Südamerika. Friedrich Gerstacker
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Название: Südamerika

Автор: Friedrich Gerstacker

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ trotzig die blutige Stirn. Es war ein widerlicher Anblick, und ich freute mich als man das arme Thier endlich erlöste, damit es einem anderen, kräftigeren, Bahn machen konnte.

      Eine Zwischenpause folgte hier, die wieder mit einigen höchst matten Tänzen des Bemalten ausgefüllt wurde, bis endlich der dritte Stier erschien. Es war dieß ein junger, feuriger, schwarzer Bursche, mit hohem Hocker auf den Schultern und ein paar düster und wild blickenden Augen. Er strafte auch sein muthiges Aussehen keineswegs Lügen, und hielt sich tapfer genug, das ganze Necken und Verfolgen blieb aber doch immer dasselbe und wurde schon langweilig, als einer der Fußkämpfer dem Gefecht eine ganz unerwartete Wendung gab. Er stellte sich nämlich dem Stier mit eben den papierumhüllten Stacheln, wie das früher geschehen war, entgegen, anstatt diese aber dem Thier an den Hals zu werfen, und darin rasch zur Seite zu springen, begegnete er muthig dem Angriff, umfaßte das gegen ihn anstürmende niedergebogene Haupt des Feindes mit den Armen, und suchte es durch sein Gewicht niederzudrücken. Seine Kameraden eilten ihm natürlich gleich zur Hülfe und warfen sich ebenfalls auf den gemeinsamen Feind; dieser aber schleifte trotz allen Widerstandes den kühnen Gegner mit sich bis zur Einfassung der Arena und preßte ihn gegen diese mit aller Kraft seines schweren Körpers. Der Stierkämpfer wußte sich aber geschickt zwischen den Hörnern zu halten, und als nun der erste Anlauf vorüber war, gewannen die vier Kämpfer endlich die Ueberhand, und schleppten den sich machtlos sträubenden Stier, unter dem donnernden Beifallsruf der Menge, hinaus. Der Mann kam allerdings dießmal gut davon – d. h. er hinkte nur etwas und verließ bald darauf den Kampfplatz – wäre hier aber, wie vorher, dem Stier das Horn abgebrochen, so mußte er ihn rettungslos gegen die Bretterwand zerquetschen, es bleibt deßhalb jedenfalls ein etwas riskantes Handwerk.

      Die Sonne war jetzt ihrem Untergange nahe und gleich danach bricht in den Tropen die Nacht ein; das Stiergefecht näherte sich also jedenfalls seinem Ende, und noch immer hatte der »Teufel« auch nicht den mindesten Antheil an dem Kampf genommen, sondern sich wirklich den Teufel um das Ganze gekümmert. Das einzige, was ihn vor den übrigen Zuschauern auszeichnete, war seine gelbe und rothe Tracht, und Hörner und Schwanz – die Sinnbilder Sr. höllischen Majestät. Damit war aber das lebendige brasilianische Publikum nicht zufrieden, einen Theil des auf dem Anschlagzettel Verzeichneten hatten sie nun gehabt, und jetzt verlangten sie auch den versprochenen Teufel.

      »Oh Diabo – Diabo!« tönte es zuerst von einer, und gleich darauf im wilden stürmischen Chor, von allen Seiten – oh Diabo – Diabo! ohrengellendes Pfeifen, Stampfen, Trommeln und mit den Stöcken gegen die Bänke Schlagen – wildes Geschrei und Getobe – »oh Diabo, oh Diabo!«

      Der Spanier sprengte dem Orte zu, wo Diabo noch immer in stiller Beschauung saß, dieser aber erwartete sein Kommen nicht, sondern tauchte lieber, sich unangenehmen Erörterungen zu entziehen, hinter die Bretterwand unter und verschwand. Damit aber war das jetzt einmal gereizte Publikum nicht zufriedengestellt; ob bei der Ankündigung des Teufels auf dem Zettel die Direktion beabsichtigt hatte, diesen eine aktive, oder nur rein passive Stellung einnehmen zu lassen; ferner, welche Ansicht der Teufel selber von der ganzen Sache hatte, blieb sich vollkommen gleich – der Lärm wurde immer toller – der Teufel sollte und mußte vor, und der Spanier sah sich so lange genöthigt, ab- und zuzureiten, bis Diabo endlich unter Gelächter und Pfeifen mißmuthig genug erschien, in die Arena langsam hinunterkletterte und auf den, indessen nur ärger gereizten Stier zuschlenderte.

      Dieser gewahrte aber kaum die grellfarbige, abenteuerliche Gestalt, als er seinen anderen Feind ganz vernachlässigte und mit eingelegten Hörnern ohne weitere Warnung, blitzesschnell auf den nicht wenig Erschreckten zusprang. Der arme Teufel mußte jedenfalls eine Ahnung des ihm bevorstehenden Unfalls gehabt haben, er machte auch fast gar keinen Versuch, der drohenden Gefahr zu entgehen – im nächsten Moment hatte ihn der Stier auf die Hörner gefaßt, schleuderte ihn zu Boden, stürmte über ihn hin und wurde nur durch die anderen herbeieilenden Kämpfer daran verhindert, dem gestürzten Fürsten der Finsterniß weiteren Schaden zuzufügen. Der unglückliche Teufel ließ aber seinerseits Schwanz und Hörner hängen und schlich unter dem donnernden Hohn und Jubelruf der Menge, hinkend, und sich nur noch manchmal scheu nach dem wilden Gegner umschauend, zu seinem sicheren Sitz hinter der Barriere zurück.

