Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ mußte über meine Erzählung lachen. Er sagte: »O Schweigender! o Wenigredender! du hast schön gehandelt und nichts vernachlässigt.« Er ließ mir dann ein Geschenk geben und entließ mich. Ich sagte aber: »Bei Gott! o Fürst der Gläubigen! ich nehme nichts an, ehe ich dir die Abenteuer meiner übrigen Brüder erzählt habe.«

      Geschichte des zweiten Bruders des Barbiers

      Was meinen zweiten Bruder, der Bakbak hieß und zahnluckig war, betrifft: Der ging einst eines Geschäfts wegen aus, da kam ihm eine alte Frau entgegen und sagte: »Halt‘ ein wenig, mein Freund, ich habe dir einen Vorschlag zu machen; behagt es dir, so erflehe Gottes Segen dazu! Hast du etwas dagegen, wenn ich dich an einen schönen Ort bringe? Du darfst aber nicht viel reden!« Dann fuhr sie fort: »Was sagst du wohl zu einem schönen Hause, zu einem Garten mit Wasser und Früchten und klarem Wein und einem Gesichte, hübsch wie der Mond, das du küssen darfst?« Als mein Bruder dies hörte, fragte er: »Und dies alles ist auf der Welt?« Sie antwortete: »Ja, und zwar für dich, wenn du klug bist, nichts Überflüssiges redest und hübsch schweigst.« Mein Bruder sagte: »Ganz gut!« und folgte der Alten, sehr begierig nach dem, wovon sie ihm gesagt. Die Alte sagte dann meinem Bruder: »Die Dame, zu der ich gehe, liebt den Gehorsam und verabscheut jeden Widerspruch, handelst du nach ihrem Willen, so wirst du Herr ihres ganzen Besitzes.« Da sagte mein Bruder: »Ich werde ihr in nichts widersprechen.« Er folgte dann der Alten, und sie brachte ihn in ein großes Haus, wo viele Diener waren. Als diese ihn sahen, fragten sie ihn: »Was tust du hier?« Die Alte sagte ihnen: »Laßt ihn hinein, er ist ein Künstler, und wir brauchen ihn.« Sie führte dann meinen Bruder in einen großen Hof, in dessen Mitte ein Garten war, so schön, als er nie einen gesehen und ließ ihn auf eine schöne Bank sitzen. Es dauerte aber nicht lange, da hörte er einen großen Lärm, und siehe da, es kamen Sklavinnen, und in ihrer Mitte war ein Mädchen wie der Vollmond. Als diese näher kam, und mein Bruder sie sah, stand er auf und stellte sich zu ihren Diensten; sie hieß ihn willkommen und sich setzen; er setzte sich und sie ging auf ihn zu und sagte: »Gott erhebe dich! ist was Gutes an dir?« Mein Bruder antwortete: »Meine Gebieterin! in mir ist alles Gute.« Sie ließ dann zu essen bringen; man trug treffliche Speisen auf. Indessen hörte das Mädchen nicht auf zu lachen, und wenn mein Bruder es bemerkte, ging sie unter die Sklavinnen, als wenn sie ihretwegen lachte. Sie zeigte meinem Bruder die größte Freundlichkeit, hatte aber nur ihren Spaß mit ihm. Meinen Bruder hingegen überwältigte heftige Liebe zu ihr, und er zweifelte nicht, daß die Dame auch ihn liebe und seine Wünsche erfüllen werde. Als sie gegessen hatten, brachte man Wein; dann kamen zehn Sklavinnen wie der Mond: jede hatte eine Laute in der Hand und sie fingen an mit lauter Stimme zu singen. Mein Bruder war entzückt darüber. Als dann die Dame einen Becher voll getrunken, reichte sie auch meinem Bruder einen Becher.

