laut aufgeschrien hätte. Aber ich lächelte ihm ruhig ins Gesicht und entgegnete:

      »Da müßtest du anders zugreifen, etwa so, so!«

      Ich legte meine Hand in der Weise auf seine linke Achsel, daß der Daumen unter das Schlüsselbein zu liegen kam, die anderen vier Finger aber den nach oben und außen ragenden Teil des Schulterblattes erfaßten, welcher mit dem Oberarmknochen das Achselgelenk bildet. Wer diesen Griff kennt und ihn anzuwenden versteht, der kann den stärksten Mann mit nur einer Hand zur Erde zwingen. Ich zog die Hand in schnellem, kräftigem Druck zusammen. Da stieß er einen lauten Schrei aus, wollte sich loswinden, kam aber nicht dazu, denn der Schmerz ging ihm so durch den ganzen Körper, daß er in die Knie brach und auf den Boden niedersank.

      Der Schrei rief den andern Bruder herbei.

      »Sandar, was ist geschehen?« fragte er.

      »Tanry hakky – bei Gott, das begreife ich nicht!« antwortete der Gefragte, indem er sich vom Boden erhob. »Dieser Mensch hat mich mit nur einer seiner Hände niedergerungen. Ich muß die Schulter gebrochen haben.«

      »Gerungen? Warum?«

      »Weil ich ihn wegen seines langen Fortbleibens auszankte.«

      »Alle Teufel! Mensch, was fällt dir ein! Soll ich dich zermalmen?«

      Er packte mich an der Brust, um mich zu schütteln. Eine Gegenwehr lag nicht in meiner Scherifrolle; aber mich fassen und schütteln zu lassen, wie einen kleinen Jungen, das war gegen meinen Geschmack. Ich nahm ihn also ebenso bei der Brust, zog ihn erst an mich und stieß ihn dann so rasch auf volle Armeslänge von mir ab, daß er mich loslassen mußte. Nun bückte ich mich ein wenig, legte ihm den Unterarm, aber ohne mit der Hand loszulassen, nach abwärts an den Leib, hob dann den Kerl mit einem blitzschnellen Ruck empor und warf ihn zur Erde.

      Er blieb eine Sekunde lang liegen, ganz verblüfft vor maßlosem Staunen, schnellte dann empor und streckte beide Hände nach mir aus.

      »Noch einmal?« fragte ich, einen Schritt zurücktretend.

      Ich war zornig geworden. Vielleicht hatten meine Augen jetzt einen ganz anderen Ausdruck, als für die Sehwerkzeuge eines salbungsvollen Scherif passend war, denn der Aladschy prallte zurück, starrte mich an und rief dann:

      »Mensch, СКАЧАТЬ



<p>8</p>

»Zusammenschluß der Meere«, d. i. ein berühmtes Rechtsbuch.

<p>9</p>

Ein theologischer Kommentar in 24 Büchern.