Scepter und Hammer. Karl May
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Название: Scepter und Hammer

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Zigeunerin trat einen Schritt zurück. Eine fürchterliche Ahnung schien sich ihrer zu bemächtigen.

      »Was soll ich da drin?«

      »Das wird Sie sehen!«

      »Ich gehe nicht eher hinein, als bis ich es weiß. Ich will zurück zu meinem Sohne!«

      »Vorwärts!«

      Ohne weitere Umstände erfaßte er sie und schob sie in die Zelle, deren Thür er wieder verriegelte.

      »Die Frau bleibt in dieser Nummer,« befahl er einer bereitstehenden Wärterin. »Wenn sie sich nicht ruhig verhält, geben Sie ihr die Zwangsjacke. Zu essen bekommt sie heute nichts!«

      Als er über den Hof schritt, kam ihm der Pförtner entgegen.

      »Herr Oberarzt, ich suche Sie. Es ist ein Herr gekommen, welcher die Anstalt zu sehen wünscht, und ich weiß nicht, ob ich den Herrn Direktor jetzt stören darf.«

      »Wer ist es?«

      »Ein sehr feiner Herr. Er hat seinen Namen nicht genannt.«

      »Werden sehen.«

      Er inspizirte vorher gemächlich einige Spazierhöfe und begab sich.

      »Der Herr Direktor?« frug er mit einer nicht sehr tiefen Verbeugung.

      »Der Oberarzt,« antwortete dieser frostig. Er mochte glauben, einen Literaten und Berichterstatter von der Sorte, welche gern die öffentlichen Anstalten interviewt, vor sich zu haben.

      »Ich bat, den Herrn Direktor sprechen zu dürfen. Ist er verreist?«

      »Ihr Name?«

      »Hier meine Karte!«

      Diese trug die einfache Aufschrift »Dr. Max Brandauer.« Der Oberarzt verbeugte sich kalt.

      »Sie wünschen, einen Gang durch unsere Anstalt machen zu dürfen?«

      »Allerdings.«

      »Zu welchem Zwecke?«

      »Zum Zwecke der Berichterstattung.«

      »Ah!«

      Über das Gesicht des Oberarztes flog die Genugthuung, daß er sich in seiner Voraussetzung nicht getäuscht habe.

      »Ich gestatte Ihnen den Zutritt und werde Sie durch einen der Wärter führen lassen.«

      »Ich wünsche die Begleitung des Herrn Direktors!«

      »Geht nicht! Er und vier Ärzte sind von unserem schwierigen Berufe so sehr in Anspruch genommen, daß wir uns unsere kostbare Zeit nur von Vorgesetzten oder Herren höherer Extraktion kürzen lassen dürfen.«

      Max lächelte.

      »So bin ich also nicht extrakt. Bitte, lesen Sie diesen Befehl, mein Herr!«

      Er zog einen zusammengefalteten Bogen aus der Tasche und reichte ihn dem Arzte hin. Dieser blickte überrascht und ein wenig verlegen auf. Das Papier enthielt einen sehr kurz gefaßten Befehl des Ministers des Innern, dem Vorzeiger desselben als königlichen Kommissär alle Zellen und Räume der Anstalt zu öffnen und ihm auf alle seine Fragen die ausführlichste Antwort zu ertheilen.

      »Das ist etwas Anderes, mein Herr,« meinte der Arzt beinahe stotternd.

      »Bitte, bemühen sich der Herr Doktor mit mir zum Herrn Direktor!«

      Er führte ihn ungesäumt in das Arbeitskabinet des Letzteren. Es war leer. Die Direktion hatte sich nach der Anstrengung des Rapportes einem stärkenden Morgenschläfchen in die Arme geworfen.

      »Darf ich ersuchen, Platz zu nehmen? Ich werde den Herrn Kommissär sofort melden.«

      »Wohl! Doch wünsche ich nicht, wieder eine halbe Stunde warten zu müssen. Meine Zeit ist mir noch kärger zugemessen als den Herren Ärzten!« klang die kurze Antwort.

