Die Sklavenkarawane. Karl May
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Название: Die Sklavenkarawane

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ haben!«

      Er trat erst zum Löwen und dann zur Löwin, um beide anzuspucken. Kaum hatte er dieses Zeichen gegeben, so folgten die Homr und Dschelabi seinem Beispiele. Die Tiere wurden mit Fäusten geschlagen, mit den Füßen getreten und mit allen möglichen Schimpfworten, welche Verachtung bezeichnen, bedacht.

      Dies dauerte wohl eine Viertelstunde lang, wobei die Leute sich wie verrückt gebärdeten. Dann zog der Schech sein Messer und sagte:

      »Jetzt haben sie gefühlt und auch gehört, wie verächtlich sie uns sind. Nun wollen wir ihnen die Kleider nehmen, um uns mit denselben zu schmücken. Dem Sieger gehört das Fell des Besiegten. Wenn wir dann heimkehren zu den Zelten der Homr, werden die Männer uns beneiden und die Frauen uns mit Lobgesängen empfangen.«

      Die andern Araber zogen auch ihre Messer.

      »Halt!« gebot Schwarz. »Wir werden diesen Tieren die Felle allerdings nicht lassen; aber wer soll sie bekommen?«

      »Die Sieger!« antwortete der Schech.

      »Und wer ist das?«

      »Wir alle sind es.«

      »Ah, so! So sollen die Felle in vierzehn Stücke zerschnitten werden?«

      »Nein, denn was wären sie dann wert? Aber du weißt, daß ich der Schech bin!«

      »Das weiß ich, doch was hat dieser Umstand mit den Fellen zu thun?«

      »Der Schech hat sie zu bekommen.«

      »Das ist bei euch Sitte?«

      »Ja.«

      »Und vorhin sagtest du, daß das Fell des Besiegten dem Sieger gehöre?«

      »Ja. Wenn aber mehrere Sieger vorhanden sind, so bekommt es der vornehmste. Der bin ich, und die Felle dürfen ja nicht zerschnitten werden.«

      »Sonderbar! Du bist also auch ein Sieger?«

      »Natürlich! Oder war ich etwa nicht auch zugegen?«

      »Und sogar der vornehmste der Sieger bist du?«

      »Ja, denn ich bin Schech.«

      »Da irrst du dich außerordentlich, du weißt doch, was ich bin?«

      »Ja, ein Effendi.«

      Er sagte das in ziemlich wegwerfendem Tone.

      »Der Effendi gibt es sehr verschiedene,« erklärte Schwarz. »Es stehen Hunderte von Effendis unter mir, deren niedrigster weit mehr ist und weit mehr weiß, als du weißt und bist. Der vornehmste der Sieger bin also ich! Und übrigens hast du nicht das geringste Recht, dich Sieger zu nennen. Von deinem Mute und deinen Thaten wird niemand singen und erzählen. Du schimpfest diese Tiere, aber was ist dein Mut gewesen, verglichen mit dem ihrigen! Als du ihre Stimme hörtest, wolltest du fliehen.«

      »Das war Scherz. Ich bin doch geblieben.«

      »Ja, als ich dir sagte, daß die Flucht gefährlich werden könne, und weil du hörtest, daß ich mit dem Löwen kämpfen wolle. Als dann der Herr mit dem dicken Kopfe kam, hast du dich mit den Deinigen verkrochen, und selbst dann, als die Tiere tot waren, hast du dich erst dann in ihre Nähe gewagt, als das Feuer wieder brannte und du dich überzeugt hattest, daß die Gefahr vorüber sei.«

      »Effendi, willst du mich beleidigen?«

      »Nein; ich will dich nur vor Überhebung warnen und vor unrechtlichen Eingriffen in das Eigentum andrer. Es sind nur drei, denen diese Löwen gehören, die drei, welche gekämpft haben, nämlich ich, Hadschi Ali und Ibn el dschidri. Kein andrer hat etwas mit den Trophäen zu schaffen.«

      »Das dürfen wir andern nicht zugeben. Magst du ein Effendi aller Effendis sein, du bist doch nur ein Giaur, der kein Recht unter uns besitzt. Wir sind Moslemim und nehmen die Felle. Und weigerst du dich, so – — —«

      Er hielt inne.

