Название: Satan und Ischariot II
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Wieviel ist‘s, wieviel ist‘s?« hörte ich fragen.
»Weller hatte fünftausend und Melton eine Wenigkeit über dreißigtausend Dollars. Das ist etwas über neunundvierzigtausend Thaler oder hundertsiebenundvierzigtausend Mark.«
Rundum so tiefes Schweigen, daß man den Atem gehen hörte; dann wollte man in Freude aufjubeln; ich winkte aber energisch ab und sagte:
»Still! Kein Mensch außer Ihnen soll hören, was hier besprochen wird. Unsere Angelegenheit ist eine gerechte; aber andere würden sie wohl von einer Seite betrachten, in welcher sie in einem nicht so günstigen Licht erscheint. Auch der Jude braucht nichts davon zu erfahren. Er ist nicht so arm wie Sie; er hat sein Geld und wird bei den Yumas bleiben.«
»Er hat sein Geld?« fragte der Sprecher. »Weller hat es ihm doch genommen!«
»Ich nahm es ihm wieder ab und habe es an Jakob
Silberberg zurückgegeben. Sie sehen auch daraus, daß Weller das Geld raubte, daß das Eigentum dieser beiden Menschen sehr wahrscheinlich aus unlauteren Quellen stammt und wir uns keine Skrupel darüber zu machen brauchen, wenn Sie sich durch dasselbe entschädigen. Leider wird auf den Mann nicht soviel entfallen, wie Sie wohl denken werden und im stillen vielleicht schon ausgerechnet haben.«
»O, daran habe ich schon gedacht, und jeder von uns wird darüber ebenso denken, wie ich, daß Sie einen tüchtigen Anteil vorweg zu bekommen haben.«
»Ich? Dadurch wird die Summe um keinen Heller kleiner. Ich nehme nichts. Das wäre Diebstahl. Nein, es gibt andere Personen, welche wir auch bedenken müssen.«
»Andere? – Wer wäre das?«
»Der Haziendero. Er ist schwer geschädigt worden.«
»Er hat aber doch den Kaufpreis erhalten!«
»Einen lächerlich billigen Preis!«
»Und wird die Hazienda wiederbekommen, wenn er beweisen kann, daß der Käufer sie ihm niederbrennen ließ. Den Kaufpreis kann er dann als Entschädigung behalten. Ist das nicht genug für Ihn?«
»Wahrscheinlich. Es steht überhaupt noch nicht fest, daß ich ihm etwas geben werde; es kommt das ganz auf sein Verhalten an, welches mir bisher gar nicht gefallen hat. Dafür aber sind die andern Ansprüche, an welche ich denke, desto berechtigter. Melton hat nämlich bei einem Kaufmanne in Ures Waren bestellt, welche sich auf den von mir erwähnten Wagen befinden und von uns mitgenommen werden. Es ist bei der Ablieferung noch der Rest des Kaufpreises zu zahlen, und das werde ich tun, denn ich habe den Fuhrleuten versprochen, daß ihnen durch uns kein Schaden erwachsen soll; ich muß unbedingt Wort halten. Was noch übrig ist, das wird unter Sie verteilt.«
»Aber nach welchen Verhältnissen?«
»Wie ich denke, bilden Sie gegen dreißig verschiedene Parteien, von denen die eine zwar nur einen Kopf zählt, während die andere aus einer ganzen Familie besteht. Ein junger, alleinstehender Bursche kann unmöglich soviel beanspruchen, wie ein Familienvater mit Frau und mehreren Kindern. Wie gesagt, besprechen Sie sich darüber, und machen Sie mir dann Ihre Vorschläge. Aber behalten Sie diese Angelegenheit solange unter sich, bis wir diese Gegend, die Yumas und Mimbrenjos verlassen haben und uns in Chihuahua unter den Apatschen befinden. Wenn Sie nicht verschwiegen sind, kann uns leicht ein dicker Strich durch diese schöne Rechnung gemacht werden. Denken Sie, daß sehr wahrscheinlich jeder von Ihnen soviel bekommt, daß er sich drüben ankaufen und wohl auch, wenigstens für die erste Zeit, einrichten kann!«
Da trat der Sprecher zu mir heran, drückte mir herzlich die Hand und sagte:
»Was Sie da an uns tun, kommt uns so überraschend, daß wir Zeit brauchen werden, uns daran zu gewöhnen. Wie sollen wir Ihnen dafür danken!«
»Dadurch, daß Sie drüben fleißig arbeiten und Ihrer deutschen Abstammung Ehre machen. Ich habe keinen Dank zu erwarten, denn daß ich das Geld gefunden habe, hat der Zufall gefügt.«
Auch die andern reichten mir die Hände; von jetzt an gab es lebensfrohere Gesichter bei ihnen als bisher. Ich kehrte nun zu dem Häuptlinge zurück, welcher auf das Ende der Verhandlung gewartet hatte. Er wollte wissen, ob zu Winnetou geritten oder dieser geholt werden solle.
