Название: Francisco Pizarro
Автор: Arthur Schurig
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
isbn:
VI
Unter allgemeiner Zustimmung traten die beiden Schiffe die Weiterfahrt nach dem Süden an. Inzwischen war es aber Spätherbst (1526) geworden, und widrige Winde peitschten das Meer. Oft war tagelang Sturm und Gewitter. Gleichwohl erreichte man die schon bekannte Insel Gallo.
Man landete, ohne daß sich die Eingeborenen irgendwie feindselig zeigten, rastete vierzehn Tage und besserte die Fahrzeuge aus. Auf der Weiterfahrt erreichte man die Bucht von Sankt Matthäus. Alle waren entzückt von dem hier freundlicheren Gestade, seinen vielfach mit Kartoffeln, Mais und Kakaobüschen bebauten Fluren und den zahlreichen Dörfern. Auf der Höhe von Takamez erkannte man schließlich eine kleine indianische Stadt mit richtigen Straßen und etwa 2000 Häusern sowie weiten Vororten. Näher kommend sah man deutlich, daß die Männer und Frauen Goldschmuck und Edelsteine trugen. Man befand sich an der Küste des Landes Quito, das besonders goldreich war. In Peru selbst war Juwelenschmuck ein Vorrecht der Edelleute. Hier in der Nähe vom Strom gibt es übrigens noch heute ergiebige Smaragdgruben.
Boote mit Bannern und bewaffneten Kriegern kamen an die spanischen Karavellen. Offenbar empfand man keine Furcht vor den Fremdlingen, und Pizarro hütete sich, Feindseligkeiten zu eröffnen. Er landete persönlich mit einem kleinen Trupp von Armbrustern und Bogenschützen sowie etlichen Pferden. Aber seine Absicht, sich mit den Bürgern der Stadt in gutes Einvernehmen zu setzen, scheiterte an der immer drohlicheren Haltung der Eingeborenen. So blieb nichts weiter übrig als wieder an Bord zu gehen. Die den Indianern ungewohnten Ritter zu Pferd waren es, die den Respekt vor den Spaniern aufrecht hielten. Schon sammelten sich am Hafen regelrechte Heereshaufen. Pizarro berief einen Kriegsrat. Er schilderte den Vertretern der Mannschaft die Lage, wie er sie sah. Es sei klar, sagte er, daß man sich mit anderthalbhundert Mann in der Front in diesem starkbevölkerten, sichtlich kriegerischen Lande nicht lange halten könne. Von einem Marsche tief ins Innere könne hier keine Rede sein. Man müsse es an anderer Stelle versuchen, weiter im Süden.
Der Sprecher der Männschaft forderte den endgültigen Abbruch der Expedition. Die Eingeborenen seien in ungeheurer Mehrzahl, wohlgerüstet und militärisch organisiert. Eine friedliche Unterwerfung sei undenkbar, eine gewaltsame unmöglich. Je weiter man nach Süden käme, um so zahlreicher und größer seien die Ortschaften. Kurzum, die Sache sei aussichtslos.
Almagro widersprach dem. Heimkehren, ohne das geringste erreicht zu haben, bringe Schimpf und Schande. Obendrein habe jeder Teilnehmer am Zuge in Panamá mehr oder minder Schulden und Zahlungspflichten. Der Abbruch dieser Expedition würde die Unternehmung nach Perú auf Jahre hinaus gänzlich erledigen. Die Gläubiger würden auf Erfüllung ihrer Ansprüche dringen. Folglich drohe jedem der Schuldturm. Er für seine Person irre lieber frei in der Wüste herum als daß er gekettet im Gefängnis sitze. Er schlage vor, nochmals in Panama Verstärkungen anzuwerben. Was man jetzt mit Fug und Recht vom Lande Perú berichten dürfe, von allen den offen daliegenden Reichtümern, dies werde die Unternehmung in ganz andres Licht setzen als bisher. Man könne gewiß sein, daß neue Freiwillige in Scharen zur Fahne kämen.