      Es war indessen ziemlich dunkel geworden, immer aber verlangte das aufgeregte Publikum nach längerem Kampf und neuen Anstrengungen des schon ermatteten Thieres, bis sich dieses endlich auf das entschiedenste weigerte, auch nur das mindeste weiter zum Vergnügen der nicht zufrieden zu stellenden Menge beizutragen. Es warf sich brüllend auf die Erde nieder, und als wir, der Quälerei satt, die Arena verließen, zerrten noch im Dunkeln fünf oder sechs Menschen an dem armen gequälten Geschöpf herum und suchten es vergebens wieder aufzustacheln.

      Das war ein Sonntagsvergnügen der Brasilianer, an dem auch zahlreiche Damen Theil nahmen.

      Am nächsten Abend besuchte ich das, dem heiligen Januarius geweihte Theater; das große und Haupttheater der Stadt steht gegenwärtig unbenutzt, dieß aber ist ein kleines, gemüthliches Gebäude mit zwei Rängen, und in der Mitte die dicht verhangene, kaiserliche Loge. Die Einrichtung ist übrigens ganz nach europäischer Art, nur daß in den Logen, schon des Klimas wegen, Rohrsessel stehen.

      Eine Eigenthümlichkeit hat aber dieß brasilianische Theater, die einige von unseren Passagieren selber ein kleines Intermezzo spielen ließ.

      Ich besuchte es mit drei Mitpassagieren des Talisman, zwei jungen Kaufleuten aus Bremen und einem unvermeidlichen Weinreisenden; als wir aber das Parterre betraten, richteten sich Aller Blicke nach uns, und ich fing mich schon an von oben bis unten zu betrachten, ob ich vielleicht irgend etwas Auffallendes, Ungewöhnliches an mir trage, das die Aufmerksamkeit des ganzen Publikums so plötzlich angezogen hätte. Ich konnte aber nichts Derartiges an mir, noch an meinen Begleitern entdecken, ebensowenig in der Nachbarschaft, denn wir alle Viere sahen uns gleichzeitig danach um, und setzten uns endlich ruhig auf die nächsten Bänke, in der Hoffnung nieder, das Publikum bald mit einem anderen Gegenstand als unseren werthen Personen beschäftigt zu sehen, als plötzlich ein ehrwürdig dreinschauender Logenschließer zu uns trat und sich – o wie freundlich die uns umgebenden Gesichter alle lächelten – an meine drei Begleiter wandte, denen er, da sie seine portugiesische Anrede ungemein passiv hinnahmen, durch Zeichen und mehrmaliges Antupfen kund that, daß sie mit ihren hellen Röcken hier wohl erschienen seyen, aber durchaus nicht bleiben könnten. Ich schaute mich jetzt um und sah wirklich, daß alle Männer ohne Ausnahme dunkle Ueberkleider trugen; die Gesticulationen des Alten wurden aber immer ungeduldiger und deutlicher, das Publikum in den Rängen freute sich ungemein, und die drei armen Teufel – ich selber trug ganz zufällig einen dunklen Rock – mußten, mit dem Weinreisenden an der Spitze – das Orchester spielte indessen immer fort – das Haus wieder verlassen.

      Es wurden einzelne Akte aus Tragödien und Lustspielen gegeben; zwei davon hielt ich aus, aber es war nichts als Dialog, bei dem sich das Publikum ebenfalls zu langweilen schien. Alle Augenblick meldete der Bediente einen Fremden oder brachte einen Brief, der dann, regelmäßig vier Seiten haltend, laut vorgelesen wurde. Applaudiren hörte ich nur einem der Schauspieler, der sehr beliebt schien, und den sie dreimal hintereinander empfingen.

      Am nächsten Morgen beschloß ich eine kleine Landpartie zu machen und ritt mit einigen Freunden zusammen hinaus ins Freie.

      Die brasilianischen Pferde sind kleine, muntere, ausdauernde Thiere und gehen meistens, was ich wenigstens daran sah, Paß oder Galopp. Die auf dem Land wohnenden Pflanzer und Kaufleute aber, die Morgens in die Stadt kommen und Abends wieder hinausreiten, gebrauchen auch nicht selten Maulthiere – ebenfalls eine kleinere Race als ich sie in Nordamerika gefunden habe – und erreichen mit diesen ihr Ziel wohl nicht ganz so rasch, aber doch jedenfalls weit bequemer und sicherer. Die Umgegend von Rio ist wirklich paradiesisch – die stille Bai mit ihren zahlreichen Masten und lebendig hin- und wiederschießenden Booten – die niedlichen Gärten mit ihren Orangen, Bananen und Palmen, Kaffeebäumen und Blumenbüschen, die hohen pittoresken Berge und Felskuppen, die weit übereinander herüber schauen – die eigenthümliche СКАЧАТЬ