Satan und Ischariot III. Karl May
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Название: Satan und Ischariot III

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nicht. Es ist vorauszusehen, daß wir dabei ertappt würden.«

      »So mögen sie uns ertappen! Alle Wetter, wenn ich nur erst meine Glieder frei habe, dann will ich den Roten sehen, der mich wieder fangen soll!«

      »Meinst du, daß ich weniger entschlossen bin, als du? Aber ich habe keine Lust, mich, wenn ich einmal frei bin, wieder fangen zu lassen. Ich sage auch gar nicht, daß mein Gedanke, uns im Grabe des Häuptlings zu verstecken, unbedingt ausgeführt werden soll. Wenn wir uns von den Fesseln befreit haben, werden wir erst sehen, ob die Roten alle schlafen und wie es mit unsern Sachen steht. Dann wissen wir, wie wir uns zu entscheiden haben.«

      »Ja!« flüsterte jetzt Winnetou, welcher bisher geschwiegen hatte. »Der Plan meines Bruders Shatterhand ist sehr gut. Die Komantschen werden nicht alle fortreiten, denn sie wissen, daß wir laufen müssen und unbewaffnet sind, uns also nicht wehren können. Sie werden denken, es sei sehr leicht, uns wieder festzunehmen. Darum wird der Häuptling nicht alle fortschicken, zumal doch jemand unsere Sachen bewachen muß.«

      »Wieso unsere Sachen bewachen?« fragte Emery.

      »Mein Bruder weiß doch, daß wir unverletzt in die ewigen Jagdgründe gesandt werden sollen. Wenn dies geschieht, so giebt man uns auch alles mit, was wir besessen haben. Winnetou kennt die Gebräuche der roten Männer sehr genau. Unsere Körper und Glieder sollen nicht beschädigt werden, damit wir in den ewigen Jagdgründen tüchtige und starke Sklaven des toten Häuptlings sein können. Da giebt man uns auch unsere Waffen und alles andere mit, damit die Gegenstände jenseits in das Eigentum der »starken Hand« gelangen. Durch unsere Gewehre wird der tote Komantsche in den ewigen Jagdgründen der berühmteste Krieger werden.«

      »Ah, so! Die Komantschen glauben also, daß alles, was man mit uns begräbt, mit uns ins jenseitige Leben gelangt?«

      »Ja. Wir werden dem Toten geopfert und also drüben seine Diener sein; folglich wird ihm alles gehören, was wir mit hinüber bringen. Doch still, die Ablösung kommt!«

      Unsere Wächter standen auf, um den beiden, welche jetzt kamen, Platz zu machen. Letztere untersuchten ebenso, wie es die vorigen gethan hatten, unsere Riemen und setzten sich dann nieder. Dabei schob der eine von ihnen die letzten Pflanzenstengel, welche es gab, in das Feuer, das nur noch einige Minuten brannte und dann verlöschte.

      Jetzt, da das Feuer nicht mehr brannte, wurde der Himmel für uns sichtbar. Es zogen Wolken darüber hin, zwischen denen nur einzelne Sterne herniederschimmerten. Es war draußen vor unserm Felseneinschnitte so dunkel, daß wir die beiden Komantschen, obgleich sie höchstens drei Meter von uns entfernt lagen, kaum sehen konnten.

      Als eine Viertelstunde vergangen war, zog Emery die Hände aus dem Riemen und machte dann mit Hilfe seines kleinen Messerchens auch seine Füße frei. Dann knüpfte er unsere Riemen auf, was einige Zeit erforderte. Es wäre weit schneller gegangen, wenn er sie durchschnitten hätte, aber wir brauchten sie für unsere Wächter. Das wollte ihm freilich nicht in den Kopf. Er flüsterte uns zu:

      »Es wäre viel besser, sie zu töten, anstatt sie nur zu betäuben. Ein einziger Ruf von ihnen kann uns gefährlich werden.«

      »Die Möglichkeit, daß sie Zeit zu einem Hilferufe bekommen, ist in beiden Fällen vorhanden,« antwortete ich ihm, »und man tötet einen Menschen nur dann, wenn es unbedingt notwendig ist.«

      »Well, wie du willst! Wer macht sich über sie her? Wir drei?«

      »Nein, nur Winnetou und ich. Wir haben den Griff besser weg, als du. Ich nehme den rechts, und Winnetou faßt den linken.«

      Unsere Hände hatten von den Riemen gelitten; wir rieben und kneteten die Gelenke, um den Umlauf des Blutes zu unterstützen; dann gingen wir an das Werk, bei welchem es galt, außerordentlich vorsichtig zu sein, denn die beiden Roten saßen draußen so, daß sie uns die Gesichter zukehrten. Wir mußten auf sie zukriechen. Wenn sie uns nur einen einzigen Augenblick eher bemerkten, als wir ihre Kehlen zwischen unsern Händen hatten, war unser ganzer Plan zunichte.

