Bissula. Felix Dahn
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bissula - Felix Dahn страница 10

Название: Bissula

Автор: Felix Dahn

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ — Nämlich, wir haben es nicht mit den »Lentienses« allein zu thun. Sie sind, nach Jahrhunderten der Thorheit, beinahe ein wenig dahinter gekommen, diese Barbaren, daß die »Freiheit«, das heißt, das Belieben, zu thun, was man will und sich nie um den Nachbar zu kümmern, ein zwar recht schönes, aber gefährliches Vergnügen ist, und daß sie bei solcher »Freiheit« für immerdar unsere Knechte werden, alle miteinander, wenn jeder Gau schadenfroh zusieht, wie ein Nachbargau, mit dem er einmal früher Hader gehabt, von uns bezwungen wird, — bis die Reihe an den Zuschauer kommt. Früher haben sie lieber uns ihren Überschuß an jungem Volk gestellt, ehe sie sich verbündet, dem Gebot eines Volksgenossen gefügt hätten: — schon seit geraumer Zeit ist das anders geworden; auch meine Bataver, diese trefflichen Krieger, wollen mir nicht mehr bleiben, ihre Dienstverträge nicht mehr erneuern! Und man hört gar nicht mehr die zahllosen Namen kleiner Völkerschaften, wie früher: fünf oder sechs große Bundesnamen sind es, die alles Land vom Ister bis zum Suebischen Meer erfüllen. — Das gefällt mir schon lange sehr, sehr übel! — Jener Alte nun ist der Feldherr aller gegen uns verbündeten Germanen.«

      »Feldherrnschaft der Alamannen!«

      »Verlache sie nicht, Ausonius! Ja, diese Feldherrnschaft des Waldkriegs: — sie hat uns seit jenem Quinctilius Varus viel Blut gekostet und manchen Sieg sehr streitig gemacht. Wie jener Weißbart das Haupt, so soll ein junger Verwandter von ihm der Arm, das Schwert, der Feuerbrand des Krieges sein.«

      »Wie heißt er?« — »Attalus!« — »Adalo! — so hieß ein Gespiele Bissulas! Sie nannt‘ ihn oft. Ich sah ihn auch manchmal: — trutzig genug blickte er auf mich. Sollte der es sein?«

      »Weiber und Männer in unseren Seestationen wissen nicht genug zu sagen von seiner Schönheit und kühnen Kraft.«

      »Nun, bisher,« meinte Herculanus, »hat weder die Kriegsweisheit des Alten, noch das Kriegsfeuer des Jungen sich gezeigt.« »Doch,« lachte Ausonius. »Ihre Weisheit ist eben der Beschluß des Davonlaufens und ihr Feuer der Eifer, mit dem sie jenen Beschluß vollführen.« Aber stirnrunzelnd rief der Tribun: »Mit solchen Reden verscheucht man die Siegesgötter und ruft die Vergelterin des Übermutes herbei! — Spottet, nachdem wir gesiegt haben! — Und auch dann: — spottet lieber nicht: die Nemesis hat leisen Schlaf!« —

      »Wenn du nicht weißt, wo sie stecken, die Barbaren, was willst du thun?« — »Sie suchen, bis ich sie finde und zum Stehen bringe!« »Dann aber,« rief Herculanus — »keine Verträge, keine Gnade mehr, sondern Vernichtung! Wie oft hat dies treulose Volk den Frieden gebrochen! Unsere Legionen sind voll Wut über diese Barbaren, die sie Jahr für Jahr zu den Märschen in diesen scheußlichen Sumpfwäldern zwingen. Nur die Ausrottung des letzten Germanen wird dem Römerreiche Ruhe schaffen.« Und drohend ballte er die Faust.

      »Du hast vielleicht ein weissagend Wort gesprochen«, meinte Saturninus bedächtig, »aber in anderem Sinne als du ahnst.« »Ein abscheulich Wort hat er gesprochen!« rief Ausonius, und schenkte sich den Becher voll. »Und ein grundloses dazu. Ja, vor hundert Jahren etwa, unter Gallienus, da sah es aus, als sollten Perser und Germanen das Ost- und Westreich überfluten. Aber seither hat sie sich wieder verjüngt, die ewige Roma. Deine tapferen Landsleute, mein Saturninus, die illyrischen Heldenkaiser, haben die Barbaren gebändigt an Euphrat, Rhein und Ister, Diokletian hat das Reich im Innern neugestaltet: und so möchte ich es auf Roms Weltherrschaft umdeuten, das stolze Wort meines Kollegen Horatius — war nicht unbegabt, nur fehlte es ihm doch an Gelehrsamkeit!« —

      »Gehört die in die Poesie?« fragte Saturninus zweifelnd. Aber der Eifrige hatte es nicht gehört und fuhr fort: »Das Wort, das er von Dauer und Ausbreitung seines Ruhmes gesprochen: ich deut‘ es auf Romas Herrlichkeit: ›dauern wird sie und wachsen, so lange noch aufs Kapitol der Priester steigt mit der schweigenden Jungfrau:‹ der Vestalin nämlich,« fügte der Professor erläuterungsbeflissen bei. »Hum,« wandte der Illyrier ein, »schade nur, daß die Voraussetzung nicht mehr zutrifft.« — »Was? Wie so?« — »Der fromme Constantin, mordblutigen Andenkens! — ich höre sie wollen ihn heilig sprechen lassen, den Sohn- und Weibermörder! — hat ja die Opfer auf dem Kapitol verboten oder beschränkt, und dein Schüler und Gönner, Gratian, hat ja vor kurzem die vestalischen Priesterinnen abgeschafft.«

      Dreizehntes Kapitel

      »Ah, das muß man so genau nicht nehmen,« meinte Ausonius.

