Die Ahnen. Gustav Freytag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 80

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Sorben vermag kein Reiter in gerader Richtung zu sprengen, denn pfadlos ist die Gegend nach Osten«, rief Ingram.

      »Über den Rennweg ritt er, du Narr. Ist der hohe Pfad auf den Bergen noch den Thüringen heilig und euren Rossen verboten, warum sollte er es den Sorben sein? Den Fremden graut vor anderen Göttern, und sie fragen wenig nach den euren, wenn sie auf Raub sinnen. Darum sage ich, der Ratiz will in die Täler der Thüringe einbrechen, bevor sie das Volksheer gegen ihn führen. Fängt er den Bischof, so zwingt er die Franken zu vielem. Vielleicht weiß er auch einen Hof, an dem er gern sein gebranntes Lager rächen würde. Denn damit drohte der Bote in meiner Hütte.«

      Ingram tat schweigend seine Waffen um. »Wann ritt der Sorbenläufer zum Lager des Ratiz?«

      »Heut ist der vierte Tag«, versetzte Bubbo in schläfrigem Behagen. »Was greifst du nach dem Speer, du Tor? Dich haben sie hinausgeworfen, und wenn du heimkehrst, mag dich jeder erschlagen.«

      Ingram antwortete nicht, sondern gab Walburg einen Wink, ihm zu folgen. »Treuloser Wicht,« rief Bubbo, sich mühsam erhebend, »willst du deinen Genossen in der Not verlassen?« Walburg setzte die Flasche und den Speisevorrat an das Lager. »Hier magst du dauern, bis wir wiederkehren,« rief sie, »und wenn du Gutes für deine Zukunft hoffst, so versuche zum Christengott zu beten, daß er dir die Lose verzeihe, die du über den Bischof geworfen hast.«

      8. Unter der Glocke

      Als die Friedlosen aus dem Felsspalt in die freie Luft traten, war die Sonne gesunken, und dämmeriges Mondlicht lag über dem Laube. Eilig brach Ingram durch das dichte Gebüsch, und die Jungfrau hatte Mühe, ihm zu folgen. Endlich erreichten sie den Rand des Gehölzes, das offene Land lag vor ihnen, und über ihren Häuptern breitete sich der Nachthimmel. Walburg merkte, daß ihr Gefährte das Haupt hoch trug und daß seine Rede gebietend klang, wie dem Krieger geziemte. »Das Holz entlang läuft ostwärts der Weg nach dem Rabenhofe, dorthin gehen wir, denn in der Heimat finde ich meine Feinde und die Rache.«

      »Vertraue mir, was du sinnst.«

      »Die Schmach der Weiden will ich tilgen, das Blut des Ratiz begehre ich,« versetzte er finster. »Anders als du meintest, Walburg, soll mein Geschick sich erfüllen. Du wolltest mir in treuem Herzen friedliche Heimkehr bereiten; aber die Unsichtbaren widerstreben. Was der wunde Mann in der Höhle sprach, wird ein Fremder als verwirrte Rede deuten oder doch nur als unsicheren Argwohn, ich aber weiß, daß jedes Wort Wahrheit ist; ich kenne den Sorben, ich sah sein Lager brennen, ich denke, daß er einen Racheschwur gegen mich getan hat, wie ich gegen ihn. Ich weiß,« rief er mit wilder Gebärde, »daß die Sorben jetzt die Brände tragen, um die Dächer meines Hofes zu sengen. Wann ritt der Weißbart aus dem Meierhofe heimwärts?«

      »Gestern um Mittag.«

      Ingram nickte. »Dann sind die Gesandten jenseit der Saale in Sicherheit, und der Sorbe hat Freiheit, zu tun, was ihn gelüstet.« Er schritt wieder rasch vorwärts und sprach: »Ich erkenne die Sorben deutlich vor mir.« Die Jungfrau drängte sich an ihn. »Nicht hier,« bedeutete er, »weit von uns auf dem Rennwege rasten sie. Den Ratiz sehe ich liegen und meinen Raben mit der Beinfessel des Bösewichts, den Helden Miros erkenne ich und alle Gesellen der Halle. Am heiligen Walde lagern sie, nahe dem Gipfel, welcher den Opferstein des Donnerers trägt, denn dort ist eine gute Bergestelle für die Reisekost, die sie zur Rückfahrt brauchen, und sie haben die Kost unter den Steinen niedergelegt. Ihre Feuer sind niedrig, damit kein Schein sie verrate, und über ihnen ragen die Eichen. Der Sorbe hat nur einen Teil seines Volkes mitgebracht, schwerlich mehr als hundert der flüchtigsten Rosse, denn den ganzen Schwarm wagt er nicht über die Berge zu führen, und er weiß, nur schnelle Reiterfahrt kann ihm frommen. Er gedenkt zum Morgengrauen auf dem heiligen Wege an unser Dorf zu dringen, denn in finsterer Nacht vermag er nicht mit reisigem Volk durch die fremde Wildnis zu fahren, und auch der Mond wird ihm nach Mitternacht fehlen. Das alles sehe ich deutlich, Mädchen, und niemanden vermag ich zu rufen, und keiner wird meinen Worten glauben.«

      »Ich aber will für dich sprechen, damit wir andere retten«, versetzte Walburg.

