Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ besuchen, vielleicht erlange ich doch so viel von ihnen, daß ich ein Handlungsgeschäft gründen kann, denn ich werde nicht mehr Zerstreuungen nachgehen.«

      Nureddin machte sich sogleich auf den Weg, um das Quartier der Stadt aufzusuchen, in welchem alle seine zehn Freunde wohnten. Als er an der Türe des ersten anklopfte, erschien eine Sklavin und fragte, wer er sei, der Einlaß begehre. »Sage deinem Herren«, antwortete Nureddin, »Nureddin Ali, der Sohn des verstorbenen Veziers Vadhleddin, läßt ihm seinen Gruß vermelden und küßt ihm die Hand.«

      Die Sklavin meldete Nureddin. Ihr Herr schrie sie an: »Geh‘, sag ihm, ich sei nicht zu Hause.« Die Sklavin kam zurück und sagte Nureddin, ihr Herr wäre nicht zu Hause. Nureddin murmelte vor sich hin: Ha, der schändliche Mensch läßt sich vor mir verleugnen! Sie werden nicht alle sein wie dieser Verworfene. Er ging weiter und klopfte an die Türe eines anderen Freundes. Abermals kam eine Sklavin heraus und fragte ihn um seinen Namen. Nachdem sie ihn erfahren hatte, ging sie hinein, ihn zu melden. Bald darauf kam sie wieder zurück, und abermals mußte er hören: »Mein Herr ist nicht zu Hause.«

      Ali fand die Sache lächerlich und sagte: Nun, unter den acht übrigen wird doch gewiß einer sein, bei dem ich Hilfe finde. Aber auch an der dritten Türe wurde er mit denselben Worten abgewiesen.

      Jetzt erst ging Nureddin in sich und erkannte seine Torheit, laut jammernd und mit Tränen in den Augen sprach er folgende Verse:

      »Der Mensch zur Zeit seines Glücks gleicht einem Baume: so lange er Früchte hat, sammeln sich die Leute um ihn;«

      »Sind aber diese abgenommen, so gehen sie davon und überlassen ihn den Stürmen und dem Staube.«

      »Pfui über die Menschen dieser Zeit! sie sind alle gemein und schlecht; unter zehn ist nicht einer gut.«

      Als Nureddin mit verdoppeltem Schmerze bei der schönen Perserin eintrat, sagte sie. »Nun Herr! bist du jetzt von der Wahrheit dessen überzeugt, was ich dir vorausgesagt habe?« — »Ach,« rief er aus: »Nicht einer hat mich erkennen, mich sprechen wollen!« — »Nun«, sagte die Sklavin, »verkaufe von den Gerätschaften des Hauses, bis Gott der Erhabene uns anderes beschert.« Nureddin begann nun allerlei Mobilien und Hausgerätschaften zu verkaufen, bis ihm endlich nichts mehr übrig blieb. Er ging dann zu seiner Sklavin und sagte ihr: »Was bleibt uns jetzt noch zu verkaufen übrig?« »Mein Herr!« erwiderte die Sklavin. »Ich rate dir, sogleich auf den Bazar zu gehen und mich zu verkaufen. Du weißt ja, daß dein seliger Vater mich für 10.000 Dinare gekauft hat, vielleicht wirst du mit Gottes Hilfe eine annähernde Summe für mich lösen und will die göttliche Bestimmung, daß wir uns wieder vereinigen, so wird es auch geschehen.« — »O Enis Aldjelis!« rief Nureddin, »bei Gott, mir fällt es schon schwer, nur eine Stunde getrennt von dir zu leben.« »Mir geht es nicht anders«, versetzte die Sklavin, »aber die Not hat ihre bestimmten Gesetze, wie ein Dichter gesagt:

      »Die Not treibt den Menschen oft auf Wege, die sonst dem feinen Leben nicht ziemen.«

      »Wer sich zu etwas Gewalt antut, tut es nur, wenn ein überwiegender Grund dazu vorhanden ist.«

      Er machte sich dann auf, nahm Enis Aldjelis an die Hand, Tränen rollten über seine Wangen wie Regentropfen, dann sprach er folgende auf seinen Zustand passende Verse:

      »Noch einmal, ehe du dich trennst, beglücke mich mit einem Blick von dir, um mein Herz zu stärken, welches die Trennung von dir dem Tode nahe bringt.«

      »Doch sollte dies zu sehr dich schmerzen, so unterlaß es: gern will ich sterben vor Liebesgram, kann ich dadurch dir diesen Schmerz ersparen.«

      Als er nach dem Bazar kam, wandte er sich an einen Ausrufer, Namens Hadschi Hasan, und sprach zu ihm: »Hadschi Hasan, hier ist eine Sklavin, die ich verkaufen will; sieh zu, wie du sie ausbieten kannst.« Hadschi Hasan sprach: »Ich werde deine edle Abstammung nicht vergessen.« — Dann fuhr er fort: »Wie? ist dies nicht die Sklavin, welche der selige Vezier, dein Vater für 10.000 Dinare gekauft hat?« Nureddin versicherte, daß es dieselbe sei. Er ging hierauf herum, die Kaufleute aufzusuchen; da sie aber da und dort zerstreut waren, wartete er noch, bis die Bazare mit Kaufleuten angefüllt waren und allerlei Sklavinnen: Nubierinnen, Europäerinnen, Griechinnen, Türkinnen, Tartarinnen, Cirkassierinnen und Georgierinnen verkauft wurden, dann trat er mitten unter sie und sprach zu den Kaufleuten: »Ihr Männer von großen Reichtümern! Nicht alles, was rund, ist drum eine Nuß, noch alles, was länglich ist eine Banane; alles, was rot, ist noch kein Fleisch. O ihr Kaufleute! meine Sklavin ist die Perle von allen Sklavinnen der Welt! — Ihr selber sollt mir bestimmen, zu welchem Preise ich sie zuerst ausrufen soll.«

