Название: Die Räuber
Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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ROLLER. Höre, Moor! Was denkst du davon? Ein Räuberleben ist doch auch besser, als bei Wasser und Brot im untersten Gewölbe der Türme?
MOOR. Warum ist dieser Geist nicht in einen Tiger gefahren, der sein wütendes Gebiß in Menschenfleisch haut? Ist das Vatertreue? Ist das Liebe für Liebe? Ich möchte ein Bär sein, und die Bären des Nordlands wider dies mörderische Geschlecht anhetzen — Reue, und keine Gnade! — Oh ich möchte den Ozean vergiften, daß sie den Tod aus allen Quellen saufen! Vertrauen, unüberwindliche Zuversicht, und kein Erbarmen!
ROLLER. So höre doch, Moor, was ich dir sage!
MOOR. Es ist unglaublich, es ist ein Traum, eine Täuschung — So eine rührende Bitte, so eine lebendige Schilderung des Elends und der zerfließenden Reue — die wilde Bestie wär in Mitleid zerschmolzen! Steine hätten Tränen vergossen, und doch — man würde es für ein boshaftes Pasquill aufs Menschengeschlecht halten, wenn ichs aussagen wollte — und doch, doch — oh, daß ich durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht ins Treffen zu führen!
GRIMM. Höre doch, höre! vor Rasen hörst du ja nicht.
MOOR. Weg, weg von mir! Ist dein Name nicht Mensch? Hat dich das Weib nicht geboren? — Aus meinen Augen, du mit dem Menschengesicht! — Ich hab ihn so unaussprechlich geliebt! so liebte kein Sohn, ich hätte tausend Leben für ihn — Schäumend auf die Erde stampfend. Ha! wer mir itzt ein Schwert in die Hand gäb, dieser Otterbrut eine brennende Wunde zu versetzen! wer mir sagte, wo ich das Herz ihres Lebens erzielen, zermalmen, zernichten — er sei mein Freund, mein Engel, mein Gott — ich will ihn anbeten!
ROLLER. Eben diese Freunde wollen ja wir sein, laß dich doch weisen!
SCHWARZ. Komm mit uns in die böhmischen Wälder! Wir wollen eine Räuberbande sammeln, und du — Moor stiert ihn an.
SCHWEIZER. Du sollst unser Hauptmann sein! du mußt unser Hauptmann sein!
SPIEGELBERG wirft sich wild in einen Sessel. Sklaven und Memmen!
MOOR. Wer blies dir das Wort ein? Höre, Kerl! Indem er Schwarzen hart ergreift. Das hast du nicht aus deiner Menschenseele hervorgeholt! Wer blies dir das Wort ein? Ja, bei dem tausendarmigen Tod! das wollen wir, das müssen wir! Der Gedanke verdient Vergötterung — Räuber und Mör der! — So wahr meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann!
ALLE mit lärmendem Geschrei. Es lebe der Hauptmann!
SPIEGELBERG aufspringend, vor sich. Bis ich ihm hinhelfe!
MOOR. Siehe, da fällts wie der Star von meinen Augen! was für ein Tor ich war, daß ich ins Käficht zurückwollte! — Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit, — Mörder, Räu ber! — mit diesem Wort war das Gesetz unter meine Füße gerollt — Menschen haben Menschheit vor mir verborgen, da ich an Menschheit appellierte, weg dann von mir Sympathie und menschliche Schonung! — Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren, daß mir jemals etwas teuer war! Kommt, kommt! — Oh ich will mir eine fürchterliche Zerstreuung machen — es bleibt dabei, ich bin euer Hauptmann! Und Glück zu dem Meister unter euch, der am wildesten sengt, am gräßlichsten mordet, denn ich sage euch, er soll königlich belohnet werden — tretet her um mich ein jeder und schwöret mir Treu und Gehorsam zu bis in den Tod! — schwört mir das bei dieser männlichen Rechte!
