Bissula. Felix Dahn
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Название: Bissula

Автор: Felix Dahn

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Jahre haben wir die Schrecken unserer Siege über alle Völker gebracht: eine unerhörte Treue der Fortuna! Nun aber — ich hoffe, es nicht zu erleben! — nun rollt allmählich ihr Rad rückwärts — gegen uns — über uns hinweg!« »Nimmermehr!« rief der Dichter. »Was können diese halbnackten Barbaren gegen uns. Solang wir Krieger haben gleich dir und für den Dienst der Musen Geister« — »Wie Ausonius, willst du sagen? Beneidenswertes Selbstgefühl! Ich sage dir: ich erachte mich — und viel bessere Krieger als mich — unfähig, dieses unerschöpflich heranwogende Meer abzuwehren, das man ›Germanen‹ nennt. Hab‘ ich doch schon gar manchen Feldzug gegen sie — auch gegen diese Alamannen, — hinter mir. Ich denke, sie kennen meinen Namen! — Aber diesem Heranbrausen liegt etwas Unheimliches zu Grunde: — ich weiß nicht was: — eine uns allen unerkennbare treibende Kraft, die mit Schwert und Schild so wenig wie die Meerflut abzuwehren ist. Ich suche schon lange nach diesem Geheimnis: — kann‘s nicht finden! Was aber den ›Dienst der Musen‹ angeht: — vergieb einem rauhen Soldaten: Bauern brauchen wir, nicht Poeten! Es giebt nur noch Millionäre, Bettler und Sklaven! Gieb mir hunderttausend freie Bauern altlatinischer Zucht — ich opfere dafür alle latinischen Poeten, die toten und die lebendigen und will wieder glauben an die Zukunft Roms. So aber! — Doch« — er sprang auf — »es ist schon spät. Laß uns die Pfühle suchen! Wir tragen diesen unsern alten Streit nicht aus! Die kommenden Geschlechter werden ihn entscheiden. Aber nicht mit Worten! — Gute Nacht! Träume von Bissula, — daß wir sie finden: — du glaubst ja an Träume! — Denn morgen — Nannienus hat wenigstens ein paar Schiffe fertig gestellt, die er morgen am Nordufer hinkreuzen lassen will — streifen wir einmal ein wenig nach Osten.« Er hob den Vorhang und schritt klirrend in die Nacht hinaus; er mußte stets der schönen Waldnymphe gedenken. Auch der Neffe verabschiedete sich; kaum stand er draußen vor dem Zelt, als er die drohend geballte Faust gen Osten hob und leise knirschte: »Warte, Barbarenhexe!« Ausonius aber streckte sich auf das Feldbett, löschte das Licht und sprach vor sich hin: »Schlafe friedlich, meine Bissula, wo du auch weilest; morgen vielleicht seh‘ ich sie wieder, — diese unvergeßlichen Augen!«

      Vierzehntes Kapitel

      Bei Tagesanbruch schmetterte die Tuba durch das Römerlager, die zur Teilnahme an dem Streifzug bestimmten Scharen zum Aufbruch mahnend.

      »Wo ist mein Neffe?« fragte Ausonius, den schönen kantabrischen Schimmelhengst besteigend, den alten Prosper, welcher ihm den Bügel hielt. »Er pflegt mich doch sonst als der erste an meinem Bette zu begrüßen.« — »Er ist schon lange vorausgeeilt mit seinen Panzerreitern. Noch vor dem Tribun brach er auf!« — »Welcher Eifer! Das gefällt mir,« sprach der Oheim, den Hals seines edlen Rosses klopfend. »Zu Hause in Burdigala verbrachte er seine Zeit nur mit ... —« »Mit dem Ausgeben deines Geldes, o Patronus,« brummte der Alte. »Bah, laß ihn, Graukopf! Mein Geld, — bald ist es sein Geld!« — »Verhüten es die olympischen — vergieb: die Heiligen!« — »Thu‘ dir keinen Zwang an um meinetwillen. Mir sind sie auch lieber. Sie haben den Vorzug, besser in die Metra zu passen, wenigstens die meisten. — Wo ist Saturninus?« — »Auch schon voraus. Er läßt dir sagen, du mögest folgen: des Weges könnest du nicht verfehlen. Siehe, dort die letzten Helme seiner Nachhut. Sein Landsmann Decius führt sie.« — »Ich sehe! Vorwärts! Wie schön das Morgenlicht uns zulacht! Hilf mir, unbesiegter Sonnengott!« Er gab dem Roß den Sporn und sprengte, gefolgt von einer glänzenden Umgebung von Reitern, den Hügel hinab und durch die porta principalis dextra hinaus nach Osten, der Sonne entgegen.

