Quitt. Theodor Fontane
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Quitt - Theodor Fontane страница 5

Название: Quitt

Автор: Theodor Fontane

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ bald keiner mehr, der nicht einen Denkzettel weggehabt hätte; Lehnerten, das hab ich nachher gesehen, wurde der Gefreitenknopf und der Ohrzipfel weggeschossen. Aber er wollte nichts von Übergabe wissen und hielt aus, bis Sukkurs kam und die ganze Linie wieder genommen wurde.«

      »Und kein Kreuz? Das begreife, wer kann. Du mein Gott, da waren doch die Aussagen der Leute!«

      »Ja, die Aussagen der Leute. Die Leute, die lagen verwundet im Lazarett und ließen sich natürlich betimpeln und beschwatzen und sagten aus, was Opitz ihnen vorredete. Jaczewski habe das Kommando gehabt, und Jaczewski sei gefallen …«

      »Aber bist du denn auch sicher, daß Opitz unrecht hatte? Menz ist ein forscher Kerl, aber er dünkt sich was, weil er auf Schulen war, und ist eitel und hält sich für mehr, als er ist. Er hat einen Nagel.«

      »Ja, den hat er, und es ist schwer Friede mit ihm halten. Er hat so was wie Opitz selber und ist gleich aus dem Häuschen. Aber eins muß doch wahr bleiben, er is ein guter Kerl und ein guter Kamerad und dabei grundehrlich und läßt keinen im Stich, und wenn man ihn nicht reizt und ihm nicht widerspricht und ihm in seinem Willen zu Willen ist, dann ist er wie ‚n Kind, und man kann ihn um den Finger wickeln.«

      »Das sag ich auch. Und wenn Siebenhaar es recht angefangen hätte, na, dann hätt er Opitzen angepredigt und dem ins Gewissen geredet und von den Geizigen und Hartherzigen gesprochen, die nicht ins Himmelreich kommen. Aber er hat den Spieß umgedreht und hat Opitzen recht gegeben. Und das ist nicht recht. Denn Opitz ist ein Narr und ein Quälgeist, und ich wollte bloß, er tränke sieben Seidel und hätte seinen Schlag weg. Dann wären wir ihn los, und das arme Volk wär ihn los, das in den Wald geht, und könnte sich ruhig sein bißchen Holz raffen.«

      »Und wir könnten einen Spießer wegschießen, ohne Gefahr und Prison. Und das ist doch immer die Hauptsache.«

      Viertes Kapitel

      Opitz hatte keine Eile, nach Hause zu kommen, und die dritte Stunde war fast schon heran, als er aufbrach und seinen Weg nach seiner Wolfshauer Försterei hin fortsetzte. Der alte Förster von der Annenkapelle blieb noch im Exnerschen Lokal zurück, ebenso Grenzjäger Kraatz, und nur Lehrer Wonneberger, der bis zur Obermühle hin denselben Weg mit Opitz hatte, schloß sich ihm an. Es war ein in wunderlichen Sprüngen gehendes Gespräch, das sie führten, erst über den Papst und das neue Dogma, von dem beide nicht viel wissen wollten, dann über Mac Mahon, der viel zu gut für die Franzosen, und über General Tümpling in Breslau, der zu lang im Dienste sei. All dies wurde übrigens in kurzen großen Sätzen erledigt, um dann um so ausführlicher auf das Nächstliegende einzugehen, auf Siebenhaar, auf Exner, Vater und Sohn, auf den alten Laboranten Zölfel mit seinem Melissengeist und seinen Wundertropfen, auf das Blitzmädel »die schwarze Marie« und nicht zum wenigsten auf Rechnungsrat Espe und seine schöne Frau.

      »Sehen Sie, Wonneberger«, sagte Opitz, der stark angeheitert und in der all seinen Freunden wohlbekannten Stimmung war, in der er alle Welt küssen und jeden, der dies ablehnte, niederstechen wollte. »Sehen Sie, Wonneberger, wenn ich der Rechnungsrat wäre, so soll mich der Teufel holen, wenn ich nicht mit der Marie anbändelte, bloß um dieser eingebildeten Madame ein Schnippchen zu schlagen. Die sollte zappeln.«

      Wonneberger lachte. »Ja, Förster Opitz, wenn Rechnungsrat Espe der Förster Opitz wäre, dann ging‘ es. Aber er ist bloß ein Männchen und bringt, wie meine Berliner oben sagen – Sie wissen doch, daß ich wieder Sommergäste habe —, ›die Forsche nicht raus‹. Und wenn er auch wollte, würde denn die Marie wollen? Und wenn auch die Marie wollte, was man am Ende nie wissen kann, so hälf‘ es ihm auch nicht viel. Die Rätin ist doch keine Frau, die sich so was zu Herzen nimmt, und ich wette, sie würde bloß lachen und sagen: ›Mein armer Espe! Wenn es ihm nur nicht schadet.‹«