      Sie war von Erfolg, denn schon nach kaum zwei Minuten trat der Direktor ein, den schriftlichen Befehl noch in der Hand. Es war ihm deutlich anzusehen, daß er im Schlafe gestört worden war.

      »Herr Kommissär, ich habe die Ehre – —«

      »Bitte, Herr Direktor, wo haben Sie den Herrn Oberarzt gelassen?«

      »Er mußte schleunigst zu einem Kranken, welcher – —«

      »Bitte, rufen Sie ihn ebenso schleunigst zurück! Sie könnten sonst in den Verdacht kommen, daß er beauftragt sei, die Anstalt auf meine Inspektion vorzubereiten.« ein.

      »Brechen wir auf, meine Herren!« gebot Max. »Ich wünsche zunächst die Kollektivräume, wie den Andachtssaal, die Küche, Spazierorte und so weiter zu sehen, und dann gehen wir die Einzelzellen durch.«

      Es war das erste Mal, daß ein königlicher Kommissär vollständig unangemeldet die Anstalt überraschte, und das scharfe Auge des Doktors erblickte Manches, über welches er zwar einen lauten Tadel zurückhielt, doch bemerkten seine Begleiter an den zahlreichen Notizen, welche er eintrug, daß sie es nichtsdestoweniger mit einem strengen Besuche zu thun hatten.

      Der Rundgang durch dieses Haus der Irren ließ Max einen tiefen Blick in die Leiden thun, denen der menschliche Geist ausgesetzt ist. Es gab da Gemüthskranke, welche irgendein eingebildetes Ereigniß betrauerten, Idioten, die leise und unablässig vor sich hinwimmerten, Tiefgestörte, welche nie einen Laut von sich gaben, und Redselige, die keinen Augenblick zu schweigen vermochten. Es gab da Künstler und Dichter, die, berühmt durch ihre Werke, hier an kindischer Einbildung laborirten oder unter dem Eindrucke eines finstern Phantomes wie seelenlose Kreaturen dahinvegetirten. Einer hielt sich für einen Tiger. Man hatte seine Zelle in einen Menageriekäfig verwandeln müssen; er aß nur rohes, blutiges Fleisch, welches er mit den Zähnen und seinen langen Nägeln zerriß, und brüllte wie ein wildes Thier. Ein Anderer drehte sich unablässig um sich selbst; er bildete sich ein, die Erdachse zu sein. Ein Fernerer beobachtete den Himmel durch eine wie ein Fernrohr gebrauchte Papierrolle; er hielt sich für Galilei und entdeckte alle Tage neue Sterne. Ein Weiterer glaubte Bonaparte zu sein; er stand laut kommandirend in seiner Zelle und dirigirte die Schlacht bei Wagram.

      In der Zelle Nummer Elf saß ein junger Mensch, in der Weise in die Zwangsjacke eingepreßt, daß die furchtbare Kongestion nach dem Kopfe ihm den Verstand rauben mußte. Dicker Schaum triefte ihm aus dem Munde, und die blutunterlaufenen Augen quollen aus ihren Höhlen. Er vermochte nicht zu sprechen, sondern ließ bei dem Eintritte der drei Männer nur ein wildes, unartikulirtes Ächzen vernehmen, in welchem sich die entsetzlichste Todesangst ausdrückte.

      Max.

      »Er hat sich an seinem Wärter vergriffen und ihn beinahe getödtet. Er ist der Schlimmste der Tobsüchtigen und nur auf diese Weise zu zähmen.«

      Im Weiberhause wiederholten sich mit den durch das Geschlecht bedingten Abänderungen ganz dieselben Szenen und Verhältnisse. Aus einer der Zellen erscholl ein so entsetzliches Geschrei, daß Max es nicht anzuhören vermochte.

      »Um Gotteswillen, Herr Direktor, gibt es kein Mittel, diese Leute zum Schweigen zu bringen?«

      »Sie werden von selbst aufhören. Man hat diese Art Gebrüll stets zu hören, wenn ein Zuwachs zum ersten Male in die Jacke kommt.«

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