Der Sohn des Gaucho. Franz Treller
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Название: Der Sohn des Gaucho

Автор: Franz Treller

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ horchten schweigend in die Dunkelheit hinein, dann und wann einen Blick durch die Luken nach den Sternen werfend. Als Juan meinte, es sei spät genug, einen Befreiungsversuch zu wagen, ließ er sich noch einmal zu einer der vergitterten Öffnungen hinaufheben. Im Herrenhaus war noch Licht, die Arbeiterhäuser lagen im Dunkel. Plötzlich, er wollte sich schon wieder herunterheben lassen, glaubte Juan Pferdegalopp zu vernehmen. Er lauschte angestrengt, sein Auge vermochte nichts zu erblicken, aber das Geräusch wurde deutlicher. »Zwei Pferde«, flüsterte er, »sie kommen heran. Laß mich herunter, Pati.« Er glitt zu Boden. »Zwei, Pati«, sagte er, »sie kommen hierher. Einer für dich, einer für mich. Da kommen Sättel, Lassos und Pferde gleichzeitig. Komm, lege dir den Strick um die Hände, behalte die Kette in Griffnähe, möglich, daß wir sie brauchen.«

      Schon ließen sich draußen Stimmen und gedämpfter Hufschlag vernehmen. Gleich darauf sprangen die Reiter ab, der Riegel wurde zurückgerissen, die Tür flog auf; im Halbdunkel des Rahmens wurde eine Gestalt sichtbar. »Kommt her, Männer!« sagte eine grobe Stimme.

      »Was wollt ihr mit uns?« fragte Juan, und es hörte sich wahrhaftig an, als zittere er vor dem Strick.

      »Einen kleinen Spaziergang machen, Compañero«, sagte der Mann. »Nun, wird‘s bald!« rief er mit umschlagender Stimme in das Dunkel des Raumes hinein, »oder soll ich euch mit dem Lasso auf die Beine helfen?«

      Die beiden Gefangenen näherten sich der Tür; sie hatten die Hände auf dem Rücken.

      »Na also, amigos, da seid ihr ja«, sagte der Mann. »Nimm du den dicken Burschen da an den Lasso«, rief er seinem Gefährten zu, »ich nehme den Caballero aus der Pampa.« »Komm her, Bursche!« rief der andere Reiter Pati zu, und der folgte gehorsam. Sie hatten noch immer die Hände auf dem Rücken.

      Die Männer schwangen sich in den Sattel und machten den Lasso frei, um ihn über die Gefangenen zu werfen. »Los!« sagte Juan.

      Wie vom Blitz getroffen flogen beide Reiter von den Pferden. Juan versetzte dem, der ihn hatte fortführen wollen, einen Faustschlag, daß ihm augenblicklich die Sinne schwanden; bei dem anderen hatte Patis Zugriff schon genügt, ihn mundtot zu machen.

      »Hast du ihn?« fragte Juan.

      »Ich denke, daß es reicht«, sagte Pati.

      Tatsächlich waren, wie sie sich gleich überzeugten, beide Männer ohnmächtig. Sie nahmen ihnen die Messer ab und banden ihnen die Arme auf dem Rücken zusammen. Der Vorsicht halber rissen sie Stücke von einem der Ponchos und stopften die Knebel den Männern zwischen die Zähne.

      »Zu Pferde, mein Goldsohn!« sagte Don Juan.

      Beide schwangen sich in die Sättel. Juan legte nach Gauchoart sofort den Lasso wurfbereit. Da schallte eine tiefe dröhnende Stimme über das Feld: »Wo bleibt ihr Halunken? Wie lange soll ich noch auf euch warten?«

      »Oha!« sagte Juan, »der Herr wünscht uns persönlich zu sprechen.«

      Hufschlag dröhnte auf, ein Reiter sprengte heran. Im gleichen Augenblick flog der Lasso. Trotz des mangelhaften Lichtes erreichte er sein Ziel und riß den völlig überraschten Estanciero aus dem Sattel.

      »Halt mein Pferd, Pati«, sagte Juan und stand schon auf den Füßen. Er untersuchte den von seinem Lasso umschnürten, regungslos daliegenden Mann, entnahm seiner Brusttasche eine kleine Pistole, befreite ihn von dem Lasso und versetzte dem Pferd Don Franciscos einen Streich, der es in wilder Flucht davonjagen ließ. Dann schwang er sich wieder in den Sattel.

