Borgia. Klabund
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Название: Borgia

Автор: Klabund

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Rodrigo Borgia beginnt aufzumerken. Sixtus ist ein Mann, der es mit der kirchlichen Seite des Papsttums nicht mehr sehr genau nimmt. Er drückt ihm ganz den Stempel des Politischen auf.

      Mit scheinbar schläfrigen Augen sieht Rodrigo Borgia umher: nach Kardinalsgenossen, die ihm helfen könnten.

      Er tut dem und jenem diesen und jenen ‚Gefallen‘: schenkt ihm eine Perle, einen persischen Teppich, eine Pfründe und verspricht ihm das Tausendfache.

      Dieser Innozenz VIII., haha, lebt ja wohl nicht ewig! Ein erbärmliches, feiges Hündchen, aber er zeigt, wie man‘s machen muß. Er gibt Absolution und Pardon selbst bei Mord und Totschlag gegen entsprechende Taxen.

      Er stirbt.

      Rodrigo steht an seinem Sterbebett und fühlt seine Zeit gekommen.

      Er drückt ihm die Augen zu.

      Er richtet sich hoch auf, als er von dem Toten geht. Es scheint allen, als sei er plötzlich gewachsen. Seine Augen sprühen Feuer.

      Das Konklave beginnt.

      Rodrigo Borgia ist Spanier.

      Die meisten italienischen Kardinale sind der Meinung, daß die Tiara einem Italiener gebühre. Sie sind gegen den ‚Ausländer‘.

      Schon sind drei Skrutinien ohne positives Ergebnis vorübergegangen.

      Zwischen Kardinal Costa und Kardinal Caraffa scheint die Entscheidung zu liegen. Es wurden Wetten auf sie abgeschlossen. Auch Borgia selbst ließ unterderhand hohe Wetten abschließen. Auf sich selbst.

      Golden, aus schwarzem Hintergrund, trat plötzlich der Borgia hervor. Er geht von einem Kardinal zum andern und trägt auf seinen Händen alle Reichtümer der Welt, bereit, sie unter sie zu streuen. Er ist der große Verführer. Er führt sie auf die Hügel um Rom und zeigt ihnen Rom, zeigt ihnen Italien, zeigt ihnen die Welt. Du, Orsini, bekommst das Bistum Cartagena. Du, Colonna, die Abtei Subiaco. Savelli, mein Freund, dir gebührt Civita Castellana und das Bistum Maiorca. Das Bistum Pamplona, üppig wie sein Name, ist dir vorbehalten, Pallavicini. Riario, Sanseverino, ihr werdet alle zu dem Euren kommen! Du, Ascanio Sforza, du bist der Edelste, Einflußreichste, Würdigste, dich will ich überschütten mit Gold und Gnade – wenn erst die Tiara mein Haupt schmückt. Meinen eigenen Palast sollst du haben, mein ertragreiches und bequemes Amt des Vizekanzlers, das Bistum von Erleu, das dir 10.000 Golddukaten mindestens bringt – und viele andere Benefizien —

      So ging der Borgia von einem zum andern und gewann vierzehn Stimmen.

      Vierzehn Stimmen!

      Er frohlockte! Nur eine einzige fehlt mir noch – und ich bin der Papst, der papa di Roma, ein Borgia der Stellvertreter Christi auf Erden, ein Borgia wird Gott!

      Aber zu wem er nun noch ging – Piccolomini, Zeno, der junge Giovanni di Medici, den er fast liebte —, sie drehten ihm den Rücken.

      Caraffa und Costa, bei Beginn des Konklaves die aussichtsreichsten Kandidaten, waren enttäuscht, daß die Tiara ihnen entschwebte, und wollten nichts von ihm wissen. Es blieb schließlich nur einer, der unschlüssig war, auf welche Seite er sich schlagen solle. Es war der fünfundneunzigjährige Kardinal Gherardo.

      Rodrigo Borgia stand vor ihm und sah ihm in die gierig gespannten Habichtaugen, die aus einem Haufen zerknitterter Haut hervorsahen.