      Da sage ein Kaufmann: »Rufe sie zuerst für 4000 Dinare aus!« Als sie so ausgerufen ward, kam der Vezier Muin vorüber und dachte, als er Nureddin auf dem Marktplatze erblickte: »Was, hat wohl der Sohn Vadhleddins auf dem Markte zu tun?« Er wendete hierauf seinen Blick nach dem Ausrufer, der mitten auf dem Bazar stand, von vielen Kaufleuten umringt und sagte zu sich selber: wenn meine Vermutung richtig ist, so ist er zum Bettler geworden und will nun seine Sklavin verkaufen. Wie wohl tut dies meinem Herzen! Er rief hierauf den Ausrufer herbei, der alsbald kam und die Erde vor ihm küßte, und sagte ihm: »Zeige mir die Sklavin, die du zum Verkauf ausrufst.« Der Ausrufer, der diesem Befehl nicht zuwiderhandeln konnte, stellte die Sklavin dem Vezier vor. Dieser fand die Sklavin sehr schön und fragte den Ausrufer, wie teuer sie wäre. Jener erwiderte: »Das erste Angebot ist 4000 Dinare.« Muin sagte sogleich: »Ich nehme sie für diese Summe.« Als die Kaufleute dies hörten, wagte es niemand, mehr zu bieten, denn sie kannten die Gewalttätigkeit und Hinterlist des Veziers.

      Nun war es nicht Gebrauch, sobald die Kaufleute eine Sklavin gesehen hatten und darum handelten, sie sonst jemand sehen zu lassen. Aber die Kaufleute hatten nicht den Mut, ihr Recht gegen das Ansehen des Veziers geltend zu machen. Und was sollte Hadschi Hasan anders tun, als gehorchen? Während er noch unschlüssig dastand, warf ihm plötzlich Muin einen grimmigen Blick zu und schnaubte ihn an: »Wehe dir! was besinnst du dich? Geh zu dem Verkäufer und schließe den Handel mit ihm ab.« Der Ausrufer ging zu Nureddin und sagte ihm: »O mein Herr! deine Sklavin wird dir umsonst entrissen.« »Wieso?« fragte Nureddin. Da sagte der Ausrufer: »Wir haben deine Sklavin zuerst um 4000 Dinare ausgerufen, da kam der gewalttätige Muin, der Sohn Sawis vorüber, und da ihm das Mädchen gefiel, sagte er mir, geh‘ zu ihrem Herrn und sage ihm, ich nehme sie für 4000 Dinare. Ich glaube, er weiß, daß sie dir gehört und es wäre doch so übel nicht, wenn er dir die 4000 Dinare bar bezahlte, aber ich schließe aus seinen früheren Gewalttaten, daß er dir nur eine Anweisung auf irgend einen seiner Verwalter geben und ihm sagen wird: »Zieh‘ Nureddin hinaus, so lange es dir möglich ist, und hüte dich wohl, ihm seine Forderung zu bezahlen!« So oft du dann kommst, dein Geld zu holen, wird es heißen: heute kann ich nicht bezahlen, komm morgen! So wird man dich von einem Tag zum anderen herumziehen, bis du über ein solches Verfahren empört und zuletzt vor Zorn und Ärger die Anweisung zerreißest. Dann ist dein Geld verloren.«

      Nureddin fragte, was er tun könne, um dieses zu verhindern. — »Herr«, erwiderte Hadschi Hasan, »ich will dir einen Rat geben, wenn du ihn befolgest, so kann alles noch gut gehen. Stelle dich, als hättest du im Zorn auf deine Sklavin geschworen, sie auf den Markt zu führen, aber nicht die Absicht gehabt, sie wirklich zu verkaufen, sondern dies nur getan, um deines Eides quitt zu werden. Das wird aller Welt genügen und Muin wird nichts dagegen einwenden können. Komm denn; und in dem Augenblick, wo ich sie Muin zuführe, als wenn es mit deiner Einwilligung geschähe, und der Handel geschlossen wäre, reiße sie zurück, indem du ihr einige Streiche gibst, und führe sie wieder nach Hause.« — »Dein Rat scheint mir gut zu sein«, sagte hierauf Nureddin. Hadschi Hasan verließ Nureddin, stellte sich in die Mitte des Bazars, faßte die Sklavin an der Hand, blickte nach dem Vezier Muin hin und sagte: »Hier kommt der Besitzer der Sklavin.«

      Hadschi Hasan hatte diese Worte noch nicht ausgesprochen, als Nureddin hervortrat, СКАЧАТЬ