Tokeah. Charles Sealsfield
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Название: Tokeah

Автор: Charles Sealsfield

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ war an einem herrlichen indianischen Sommerabende, als unser Kapitän mit seiner Familie und seinen Nachbarn an der Abendtafel saß, die, der Anzahl der Schüsseln nach zu schließen, eine feierliche Veranlassung hatte. Der Tisch bot eine genußreizende Mannigfaltigkeit hinterwäldischer Delikatessen dar, die auch von feinern Gaumen nicht verschmäht worden sein dürften. Wilde Truthühner, die deliziöse Bärentatze mit Fasanen, Wachteln und Hirschschenkeln, mit Kuchen allerart und Konfitüren namenlos, machten die Auswahl schwer. Obenan saß eine dünne, schmächtige Gestalt, deren jugendlich blasse Gesichtszüge und enthusiastisch frommer Blick einen methodistischen Prediger verrieten, den Eifer für die Verbreitung des Evangeliums in diese Gegend gebracht hatte, und der, nach dem nachahmungswürdigen Beispiele seiner Glaubensgenossen, das Lehramt der Kanzel mit dem der Schule verband. Der fromme Eiferer hatte regelmäßig, während der zwei Jahre seiner Mission, vier Monate hindurch bei den drei Hauptstämmen der Creeks zugebracht. Die Zeit, die er für die Obercreeks bestimmt hatte, war nun verflossen, und er war soeben im Begriffe, seinen Nachbarn und Mitbürgern Lebewohl zu sagen und die nahe indianische Niederlassung Coosa, wo er sich aufgehalten, für immer zu verlassen. An seiner Seite saß das kleine Mädchen, das sechs Winter vorher auf eine so seltsame Weise ein Mitglied dieser Familie geworden war. Es lag etwas ungemein Zartes und zugleich Edles und Verständiges in den kindlichen Zügen dieses Mädchens, dessen klare Augen sinnend und, wie es schien, wehmutsvoll an dem leidend hektischen Gesichte des Predigers hingen. Der Prediger selbst war sichtlich eingenommen von ihrem lieblichen Wesen und hatte sich viel während des Essens mit ihr beschäftigt. Bereits einigemal hatte er zu sprechen versucht, immer aber war Kapitän John Copeland ihm in die Rede gefallen. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben. Er winkte endlich dem Mädchen, sich zu entfernen und diese verließ an der Hand ihrer Gespielin die Stube.

      »Und so wollt Ihr denn nicht von meinem Vorschlage hören, Kapitän?« begann der Prediger. »Ich kann Euch nicht sagen, wie tief mir das Schicksal des armen Wesens zu Herzen geht. Sie hat sich seit den vier Monaten, die sie meine Schule besucht, in mein Herz ordentlich eingenistet. Die Trennung von ihr wird mir wirklich schwer. Ich will sie gerne in meine Obsorge nehmen. Ohnehin ist sie zu zart gebaut, um jemals eine rüstige Arbeiterin zu werden, und es wäre ja schrecklich, wenn sie den Indianern in die Hände fallen sollte.«

      »Alles wahr,« sprach der Kapitän, »aber dann hat der Indianer jedes Jahr regelmäßig seine zehn Biber- oder Bärenfelle für Kost und Wohnung gesandt, nebst der Kleidung, und Ihr seht, ihr Anzug ist nicht der schlechteste. Obwohl bloß ein Roter, so kann ich doch nicht über sein Eigentum verfügen.«

      »Und Ihr habt nie wieder von ihm gehört?« fragte der Missionär.

      »Ich sah ihn noch zweimal«, erwiderte der Kapitän in einem Tone, dem man es ansah, daß er mit der Sprache nicht recht heraus wolle. – »Beide Male war er in seine blaue Wolldecke gehüllt, und ein drittes Mal sah ich sein Gesicht, jedoch nur in der Ferne. Wollte, ich wäre hundert Meilen weit von ihm gewesen. War just so eine Weiberneugierde«; fuhr er fort, seine Worte mit einem bedeutsamen Blick auf seine Frau begleitend. »Ich wollte hinüber zum Obersten Hawkins, um mit ihm des Mädchens halber zu sprechen und es vielleicht in die Zeitungen zu setzen. Ob ich nun gleich hinab nach New Orleans, hinauf nach Nashville und, wohin ich wollte, frei gehen durfte, und, mein Weib ausgenommen, keine Seele ein Sterbenswörtchen von meinem Vorhaben erfahren, der Rote, obgleich ich, einen bedeutenden Umweg genommen, wußte genau, wo ich hinzielte. Er ließ mich vierzig Meilen auf der Straße nach Milledgeville forttraben und schoß dann meinen Gaul nieder, wie einen Hund. Ja, ich habe Mistreß Copelands Neugierde teuer bezahlen müssen.«

      »Und keiner von den Indianern vermochte Euch je Aufschlüsse zu geben? Ihr sagt, er selbst habe dem Kinde die Korallen umgehangen. Ist kein geheimes Zeichen an der Schnur?«

      »Die Wahrheit zu gestehen, je weniger davon gesprochen wird, desto besser«; erwiderte der Kapitän. »Das Kind ist eine Französin oder Spanierin, verlaßt Euch darauf. Wenn Ihr aber gerade Lust habt, mehr zu erfahren, so ist soeben Gelegenheit dazu vorhanden. Es liegt einer der Creeks draußen in dem Schoppen.«