ALLE geben ihm die Hand. Wir schwören dir Treu und Gehorsam bis in den Tod!
MOOR. Nun, und bei dieser männlichen Rechte! schwör ich euch hier, treu und standhaft euer Hauptmann zu bleiben bis in den Tod! Den soll dieser Arm gleich zur Leiche machen, der jemals zagt oder zweifelt oder zurücktritt! Ein Gleiches widerfahre mir von jedem unter euch, wenn ich meinen Schwur verletze! Seid ihrs zufrieden?
Spiegelberg läuft wütend auf und nieder.
ALLE mit aufgeworfenen Hüten. Wir sinds zufrieden.
MOOR. Nun dann, so laßt uns gehn! Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden ereilet endlich sein Tag, es sei auf dem weichen Kissen von Flaum, oder im rauhen Gewühl des Gefechts, oder auf offenem Galgen und Rad! Eins davon ist unser Schicksal! Sie gehen ab.
SPIEGELBERG ihnen nachsehend, nach einer Pause. Dein Register hat ein Loch. Du hast das Gift weggelassen. Ab.
Dritte Szene
Im Moorischen Schloß, Amaliens Zimmer
Franz. Amalia.
FRANZ. Du siehst weg, Amalia? Verdien ich weniger als der, den der Vater verflucht hat?
AMALIA. Weg! — Ha des liebevollen, barmherzigen Vaters, der seinen Sohn Wölfen und Ungeheuern preisgibt! daheim labt er sich mit süßem, köstlichem Wein und pflegt seiner morschen Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt — schämt euch, ihr Unmenschen! schämt euch, ihr Drachenseelen, ihr Schande der Menschheit! — seinen einzigen Sohn!
FRANZ. Ich dächte, er hätt ihrer zween.
AMALIA. Ja, er verdient solche Söhne zu haben, wie du bist. Auf seinem Todbett wird er umsonst die welken Hände ausstrecken nach seinem Karl und schaudernd zurückfahren, wenn er die eiskalte Hand seines Franzens faßt — oh es ist süß, es ist köstlich süß, von deinem Vater verflucht zu werden! Sprich, Franz, liebe brüderliche Seele! was muß man tun, wenn man von ihm verflucht sein will?
FRANZ. Du schwärmst, meine Liebe, du bist zu bedauren.
AMALIA. O ich bitte dich — bedauerst du deinen Bruder? — Nein, Unmensch, du hassest ihn! Du hassest mich doch auch?
FRANZ. Ich liebe dich wie mich selbst, Amalia!
AMALIA. Wenn du mich liebst, kannst du mir wohl eine Bitte abschlagen?
FRANZ. Keine, keine! wenn sie nicht mehr ist als mein Leben.
AMALIA. O, wenn das ist! Eine Bitte, die du so leicht, so gern erfüllen wirst, Stolz. — Hasse mich! Ich müßte feuerrot werden vor Scham, wenn ich an Karln denke und mir eben einfiel’, daß du mich nicht hassest. Du versprichst mirs doch? — Itzt geh, und laß mich, ich bin so gern allein!
FRANZ. Allerliebste Träumerin! wie sehr bewundere ich dein sanftes liebevolles Herz. Ihr auf die Brust klopfend. Hier, hier herrschte Karl wie ein Gott in seinem Tempel, Karl stand vor dir im Wachen, Karl regierte in deinen Träumen, die ganze Schöpfung schien dir nur in den Einzigen zu zerfließen, den Einzigen widerzustrahlen, den Einzigen dir entgegenzutönen.
AMALIA bewegt. Ja wahrhaftig, ich gesteh es. Euch Barbaren zum Trutz will ichs vor aller Welt gestehen — ich lieb ihn!
FRANZ. Unmenschlich, grausam! Diese Liebe so zu belohnen! Die zu vergessen —
AMALIA auffahrend. Was, mich vergessen?
FRANZ. Hattest СКАЧАТЬ