Название: Der Oelprinz
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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Buttler fühlte sich also noch nicht ganz beruhigt. Glücklicherweise war er falsch berichtet worden; nicht Will Parker, sondern Sam Hawkens hatte das entsetzliche Unglück gehabt, skalpiert zu werden. Stone und Parker entblößten bereitwillig ihre Häupter; Buttler griff in ihre Haare, überzeugte sich, daß es keine falschen waren, und sagte:
»All right, ihr seid drei Schneider, und ich will nun nur um euertwillen hoffen, daß ihr mit euern Gewehren jetzt ebenso umzugehen versteht wie früher mit euern Nähnadeln.«
»Keine Sorge!« meinte Sam sehr zuversichtlich. »Was wir treffen wollen, das treffen wir.«
»Wirklich?«
»Wirklich!«
»Wettschießen, wettschießen!« flüsterten diejenigen, welche Buttler am nächsten saßen, diesem zu.
Im Westen, wo fast jeder Mann ein guter Schütze ist, läßt nie jemand die Gelegenheit zu einem Wettschießen vorübergehen. Die Schützen messen sich gern miteinander; der Ruhm des Siegers spricht sich weit herum, und es werden oft dabei bedeutende Summen auf das Spiel gesetzt. Hier nun gab es nicht nur Gelegenheit zu einem Wett, – sondern sogar zu einem spaßhaften Schießen; die drei Schneider hatten wohl nicht gelernt, mit Gewehren umzugehen, und da die ihrigen nichts taugten, so gab es jedenfalls etwas zu lachen, wenn man sie dazu brachte, ihre vermeintliche Kunst zu zeigen. Darum sagte Buttler, um Sam anzustacheln, in zweifelndem Tone:
»Ja, mit der Nähnadel den Aermel eines Rockes treffen, das kann sogar ein Blinder; aber schießen, Schießen, das ist doch etwas ganz andres. Habt Ihr denn schon einmal geschossen, Mr. Grinell?«
»Yes,« antwortete der Kleine.
»Wonach?«
»Nach Sperlingen.«
»Mit diesem Gewehre?«
»Nein, mit dem Blasrohre.«
»Mit dem Blasrohre!« lachte Buttler laut auf. »Und da denkt Ihr, daß Ihr auch mit dem Gewehre ein guter Schütze
seid?«
»Warum nicht? Zielen ist doch zielen!«
»So? Wie weit könnt Ihr denn treffen?«
»Doch jedenfalls so weit, wie die Kugel läuft.«
»Sagen wir zweihundert Schritte?«
»Well.«
»Ungefähr so weit entfernt steht die zweite Hütte da drüben. Glaubt Ihr, sie zu treffen?«
»Die Hütte?« meinte Sam in beleidigtem Tone. »Die trifft ein Blinder, grad wie mit der Nadel den Rockärmel.«
»So wollt Ihr wohl sagen, daß das Ziel kleiner sein soll?«
»Yes.«
»Wie groß ungefähr?«
»Wie meine Hand.«
»Und das glaubt Ihr zu treffen, mit diesem Euerm Schießzeuge hier?«
»Yes.«
»Unsinn! Dieser Lauf muß ja gleich beim ersten Schuß zerplatzen, und wenn er das nicht thut, so ist er so krumm gezogen, daß Eure Kugeln um jede Hausecke biegen, nie aber gerade fliegen werden.«
»Versucht es doch einmal!«
»Wollen wir wetten? Ihr habt ja Geld dazu.«
»Nicht nur Geld, sondern auch Lust.«
»Wieviel setzt Ihr?«
»Soviel wie Ihr.«
»Also einen Dollar?«
»Einverstanden.«
»So gilt also die Wette. Aber wir wollen nicht nach jener Hütte schießen, weil der Besitzer es wohl nicht dulden würde, sondern ich —«
»Schießt nach der meinigen!« unterbrach ihn der Wirt. »Ich klebe an die hintere Front ein Papier, so groß wie meine Hand; dies ist das Ziel.«
Dieser Vorschlag wurde angenommen. Man begab sich nach der hintern Seite; das Papier wurde angeklebt, und dann zählte Buttler zweihundert Schritte ab. Er setzte einen Dollar, und Sam gab den seinigen. Darauf loste man, wer zuerst schießen solle. Das Los fiel auf Buttler. Er stellte sich in der abgemessenen Entfernung auf, zielte nur ganz kurz, drückte ab und traf das Papier.
Nun war die Reihe an Sam. Er machte die krummen Beinchen möglichst weit auseinander, legte seine Liddy an, bog sich weit, weit nach vorn und zielte eine lange, lange Zeit. In dieser Stellung sah er aus wie ein Photograph, welcher sich unter die Hülle seines Apparates beugt, um nach seinem Objekte zu visieren. Alle lachten. Da endlich krachte der Schuß, und Sam flog zur Seite, das Gewehr fallen lassend und mit der Hand die rechte Backe haltend. Das Gelächter wurde zum förmlichen Gejohle.
»Hat Euch die Flinte gestoßen, wohl gar einen Hieb gegeben?« fragte Buttler.
»Yes, sogar eine Ohrfeige ist’s gewesen!« antwortete der Kleine wehmütig.
»Das Ding haut also; es scheint Euch selbst gefährlicher zu sein als andern Leuten. Wollen sehen, ob Ihr getroffen habt.«
Auf dem Papier war keine Spur von der Kugel zu bemerken. Man suchte lange, lange Zeit, bis endlich einer, welcher zur Seite gegangen war, unter dröhnendem Lachen den andern zurief:
»Kommt her zu mir! Es konnte mir nicht einfallen, hier zu suchen; aber da steckt sie, da, wer sie sehen will. Kommt her! Der Schnaps läuft aus dem Loche!«
Jedenfalls zum Transporte bestimmt, stand an der Seite des Hauses, vielleicht zehn Schritte von demselben entfernt, ein volles Branntweinfaß. In dieses war die Kugel geflogen, und man sah den Inhalt in einem fingerdicken Strahle aus dem frischen Schußloche strömen. Das jetzt entstehende Gelächter wollte kein Ende nehmen. Der Wirt aber fluchte und verlangte Entschädigung. Als Sam ihm dieselbe zusagte, beruhigte er sich und trieb mit dem Hammer einen hölzernen Pflock in das Loch, um dasselbe zu schließen.
»Also nicht einmal das Haus habt Ihr getroffen!« rief Buttler dem ganz verdutzt dreinschauenden Kleinen zu, »Ich habe Euch ja gesagt, daß Eure Kugeln um alle Ecken biegen werden. Der Dollar ist mein. Wollt Ihr noch einen wagen, Mr. Grinell?«
»Yes,« antwortete Sam.
Mit dem zweiten Schusse traf er wenigstens das Haus, aber ganz unten an der Ecke, während das Ziel oben in der Mitte der Mauer sich befand. So gab er noch vier oder fünf Schüsse ab, ohne dem Papier näher zu kommen, und verlor noch ebensoviele Dollars. Darüber wurde er zornig und rief aus:
»Es ist nur, weil es bloß um einen Dollar geht. Ich glaube, wenn es mehr gälte, СКАЧАТЬ