»Ich werde mit meinen Bleichgesichtern nach Chihuahua gehen,« sagte ich ihm. »Kann mein roter Bruder mir Pferde für sie geben?«
»Soviel Old Shatterhand braucht. Wir haben viele Pferde mit, welche als Packtiere gingen.«
»Und werden wir unbeschadet durch des Gebiet der Yumas kommen?«
»Meine Krieger werden euch gegen die andern Stämme beschützen, wenn diese dem Vertrage, welchen ich mit dir geschlossen habe, nicht beitreten sollten. Aber es wird schwer sein, den Transport der Bleichgesichter ohne langen Aufenthalt auszuführen, weil es an Speise fehlen wird.«
»Ich sorge für Proviant. Ich habe dir ja gesagt, daß die Wagen in meine Hände geraten sind. Wie steht es mit dem »großen Munde«? Erwartest du ihn hier?«
»Er wollte kommen, wenn die Herden von der Hazienda in Sicherheit gebracht worden sind.«
»So haben wir ihn heute und morgen noch nicht zu erwarten und können zu dem Häuptling der Apatschen reiten.«
»Meine Krieger haben ihre Pferde nicht hier.«
»Das ist auch nicht nötig, da nur du allein mich und den Mimbrenjo begleiten sollst.«
»Der Mimbrenjo soll auch mit? So vertraust du deine Bleichgesichter und die beiden Gefangenen ganz meinen Kriegern an?«
»Ja, du siehst, wie starken Glauben ich dir schenke. Gibt es hier kein Pferd für dich?«
»Außer dem, von welchem du vorhin Weller gerissen hast, befinden sich hier zwei, welche für Melton und mich bestimmt waren. Sie sind bei einem Wasserpfuhle an der Ostseite des Felsens versteckt.«
»So sende hin, um dir das schnellste holen zu lassen, da wir baldigst aufbrechen müssen, wenn wir Winnetous Lager noch vor Nacht erreichen wollen. Auf dem anderen Rosse kannst du einen Boten zu den Kriegern senden, welche Eure Pferde bewachen, damit sie erfahren, was geschehen ist und was sie zu tun haben. Sie müssen morgen abend mit sämtlichen Tieren hier sein, weil ich übermorgen früh den Ritt nach Chihuahua beginnen werde.«
Er war einverstanden, und bald wurde ihm das Pferd gebracht. Ich erklärte den Deutschen, wie sie sich während meiner Abwesenheit gegen ihre früheren Feinde und jetzigen Freunde zu verhalten hatten; der Häuptling tat dasselbe seinen Leuten gegenüber und gebot ihnen besonders, die Gefangenen nicht aus den Augen zu lassen. Dann ritten wir fort, begleitet von den Abschiedsrufen unserer Leute.
Zweites Kapitel: Yuma-Tsil
Wir mußten unsere Pferde ungewöhnlich ausgreifen lassen, denn der Weg, zu welchem sie herzu einen ganzen Tag gehabt hatten, mußte heute in viel kürzerer Zeit zurückgelegt werden. Der Häuptling hielt sich höflich mir zur Linken. Er machte ein nachdenkliches Gesicht; es fiel ihm nicht leicht, das, was seit gestern abend geschehen war, als endgültiges Faktum hinzunehmen. Hinter uns ritt der Mimbrenjo, So oft ich einen Blick zurück auf ihn warf, sah ich sein bronzenes Gesicht СКАЧАТЬ