Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ groß war. So vergingen Tage und Nächte, und Bedruddin war immer größer und hübscher. Als er aber das vierte Jahr erreicht hatte, war sein Großvater krank, er vermachte ihm sein ganzes Vermögen und starb. Man bereitete die Trauermahlzeit und verrichtete die üblichen Leichen-Zeremonien und Trauerfeierlichkeiten einen ganzen Monat lang. Als Bedruddin sieben Jahre alt war, führte ihn sein Vater in die Schule und empfahl ihn angelegentlich dem Lehrer: »Gib wohl acht auf dieses Kind«, sagte er zu ihm, »und vernachlässige weder seinen Unterricht, noch seine moralische Bildung.«

      So war der Kleine immer klüger, verständiger, gebildeter und beredter, der Lehrer freute sich sehr über ihn, und nach zwei Jahren hatte er schon recht viel gelernt.

      Im Alter von zwölf Jahren, so fuhr Djafar in seiner Erzählung vor dem Kalifen fort, hatte der Kleine Schönschreiben, Theologie, Grammatik, arabische Literatur, Arithmetik und den Koran gelernt. Auch ließ ihn Gott immer schöner und liebenswürdiger werden, so daß folgende Verse ihn recht gut bezeichnen:

      »Sein schlanker Wuchs gleicht einem kräftigen Baumstamme, der Mond scheint von seiner leuchtenden Stirne aufzugehen, die Sonne geht in den Rosen seiner Wangen unter; er ist der König der Schönheit, und die Schönheit alles Geschaffenen ist von ihm entlehnt.«

      Als ihn zum erstenmale sein Vater hübsch kleidete und sich mit ihm auf den Weg machte, um zum Sultan zu reisen, drängten sich alle Leute um den Vezier, damit sie diesen schönen Knaben besser sehen konnten. Sie überhäuften den Vater und seinen Sohn mit Glückwünschen; alle waren über des Knaben Schönheit entzückt und konnten ihn nicht genug bewundern, so oft sie ihn sahen, denn er war wirklich wie ein Dichter sagte:

      »Gepriesen sei der, der ihn so schön geschaffen! Er ist der König aller Schönheit, alle Menschen sind ihm ergeben, sein Speichel ist fließender Honig, seine Zähne sind eingereihte Perlen. Er allein vereinigt alles Schöne in sich, und alle Menschen verirren sich in seiner Anmut. Die Schönheit hat auf seine Stirne geschrieben: »Ich bezeuge, daß nur er wahrhaft schön ist.«

      Er war die Verführung aller Liebenden, der Lustgarten, nach dem jeder sich sehnte, süß waren seine Worte, freundlich sein Lächeln, er beschämte den Vollmond und war schmiegsamer als die Zweige des Ban,Ein Baum, mit dessen schmiegsamen Zweigen sich leicht bewegende Jünglinge und Mädchen oft verglichen werden. seine Wangen konnten alle Rosen ersetzen. Als er zwanzig Jahre zählte, ward sein Vater krank: er ließ seinen Sohn zu sich rufen und sprach zu ihm: »Wisse, daß diese Welt ein vergänglicher Aufenthaltsort ist, daß jenes Leben aber ewig dauert; ich will dir daher fünf Dinge empfehlen, über die ich viel nachgedacht habe.« Er erinnerte sich dann auch an seine Heimat und an seinen Bruder Schemsuddin, und er mußte weinen bei dem Gedanken, nun fern von seinem Vaterlande sterben und von allen Freunden sich trennen zu müssen; er seufzte schwer und sprach folgende Verse:

      »Was sollen wir sagen bei der Entfernung von der Heimat, was tun, wenn heftige Sehnsucht uns überfällt? Kein Bote kann von unserer Liebe Nachricht bringen. Wie sollen wir uns trösten, wenn wir von vielen Freunden keinen einzigen mehr finden? Nun bleiben uns nur Klagen und Seufzer und Tränen, die über unsere Wangen herabrollen. O ihr, die ihr von meinen Augen fern, doch meinem Herzen so nahe seid, wißt ihr wohl, daß trotz der langen Trennung meine Freundschaft doch standhaft blieb? Habt ihr in der Entfernung einen Freund vergessen, der so oft eure Tränen getrocknet? Schwere Vorwürfe werde ich euch zu machen haben, wenn uns dort wieder ein neues Leben vereint.«

      Als er diese Verse gesprochen und heftig geweint hatte, sagte er zu seinem Sohne: »Bevor ich dir meinen letzten Willen offenbare, wisse, daß du einen Oheim hast, der Vezier in Kahirah ist, von dem ich mich gegen seinen Willen getrennt habe.« Er nahm hierauf ein Papier und schrieb alles, was zwischen ihm und seinem Bruder vorgefallen, nieder; ferner alles, was ihm in Baßrah wiederfahren war, den Tag seiner Hochzeit und sein Alter, legte dann dieses Papier zusammen, versiegelte es und gab es seinem Sohne, indem er ihm befahl, es wohl aufzubewahren.