      »Sorgst du um die Priester?« fragte Ingram hart.

      »Könntest du mich ehren, wenn ich‘s nicht täte?« fragte Walburg, »meine Brüder schlafen unter ihrem Dach.«

      Sie hörten Hundegebell. »Dort liegt der Herrenhof des Asulf«, mahnte Walburg und wies auf die Dächer, welche wenige Bogenschüsse vom Wege im Mondlicht glänzten.

      »Wahrlich, all mein Trachten ist ins Üble verwandelt«, rief Ingram. »Ehedem sprangen meine Gedanken mit Rosseshufen, rund und hart war mein Wille, jetzt aber laufe ich niedrig auf Eberfüßen, denn zwiespältig teilt sich Liebe und Haß; viele, die ich hasse, muß ich beachten wie Freunde, und die mir Leid zufügten, warne ich vor Gefahr. Jämmerlich dünkt mir solche Teilung. Wandelt der neue Gott unsere Hufe in Klauen, dann mögen die Krieger bald zu Weibern werden.«

      Dennoch schritt er dem Hofe zu, unter wütendem Hundegebell schlug er an das Tor und rief dreimal den Schlachtruf der Thüringe in den Hof. Die rauhe Stimme des Wächters fragte von innen: »Wer schlägt so wild und schreit im Frieden der Nacht den Kampf aus?«

      Ingram rief entgegen: »Die Sorben reiten in den Bergen. Wecke deinen Herrn, daß er sich eile, wenn er den Bischof retten will.«

      »Sage zuvor, wer so rauhes Nachtlied singt.« Da antwortete die Jungfrau: »Die Walburg ist‘s, die in dem Hofe des Bischofs war«, und schnell eilten sie davon, bevor der Wächter nach den Nachtgestalten aussah.

      Dasselbe riefen sie in alle Höfe, die an ihrem Wege lagen, und als sie vor das Heimatdorf kamen, mahnte Ingram den schlafenden Wächter in der Torhütte ebenso. Es war nach Mitternacht, als sie über das Dorf hinaufkamen; die letzten Strahlen des niedersteigenden Mondes fielen auf die neuen Gebäude des Meierhofes, der Hof Ingrams lag dunkel im Schatten der Bäume. Wo der Weg sich von der Dorfstraße trennte, hielt Ingram an: »Dort liegt der Hof meiner Väter und dort hausen deine Brüder und die Priester. Vielleicht nehmen sie dich wieder bei sich auf, obgleich du den Frieden verloren hast. Wähle, Walburg.«

      »Ich habe dich gewählt,« antwortete Walburg, »du aber gedenke der Knaben.«

      Ingram bewegte zufrieden das Haupt und wandte sich dem Meierhofe zu. »Wo ist das Schlafhaus der Priester?« Walburg führte ihn vor die neue Halle. »Wahre dich,« flüsterte sie, »die Reisigen des Grafen liegen im Hofe.« Aber Ingram achtete nicht darauf. Er pochte an den Laden. »Ist der Jüngling hier, den sie Gottfried nennen, so möge er hören.«

      Drinnen regte sich‘s. »Ist es deine Stimme, Ingram, die mich ruft? Ich höre, mein Reisegeselle.«

      »Wolfsgenoß heiße ich,« rief Ingram zurück, »und dein Reisegeselle will ich nicht sein, sondern dein Feind. Du aber hast deine Hände den Weiden geboten, damit ein anderer frei werde, darum bringe ich dir von ihm, der im wilden Steine haust, eine Warnung. Durch den Wald schallt es, daß der Ratiz über die Berge reitet, um den Bischof zu fangen und euch auszutilgen. Siehe zu, ob du dein Haupt und andere, die dir lieb sind, zu retten vermagst, denn nahe ist euch das Verderben.«

      Die Tür öffnete sich, Winfried trat auf die Schwelle. Der Speer in Ingrams Hand zuckte, aber er wendete sein Gesicht ab, als der Bischof sprach: »Die Warnung kündet, was Sorge macht, doch meldet sie zu wenig, um andere zu retten. Sahst du oder ein anderer den Anzug der Sorben?«

      »Nur ihr Anschlag wurde verraten«, rief Ingram zurück.

      »Und wann erwartest du den Einbruch?«

      »Vielleicht heut zum Frühlicht, vielleicht erst in den nächsten Tagen.«

      »Heut ist der Tag des Herrn, im Frühlicht sammelt СКАЧАТЬ