Ein Kampf um Rom. Felix Dahn
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Название: Ein Kampf um Rom

Автор: Felix Dahn

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ abgefallen. — Nein, sagte er kalt zu sich, die Faust zusammendrückend, sie oder Rom:— also sie! Und ruhig sah er zu, wie das Mädchen, hold errötend, einen leichten Trunk aus dem Becher nahm, den der König darauf tief schlürfend bis zum Grund leerte. Er zuckte zusammen, da er ihn auf den Marmortisch niedersetzte, »Kommt hinauf ins Palatium«, sprach er fröstelnd, den Mantel über die linke Schulter schlagend, »mich friert.« Und er wandte sich.

      Da traf sein Blick auf Cethegus: er stand einen Augenblick still und sah dem Präfekten eindringend ins Auge.

      »Du hier?« sagte er finster und trat einen Schritt auf ihn zu: da zuckte er nochmal und stürzte mit einem jähen Schrei neben der Quelle aufs Antlitz nieder

      »Athalarich!« rief Kamilla und warf sich taumelnd über ihn. Der alte Corbulo sprang aus der Schar der Diener zuerst hinzu: »Hilfe«, rief er, »sie stirbt — der König!«

      »Wasser! Rasch Wasser!« sprach Cethegus laut. Und entschlossen trat er an den Tisch, ergriff den Silberbecher, bückte sich, spülte ihn schnell, aber gründlich in der Quelle und neigte sich über den König, der in Cassiodors Armen lag, indes Corbulo das Haupt Kamillens auf seine Knie legte.

      Ratlos, entsetzt umstanden die Hofleute die beiden scheinbar leblosen Gestalten.

      »Was ist geschehen? Mein Kind!« mit diesem Schrei drängte sich Rusticiana, die soeben gelandet, an der Tochter Seite. »Kamilla!« rief sie verzweifelt, »was ist mit dir?«

      »Nichts!« sagte Cethegus ruhig, sich prüfend über die beiden beugend. »Es ist nur eine Ohnmacht. Aber den jungen König hat sein Herzkrampf hingerafft. Er ist tot.«

      DRITTES BUCH: AMALASWINTHA

      »Amalaswintha verzagte nicht nach Frauenart,

      sondern kräftig wahrte sie ihr Königtum.«

Prokop, Gotenkrieg, I, 3

      ERSTES KAPITEL

      Wie ein Donnerschlag aus heitrem Himmel traf Athalarichs plötzliches Ende die gotische Partei, die an diesem nämlichen Tage ihre Hoffnungen so hoch gespannt hatte. Alle Maßregeln, die der König in ihrem Sinne angeordnet, waren gelähmt, die Goten plötzlich wieder ohne Vertretung in dem Staat, an dessen Spitze jetzt die Regentin ganz allein gestellt war.

      Am frühen Morgen des nächsten Tages stellte sich Cassiodor bei dem Präfekten ein. Er fand diesen in ruhigem, festem Schlaf.

      »Und du kannst ruhig schlafen, ruhig wie ein Kind, nach einem solchen Schlag!« — »Ich schlief«, sagte Cethegus, sich auf den linken Arm aufrichtend, »im Gefühle neuer Sicherheit.« — »Sicherheit! ja, für dich, aber das Reich!«

      »Das Reich war mehr gefährdet durch diesen Knaben als ich. Wo ist die Königin?« — »Am offenen Sarge ihres Sohnes sitzt sie, sprachlos! Die ganze Nacht.«

      Cethegus sprang auf: »Das darf nicht sein«, rief er. »Das tut nicht gut. Sie gehört dem Staat, nicht dieser Leiche. Um so weniger, als ich von Gift flüstern hörte. Der junge Tyrann hatte viele Feinde. Wie steht es damit?«

      »Sehr ungewiß. Der griechische Arzt Elpidios, der die Leiche untersuchte, sprach zwar von einigen auffallenden Erscheinungen. Aber, wenn Gift gebraucht worden, meinte er, müßte es ein sehr geheimes, ihm völlig fremdes sein. In dem Becher, daraus der Arme den letzten Trunk getan, fand sich nicht die leiseste Spur verdächtigen Inhalts. So glaubt man allgemein, die Aufregung habe das alte Herzleiden zurückgerufen und dieses ihn getötet. Aber doch ist es gut, daß man dich von dem Augenblick, da du die Versammlung verließest, immer vor Zeugen gesehen: der Schmerz macht argwöhnisch.«

