Münchhausen. Karl Immermann
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Название: Münchhausen

Автор: Karl Immermann

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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      Jüngere oder violette Linie — Linie Schnuck-Puckelig, gestiftet von Geyser, Burgmannen auf und zu Schnuck-Puckelig. Älterer oder violetter Zweig mit Schüttgelb. Zweig Schnuck-Puckelig-Schimmelsumpf. Ast Schnuck-Puckelig-Schimmelsumpf-Mottenfraß.

      Ast Schnuck-Puckelig-Schimmelsumpf, genannt aus der Rumpelkammer.

      (NB. Stand nur auf vier Augen.)

      Jüngerer oder violetter Zweig, genannt im Grützfelde. Zweig Schnuck-Puckelig-Erbsenscheucher. Ast Schnuck-Puckelig-Erbsenscheucher von Donnerton.

      Ast Schnuck-Puckelig-Erbsenscheucher in der Boccage.

      Davon der Nebenast: Schnuck-Puckelig-Erbsenscheucher in der Boccage zum Warzentrost. Von diesem Nebenaste war unser alter Baron entsprossen.

      Die vielfältige Teilung des Geschlechts derer von Schnuck hatte eine bedeutende Teilung des Stamm-Erbes zur Folge gehabt, und namentlich in der jüngeren Linie, welche von jeher durch große Fruchtbarkeit ausgezeichnet war, die Güter in eines jeden Erbherrn Händen merklich gemindert. Man war daher zu der Erfindung überzugehen genötigt gewesen, daß denen von Schnuck alle Kirchenpfründen und alle Kriegsämter im Fürstentume von Rechts wegen gehören; eine Erfindung, die um so eher bei den Fürsten von Hechelkram Glauben fand, als die Schnucks, wie gesagt, über das ganze Land verbreitet waren, und Vetter Botho sagte, es sei so, Vetter Günther behauptete, es sei so am besten, Vetter Achaz einfließen ließ, die Schnucks und ihr Anhang bildeten die eherne Mauer um den Thron, Vetter Bartholomäus folgerte, weil es notwendig sei, daß die Schnucks existierten, so müßten sie auch die Mittel zu ihrer Existenz, d. h. Pfründen und Ämter haben, sechsunddreißig andre Schnucks aber noch sechsunddreißig andre Gründe für die Richtigkeit der Erfindung zum Vorschein brachten. Die Fürsten, welche nur von Schnucks umgeben waren, und von diesen nichts anderes hörten, als vorgedachte Reden, mußten wohl endlich an die Richtigkeit der Erfindung glauben. Bedeutend wirkte auch auf die Stärkung dieses Glaubens der Umstand ein, daß nach der Verfassung von Hechelkram der jedesmalige Fürst seine jedesmalige Geliebte aus dem Geschlechte derer von Schnuck zu beziehen hatte. Diese Damen waren aber, wie sich von selbst versteht, im agnatischen Interesse tätig.

      Die Erfindung war daher bald festbegründet, und gelangte als Anhang in den Landes-Katechismus. Nun konnten die von Schnuck unbesorgt hinleben und ihren Samen mehren, wie Sand am Meere. Wenn sie das ihrige verzehrt hatten, so zehrten sie als Generale auf Regiments-Unkosten weiter, und die Söhne, außer einem, ließen sie Prälaten oder Geheime Räte im höchsten Collegio werden. Denn ich habe die Erfindung nicht ganz vollständig vorgetragen: Nach derselben war jeder Schnuck, wenn er den Zivildienst wählte, geborner Geheimer Rat im höchsten Collegio. — —

      »Sie stocken... Sie seufzen... Herr Herausgeber?«

      »Ach, meine Gnädige, ist es nicht ein Unglück für einen armen Erzähler, daß er immerfort die alten Geschichten wieder aufwärmen muß? Die Sachen, die ich da berichte, schienen schon vor fünfzig Jahren durch die Romanenschreiber jener Zeiten so verbraucht zu sein! Und ich muß den längstgekochten Kohl doch wieder zum Feuer rücken!«

      »Sie erzählen ja von der Vergangenheit, Herr Herausgeber, und dahinein gehören allerdings solche alte Geschichten.«

      »Ich danke Ihnen tausendmal für diese Erinnerung, meine Gnädige. Jawohl, ich erzähle von der Vergangenheit, von Dingen, die ab und tot sind, wie die weiland in der Schmiede gewesene Adelskette. Meine Phantasie riß mich nur hin, daß ich mir die Erfindung derer von Schnuck als der Gegenwart oder nächsten Zukunft angehörig vorstellen mußte. Nein, sie wird nicht wieder aufkommen, diese Erfindung; gegen sie spricht wirklich eine ungeheure Majorität, die Majorität aller rechtlichen Leute, die es sich haben sauer werden lassen in der Welt. Also nur ohne Stocken und Seufzen weiter in diesen Sagen der Vorzeit!«

      Unser alter Baron hatte in seinen jungen Tagen von dem Herrn Vater nur das Schloß Schnick-Schnack-Schnurr ererbt, welches früherhin ein Pachthof gewesen, und erst späterhin zu seinem Ehrentitel gediehen war. Es warf jährlich etwa zweitausend Gulden ab, oder höchstens zweitausendfünfhundert. Der selige Vater hatte das Wohnhaus wohl in Fach und unter Dach erhalten, die Wappenlöwen standen recht majestätisch auf den beiden Pfeilern, zwischen denen sich eine eiserne Pforte befand, wie sie nur sein mußte, der Hof war damals auch noch gepflastert, und in den Zimmern hingen schöne bunte Familienbilder, standen rötlichlackierte Stühle und Kommoden mit goldnen Leisten. Hinter dem Schlosse aber hatte der Vater einen Garten in streng französischem Geschmack anlegen und Schäfer und Liebesgötter von Sandstein hineinsetzen lassen.