      »Ich muß ihn sehen«, erwiderte der Prediger, der sogleich, ohne auf das Kopfschütteln des Kapitäns zu achten, seinen Sitz verließ und mit einem Glase Rum vor die Türe trat. Der Indianer lag im tiefen Schlafe auf dem Stroh, neben ihm sein Karabiner. Kaum war der Prediger vor den Wilden hingetreten, als dieser die Augen aufschlug und auf die Beine sprang. Der Prediger winkte, ihm in den Garten zu folgen und nahm das kleine Mädchen, dem er liebevoll einen Kuß auf die Stirne drückte, in seine Arme. Einen Blick warf der Indianer auf das Mädchen, einen zweiten auf die Glaskorallenschnur, und dann begann ein fieberartiges Zittern durch seine Glieder zu beben. Allmählich zog er sich erschrocken vor dem Kinde zurück und flog endlich mit dem Schreckensrufe »Hug!« wie ein Pfeil über die Hecke. In wenigen Sekunden war er im Walde verschwunden.

      Der Missionär kehrte betroffen in das Haus zurück.

      »Wohlan, Mister Lovering!« sprach der Kapitän mit gerunzelter Stirne. »Habt Ihr noch immer Lust zu dem Kinde?« – »Jawohl«, erwiderte der Prediger. »Und wenn Ihr einverstanden seid, so will ich mit dem Agenten sprechen.«

      »Nein, damit bin ich nicht einverstanden«; erwiderte der Kapitän trocken. »Wenigstens nicht, so lange ich hier bin. Mein Wort muß ich halten, solange nämlich, als ich noch am Coosa bin. Aber die Zeit meines Bleibens hier ist die längste gewesen. Ich sehne mich nach einem ruhigem Platze, und wenn mich nicht alles trügt, so sind die Creeks wieder in Bewegung. Es wird stürmisch hergehen, verlaßt Euch darauf. Man sagt, der Häuptling der Oconees sei wieder einmal rege, und daran, sich mit dem schrecklichen Tecumseh zu verbinden. Zwei solche Menschen könnten die Welt in Flammen setzen.«

      »Ja, das sind beide gefährliche Männer«; erwiderte der Prediger.

      »Wenn ich unten am Mississippi bin, der nun, Gott sei Dank, uns, und nicht dem miserablen Spanier gehört, dann mögen sie tun, was sie wollen.«

      »Jawohl!« bekräftigte Mistreß Copeland. »Das arme Ding, sie wird nie zur Arbeit taugen. Sie ist so linkisch, als wenn sie nicht dazu geboren wäre. Sie möchte vielleicht eine gute Hand zum Nähen und dergleichen sein, oder für eine Mädchenschule, denn sie näht artig und schreibt und liest Euch wie ein Schulmeister.«

      Die gute Frau war soeben im Begriffe sich eines weitern über die Fähigkeiten ihrer Milchtochter zu verbreiten, als ein durchdringender Angstruf vom Garten her erschallte. Im nächsten Augenblick rannte der Gegenstand der soeben stattgehabten Unterhaltung bleich und zitternd in die Stube, und auf den Prediger zueilend fiel sie vor ihm hin, seine Knie mit jammernden Klagetönen umfassend.

      Die unnennbare Angst des Kindes hatte die Anwesenden mit Verwunderung und Bestürzung erfüllt. Sie blickten mit starrem Auge und offenem Munde nach der Tür, als das Kind mit dem Ausrufe: »Da ist er!« zusammensank. Ein langer, hagerer Indianer trat in demselben Augenblicke in die Stube, warf einen durchdringenden Blick auf die Anwesenden und ließ sich dann auf einen Stuhl nieder. Seinem Anzüge nach zu schließen, war er ein Häuptling ersten Ranges. Seine Gestalt, obwohl sichtlich abgemagert, war kolossal und verriet ungemeine Stärke. An seinen Schläfen und nackten Armen lagen Muskeln beinahe fingerdick, die seinem Wesen mehr das Ansehen einer bronzenen Statue, als eines Lebenden gaben. Das merkwürdigste an diesem imposanten Manne war jedoch das, nach der alten Weise der Mikos oder Könige der Oconees, mit einem Diadem von Federn gekrönte Haupt. Seine Stirne war äußerst schmal, endete jedoch zu beiden Seiten in zwei ungeheuren Backenknochen, die zwischen dem dünnen Kinne und den äußerst schmalen Lippen zwei tiefe Höhlen bildeten, die den trockenen, beinahe verwitterten Zügen des fleischlosen Gesichtes einen unnennbaren Ausdruck von Tücke, Starrsinn und Intelligenz gaben. Der Anzug dieses merkwürdigen Mannes bestand in einer Weste von gegerbter Hirschhaut, die seine ungemein breite Brust vollkommen bedeckte, einem Jagdhemde von Kaliko, welches darüber geworfen war, und dem Lendentuche, das in bunten Farben gewirkt vom Wampumgürtel herabhing und die Schenkel und Knie entblößt ließ. Seine Mokassins waren reichlich verziert. In seiner Rechten СКАЧАТЬ