Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna Spyri
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Название: Heidis Lehr- und Wanderjahre

Автор: Johanna Spyri

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ haben, das ganze Stück morgen und alle Tage, ich brauche ihn gar nicht«, sagte Heidi zustimmend, »und Brot gebe ich dir auch ganz viel, wie heute; aber dann darfst du den Distelfink nie, gar nie schlagen und auch das Schneehöppli nie und gar keine Geiß.«

      »Es ist mir gleich«, bemerkte Peter, und das war bei ihm soviel als eine Zusage. Jetzt ließ er den Schuldigen los, und der fröhliche Distelfink sprang in hohen Sprüngen auf und davon in die Herde hinein. —

      So war unvermerkt der Tag vergangen, und schon war die Sonne im Begriff, weit drüben hinter den Bergen hinabzugehen. Heidi saß wieder am Boden und schaute ganz still auf die Blauglöckchen und die Cystusröschen, die im goldenen Abendschein leuchteten, und alles Gras wurde wie golden angehaucht und die Felsen droben fingen an zu schimmern und zu funkeln, und auf einmal sprang Heidi auf und schrie: »Peter! Peter! Es brennt! Es brennt! Alle Berge brennen und der große Schnee drüben brennt und der Himmel. O sieh! Sieh! Der hohe Felsenberg ist ganz glühend! Oh, der schöne, feurige Schnee! Peter, sieh auf, sieh, das Feuer ist auch beim Raubvogel! Sieh doch die Felsen! Sieh die Tannen! Alles, alles ist im Feuer!«

      »Es war immer so«, sagte jetzt der Peter gemütlich und schälte an seiner Rute fort, »aber es ist kein Feuer.«

      »Was ist es denn?«, rief Heidi und sprang hierhin und dorthin, dass es überallhin sehe, denn es konnte gar nicht genug bekommen, so schön war‘s auf allen Seiten. »Was ist es, Peter, was ist es?«, rief Heidi wieder.

      »Es kommt von selbst so«, erklärte Peter.

      »O sieh, sieh«, rief Heidi in großer Aufregung, »auf einmal werden sie rosenrot! Sieh den mit dem Schnee und den mit den hohen, spitzigen Felsen! Wie heißen sie, Peter?«

      »Berge heißen nicht«, erwiderte dieser.

      »O wie schön, sieh den rosenroten Schnee! Oh, und an den Felsen oben sind viele, viele Rosen! Oh, nun werden sie grau! Oh! Oh! Nun ist alles ausgelöscht! Nun ist alles aus, Peter!« Und Heidi setzte sich auf den Boden und sah so verstört aus, als ginge wirklich alles zu Ende.

      »Es ist morgen wieder so«, erklärte Peter. »Steh auf, nun müssen wir heim.«

      Die Geißen wurden herbeigepfiffen und -gerufen und die Heimfahrt angetreten.

      »Ist‘s alle Tage wieder so, alle Tage, wenn wir auf der Weide sind?«, fragte Heidi, begierig nach einer bejahenden Versicherung horchend, als es nun neben dem Peter die Alm hinunterstieg.

      »Meistens«, gab dieser zur Antwort.

      »Aber gewiss morgen wieder?«, wollte es noch wissen.

      »Ja, ja, morgen schon!«, versicherte Peter.

      Nun war Heidi wieder froh und es hatte so viele Eindrücke in sich aufgenommen und so viele Dinge gingen ihm im Sinn herum, dass es nun ganz stillschwieg, bis es bei der Almhütte ankam und den Großvater unter den Tannen sitzen sah, wo er auch eine Bank angebracht hatte und am Abend seine Geißen erwartete, die von dieser Seite herunterkämen. Heidi sprang gleich auf ihn zu und Schwänli und Bärli hinter ihm drein, denn die Geißen kannten ihren Herrn und ihren Stall. Der Peter rief dem Heidi nach: »Komm dann morgen wieder! Gute Nacht!« Denn es war ihm sehr daran gelegen, dass das Heidi wiederkomme.

      Da rannte das Heidi schnell wieder zurück und gab dem Peter die Hand und versicherte ihm, dass es wieder mitkomme, und dann sprang es mitten in die davonziehende Herde hinein und fasste noch einmal das Schneehöppli um den Hals und sagte vertraulich: »Schlaf wohl, Schneehöppli, und denk dran, dass ich morgen wiederkomme und dass du nie mehr so jämmerlich meckern musst.«

      Das Schneehöppli schaute ganz freundlich und dankbar zu Heidi auf und sprang dann fröhlich der Herde nach.

