Tausend Und Eine Nacht. Gustav Weil
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Название: Tausend Und Eine Nacht

Автор: Gustav Weil

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ die schon den Wein spürten, forderten Musikinstrumente; sogleich brachte ihnen die Pförtnerin ein Tamburin, eine Laute und eine persische Harfe; sie teilten diese Instrumente unter sich, stimmten sie und fingen an zu spielen und zu singen, aber die Mädchen sangen mit so hellen, wohlklingenden Stimmen, daß sie die übrigen weit übertönten. Sie sangen so eine Weile miteinander, da wurde wieder an die Türe geklopft. Die Pförtnerin ging hinunter, um zu öffnen; es war der KalifHarun Arraschid, oder der Gerechte, ist der fünfte Kalif der Abasiden; er bestieg den Thron im Jahr 170 der Hidjrah. Sein Vezier Djafar, Sohn Jahias, war lang in großer Gunst bei ihm: es scheint aber die Familie der Barmesiden, aus der Djafar abstammte, durch ihre zahlreichen Anhänger und großes Ansehen den Neid und das Mißtrauen des Kalifen erregt zu haben, der sie dann gänzlich auszurotten beschloß. Harun Arraschid und sein Vezier Djafar. Diese hatten nämlich die Gewohnheit, oft in der Nacht allein die Stadt zu durchwandeln; als sie nun vor diesem Haus vorübergingen und die rauschende Musik, die lauten Stimmen der Mädchen und das fröhliche Getümmel vernahmen, sagte der Kalif zu seinem Vezier: »Ich hätte wohl Lust, ein wenig bei diesen lustigen Leuten einzutreten.« Djafar stellte ihm vergebens vor, daß diese betrunken seien, und da sie ihn nicht kennten, ihm leicht unhöflich begegnen könnten. Doch der Kalif bestand darauf und befahl sogar seinem Vezier, ihm durch irgend eine List den Zutritt zu verschaffen. Als nun die Pförtnerin geöffnet hatte, verbeugte sich Djafar vor ihr und fragte: »O Herrin, wir sind Kaufleute aus Mosul, leben schon seit zehn Tagen in einem Chan, wo wir ein Magazin für unsere Waren haben. Heute wurden wir von einem hiesigen Kaufmann eingeladen. Als uns nun die Speisen und der gute Wein recht aufgemuntert hatten, schickten wir nach Sängerinnen und Tänzerinnen und ließen auch noch einige andere Freunde rufen. Wir waren sehr vergnügt beim Gesange der Mädchen, von Harfen und Lauten begleitet, da wurden wir auf einmal von der Polizei überfallen. Wir mußten schnell entfliehen und über die Mauer springen, wobei sich einige beschädigten und gefangen wurden, wir aber mit noch wenigen anderen kamen glücklich davon. Nun können wir aber den Weg nicht nach Hause finden, denn unsere Wohnung ist sehr weit von hier, wir möchten leicht einen falschen Weg nehmen und der Polizei wieder in die Hände fallen, die uns, weil wir etwas betrunken sind, leicht wieder erkennen würde. Wenn wir auch glücklich die Tür unseres Hauses erreichten, würde man uns doch nicht öffnen, denn es ist in diesen Herbergen vor Tagesanbruch niemanden zu öffnen gestattet. Erlaubt uns daher, bei euch einzukehren, wir wollen gern sogleich unsern Teil bezahlen und mit euch vergnügt sein; ist euch aber unsere Gesellschaft nicht angenehm, so laßt uns die Nacht im Hausgang zubringen, wir wollen gewiß nicht von der Tür weichen, und auch diesen Platz sollt ihr uns nicht umsonst geben.« Als die Pförtnerin dies gehört und ihnen wohl ansah, daß sie vornehme Leute seien, berichtete sie ihren Schwestern, was sie gesehen und gehört; diese bemitleideten die Fremden, ließen sie hereinkommen, und alle, die Mädchen, der Träger und die Kalender, gingen ihnen freundlich entgegen.

      Nachdem jeder wieder seinen Platz eingenommen und die Mädchen die neu angekommenen Gäste vielmal bewillkommt hatten, sagten sie ihnen: »Wir können euch nur unter der Bedingung als unsere Gäste aufnehmen, daß ihr wie Menschen mit Augen ohne Zunge sein wollt, ihr dürft nach nichts fragen, was ihr auch sehen möget, von nichts sprechen, was euch nichts angeht, sonst möchtet ihr hören, was euch mißfällt.« Die vornehmen Gäste nahmen diese Bedingung an und versprachen, kein unnötiges Wort zu reden; sie mußten dann am Mahle teilnehmen und wie die Übrigen mitzechen. Mit Erstaunen betrachtete der Kalif zuerst die drei halbblinden Kalender, dann bewunderte er die Schönheit, die Liebenswürdigkeit und Grazie dieser Mädchen nicht minder, als ihre Anmut, ihre Beredsamkeit und Freigebigkeit; der Saal, in welchem sie waren, erregte seine gleiche Bewunderung, doch wagte er es nicht, sich näher nach den Mädchen zu erkundigen. Er unterhielt sich mit den übrigen: das Gespräch wurde immer lebhafter, die Kalender spielten lustige Weisen und der Becher ging von einem zum andern. Nach einer Weile sagte die Hausherrin zu ihren Schwestern: »Erhebet euch jetzt, wir dürfen die uns auferlegte Arbeit nicht versäumen.« Die Pförtnerin stand rasch auf, reinigte den Saal und besprengte ihn mit frischen Wohlgerüchen; sie hieß die Kalender an einer Seite des Saals auf einem Sofa Platz nehmen, den Kalifen mit seinen Begleitern bat sie, auf die andere Seite, jenen gegenüber, sich zu setzen, dem Träger aber rief sie zu: »Auf, du träger Mensch! gehörst du nicht zum Haus? Hilf uns bei unserer Arbeit!«