      Zweitausend oder zweitausendfünfhundert Gulden jährlich sind zwar nur ein schmales Einkommen für einen Edelmann, allein unser alter Baron hätte sich damit in seiner ländlichen Abgeschiedenheit doch wohl aufrechtzuerhalten vermocht, wenn er nur nicht mit dem Gedanken aufgewachsen wäre, er sei geborner Geheimer Rat im höchsten Collegio. Aber seit seinem vierzehnten Jahre legte er sich mit dieser Vorstellung nieder, und stand mit derselben morgens wieder auf; sie gab ihm eine Sicherheit des Bewußtseins, welche nichts zu erschüttern vermochte. Gelernt hatte er, die Wahrheit zu sagen, wenig oder nichts, sein Herr Vater war dagegen, und der Meinung gewesen, viel wissen sei für einen Kavalier unanständig.

      Er hatte eine freie, sorglose und gutmütige Sinnesart; es vergnügte ihn, andern mitzuteilen, und sein eignes Vergnügen liebte er nicht minder. Er gab gern Gastereien, ging gern mit einem Dutzend guter Freunde auf die Rehjagd, und hielt nach dieser Anstrengung ein, womöglich hohes Spielchen mit seinen Weidgenossen für die beste Erholung. Auch wenn er allein war, speiste er nicht gern unter sechs Schüsseln, wozu, wie sich von selbst versteht, alter Rheinwein vom besten gehörte. In Kleidern hielt er sich sauber, Diener unterhielt er nicht übermäßig viele, etwa fünf oder sechs für sich und seine Gemahlin, die aus der älteren, oder graumelierten Linie, aus der Linie Schnuck-Muckelig-Pumpel entsprossen war; nebst einer Kammerjungfer und einer Garderobiere für diese seine Gemahlin. Letztere hatte nun wieder ihr hauptsächliches Vergnügen an Brillanten, Perlen, Roben und Spitzen, und ihr Gemahl versagte ihr in Beziehung auf solche Gegenstände keinen ihrer Wünsche; denn, sagte er, wenn das Zeug auch viel kostet, so gehört es einmal zu unserm Stande, und was standesmäßig ist, kostet nie zuviel.

      Ermüdete unsern alten Baron die häusliche Einförmigkeit, so machte er mit Gemahlin, Kammerjungfer, Garderobiere, mit den fünf oder sechs Dienern und diesem oder jenem Hausfreunde, welcher auch der Erholung bedürftig war, und ihn um Mitnahme ansprach, interessante Reisen in die benachbarten fremden Länder, von denen er dann neugestärkt zu seinen Gastereien, Jagden und Spielen zurückkehrte. Diese stillen Familienfreuden mundeten ihm nach solchen Ausflügen immer doppelt wohl.

      Der Himmel hatte seine Ehe mit einer einzigen Tochter gesegnet, welche in der heiligen Taufe den Namen: Emerentia erhielt. Dieses Kind war von jeher ausnehmend schwärmerischer Art, es verdrehte schon als Säugling die Augen auf eine wunderbare Weise. Als die kleine Emerentia größer wurde, hörte sie ihre Mutter fast von nichts andrem erzählen, als von den Damen der Linien Schnuck-Muckelig und Schnuck-Puckelig, welche die Geliebten der Fürsten von Hechelkram gewesen waren. Die Mutter zeigte auch dem Kinde diese Damen unter den Familienbildnissen; lauter schöne Frauenzimmer mit hohen Frisuren, gelben, grünen oder roten Adriennen, großen Blumensträußen und entblößten Schultern! Da sie nun immerfort von den Geliebten hörte, und die Frauenzimmerbildnisse ihr gar zu wohl gefielen, so setzte sie sich in den Kopf, daß sie ebenfalls zu einem solchen Berufe ausersehen sei, ein Gedanke, der noch mehr befestigt wurde, als der Fürst Xaverius Nicodemus der Zweiundzwanzigste von Hechelkram das Schloß besuchte. Er nahm die damals dreizehnjährige Emerentia auf den Schoß, liebkoste ihr zärtlich, und fragte sie: »Willst du mein Bräutchen werden?« Sie bedachte sich nicht lange, sondern versetzte rasch: »Ja, wie alle die Damen, die da hangen.« Der Fürst hob die Kleine vom Schoße und sagte lächelnd zu ihrer Mutter: »Ah, la petite ingénue!«

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