      Als mein Bruder aufstand und trank, kam die Dame auf ihn zu und schlug ihn auf den Nacken; meinem Bruder mißfiel dies, und es empörte ihn; aber die Alte winkte ihm, und mein Bruder ließ nichts merken. Die Dame hieß ihn dann sich setzen und schlug ihn wieder; dies war nicht genug, sie befahl auch ihren Sklavinnen, ihn zu schlagen. Sie sagte zur Alten: »Ich habe nie etwas Schöneres als dies gesehen;« und die Alte antwortete: »Gewiß, meine Gebieterin!« Sie befahl dann den Sklavinnen, meinen Bruder zu beräuchern und mit Rosenwasser zu bespritzen. Dann sagte sie: »Gott erhebe dich! Da du in mein Haus gekommen, so hast du gewiß in die Bedingungen eingewilligt, mir in allem zu gehorchen; denn wer sich widersetzt, wird fortgejagt, wer aber ausharrt, erlangt sein Ziel.« Mein Bruder antwortete: »O meine Gebieterin! ich bin dein Sklave.« Sie befahl dann anderen Sklavinnen, ihm etwas vorzusingen und sie taten es. Sie rief hierauf eine Sklavin und sagte ihr: »Nimm hier die Freude meiner Augen wohl in acht, tu ihm, wie ich dir befohlen, und bring mir ihn dann sogleich wieder.« Mein Bruder entfernte sich mit ihr, ohne zu wissen, was mit ihm geschehen solle. Da fragte mein Bruder die Alte, die vor ihm stand, was diese Sklavin mit ihm tun wolle? Die Alte antwortete: »Nichts Böses: sie will deine Augenbrauen färben und deinen Schnurrbart abschneiden.« Mein Bruder sagte: »Was das Färben der Augenbrauen betrifft, die kann man wieder waschen, aber den Schnurrbart abschneiden, das bleibt häßlich.« Die Alte antwortete: »Hüte dich wohl, der Dame zu widersprechen, denn schon ist sie in dich verliebt.« Mein Bruder ließ sich also die Augenbrauen färben und den Schnurrbart abschneiden. Die Sklavin ging dann zur Herrin, welche sagte: »Nun bleibt nur noch eine Arbeit, ihm nämlich seinen Bart abzurasieren, daß er ganz glatt wird.« Die Sklavin kam dann wieder und rasierte ihm den Bart ab. Hierauf sagte die Alte: »Freue dich! denn sie hat dies alles nur aus heftiger Liebe zu dir getan. Hab noch ein wenig Geduld, so erreichst du dein Ziel.« Mein Bruder ertrug alles und ging dann wieder mit der Sklavin, die ihm den Bart abrasiert, zur Herrin; diese freute sich mit ihm und lachte, bis sie sich auf dem Boden wälzte. Sie sagte: »O mein Herr! du hast durch deine schönen Tugenden mein Herz besiegt.« Sie beschwor ihn dann bei ihrem Leben, er möge doch ein wenig tanzen; er stand auf und tanzte. Indessen nahmen sie und die Sklavinnen alles, was im Zimmer war, und schlugen ihn damit, bis er in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, sagte die Alte: »Nun wirst du deinen Wunsch gleich erfüllt sehen. Wisse, es bleibt nur noch eine Sache zu tun übrig. Es ist nämlich meiner Gebieterin Gewohnheit, daß, wenn sie berauscht ist, sie sich nur nach langem Sträuben der Umarmung des Geliebten überläßt.«Hier erforderte der Anstand einiges auszulassen. Mein Bruder glaubte dies, und als er sie von einem Zimmer nach dem anderen entfliehen sah, lief er ihr immer nach: seine Leidenschaft entflammte sich mehr und mehr. Die Dame zog sich nach einem dunklen Orte zurück; er folgte ihr auch dahin, aber plötzlich trat er auf einen schwachen, dünnen Boden, fiel durch und befand sich auf einmal mitten auf dem Ledermarkt, wo man Häute ausrief, kaufte und verkaufte.

      Als die Leute ihn in diesem Zustande sahen, entblößt, mit geschornem Barte und gefärbten Augenbrauen, schrieen sie ihm nach, schlugen ihn mit den Händen und mit dem Leder, bis er in Ohnmacht fiel, dann luden sie ihn auf einen Esel. Am Stadttor begegneten sie dem Polizeiobersten, welcher fragte, was das wäre? Man sagte ihm: »Dieser Mann ist so in diesem Zustande aus dem Hause des Veziers gefallen.«

      Der Polizeioberste ließ meinem Bruder hundert Prügel geben und ihn aus Bagdad verweisen; aber ich ging ihm nach, o Fürst der Gläubigen, brachte ihn wieder heimlich in die Stadt und gab ihm ein Bestimmtes, wovon er leben konnte. Ohne meine Männlichkeit wäre er gestorben.

      Geschichte des dritten Bruders des Barbiers

      Mein dritter Bruder aber, o Fürst der Gläubigen! fuhr der Barbier fort, der war blind, und das Schicksal trieb ihn an ein großes Haus; er klopfte an der Türe, um den Hausherrn um etwas zu bitten. Der Hausherr fragte: »Wer ist an der Türe?« Mein Bruder antwortete nicht. Er klopfte wieder und ward wieder gefragt: »Wer ist an der Türe?« und gab abermals keine Antwort. Er hörte dann zum drittenmale ganz laut schreien: »Wer da?« Er gab aber keinen Laut von sich; endlich hörte er jemanden gehen, sich der Türe nähern, öffnen und fragen: »Was willst du?« Mein Bruder antwortete: »Ich möchte etwas für Gott.«D. h. ein Almosen, wodurch du eine gottgefällige Tat ausübst. Die muselmännischen Bettler sagen nie: schenke mir etwas, sondern: schenke es Gott. Er sagte ihm: »O Unglücklicher, reiche mir deine Hand.« Mein Bruder reichte ihm die Hand und glaubte, er wolle ihm etwas geben. Der Hausherr führte ihn ins Haus und stieg mit ihm eine Treppe nach der anderen hinauf, bis er oben am Dache war. Mein Bruder dachte, er wolle ihm etwas zu essen geben. Als sie sich nun setzten, sagte der Hausherr zu meinem Bruder: »Was willst du, Unglücklicher?« Er antwortete: »Ich will etwas für den erhabenen Gott.« Jener sagte: »Gott helfe dir!« Da versetzte mein Bruder: »O du, warum hast du mir dies nicht gleich unten gesagt?« »Du Nichtswürdiger!« schrie er ihn an, »warum hast du mir nicht gleich geantwortet?« Da sagte mein Bruder: »Nun, was willst du mir jetzt tun?« »Ich habe dir nichts zu geben«, wiederholte der Mann. »So führe mich doch wieder diese Treppen hinunter!« rief mein Bruder. Er antwortete: »Der Weg liegt frei vor dir.« Mein Bruder stand auf und fing an hinunter zu gehen. Als er aber noch etwa 20 Stufen von der Tür entfernt war, strauchelte er, er fiel gegen die Türe und verwundete sich den Kopf. Er ging aus dem Hause weg, ohne zu wissen, wo er sich befand. Da begegnete ihm einer seiner Freunde und fragte ihn, was ihm geschehen; er antwortete: »Du kommst mir eben recht;« und erzählte ihm СКАЧАТЬ