      »Was soll ich tun?« erwiderte der Träger. Da öffnete die Wirtschafterin ein Nebenzimmer und sagte zu ihm: »Komm, hilf mir!« Er mußte hierauf eine Bank mitten ins Zimmer stellen und zwei schwarze, ganz wund geschlagene Hündinnen herausführen, deren Hals von einer Kette umschlungen war. Als er mit ihnen mitten im Zimmer war, nahm die schöne Hausherrin eine geflochtene Peitsche, entblößte ihren blendend weißen Arm und ließ sich vom Träger eine der Hündinnen vorführen. Die Hündin fing an zu heulen und den Kopf zu schütteln, so daß der Träger sie mit Gewalt zu seiner Herrin hinschleppen mußte. Nun begann diese die arme Hündin so lange zu peitschen, bis ihr Arm ermüdet herabsank; dann warf sie die Peitsche weit von sich und nahm die Kette aus der Hand des Trägers, drückte die Hündin an ihren Busen, bedeckte sie mit Küssen, weinte mit ihr, wischte dann ihre Tränen mit einem Tuch ab und ließ hierauf den Träger sie wieder auf ihren Platz zurückführen und die andere hereinbringen. Der Träger tat, was ihm befohlen war, und auch diese Hündin wurde auf die nämliche Art gepeitscht, geküßt und wieder weggeführt. Die Anwesenden waren über diese Handlungsweise des Mädchens im höchsten Grade erstaunt und fingen an, unter sich zu lispeln, denn die konnten nicht begreifen, warum diese Hündinnen zuerst geprügelt und dann geküßt wurden. Djafar bemerkte, daß besonders der Kalif vor Neugierde nicht mehr lange werde schweigen können, und erinnerte ihn durch Winke, daß hier nicht Überflüssiges gesprochen werden dürfe. Als die Szene mit den Hündinnen vorüber war, sagte die Pförtnerin: »Nun will ich auch meine Pflicht erfüllen.« Die Hausherrin setzte sich wieder auf ihr Sofa, wo sie den Kalifen, Djafar und MasrurMasrur ist der Diener des Kalifen; der Erzähler hat wahrscheinlich vergessen, seiner oben zu erwähnen. zu ihrer Rechten und die Kalender mit dem Träger zur Linken hatte. So hell auch die Kerzen brannten, so würzig auch die Spezereien in die Höhe stiegen, so war doch die Ruhe aus dem Herzen der Anwesenden gewichen.

      Als alles ruhig geworden war, setzte sich die Pförtnerin auf einen Stuhl und sagte zur Wirtschafterin: »Stehe auf, du weißt schon, was ich von dir verlange.« Das Mädchen stand nun auf, ging in ein Nebenzimmer, kam nach einer Weile wieder mit einem Futteral von gelbem Atlas, das mit grünen seidenen Quasten und mit allerlei Goldstickerei verziert war, und reichte es der Pförtnerin: diese öffnete das Futteral, nahm eine Laute heraus, legte sie auf ihren Schoß, und nachdem sie das Instrument gehörig gestimmt hatte, sang sie folgendes Lied:

      »O mein Geliebter, du mein einziges Verlangen, meine einzige Sehnsucht, in deiner Nähe nur ist ewige Seligkeit, fern von dir ist die brennende Hölle. Alle meine Gedanken und Gefühle sind dir zugewandt. Es ist gewiß kein Verbrechen, dich zu lieben; der Gram hat mit dem Gewande der Abzehrung mich umhüllt, darum ist auch meine Schuld kein Geheimnis geblieben, Mein Herz hat dich vor allen auserkoren, und nun fließen Tränen über meine Wangen, und diese verräterischen Tränen haben mein Geheimnis enthüllt. O heile doch meine gefährliche Krankheit, du bist zugleich Gift und Gegengift. Wie lange muß der leiden, der von dir seine Genesung erwartet! Das Licht deiner Augen hat mich aufgezehrt, durch die Rosen deiner Wangen bin ich gebleicht. Die Nacht deiner Haare hat mein Leben verdüstert, meine Pein macht mich zum Märtyrer. Nun gibt‘s kein Ende mehr für meinen Gram, mir bleibt nichts mehr zu wählen übrig; ich suche gar keinen Trost mehr, denn der Liebe will ich mein ganzes Leben opfern.«

      Nach vollendetem Gesang bat sie die Wirtschafterin, an ihrer Stelle fortzufahren; diese nahm die Laute und sang folgendes Lied:

      »Wie lange noch dies Weigern und Versagen? Habe ich noch nicht genug Tränen vergossen? Wie lange wird noch unsere Trennung dauern? Selbst mein Feind muß schon seine Schadenfreunde an mir gestillt haben. Habe Mitleid mit mir, schon hat die Liebesqual mich tief gebeugt. O, mein Geliebter, wann wirst du dich mir wieder liebreich zuwenden? Wer will den armen Gefesselten rächen, der mit dem Schlafe nicht mehr befreundet ist, weil seine Hoffnung gänzlich erloschen? Erlaubt es das Gesetz der Liebe, daß ich allein sei, wenn mein Geliebter durch seine Nähe andere selig macht? Doch mag mein Geliebter hart sein gegen mich oder СКАЧАТЬ