      Der Mann ist alt, dachte Rodrigo Borgia, uralt. Er hat sein Schäfchen schon im trockenen. Was könnten ihm ein paar Pfründen und Benefizien noch nützen? Gar nichts. Es verlohnt nicht, sie ihm anzubieten. Er würde ihn auslachen. Ist er Kunstliebhaber? Ein hübsches Bild – eine Statue – . Er kam davon ab. Diesem alten, halbtoten Mann mußte man etwas Lebendiges versprechen. Das Leben selbst. Und wer war das Leben selbst? Wer anders als eine junge Frau, ein junges Mädchen. Eine Fleischblüte. Ein Nelkenmund. Zwei Schlingarme. Zwei Brustknospen. Ein moosiger Schoß. Der Kardinal Borgia zog den Kardinal Gherardo zu sich heran, er flüsterte ihm ins Ohr:

      Wenn Ihr mir heute im Konklave Eure überaus wertvolle Stimme gebt, so wird morgen, kurz nach Mittag . . .

      Die weiteren Worte verliefen sich im Ohr des Gherardo, und sie schwollen erst wieder hörbar an gegen Schluß des Satzes:

      So wahr mir Gott helfe.

      Die Habichtaugen des Greises funkelten den Borgia an.

      Durch messerscharfe Lippen pfiff es wie ein Vogelpfiff:

      Amen.

      XIV

      In der Frühe des 11. August 1492 sprang das Konklavefenster auf.

      Rodrigo Borgia war als Alexander VI. zum Papst gewählt worden.

      Alexander VI. verkündete sofort, daß er für Santa Maria del Popolo, die ihn beschirmt und geführt, einen neuen Altar und eine Orgel stifte.

      Das Volk applaudierte. Er erteilte von der Benediktionsloggia urbi et orbi den feierlichen Segen:

      Ich segne die Stadt,

      Ich segne das Land,

      Ich segne Italien,

      Ich segne die Welt.

      Um zwei Uhr, nach dem Mittagessen, draußen brütete die Augustsonne, drinnen im Palast hatte alles die Fensterläden heruntergelassen und schlief, ging Lucrezia Borgia, die Tochter des Papstes, durch die dunklen Gänge des Vatikans, durch die da und dort grüngoldene Lichter blitzten, in die Gemächer des Kardinals Gherardo. Sie ging ruhig, mit zarten, aber festen Schritten.

      Vor der Tür zögerte sie nur einen Moment und trat dann ohne Anklopfen ein.

      Der uralte Kardinal erhob sich aus seinem Lehnstuhl. Eine purpurne Röte schoß in seine Stirn, um sofort einer Totenblässe Platz zu machen.

      Er hob mit Anstrengung nochmals die Augenlider, das Wunder von Mensch, das Wunder von Mädchen vor sich zu betrachten.

      Sie hatte nur einen kleinen Brokatmantel umgeschlungen, der ihr kaum bis auf die Knie ging.

      Sie öffnete ihn und stand nackt vor ihm. Da blühte sie, die schönste Blüte der Natur: die Blume Frau. Ein Nelkenmund. Zwei Brustknospen. Ein moosiger Schoß.

      Er hob noch einmal die Arme.

      Dann brachen ihm die Knie.

      Er fiel in den Ledersessel zurück.

      Der Kopf schlug hölzern auf die Tischkante.

      Lucrezias Augen öffneten sich zuerst ein wenig erstaunt. Dann schloß sie den Mantel und trat auf den toten Kardinal zu. Sie schloß ihm mit leichter, fast zärtlicher Handbewegung die Augen.

      Sie machte das Kreuz über ihn, nahm von den Näschereien, die in einer kleinen silbernen Schüssel, augenscheinlich für sie bestimmt, auf dem Tisch lagen, und ging mit zarten, aber festen Schritten, wie sie gekommen war.

      XV

      Alexander VI. ist außer sich vor Glück. Er hat das höchste Spiel mit dem höchsten Einsatz gewonnen.

      Wir sind im Anmarsch, wir Borgia. Im Anmarsch, Gott, zu Deinem Thron. Wir haben die erste Sprosse der Jakobsleiter schon betreten.

      Nun СКАЧАТЬ