      »Wer seid ihr?« fragte der noch immer fassungslose Estanciero, »wollt ihr mich ermorden?«

      »Nein«, entgegnete Don Juan mit erhobener Stimme, »du sollst nicht gemordet, du sollst gerichtet werden, Francisco de Salis. Ich sehe dich wieder, und dann werde ich dich zu Boden schlagen, daß du dich nicht wieder erheben sollst, Frauenmörder! Vorwärts, Pati!«

      Rasch gewannen beide die Straße und sprengten nach Norden zu. Nach knapp einstündigem Ritt verhielt Pati sein Pferd und deutete nach rechts auf den dunklen Waldsaum, der ununterbrochen die Ufer des Parana begleitete. »Dort«, sagte er, »dort liegt das Kanu.«

      »Woran siehst du es?«

      »An den drei Pinos da drüben.«

      »Gut«, sagte der Gaucho. Sie sprangen aus den Sätteln. Aufmerksam lauschten sie nach Süden, aber kein Hufschlag zeigte an, daß sie verfolgt würden.

      »Sättel, Zäume, Lassos mit ins Boot«, sagte Juan. Er brach einige Disteln, die zu seinen Füßen wuchsen, und brachte sie unter die Schwanzwurzeln der Pferde. In wilder Flucht jagten die, wie von der Tarantel gestochen, in nördlicher Richtung davon. Sie fanden das Boot und beluden es mit den Sätteln, den Decken und dem Zaumzeug.

      »Gott sei Dank!« sagte Pati, als er zum Ruder griff. Unter seinen mächtigen Schlägen glitt das leichte Fahrzeug schnell den Parana hinab.

      Am Rio Quinto

      Jahre waren ins Land gegangen, seit Don Juan und Sancho Pereira, genannt Pati, der Gewalt Don Francisco de Salis entschlüpften. Aber noch immer herrschte in Buenos Aires Don Manuel de Rosas, der harte Mann, der den Unitariern den Tod geschworen hatte. Die wirklichen wie die vermeintlichen Anhänger der unitaristischen Partei erlagen, wo immer er sie fassen konnte, seinem unerbittlichen Zugriff. Das Gewicht seiner starken Persönlichkeit und seine politische Rücksichtslosigkeit hatten den Gewaltigen durch Wahl des Kongresses zum dritten Male mit diktatorischen Vollmachten ausgerüstet an die Spitze des Staates gestellt.

      Die erst in jüngerer Zeit der Wildnis abgerungenen Grenzgebiete des Landes wurden von der harten Faust de Rosas nur selten erreicht, dafür hatten sie um so härter mit anderen Gefahren zu kämpfen. Denn den hier noch immer herumstreifenden Indianerhorden waren die politischen Wirren insoweit günstig gewesen, als die Regierung weder Macht noch Möglichkeit hatte, sich um diese Fragen zu kümmern. Forts, die früher an geeigneten Stellen zum Schutz gegen die Wilden angelegt worden waren und eine starke Besatzung aufzuweisen hatten, um die Indianer von Angriffen abzuhalten oder ihre Macht zu brechen, waren geräumt worden, weil die Truppen in anderen Teilen des Landes benötigt wurden. Damit aber war der Schutzwall niedergerissen worden, der die dünnbesiedelten Grenzen deckte. Die Indianer, die im Süden hausenden Puelchen ebenso wie die kriegerischen Bewohner des noch von keinem Weißen betretenen Gran Chaco, wurden auf solche Weise zu Angriffen und Überfällen geradezu herausgefordert, und es geschah denn auch immer wieder, daß sie die Grenzen heimsuchten und großes Leid über die Bewohner brachten.

      Dennoch hatte in der Pampa seit einigen Jahren Ruhe geherrscht, denn die Puelchen waren, nachdem sie bei ihrem letzten Ansturm, alles vor sich niederwerfend, tief in das Land eingedrungen, von den Gauchos schließlich so aufs Haupt geschlagen worden, daß sie seither Frieden hielten. Die Gefahr erneuter Angriffe blieb indes bei der Schutzlosigkeit der Grenze nach wie vor bestehen.

      Die Pampa Argentiniens ist öder und einförmiger als die Prärie Nordamerikas. Reitet man über sie hin, so bildet das Haupt des Reiters den höchsten Punkt in der Weite. Dem ruhenden Meere gleich liegt die Fläche da, ihre Ränder verschwimmen in violettem Schein mit dem fernen Horizont.

      Von den Anden her senkt sich, dem Auge unmerkbar, der Boden sanft, aber ununterbrochen nach dem Atlantischen Ozean hin, und die zahlreichen Wasserläufe, die in den himmelansteigenden Höhenzügen der Kordilleren ihren Ursprung haben, nehmen den Weg nach Osten.

      Seen, die nicht alle süßes Wasser haben, Salzsümpfe und öde Strecken, an denen nur der nackte Dünensand zutagetritt, bringen einige Abwechslung in die Einförmigkeit der Steppe. Einer riesigen Felseninsel gleich erhebt sich die Sierra de Cordoba, gleich СКАЧАТЬ