      »So – — – nun, was wird dann?«

      »So werden wir dich zwingen!« antwortete der Schech in drohendem Tone, indem er eine Bewegung mit der Hand machte, in welcher er das Messer noch hielt.

      Da trat Schwarz nahe an ihn heran, legte ihm die Hand auf die Achsel und sagte:

      »Ihr habt euch vor dem Löwen versteckt, und wir haben ihn besiegt. Meinst du wirklich, daß wir uns vor euch fürchten, die Angst vor dem hatten, den wir erlegten? Wenn ihr nicht augenblicklich die Messer einsteckt, so schieße ich euch sofort nieder!«

      Er zog einen Revolver hervor, und in demselben Momente verschwanden alle Messer.

      »Und noch etwas will ich dir sagen,« fuhr er fort, »du hältst deine Religion für die richtige und ich die meinige. Jeder hat das Recht und sogar die Pflicht, dies zu thun; darum versuche ich es nicht, deine Meinung zu bekämpfen, am allerwenigsten aber werde ich dich ob derselben schmähen. Dasselbe kann und muß ich auch von dir verlangen. Nennst du mich noch einmal einen Giaur, so beantworte ich diese Beleidigung damit, daß ich dir meine Kamelpeitsche über das Gesicht ziehe und du die Narbe dann zeitlebens zu deiner Schande zu tragen hast! Verlasse dich darauf; ich halte mein Wort!«

      Einem Beduinen Schläge anzubieten, ist die denkbar größte Beleidigung. Der Schech fuhr zurück; seine Leute murrten.

      »Effendi,« rief er. »Weißt du, was du sagst?«

      »Ja, ich weiß es, und was ich sage, das thue ich auch. Du nanntest mich Giaur, und ich drohte dir dafür mit der Peitsche. Wir sind also quitt. Sorge nun dafür, daß die Rechnung nicht wieder von neuem beginnt, und wage es nicht, diese Löwen, an denen du keinen Anteil hast, wieder anzurühren! Wir werden sie hinüber zu unsern Feuern schaffen; ihr mögt hier bei dem eurigen bleiben, wie es vorher gewesen ist, ehe euch die Angst von demselben verscheuchte.«

      Mußte schon die hohe, breite Figur des Deutschen den schmächtigen Arabern imponieren, so gab sein Auftreten ihnen überdies zu erkennen, daß er ihnen nicht nur körperlich überlegen sei. Keiner von ihnen wagte, noch ein Wort zu sagen. Sie zogen sich zurück, bis der Platz am Feuer frei war; dann setzten sie sich an dasselbe nieder. Was sie dort leise sprachen, hörten die andern nicht; aber die Blicke, welche sie nach dem zweiten Lagerplatze warfen, ließen vermuten, daß sie über kein freundliches Thema verhandelten.

      Die acht Dschelabi, welche sich zu Schwarz hielten, mußten alle ihre Kräfte anstrengen, die beiden Löwen die kurze Strecke hinüberzuschleifen. Dort wurden den Tieren die Häute abgezogen. Während dieser Arbeit und dann, als die Wunden genau untersucht wurden, stellte es sich heraus, welche tödlich gewesen war.

      Die erste Kugel des Deutschen war dem Löwen durch das Auge in das Gehirn gedrungen; die zweite hatte ihren Lauf nahe am Herzen vorüber genommen. Diese letztere hätte den spätern Tod des Tieres zur Folge gehabt, während die erste schnell und absolut tödlich gewesen sein mußte. Das Fell gehörte also Schwarz.

      Nun kam aber der Umstand, daß der Löwe sich die Lanze so tief in den Leib gestoßen hatte, daß die Spitze derselben am Rückgrat steckte. Der Schaft war einige Zoll unter der Haut abgebrochen. Auch diese Wunde hätte, wenn auch vielleicht erst nach Viertelstunden, den Tod herbeiführen müssen. Schwarz hatte das Vorrecht auf die Trophäe, weil seine Kugeln eher als die Lanze in den Leib des Löwen gedrungen waren, aber der brave »Vater des Gelächters« war gewiß auch einer Belohnung wert.

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