      »Wie steht es um Kamilla?« forschte der Präfekt weiter. — »Sie soll von ihrer Betäubung noch gar nicht erwacht sein; die Ärzte fürchten das Schlimmste. — Aber ich kam, dich zu fragen: Was soll nun weiter geschehen? Die Regentin sprach davon, die Untersuchung gegen dich niederzuschlagen.« — »Das darf nicht sein!« rief Cethegus. »Ich fordre die Durchführung. Eilen wir zu ihr.« — »Willst du sie am Sarge ihres Sohnes stören?« — »Ja, das will ich! Deine zarte Rücksicht bebt davor zurück? Gut, komme du nach, wenn ich das Eis gebrochen.«

      Er verabschiedete den Besuch und rief seine Sklaven, ihn anzukleiden. Bald darauf schritt er, in dunkelgraues Trauergewand gehüllt, hinab zu dem Gewölbe, wo die Leiche ausgestellt lag. Gebieterisch wies er die Wachen und die Frauen Amalaswinthens hinweg, die den Eingang hüteten, und trat geräuschlos ein.

      Es war die niedrig gewölbte Halle, in der ehedem die Leichen der Kaiser mit Salben und Brennstoffen für den Scheiterhaufen bereitet worden. Das schweigende Gelaß, mit dunkelgrünem Serpentin getäfelt, von kurzen dorischen Säulen aus schwarzem Marmor getragen, war nie von der Tageshelle beleuchtet: auch jetzt fiel auf die düstern byzantinischen Mosaiken auf dem Goldgrund der Wandplatten kein andres Licht als von den vier Pechfackeln, die an dem Steinsarkophag des jungen Königs mit unstetem Schimmer flackerten.

      Dort lag er, auf einem tiefroten Purpurmantel, Helm, Schwert und Schild zu seinen Häupten.

      Der alte Hildebrand hatte ihm einen Eichenkranz um die dunkeln Locken gewunden. Die edeln Züge ruhten in ernster, bleicher Schöne.

      Zu seinen Füßen saß in langem Trauerschleier die hohe Gestalt der Regentin, das Haupt auf den linken Arm gestützt, der auf dem Sarkophage ruhte, der rechte hing schlaff herab. Sie konnte nicht mehr weinen.

      Das Knistern der Pechflammen war das einzige Geräusch in dieser Grabesstille. —

      Lautlos trat Cethegus ein, nicht unbewegt von der Poesie des Anblicks. Aber mit einem Zusammenziehen der Brauen war dies Gefühl wie ein Anflug von Mitleid erstickt. »Klarheit gilt es«, sprach er zu sich selbst, »und Ruhe.« Leise trat er näher und ergriff die herabgesunkene Hand Amalaswinthens. »Erhebe dich, hohe Frau, du gehörst den Lebendigen, nicht den Toten.«

      Erschrocken sah sie auf: »Du hier, Cethegus? Was suchst du hier?«

      »Eine Königin.«

      »Oh, du findest nur eine weinende Mutter!« rief sie schluchzend. — »Das kann ich nicht glauben. Das Reich ist in Gefahr, und Amalaswintha wird zeigen, daß auch ein Weib dem Vaterland den eignen Schmerz opfern kann.«

      »Das kann sie«, sagte sie, sich aufrichtend: »Aber sieh auf ihn hin. — Wie jung, wie schön —! Wie konnte der Himmel so grausam sein.« — »Jetzt oder nie«, dachte Cethegus. »Der Himmel ist gerecht, streng, nicht grausam.«

      »Wie redest du? Was hat mein edler Sohn verschuldet? Wagst du ihn anzuklagen?« — »Nicht ich! Doch eine Stelle der Heiligen Schrift hat sich erfüllt an ihm: ‘Ehre Vater und Mutter, auf daß du lang lebest auf Erden.’ Die Verheißung ist auch eine Drohung. Gestern hat er gefrevelt gegen seine Mutter und sie verunehrt in trotziger Empörung: — heute liegt er hier. Ich sehe darin den Finger Gottes.«

      Amalaswintha verhüllte ihr Antlitz. Sie hatte dem Sohn an seinem Sarge seine Auflehnung herzlich vergeben. Aber diese Auffassung, diese Worte ergriffen sie doch mächtig und zogen sie ab von ihrem Schmerz zur liebgewordenen Gewohnheit des Herrschens. »Du hast, o Königin, die Untersuchung gegen mich niederschlagen wollen und Witichis zurückberufen. Letzteres mag sein. Aber ich fordere die Durchführung des Prozesses und feierliche Freisprechung als mein Recht.«

      »Ich habe nie an deiner Treue gezweifelt. Weh mir, wenn ich es jemals müßte. Sage mir: ich weiß von keiner Verschwörung! СКАЧАТЬ