Deutschland. Ein Wintermärchen. Heinrich Heine
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Deutschland. Ein Wintermärchen - Heinrich Heine страница 2

Название: Deutschland. Ein Wintermärchen

Автор: Heinrich Heine

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Lied, ein besseres Lied,

      O Freunde, will ich euch dichten!

      Wir wollen hier auf Erden schon

      Das Himmelreich errichten.

      Wir wollen auf Erden glücklich sein,

      Und wollen nicht mehr darben;

      Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,

      Was fleißige Hände erwarben.

      Es wächst hienieden Brot genug

      Für alle Menschenkinder,

      Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,

      Und Zuckererbsen nicht minder.

      Ja, Zuckererbsen für jedermann,

      Sobald die Schoten platzen!

      Den Himmel überlassen wir

      Den Engeln und den Spatzen.

      Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,

      So wollen wir euch besuchen

      Dort oben, und wir, wir essen mit euch

      Die seligsten Torten und Kuchen.

      Ein neues Lied, ein besseres Lied!

      Es klingt wie Flöten und Geigen!

      Das Miserere ist vorbei,

      Die Sterbeglocken schweigen.

      Die Jungfer Europa ist verlobt

      Mit dem schönen Geniusse

      Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,

      Sie schwelgen im ersten Kusse.

      Und fehlt der Pfaffensegen dabei,

      Die Ehe wird gültig nicht minder —

      Es lebe Bräutigam und Braut,

      Und ihre zukünftigen Kinder!

      Ein Hochzeitkarmen ist mein Lied,

      Das bessere, das neue!

      In meiner Seele gehen auf

      Die Sterne der höchsten Weihe —

      Begeisterte Sterne, sie lodern wild,

      Zerfließen in Flammenbächen —

      Ich fühle mich wunderbar erstarkt,

      Ich könnte Eichen zerbrechen!

      Seit ich auf deutsche Erde trat,

      Durchströmen mich Zaubersäfte —

      Der Riese hat wieder die Mutter berührt,

      Und es wuchsen ihm neu die Kräfte.

      CAPUT II

      Während die Kleine von Himmelslust

      Getrillert und musizieret,

      Ward von den preußischen Douaniers

      Mein Koffer visitieret.

      Beschnüffelten alles, kramten herum

      In Hemden, Hosen, Schnupftüchern;

      Sie suchten nach Spitzen, nach Bijouterien,

      Auch nach verbotenen Büchern.

      Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht!

      Hier werdet ihr nichts entdecken!

      Die Konterbande, die mit mir reist,

      Die hab ich im Kopfe stecken.

      Hier hab ich Spitzen, die feiner sind

      Als die von Brüssel und Mecheln,

      Und pack ich einst meine Spitzen aus,

      Sie werden euch sticheln und hecheln.

      Im Kopfe trage ich Bijouterien,

      Der Zukunft Krondiamanten,

      Die Tempelkleinodien des neuen Gotts,

      Des großen Unbekannten.

      Und viele Bücher trag ich im Kopf!

      Ich darf es euch versichern,

      Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest

      Von konfiszierlichen Büchern.

      Glaubt mir, in Satans Bibliothek

      Kann es nicht schlimmere geben;

      Sie sind gefährlicher noch als die

      Von Hoffmann von Fallersleben! —

      Ein Passagier, der neben mir stand,

      Bemerkte, ich hätte

      Jetzt vor mir den preußischen Zollverein,

      Die große Douanenkette.

      »Der Zollverein« – bemerkte er —

      »Wird unser Volkstum begründen,

      Er wird das zersplitterte Vaterland

      Zu einem Ganzen verbinden.

      Er gibt die äußere Einheit uns,

      Die sogenannt materielle;

      Die geistige Einheit gibt uns die Zensur,

      Die wahrhaft ideelle —

      Sie gibt die innere Einheit uns,

      Die Einheit im Denken und Sinnen;

      Ein einiges Deutschland tut uns not,

      Einig nach außen und innen.«

      CAPUT III

      Zu Aachen, im alten Dome, liegt

      Carolus Magnus begraben.

      (Man muß ihn nicht verwechseln mit Karl

      Mayer, der lebt in Schwaben.)

      Ich möchte nicht tot und begraben sein

      Als Kaiser zu Aachen im Dome;

      Weit lieber lebt’ ich als kleinster Poet

      Zu Stukkert am Neckarstrome.

      Zu Aachen langweilen sich auf der Straß’

      Die Hunde, sie flehn untertänig:

      »Gib uns einen Fußtritt, o Fremdling, das wird

      Vielleicht uns zerstreuen ein wenig.«

      Ich bin in diesem langweil’gen Nest

      Ein Stündchen herumgeschlendert.

      Sah wieder preußisches Militär,

      Hat sich nicht sehr verändert.

      Es sind die grauen Mäntel noch

      Mit dem hohen, roten Kragen —

      (Das Rot bedeutet Franzosenblut,

      Sang Körner in früheren Tagen.)

      Noch immer das hölzern pedantische Volk,

      Noch immer ein rechter Winkel

      In jeder Bewegung, und im Gesicht

      Der eingefrorene Dünkel.

      Sie stelzen noch immer so steif herum,

      So kerzengerade geschniegelt,

      Als hätten sie verschluckt den Stock,

      Womit man sie einst geprügelt.

      Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie,

      Sie tragen sie jetzt im Innern;

      Das trauliche Du wird immer noch

      An das alte Er erinnere.

      Der lange Schnurrbart ist eigentlich nur

      Des Zopftums neuere Phase:

      Der СКАЧАТЬ