      Hasan nahm das Papier und nähte es in seine Kappe unter der Binde ein, während er viele Tränen über den Verlust seines Vaters vergoß, der im Todeskampfe dalag. Als dieser sich wieder ein wenig erholt hatte, sprach er: »Daß Erste, was ich dir anempfehle, daß du nicht mit jedem Verbindungen anknüpfest; nur so entgehst du vielem Übel; wer ruhig leben will, muß Zurückgezogenheit lieben, wie ein Dichter sagte:

      »Es gibt niemand in deiner Zeit, von dem du wahre Freundschaft erwarten kannst; kein Freund bleibt dir treu, wenn das Glück dich verläßt, lebe einsam und baue auf niemanden, dies ist mein Rat, es bedarf keines weitern.«

      » Zweitens: Mein Sohn, tue niemandem Unrecht, es möchte sonst das Schicksal auch dir Unrecht tun; denn das Schicksal ist heute für dich, einen anderen Tag gegen dich; die Welt ist ein geliehenes Gut, das man wieder zurückgeben muß. Schon hat ein Dichter gesagt:

      »Besinne dich und folge nicht zu rasch deiner Leidenschaft, sei barmherzig gegen Menschen, sie werden dich den Milden nennen. Gottes Hand ist über jede Hand erhaben; niemand übt eine Gewalttat aus, dem sie nicht wieder vergolten wird.«

      » Drittens: Gewöhne dich zu schweigen und vergiß anderer Leute Fehler bei deinen eigenen; es ist ein allgemeines Sprichwort: wer schweigen kann, entgeht vieler Gefahr. Du weißt auch, wie es bei einem Dichter heißt:

      »Schweigen ist eine Zierde, stille sein ist Heil; sei nicht voreilig im Sprechen, denn kannst du auch einmal es bereuen, geschwiegen zu haben, so wird es dich gar oft reuen, zu viel gesprochen zu haben.«

      » Viertens: Hüte dich vor dem Weintrinken, denn der Wein ist die Veranlassung großen Unheils, weil er den Verstand raubt; nimm dich wohl in acht, keinen Wein zu trinken und erinnere dich der Worte des Dichters:

      »Ich meide den Wein und die, die ihn trinken, auch führen mich die, welche ihn tadeln, zum Muster an, dieses Getränk verwirrt den Pfad des Rechts und öffnet die Pforte zu allem Bösen.«

      » Fünftens: Mein Sohn, bewahre dein Vermögen, es wird dich vor vielem Übel bewahren; verschwende nicht was du hast, sonst wirst du noch bei schlechten Menschen Hilfe suchen müssen. Hüte wohl dein Geld, denn es ist ein sicheres Heilmittel; ich weiß, wie ein Dichter sprach:

      »Ist mein Vermögen gering, so will niemand mein Freund sein, ist es groß, so nennen sich alle Leute meine Freunde; wie mancher Freund leistete mir Gesellschaft, wenn es galt, mein Geld zu verschwenden, und wie viele ließen mich allein, als ich mein Vermögen verloren!«

      Er empfahl ihm dann noch andere Tugenden, bis er in seines Sohnes Armen verschied.

      Nach dem Tode seines Vaters trauerte Bedruddin zwei Monate lang; er ritt nie aus, und versäumte sogar sein Amt beim Sultan vor übermäßiger Betrübnis, Der Sultan war so sehr darüber erzürnt, daß er einen seiner Schloßhüter zum Vezier ernannte, und befahl ihm, mit Gefolge ins Haus des verstorbenen Veziers zu gehen, alles, was er hinterlassen, aufzunehmen und zu versiegeln, und keinen Heller zurückzulassen. Der neue Vezier ging sogleich mit einem Gefolge von Kämmerern und Schreibern, und fragte nach dem Hause des Veziers Nuruddin Ali. Unter den Leuten, die er fragte, war ein Sklave Nuruddins, der, als er hörte, was vorgefallen, sogleich zu Bedruddin eilte, der in dem Hofe seines Palastes mit gesenktem Haupte und mit zerknirschtem Herzen saß. Der Sklave warf sich vor ihm nieder, küßte ihm die Hand und sprach: »O mein Herr und Sohn meines Herrn, eile, eile, ehe es nicht mehr Zeit ist!« — Hasan fragte erschrocken, was es gebe? — »Der Sultan«, erwiderte der Sklave, »ist gegen dich aufgebracht und hat befohlen, dich in Verhaft zu nehmen; schon kommen seine Leute hinter mir her, rette dich daher schnell, damit du nicht in ihre Hände fällst, denn sie werden nicht schonend mit dir umgehen.« — Hasan erglühte vor Zorn, dann folgte die Blässe auf seinem Angesichte, und er fragte den Sklaven: »Habe ich nicht so viel Zeit noch, ins Haus zu gehen?« — »Nein!« erwiderte der Sklave; »verlasse dein Haus und mache dich sogleich auf den Weg.« Hierbei СКАЧАТЬ