      »Bin nicht eben abergläubisch. Ich baue vielleicht nur allzuviel auf mein Schwert und zu wenig auf den Himmel: — aus den Vestalinnen mach‘ ich mir nichts! Aber es gefällt mir nicht, es ist mir unlieb, das zweite, was dein Zögling vorig Jahr zu Rom angeordnet hat.« — »Was meinst du?« — »Er hat den Altar der Siegesgöttin aus der Kurie des Senats entfernt, der man vor Beginn der Beratung zu opfern pflegte.« — »Schon Constantin hat ihn entfernt.« — »Aber Julian, der gewaltige Bezwinger der Alamannen, hatte ihn wieder hergestellt! Und beim Jupiter — vergieb, bei Gott! — mit gutem Erfolg! Den »Abtrünnigen« haben ihn die Geschorenen gescholten? aber die Siegesgöttin war ihm nicht abtrünnig! — Nun, man schlägt sich wacker, mit oder ohne Siegesgöttin! Aber — ich bin ein Römer — ich scheue das Omen!« — »Du siehst zu schwarz!« — »Du siehst zu rosig! Dein gütevolles Herz wünscht allen das Gute!« — »Ja, auch den Barbaren!« nickte Ausonius und hob die Schale. »Sind auch Menschen! Und schon die Stoa lehrte, nicht erst der Galiläer: — alle Menschen sind Brüder.« — »Es sind aber dieser gelbzottigen Brüder allzuviele.« — »Und ich glaube an eine Gottheit, — nenne sie wie du willst — die alles gütevoll leitet. Und so glaube ich auch, daß diese Barbaren Vernunft annehmen und dir bald ihre Unterwerfung anbieten.«

      »Vielleicht unterwirft sich dann auch die Kleine — wie hieß sie doch? Bissula! — dem Ausonius,« neckte der Tribun. — »O, das liebe Kind! Wenn ich sie nur wieder sähe.« — »Wünsche das nicht, Präfectus Prätorio.« — »Warum!«

      »Vielleicht unterwirft sie dich! Wäre nicht die erste Barbarin. Pipa hieß — oder Pipara? — jene Markomannin, in die sogar ein Imperator ›ganz verzweifelt und verloren‹ sich verliebte.« — »Du vergissest: ich wollte sie zur Tochter, nicht zur Frau.« — »Damals. Jetzt ist sie kein Kind mehr: — und du bist Witwer.« — »Ach, sie ist wohl längst mit den Ihrigen geflüchtet! Und doch: — ich glaube so gern, was ich wünsche! —« — »Ja, das ist eine deiner liebenswürdigen Schwächen!«

      »Soll ich etwa hoffen, was ich fürchte?« — »Nein, aber das Unerwünschte für wahrscheinlicher als das Erwünschte halten! Das ist meine Weisheit.« — »Nein, nein! Ich lasse mir die Hoffnung nicht rauben: ich sehe es wieder, das Busch-Nymphlein dieses Walddickichts.« — »Greif‘ ich sie aber,« lachte der Tribun, »so wird sie mein: — nach Kriegsrecht.« Jäh zuckte es — wie ein Blitz — über des hagern Neffen lauernde Züge. Der Tribun sah es nicht: er hatte Ausonius scharf ins Auge gefaßt: er staunte, diesen angstvoll erbleichen zu sehen. »So tief geht dem Wackern dies Gefühl!« dachte er. »Oheim, du weißt ja, der Tribun spricht im Scherz,« rief Herculanus, wie tröstend. Da wandte sich der Illyrier drohend gegen ihn und sprach streng und ernst: »Wer sagt dir das?«

      Besorgt warf Ausonius einen raschen Blick auf den schönen, stattlichen Mann: dann versuchte er zu lächeln: — aber es gelang ihm schlecht: »Dein Scherz führte mir die Möglichkeit des Ernstes, des fürchterlichen Ernstes vor! Wenn das reizende, unschuldige Kind in die Hände eines unserer erbarmungslosen Centurionen fiele! Grauenhaft.« — »Es ist das Los von Tausenden — bah, was sag‘ ich! — von vielen Hunderttausenden gewesen seit wir Römer unsere Adler über den Erdkreis tragen. Ihr Poeten — auch du, mein weichherziger Freund! — ihr besingt ja den Krieg so gern! Ich sage dir: wer ihn kennt, wer ihn führt, — besingt ihn selten! Krieg ist notwendig: ich lache der thörichten Schwächlinge, welche, wie die guten Stoiker oder die Mönche, wähnen, es komme dereinst ein Reich des ewigen Friedens! Der Krieg ist groß: ja Heldentod fürs Vaterland СКАЧАТЬ