      »Ach, Wonneberger, reden Sie doch nicht so! Man merkt es, bei den ›Baberhäusern‹ hört die Welt auf, und deshalb kennen Sie die Welt nicht. Ich sag Ihnen, die Weiber sind ganz anders, und wenn sie heut einen kleinen stumprigen Mann ausgelacht haben, so lachen sie morgen einen langen Laband aus. Und wenn es ein Simson wäre. Na, und ein Simson ist dieser Lieutenant Kowalski noch lange nicht. Immer was anderes, das ist die Hauptsache. Heute der große Goliath und morgen der kleine David. Und die Kleinen, glauben Sie mir, Wonneberger, die Kleinen haben auch ihre Meriten, und wenn sich dieser Rechnungsrat ein Herz nehmen und der Marie einen Kuß geben wollte, das heißt einen ordentlichen, der schmatzt und den man in der Nebenlaube hören kann, so hätte die Rätin morgen die schönsten Krämpfe.«

      Wonneberger schien wenig überzeugt, übrigens auch unlustig, sich überzeugen zu lassen, und so brach er denn ab und sagte: »Die Marie soll sich ja verheiraten wollen. Ist es denn richtig, daß sie Kunstreiterin war und als Kind durch fünf Papierreifen gesprungen ist?«

      »Ich habe sie nicht gezählt, und es mögen wohl auch ihrer sieben gewesen sein. Aber fünf oder sieben, es ist eine forsche Person, und sie hat so was, was nicht jede hat, und wenn sie so das Essen bringt und die Messer und Gabeln über den Tisch hinfliegen läßt, wie die chinesischen Messerspieler, dann denk ich immer, es geht wieder los. Haben Sie mal solche Messerspieler gesehen?«

      »Ei freilich, einen Messerspieler und einen Degenschlucker. Und waren noch dazu Brüder. Das Runterschlucken ging noch; aber wenn er dann die lange Klinge wieder rausholte … na, so was wird die Marie doch wohl nicht gemacht haben.«

      »Wer weiß. Sie hat so was Biegiges, und da geht alles. Und dann, lieber Wonneberger, Sie glauben gar nicht, was die Weiber alles können, wenn sie wollen. Sie können eigentlich alles, und wenn ich höre, Marie hat einen Windmühlflügel mit der Kniekehle festgehalten … aber hier ist ja schon die Mühle … Nu Gott befohlen, Wonneberger, und stecken Sie nicht immer mit dem Menz zusammen. Er hat jetzt seine zwei Monat abgesessen, und wenn ich ihn recht kenne, so ruht er nicht eher, als bis er die zwei Monat auf zwei Jahre gebracht hat. Er ist ein Tunichtgut und, was schlimmer ist, ein Übermut und ein hochfahrender Schlingel, der große Rosinen im Sack hat. Aber ich werde sorgen, daß sie klein werden.«

      Wonneberger wollte was zur Verteidigung sagen, weil er eigentlich eine Liebe für Lehnert hatte. Opitz unterbrach ihn aber und fuhr fort: »Und Sie wissen doch, Freund, die Lehrer sollen ein gutes Beispiel geben. Der Liegnitzer Schulrat paßt auf, und da steht man im schwarzen Buch, man weiß nicht wie: Reputation, Wonneberger! Immer aufpassen und nie vergessen, daß man Vorgesetzte hat und daß man dem Staat dient und daß man mitzählt. Alles andere gilt nicht, und wenn es gelten will, ist es Hochmut und Unsinn. Und der Frau Rätin, wenn ich ihr oben im Gebirge begegne, vielleicht mit dem Kowalski, werd ich ein Kompliment bestellen, ein Kompliment von ihrem neuen Ritter Wonneberger, Ritter und Schulmeister, der hoch von ihr denkt. Na, ich nicht. Ich wollte sie schon ziehen. Spät is es, aber besser spät als gar nicht … Und nun Gott befohlen, Wonneberger. Und nehmen Sie sich in acht, wenn Sie weiter hin übers Wasser müssen; die Brücke ist weggeschwemmt, und die Steine sind glatt, und Sie sind nicht mehr ganz fest auf den Beinen. Adieu, Wonneberger. Sie sind eigentlich ein guter Kerl, eine gute Schulmeisterseele. Kommen Sie her, Sie sollen noch einen Kuß haben.«

      Und nun schieden sie wirklich, und während der Lehrer höher bergan stieg, stieg Opitz einen Abhang nieder, der ihn unten, an einem Waldsaume hin, auf die Wolfshauer Gemarkung führte. Freundliche Häuser waren über einen weiten Wiesengrund hin ausgebreitet, durch den die Lomnitz schoß, an deren diesseitigem Ufer das Forsthaus, mit dem Hirschgeweih am Giebel, aufragte. Opitz, der jeden Steg kannte, nahm seinen Weg über eine hoch in Blumen und Gräsern stehende Wiese hin, und eh er noch bis auf hundert Schritt an seine Gartenpforte heran war, schlug der große Kettenhund an, und die bis dahin stumm hinter ihm hertrollende Diana antwortete mit einem kurzen Blaff.

      Und wenige Minuten später überschritt Opitz die Schwelle seines Hauses.

      Frau Opitz, eine hagere Frau mit tiefliegenden dunklen Augen, die mal schön und lachend gewesen sein mochten, jetzt aber nur noch geängstigt in die Welt blickten, СКАЧАТЬ