Название: Der Oelprinz
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Well. So denkt ihr also, der Ochse sei euch gestohlen worden?«
»Das denken wir nicht nur, sondern wir sind überzeugt davon.«
»So jagt den Dieben nach! Vielleicht erwischt ihr sie. Das ist der einzige und beste Rat, den ich euch geben kann.«
»Wir haben ihn bereits befolgt. Sonderbarerweise nämlich fehlt an dem erstochenen Ochsen gerade nur die Lende!«
»Das finde ich nicht sonderbar, sondern ganz erklärlich. Die Diebe haben wohl gewußt, daß die Lende das beste und schmackhafteste Stück eines Rindes ist.«
»Well, sie sind also gleicher Ansicht mit euch gewesen, da ich ja sehe, daß euer Braten grad auch Lende war, wahrscheinlich die Lende eines Zugochsen, nicht aber diejenige eines Büffels.«
Da stand Buttler von der Bank, auf welcher er sitzen geblieben war, auf und fragte in drohendem Tone:
»Was soll das heißen, Sir? Bringt Ihr etwa unsern Braten mit der Lende des gestohlenen Rindes zusammen?«
»Ja, das thue ich allerdings, und ich hoffe, daß ihr nichts dagegen habt.«
Im Nu hatte Buttler sein Gewehr in der Hand, und auch seine Gefährten sprangen auf, die ihrigen zu ergreifen.
»Mann,« rief er dem Führer zu, »wißt Ihr, was Ihr thut, was Ihr wagt? Wollt Ihr etwa behaupten, wir seien die Diebe, welche Ihr sucht? Seht diese zwölf Gewehre auf Euch gerichtet, und wiederholt die Anschuldigung, welche Ihr ausgesprochen habt!«
»Fällt mir nicht ein! Ich habe meine Pflicht gethan und bin nun fertig. Ich bin der Führer der Männer, welche da hinter mir stehen; sie sind Deutsche und können nicht englisch sprechen. Was ich sagte, habe ich in ihrem Namen gesagt und kann nun gehen. Ich bin ihr Scout, aber nicht ihr Ochsenhirt; was nun zu thun ist, mögen sie selber thun.«
Er drehte sich um und ging fort. Dieser Mann hatte von seinem Standpunkte aus ganz recht; er war ein Mietling und that nur das, wofür er bezahlt wurde. Er hatte eigentlich schon zuviel gethan, indem er sich eines abhanden gekommenen Rindes wegen vor die drohenden Läufe dieser gefährlichen Leute wagte. Die Deutschen hatten wahrscheinlich gemeint, er werde diese Angelegenheit zu Ende führen, denn sie standen, als er sich entfernt hatte, zunächst wie ratlos da, bis dem alten Schmidt ein Auskunftsmittel in den Sinn kam. Er wendete sich nämlich an Sam Hawkens, welcher mit seinen beiden Freunden ruhig weitergegessen und scheinbar auf sonst nichts geachtet hatte.
»Herr Falke, haben Sie gehört, was unser Führer gesagt hat?«
»So ziemlich,« antwortete der Kleine, indem er ein Stück Fleisch in den Mund schob.
»Wir haben es nicht verstanden. Hielt er diese Leute für die Diebe?«
»Ja.«
»Und das sagte er ihnen?«
»Ja.«
»Was war die Folge?«
»Die Folge? Hm, die Folge war, daß er dann fortging.«
»Alle Teufel! Soll ich mir etwa meinen Ochsen stehlen lassen!«
»Sollen? Sie haben sich ihn stehlen lassen, wenn ich mich nicht irre.«
Bei diesen letzteren Worten, auf welche er besonders aufmerksam gemacht worden war, horchte Schmidt auf. Dann fuhr er fort:
»Das muß aber doch bestraft werden!«
»Von wem?«
»Vom Gerichte. Und ich muß Schadenersatz bekommen!«
»Von wem?«
»Von den Spitzbuben.«
»So redet mit dem Gerichte und auch mit den Spitzbuben.«
»Ich verstehe ja nicht englisch!«
»Ihr könntet auch nichts machen, wenn Ihr es verständet.«
»So helfen Sie mir doch! Sie sind ein Deutscher, also ein Landsmann von uns und müssen sich unsrer annehmen.«
»Ich muß? Was könnt Ihr von der Hilfe eines Hanswurstes erwarten? Hättet Ihr meinen Rat befolgt, eine Wagenburg gebildet und Euer Vieh bewacht, so wäre Euch der Ochse nicht gestohlen worden. Ich kann nichts für Euch thun, gar nichts.«
»Aber hier sitzen, mit den Spitzbuben gemeinschaftliche Sache machen und von dem gestohlenen Braten essen, das können Sie wohl, nicht?«
»Ja, das kann ich, denn ich bin von ihnen zum Mitessen eingeladen worden, wenn ich mich nicht irre.«
Wieder horchte Schmidt auf, als er diese Worte hörte. Das war ja genau die Redensart, deren sich Sam Hawkens zu bedienen pflegte! Dann stieß der Deutsche den Kolben seines Gewehres wütend auf den Fußboden und rief:
»Dann danke ich für die Landsmannschaft und werde mir selber helfen!«
»Wie wollt Ihr das anfangen?«
»Ich zwinge diese Schufte, mich zu bezahlen!«
»In welcher Weise?«
»Durch Gewalt. Wir sind vier Personen und haben unsre Gewehre!«
»Und hier stehen zwölf verwegene Männer euch gegenüber, welche ebenso gute Gewehre besitzen. Begeht keine Dummheit! Der Ochse ist dadurch, daß ihr euch in eine offenbare Lebensgefahr begebt, nicht wieder lebendig zu machen.«
»Das weiß ich auch; aber wo bleibt das Geld, welches er mich kostet?«
»Diese Leute haben kein Geld, und selbst wenn sie welches besäßen, würdet Ihr es ihnen durch Gewalt nicht abzuzwingen vermögen.«
»Soll ich etwa List anwenden?«
»Dazu seid Ihr nicht der Mann. Ein Bär ist kein Fuchs und ein Tolpatsch kein Pfiffikus, wenn ich mich nicht irre.«
Schon wollte Schmidt wegen des Tolpatsches eine grobe Antwort geben, als die letzteren Worte ihn von diesem Vorhaben abbrachten. Er fragte rasch:
»Wenn ich mich nicht irre! So haben Sie jetzt schon dreimal gesagt. Heißen Sie wirklich Falke?«
»Ja, wenn ich mich nicht irre.«
»Und bringen doch immer diese Worte, welche die Redensart eines andern Westmannes sein sollen.«
»Welches Mannes?«
»Schi-So hat mir seinen Namen gesagt; ich habe ihn aber wieder vergessen.«
»Schi-So?« fragte Sam, sichtlich überrascht. »Wer ist das?«
»Ein junger Begleiter von uns, der Sohn eines Navajohäuptlings, welcher Nitsas-Ini heißt.«
Da machte Sam eine Bewegung der Freude und rief aus:
»Nitsas-Ini? Sein Sohn ist bei euch? СКАЧАТЬ