      Glücklicherweise war es bei uns noch dunkler, als draußen bei ihnen. Wir erhoben uns auf die Kniee und rutschten auf sie zu. Dabei schlossen wir die Augen soweit, daß wir eben nur noch unter den Lidern hervorblicken konnten, denn ein offenes Auge ist selbst in solcher Finsternis, wenn es durch eine seelische Erregung erleuchtet wird, zu erkennen. Es galt zweierlei: erstens mußten wir so schnell und sicher zugreifen, daß keine Zeit zu einem Ausrufe, selbst nicht zu einem Röcheln oder Stöhnen blieb, und zweitens mußte dies vollständig geräuschlos geschehen, weil jeder hörbare Stoß oder Fall die andern Roten aufmerksam machen konnte. Ganz von selbst verstand es sich, daß wir zu gleicher Zeit zugreifen mußten, wenn der Coup gelingen sollte.

      Wir kamen ihnen näher und näher. Da berührte Winnetou meinen Arm; das war das Zeichen. Ich schnellte mich sofort vorwärts und hatte im nächsten Augenblick den einen Komantschen mit beiden Händen am Halse. Von vorn ist der Griff viel schwerer, als von hinten; er gelang uns aber dennoch, Winnetou ebenso wie mir. Die Wächter sanken unter unserm Gewicht hintenüber; es war nichts zu hören, als nur ein leises, leises Gurgeln, welches nicht bis hinüber zu dem Lagerplatz am Wasser dringen konnte. Dann kam der bekannte Hieb gegen die Schläfe, um sie zu betäuben, worauf wir ihnen die Kehlen vorsichtig und nach und nach freigeben konnten, damit sie nicht ersticken möchten.

      Ein Teil unserer Aufgabe war also glücklich gelöst. Die Roten hatten keine Waffen, als nur ihre Messer bei sich gehabt; wir nahmen dieselben an uns und hatten nun wenigstens etwas, womit wir uns wehren konnten. Sie bekamen Knebel in den Mund und wurden fest gebunden, worauf wir ihre bewegungslosen Gestalten dorthin schoben, wo wir vorher gelegen hatten.

      »Meine Brüder mögen hier warten.« flüsterte der Apatsche; »Winnetou wird an das Wasser kriechen, um zu erfahren, wozu wir uns entschließen müssen.«

      Er entfernte sich mit der Geräuschlosigkeit einer Schlange. Ganz gegen meine Erwartung dauerte es kaum zwei Minuten, bis er wiederkam; dies war kein gutes Zeichen.

      »Wir können weder zu den Pferden, noch zu den Waffen,« meldete er. »Bei den Pferden steht eine Wache. Unser ganzes Eigentum liegt abgesondert am Wasser, und daneben sitzt der Häuptling, welcher nicht schläft. Die Freude, den Tod seines Vaters an uns rächen zu können, hat ihn wach gehalten. Winnetou hat sich das gedacht.«

      »Können wir ihn denn nicht ebenso überfallen, wie die Wächter hier?«

      »Nein, denn rund um ihn liegen seine Krieger, welche wir berühren und also aufwecken würden, wenn wir zu ihm wollten.«

      »Ja, es bleibt uns nichts übrig, als uns zu verstecken und das Weitere abzuwarten,« sagte ich. »Kommt also nach dem Grabe!«

      Wir schlichen uns fort, was wir zunächst in kriechender Stellung thaten; dann, als wir entfernt genug waren, konnten wir uns erheben. Bei dem Grabe angekommen, lüfteten wir den Stein auf einer Seite soweit, daß wir in den Spalt kriechen konnten, wozu unsere Kräfte ausreichten. Weit schwerer aber war es, ihn von innen wieder ganz heranzuziehen, was uns erst nach vieler Mühe und Anstrengung gelang. Da der Boden draußen aus hartem Felsen bestand, durften wir hoffen, daß man dort nicht sehen werde, daß der Stein wieder bewegt worden war.

      Unsere Zufluchtsstätte war nichts weniger als bequem, denn der Spalt war zwar ziemlich tief, aber auch sehr niedrig. Hinten lagen die Ueberreste der »starken Hand«. Wir mußten uns eng zusammenschmiegen, um mit denselben nicht in Berührung zu kommen. Glücklicherweise gab es in dem Grabe keinen Moder- oder Fäulnisgeruch, da die Luft von oben her stets Zutritt gehabt hatte.

      So saßen und hockten wir also eng nebeneinander und warteten mit fast fieberhafter Spannung auf den Anbruch des Tages. Eine Ablösung der Wächter war nicht mehr СКАЧАТЬ