Pizarro lachte ingrimmig. »Das alles ist schön und gut« – erklärte er – »für Euch, Don Almagro, der Ihr auf Eurem Schiffe bequem hin und her fahrt und Euch in Panamá bei Euren Freunden pflegen und hegen lasset, während die, die hierbleiben, wie immer unter meinem Kommando, in der Einöde mit Hunger und Wilden kämpfen und Tag um Tag dem Tod ins Auge blicken.«
Almagro unterbrach ihn heftig. Dann wolle er die Tapferen führen, die bereit seien, hier zu warten, bis die sichere Zufuhr an Streitkräften einträfe. Sein Ton war derart erbost, daß nicht viel fehlte und beide Kapitäne wären aufeinander losgegangen. Schon hatten sie die Hand am Schwert. Da legte sich der Schatzmeister Ribera und der Oberlotse Ruiz ins Mittel, und es gelang ihnen, die erhitzten Führer zu beschwichtigen. Man versöhnte sich und einigte sich dahin, daß Almagro wiederum mit einem Schiffe nach Panamá gehen und Pizarro wiederum an geeignetem Orte in einem Strandlager in Perú zurückbleiben solle.
So trat man die Rückfahrt an und versuchte mehrfach, in geschützten Buchten zu landen. Aber nirgends ließ die kriegerische Haltung der Eingeborenen ein Verbleiben tunlich erscheinen.
Von neuem murrten die Mißvergnügten und Verzagten. Der gewählte Ort war als trostlos verschrien. Aber Pizarro verharrte auf dem einmal gefaßten Entschluß.
Es war wohl im Dezember 1526, als Almagro von der Insel Gallo nach Panamá abging. In den Briefen der Zurückgelassenen, die dem Schiffe mitgegeben wurden, beschuldigte man beide Führer, in ihrer tollkühnen Habsucht trieben sie die ganze Mannschaft in Tod und Verderben. Almagro war schlau genug, insgeheim eine gründliche Auslese aller Briefschaften vorzunehmen. Die Jammerbriefe flogen in die Fluten. Einer aber, in einem Baumwollballen versteckt, entging ihm doch. Er war an die Gattin des Statthalters gerichtet, strotzte von Beschwerden und war von einem halben Dutzend Miesmachern unterschrieben, wie es deren in jedem Heere gibt, sobald die Gefahren des Krieges die allgemeine Stimmung drücken.
Bald nach Almagros Abfahrt schickte Pizarro auch das andere Schiff unter dem Vorwande, es müsse ausgebessert werden, bei Nacht und Nebel nach Panama. Damit machte er die Sehnsucht nach der Heimat, die sich unter den Zurückbleibenden immer wieder hörbar machte, zur Utopie. Obendrein wußte er es so einzurichten, daß die gefährlichsten Unzufriedenen abgeschoben wurden. Eine kleine zuverlässige Schar war ihm lieber als eine größere ohne einheitliche Gesinnung.
Almagros abermaliges Erscheinen im Hafen von Panama erregte große Bestürzung unter den Freunden und Anverwandten der Perú-Fahrer. Dazu kam die Wirkung des geheimen Briefes an die Frau des Statthalters. Und schließlich machten auch die Begleiter Almagros nicht den zuversichtlichen und beglückten Eindruck, den man nach den großen Worten bei der Anwerbung erwartete. Kurzum, es verbreitete sich das Gerücht, Pizarro halte die nicht Zurückgekehrten gewaltsam an einem ungesunden und unheilvollen fernen Orte zurück, von wo wahrscheinlich keiner je wieder heimkomme.
Pedro de los Rios schenkte dieser pessimistischen Darstellung Glauben und wies das Gesuch Almagros und Luques, nochmals Teilnehmer anwerben zu dürfen, nicht nur entschieden ab, sondern verlangte sogar Bericht über den Stand der Unternehmung und Rechenschaft über die bisherigen Menschenverluste. Schließlich glaubte er sich verpflichtet, einen Beamten nach der Insel Gallo zu entsenden, mit dem Auftrage, jeden Spanier zurückzubringen, der ihm erkläre, er wünsche die Heimkehr. Seine Wahl traf einen Ritter aus Cordova namens Tafur. Mit zwei Schiffen ging er alsbald ab.
Ahnungslos von alledem, saß Pizarro mit den Seinen auf der Insel Gallo. Von den Eingeborenen hatten sie nichts zu befürchten; sie hatten das Eiland verlassen. Es regnete fast ununterbrochen. Außer Krebsen, Kräutern und Muscheln bot sich keinerlei Nahrung. Die vorhandenen Vorräte an Salzfleisch und Maismehl waren knapp. Man litt mancherlei Entbehrung, auch an Bekleidungsstücken, Decken und Gerät. Dazu gab es nicht die geringste geistige Ablenkung.
Als Ritter Tafur erschien, ward er stürmisch bewillkommnet. Man vergaß, daß man ausgezogen war und sich verpflichtet hatte, einen großen Plan auszuführen. Das Nächstliegende triumphierte wie СКАЧАТЬ