      Ein mitgeführter Wegweiser hatte bereits bei dem ersten Tagesdämmern die gangbarsten Steige gesucht und bezeichnet durch kleine, in bestimmten Abständen niedergelegte Steine, welche die ihn begleitenden und bewachenden Pioniere in Säcken mit sich trugen. Bald gelangte der Präfectus Prätorio von Gallien, zum Teil auf dem uns bekannten Pfade, den wenige Tage vorher Adalo eingehalten, an Suomars einsames Waldgehöft. Mit pochendem Herzen begrüßte er, wieder erkennend, die erinnerungstraute Umgebung: den kleinen Bühl, darauf die breitästige Eiche, den nahen Quell: nichts war verändert in den wenigen Jahren: nur ein Stück Ackerlandes mehr dem durch Feuer gerodeten Urwald abgewonnen. An dem Pfahlzaun, der die Hofwere umhegte, sprang er ab: sein Gefolge hatte er an dem Eichenbühl Halt machen lassen. Das Blut stieg ihm ins Gesicht, so gespannt war seine Erwartung: die schmale Zaunthüre stand halb geöffnet. Er trat in den Hofraum: da stieß er einen Ruf freudigen Staunens aus: in dem Wiesengrund vor der Hausthüre war ein kleiner Blumengarten abgegrenzt: mit Rührung erkannte er an den bunt prangenden Blumen, welche jetzt im schönsten Sommerflor standen, die Sämereien und Stecklinge wieder, die er dem Kinde drüben in Arbor geschenkt, ja bis aus Gallien verschrieben hatte. Italische und gallische Blüten und Sträucher, sichtbar mit liebenden Händen gepflegt, veredelte, gefüllte Rosen, dann immergrüner Taxus begrüßten ihn in dichten Beten: auch die Stämmchen der Obstbäume: der pontischen Kirschen, der picentinischen Äpfel, der aquitanischen Birnen hatten sich lustig bis über die Höhe der Hausthüre emporgereckt. »Ja, ja,« lächelte er »was erwächst, was erblüht nicht alles in fünf Jahren!« Da schwirrte etwas zu seinen Häupten: aus den Luken des Stalldaches flatterte ein ganzer Schwarm zierlich kleiner, blaugrauer Täubchen über den Garten hin in das nahe Haferfeld.

      »Sieh,« rief Ausonius, ihnen nachschauend. »Meine lykischen Felstäublein aus Burdigala! Wie hat sich doch das Eine Paar gemehrt!« Er zögerte, in das Haus zu treten. Wohl sagte er sich, schwach, ja nichtig sei die Hoffnung, die Gesuchte zu finden. Aber hier schien alles von ihrer Gegenwart zu zeugen: da lag auf der Bank vor dem Hause sogar — wohl erkannte er sie! — die zierliche Gartenschere, die er ihr aus Vindonissa geschickt hatte! Er wollte nicht die Schwelle überschreiten und sich jede Hoffnung nehmen. Da klirrte Erz von der geöffneten Hausthür her: — ein Centurio von der Schar des Herculanus trat heraus, ehrfurchtsvoll grüßend. »Alles leer, vir illuster! läßt dir der Tribunus sagen. Und wir sollen dich fragen — wir brennen alle Höfe der Barbaren nieder — ob wir auch dies ...« —

      »Es bleibt unversehrt!« Der Mann nickte befriedigt. »Du befiehlst, was ich wünsche! Es wäre mir schwer gefallen. Sind das doch umbrische Rosen, vicentinische Malven, wie sie um meiner Eltern Haus ranken bei Spoletium! Mitten in den Sümpfen der Barbaren! Wer mag dies Wunder geschaffen haben?« — »Ein Poet,« lächelte Ausonius, »und die vierte, die jüngste der Grazien. — Also Saturninus war schon selbst hier?« — »Ja, aber noch vor ihm — mit mir — dein Neffe. Alles durchsuchte Herculanus sorgfältig, ja gierig. Er verbot mir, ihm zu folgen: am Eingang mußt‘ ich warten.« — »Der gute Junge! Er wollte selbst sie mir zuführen, mich überraschen!« — »Gleich nachdem Herculanus fort, sprengte Saturninus heran.« — »Wohin wandte sich von hier der Zug?«

      »Dort hinein in den Wald! Links, immer links: vom See ab! Sonst versinkt Roß und Mann. Du findest Posten gestellt im Walde — je dreihundert Schritt! Ich bilde hier den Anfang der Kette mit drei Mann!« — »Sorge, daß Hof und Garten ja nicht versehrt werden! Ich verspreche dir dafür einen Krug besten Räterweins.« Damit wandte er sich, stieg wieder zu Pferd und ritt mit seinem Gefolge nach links über das gerodete Land und die Wiesen, die das Gehöft umgaben, auf den Eingang des nahen Buschwalds zu, wo Helm und Speer des nächsten Postens hell im Sonnenglanze blitzten. — —

      Herculanus aber hatte sich nicht begnügt mit der genauen Durchforschung des verlassenen Hauses. Auch die Umgebung hatte er sorgfältig abgesucht, ob er nicht eine Spur der Verschwundenen fände. In dem gestrüppigen Buschwald konnte er bald nicht mehr fort: er sprang ab, übergab seinen mauritanischen Rotscheck dem einzigen Reiter, der ihm hatte folgen dürfen, und schlüpfte nun durch das Dickicht. Eine Art von Wiespfad, die er mit Anstrengung entdeckt und eine Strecke weit verfolgt hatte, hörte jetzt plötzlich auf. Während er aber vergeblich nach Steinen oder Holzstückchen suchte, die bis dahin, obzwar in weiten Abständen, die Richtung des Gangsteigs angedeutet hatten, bemerkte er deutlich in dem sumpfigen Wiesboden des Waldes frische menschliche Fußspuren.

      Und es waren nicht Römer, die hier gegangen! So weit waren die Truppen noch nie nach Osten vorgedrungen. Und es waren nicht Eindrücke, wie sie des Suchers eigne schwere römische Marschschuhe zurückließen: absichtlich СКАЧАТЬ