      Heidi kam unter die Tannen zurück.

      »O Großvater, das war so schön!«, rief es, noch bevor es bei ihm war. »Das Feuer und die Rosen am Felsen und die blauen und gelben Blumen, und sieh, was ich hier bringe!« Und damit schüttete Heidi seinen ganzen Blumenreichtum aus dem gefalteten Schürzchen vor den Großvater hin. Aber wie sahen die armen Blümchen aus! Heidi erkannte sie nicht mehr. Es war alles wie Heu, und kein einziges Kelchlein stand mehr offen.

      »O Großvater, was haben sie?«, rief Heidi ganz erschrocken aus. »So waren sie nicht, warum sehen sie so aus?«

      »Die wollen draußen stehen in der Sonne und nicht ins Schürzchen hinein«, sagte der Großvater.

      »Dann will ich gar keine mehr mitnehmen. Aber, Großvater, warum hat der Raubvogel so gekrächzt?«, fragte Heidi nun angelegentlich.

      »Jetzt gehst du ins Wasser und ich in den Stall und hole Milch, und nachher kommen wir hinein zusammen in die Hütte und essen zu Nacht, dann sag ich dir‘s.«

      So wurde getan, und wie nun später Heidi auf seinem hohen Stuhl saß vor seinem Milchschüsselchen und der Großvater neben ihm, da kam das Kind gleich wieder mit seiner Frage: »Warum krächzt der Raubvogel so und schreit immer so herunter, Großvater?«

      »Der höhnt die Leute aus dort unten, dass sie so viele zusammensitzen in den Dörfern und einander bös machen. Da höhnt er hinunter: ›Würdet ihr auseinander gehen und jedes seinen Weg und auf eine Höhe steigen wie ich, so wär‘s euch wohler!‹« Der Großvater sagte diese Worte fast wild, so dass dem Heidi das Gekrächz des Raubvogels dadurch noch eindrücklicher wurde in der Erinnerung.

      »Warum haben die Berge keinen Namen, Großvater?«, fragte Heidi wieder.

      »Die haben Namen«, erwiderte dieser, »und wenn du mir einen so beschreiben kannst, dass ich ihn kenne, so sage ich dir, wie er heißt.«

      Nun beschrieb Heidi den Felsenberg mit den zwei hohen Türmen genau so, wie es ihn gesehen hatte, und der Großvater sagte wohlgefällig: »Recht so, den kenn ich, der heißt Falknis. Hast du noch einen gesehen?«

      Nun beschrieb Heidi den Berg mit dem großen Schneefeld, auf dem der ganze Schnee im Feuer gestanden hatte und dann rosenrot geworden war und dann auf einmal ganz bleich und erloschen dastand.

      »Den erkenn ich auch«, sagte der Großvater, »das ist die Schesaplana; so hat es dir gefallen auf der Weide?«

      Nun erzählte Heidi alles vom ganzen Tage, wie schön es gewesen, und besonders von dem Feuer am Abend, und nun sollte der Großvater auch sagen, woher es gekommen war, denn der Peter hätte nichts davon gewusst.

      »Siehst du«, erklärte der Großvater, »das macht die Sonne, wenn sie den Bergen gute Nacht sagt, dann wirft sie ihnen noch ihre schönsten Strahlen zu, dass sie sie nicht vergessen, bis sie am Morgen wiederkommt.«

      Das gefiel dem Heidi und es konnte fast nicht erwarten, dass wieder ein Tag komme, da es hinaufkonnte auf die Weide und wieder sehen, wie die Sonne den Bergen gute Nacht sagte. Aber erst musste es nun schlafen gehen, und es schlief auch die ganze Nacht herrlich auf seinem Heulager, und träumte von lauter schimmernden Bergen und roten Rosen darauf und mittendrin das Schneehöppli in fröhlichen Sprüngen.

      Bei der Großmutter

      Am andern Morgen kam wieder die helle Sonne, und dann kam der Peter und die Geißen, und wieder zogen sie alle miteinander nach der Weide hinauf, und so ging es Tag für Tag, und Heidi wurde bei diesem Weideleben ganz gebräunt und so kräftig und gesund, dass ihm gar nie etwas fehlte, und so froh und glücklich lebte Heidi von einem Tag zum anderen, wie nur die lustigen Vögelein leben auf allen Bäumen im СКАЧАТЬ